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E-Book

So tickt der Mensch

Auf der Flucht! Aber wohin?

AutorKurt Tepperwein
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783746020822
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,49 EUR
Wir alle befinden uns in fast jedem Augenblick auf der Flucht, ohne es zu bemerken. Wir flüchten uns in Gedanken, Schuldzuweisungen, Emotionen, in die Freizeit oder in Gewohnheiten und Süchte. Dies bedeutet, dass wir nie wirklich anwesend sind. Aber nur wer JETZT lebt, wird dem Lebensglück begegnen. Diesem Phänomen des Flüchtens und der Ausflüchte sind Kurt Tepperwein und Felix Aeschbacher auf den Grund gegangen. Sie zeigen uns die verschiedensten Fluchtwege auf, auf denen wir uns unbewusst befinden. Was kaum einem Menschen bewusst ist, haben sie bis ins Detail durchleuchtet, um den Menschen durch Erkenntnis und Einsicht in ein neues Bewusstsein zu führen. Diese ganzheitliche Betrachtungsweise rückt Verhaltensformen und Wesenszüge ans Tageslicht, die meist unbeachtet bleiben. Es ist an der Zeit hinzusehen, denn erst wenn wir uns dieser Muster und Programme gewahr werden, wird sich etwas daran ändern.

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Leseprobe

SOLANGE ALSO DER GEIST UNFÄHIG IST, DAS PROBLEM ZU BETRACHTEN, SOLANGE ER NICHT FÄHIG IST, DAS PROBLEM ZU LÖSEN, MUSS ER VERSCHIEDENE WEGE DER FLUCHT VOR DEM PROBLEM FINDEN, UND DIE FLUCHTWEGE SIND HOFFNUNGEN, SIE SIND DER ABWEHRMECHANISMUS.

KRISHNAMURTI

FLUCHT IN SCHULDZUWEISUNGEN


Wer kennt es nicht? Das leidige Thema mit der Schuld. Bereits in der Kindheit wurden wir zur Genüge mit dem Begriff vertraut gemacht. Das Schuldgefühl ist etwas, das tief in uns verankert ist. Es gibt kaum einen Menschen, dem dieses Gefühl fremd ist. Wie befreiend ist es, zu wissen, dass es Schuld gar nicht gibt. Natürlich tut der eine dies und der andere das und wir bilden uns unsere Meinung darüber.

Aber inwieweit kann der Mensch aus sich heraus handeln?

Handelt er nach seinem freien Willen? Und wenn ja, was ist der freie Wille überhaupt? Kann dieser aus sich heraus entstehen oder geht dem, was wir Wille nennen, vielleicht eine Kraft voraus, die den Willen lenkt? All diesen Fragen sollten wir auf den Grund gehen, anstatt uns über die richtige Garderobe, die passende Frisur oder ein besseres Gehalt den Kopf zu zerbrechen.

Schlechte Noten?

Die Eltern sind schuld daran, weil sie zu wenig mit uns gelernt haben. Die Lehrer sind schuld, dass wir so schlechte Noten bekommen haben. Auch der Sitznachbar hat uns bei der Prüfung abgelenkt und die Pubertät hat Ihres dazu beigetragen. Wie soll man ein guter Schüler sein, wenn doch alles um einen herum so negativ ist?

Der Staat ist schuld, dass ich keine bessere Ausbildung bekommen habe.

Das Leben ist schuld, weil es mir keine besseren Chancen eingeräumt hat.

Ist alles einmal schuldig gesprochen worden, ist der Zweifel immer noch da und man schiebt die Schuld nun auf sich selbst. Ich bin schuld, dass ich es im Leben nicht zu mehr gebracht habe.

Im Leben ist immer etwas schuld und genau das ist es, was den Menschen antriebslos und depressiv macht. Bei so einer Einstellung muss man ja traurig und krank werden. „Hätte ich mehr gespart, würde es mir heute besser gehen. Hätte ich doch damals das Angebot nicht ausgeschlagen, diesen Mann nicht geheiratet, einen anderen Beruf ausgeübt …“

Hätte … hätte … hätte. Immer wieder fragen mich die Menschen, was sie falsch machen und was sie an ihrem Leben ändern sollen.

Warum können wir das Leben nicht einfach so lassen, wie es ist?

Nein, Sie haben nichts falsch gemacht und nein, Sie hätten nichts anders machen können.

Frage: „Aber ich hätte doch …“

Antwort: „Nein, hätten Sie nicht!“

Frage: „Warum nicht, wenn ich doch …“

Antwort: „Hätte es anders sein sollen, wäre es anders gekommen. Hätten Sie anders handeln können, hätten Sie anders gehandelt. Sie hätten es anders getan, wenn Sie es denn anders hätten tun sollen.“

Frage: „Wenn ich aber doch nicht so schlecht gedacht oder nachgegeben hätte, dann …“

Antwort: „Das Wort HÄTTE ist irrelevant. Das Leben lässt Sie so denken und handeln, wie es Ihnen entspricht. Sie können immer nur so sein, wie Sie sind. Jeder Mensch ist gut, wie er ist. Erst seine Meinung oder ein Urteil anderer macht ihn zu dem, was er zu sein scheint, aber nicht wirklich ist. Ob Sie mit einem Ergebnis einverstanden sind oder nicht, tut nichts zur Sache. Es ist die Erfahrung, die zählt.“

Man kann den Satz, dass es keine Schuld gibt, nicht einfach so übernehmen. Diesem Satz muss man auf den Grund gehen. Er muss verinnerlicht und in seiner ganzen Tiefe erfasst, erfahren und entdeckt werden. Erst dann kann man vom schuldbeladenen Kamel zum unschuldigen Lamm mutieren. Nun gibt es Menschen, die sagen: „Der Mörder ist schuld, wenn er jemanden umgebracht hat!“

Natürlich hat dieser Mensch etwas sehr Liebloses getan, doch wer kann ihn deshalb schuldig sprechen? Wie würden Sie in seiner Situation handeln?

Sie würden niemanden umbringen? Kennen Sie seine Situation? Wissen Sie, was diesen Mensch dazu gebracht hat? Wären Sie als Kind misshandelt, geschlagen und seelisch verletzt worden, würden Sie dann die Hand ins Feuer legen, dass Sie es nicht tun würden?

Außerdem bringt es nichts, das zu hinterfragen, weil man nie eine Antwort darauf finden wird. Dennoch sollte man sich mit Bewertungen zurückhalten, denn sie entspringen einer persönlichen Meinung, die etwas „Einzelnes“ ist. Es gibt Dinge im Leben, die durchaus krank und abartig sind. Dies gibt uns aber noch lange nicht das Recht, über Menschen und Dinge zu urteilen, die wir nicht im Geringsten kennen.

Uns fehlt es an der Weitsicht und einer unbegrenzten Wahrnehmung, die uns die Dinge so wahrnehmen lässt, wie sie sind, und nicht, wie sie zu sein scheinen.

Wir brauchen die Tat des Mörders nicht gutzuheißen, aber wir können sie wertungsfrei beobachten und der Welt mit einer verstandesbefreiten Herzenskraft begegnen.

Läuft im Leben etwas schief oder geht uns etwas gegen den Strich, so ist sofort irgendwer oder irgendetwas schuld daran. In Schuldzuweisungen sind wir alle Profis, das mag wohl sein. Zuerst ist es immer der andere oder etwas anderes. Das hat wohl Tradition. Irgendwann hinterfragen wir die Schuldzuweisung und erklären uns selbst zum Missetäter. Wie kommen wir aus dieser Nummer raus?

Woher kommen unsere Schuldgefühle?


Schuldgefühle entstehen aus Unwissenheit, da es so etwas wie Schuld eigentlich gar nicht gibt. Wer bestimmt was richtig oder falsch ist? Folgende Punkte können dafür verantwortlich sein:

  1. Der Mensch neigt dazu, Gedanken zu folgen, die Menschen zuvor schon gedacht haben und denen die Mehrheit der Menschen folgt.
  2. Wir bilden uns ein, unsere Taten selbst zu tun und zu hundert Prozent dafür verantwortlich zu sein.
  3. Wir glauben, der Handelnde zu sein.
  4. Wir glauben, ein eigenständig existierendes Wesen zu sein, das getrennt von allen andern besteht.
  5. Wir schenken dem Glauben, was wir zwar als Realität bezeichnen, von dem wir aber nicht ansatzmäßig wissen, was es in Wirklichkeit ist.
  6. Wir glauben, ein Mensch zu sein, der eine Seele hat, anstatt zu erkennen, dass wir eine Seele sind, die einen Körper benutzt, um sich selbst zu erfahren.
  7. Wir glauben, dass der freie Wille aus sich heraus entscheidet und etwas Eigenständiges ist.
  8. Wir hinterfragen das Leben nicht und nehmen uns nicht die Zeit dafür, Gedanken, Gefühlen, Ereignissen und Taten auf den Grund zu gehen.
  9. Wir sind hart und lieblos geworden.

Was können wir tun?


  1. Eigenständigkeit und selbstständiges Denken entwickeln.
  2. Wir sollten herausfinden, was wir wirklich sind.
  3. Wir sollten uns bewusst werden, dass ein Mensch aus sich heraus nicht existieren kann. Fährt ein Auto ohne Benzin?
  4. Alles ist eins. Diese Wahrheit gilt es zu ergründen.
  5. Wir haben die Einbildung übernommen, die einzige Realität zu sein. Wäre das so, warum sterben wir dann? Kann die eine und wahre Realität vergehen? Müsste diese nicht Bestand haben? Was also sind wir?
  6. Wir sollten den Mut haben, über das Menschsein hinauszusehen und unsere Begrenzungen und unsere duale Sichtweise hinter uns zu lassen. Schritt 1 bietet an, die Sichtweise lediglich in Frage zu stellen.
  7. Finden wir heraus, was es mit dem freien Willen genau auf sich hat. Wäre der freie Wille wirklich so, wie wir glauben, warum werden wir dann krank? Wollen wir das? Müsste der freie Wille nicht immer funktionieren, wenn es ihn so gäbe, wie wir glauben? Ist der freie Wille das, was uns Dinge tun lässt, oder gibt es da etwas, was den freien Willen steuern muss, damit er überhaupt erst funktionieren kann?
  8. Wann machen wir es uns zum Hobby, in uns hineinzuspüren, still zu sein und unsere Aufmerksamkeit nach innen zu richten, anstatt uns ständig im Außen zu verlieren? Ist es denn so schlimm, von Gesprächen, Beschäftigungen und TV befreit einfach nur still dazusitzen und sich selbst wahrzunehmen?
  9. Trachten wir nach unserem wahren Kern, der liebevoll und von Natur aus sehr geschmeidig ist. Frei von Schuldzuweisungen können wir unsere Lieblosigkeiten erkennen und uns vornehmen, es beim nächsten Mal anders zu machen und einfühlsamer, nachsichtiger und mitfühlender zu sein.

Halten wir also nach dem Zugang zum Herzen Ausschau, ohne uns dabei anzustrengen. In sich gekehrt zu sein bedeutet keinen Kraftaufwand. Es ist eine ursprüngliche Eigenschaft unserer Wesenheit.

Und was noch?


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