Kapitel 2
Warum Sie sich schlecht fühlen
Bereits mit 14 Jahren hatte ich mit vielen der bekannten PCOS-Symptome wie Akne, Unterzuckerung, unregelmäßiger Zyklus, Erschöpfung, Haarausfall und unerwünschter Haarwuchs, besonders im Gesicht, zu kämpfen. Ich war damit nicht allein. Meine Mutter und beide Großmütter hatten mit ähnlichen Symptomen zu tun. Es schien das genetische Schicksal der Frauen in unserer Familie zu sein. Leider wurde bei keiner von uns die Diagnose PCOS gestellt, und so kannten wir die Ursache für all diese Symptome nicht.
Meine Mutter brachte mich zu einem Allgemeinmediziner, einem Dermatologen, einem Gynäkologen und sogar einem Psychologen. Ich musste mich zahllosen Tests unterziehen, darunter einer Kopfhaut-Biopsie, und dennoch kam man zu keinem Ergebnis. Kein einziger Arzt kam auf die Idee, meine Androgene, mein Insulin oder meinen Blutzucker zu untersuchen. Ich folgte trotzdem dem Rat der Ärzte, löste Rezepte ein und befolgte Anweisungen. Ich fühlte mich als Opfer meiner genetischen Anlage und dazu verurteilt, darum zu kämpfen, schwanger zu werden, an manchen Tagen auch nur darum, mich vom Sofa aufzuraffen. Das ging so lange, bis ich selbst die Kontrolle über meine Gesundheit übernahm.
Im Nachhinein bin ich für meinen Weg dankbar. Er hat mich zu der Frau gemacht, die ich heute bin, und es mir ermöglicht, Zehntausenden anderer Frauen dabei zu helfen, mit PCOS ein gutes Leben zu führen. Aber es war ein langer Weg.
Ich erinnere mich noch genau an einen Tag zu meinen College-Zeiten, als ich mich in einem kalten Untersuchungszimmer wiederfand, ängstlich und verwirrt. Ich fühlte mich erbärmlich, hatte meine Periode seit Monaten nicht gehabt und verstand nicht, warum. Die Ärztin sah mir in die Augen und sagte mir, man würde »Himmel und Erde in Bewegung setzen« müssen, um mich irgendwann einmal schwanger zu bekommen. Sie stellte mir ein neues Pillenrezept aus und entließ mich. Es war ein dunkler Moment für mich. Ich war hilf- und hoffnungslos. Noch immer hatte ich keine Diagnose. Es war kein Ende meiner unkontrollierbaren Symptome in Sicht, und nun musste ich mich also auch noch darauf einstellen, unfruchtbar zu sein. In meinen Zwanzigern verschlechterten sich die Symptome. Nach dem College kochte ich mein eigenes Süppchen, was in meinem Fall bedeutete, dass ich haufenweise preiswerte, industriell verarbeitete Gerichte wie etwa Nudeln mit Käse aß. Ich begann, Depressionen zu entwickeln. Ich fragte mich, was mit mir nicht stimmte. Eigentlich war ich eine starke, erfolgreiche und intelligente Frau. Warum konnte ich mich selbst nicht davon abhalten, Toffees zu essen? Warum fielen mir die Haare aus? Ich ging ausnahmslos jeden Tag joggen und nahm doch zu. Ich ging zum Endokrinologen, der mir Spironolacton gegen meinen Hirsutismus (männlichen Haarwuchs) verschrieb, was nicht half, da es nur der Versuch war, ein Symptom zu bekämpfen. Ich hatte noch immer keine Diagnose.
Schließlich heiratete ich die Liebe meines Lebens. Wir wollten eine Familie gründen, also setzte ich die Pille ab. Meine gesundheitlichen Probleme und Symptome blieben, aber vier Jahre später wurde ich, mithilfe von Clomifen, schwanger mit meinem ältesten Sohn. Für mich war er ein Wunder. Nach seiner Geburt entschieden wir uns für das Creighton-Modell der Familienplanung, da ich die Pille nicht mehr nehmen wollte. Das Creighton-Modell ist eine natürliche Methode, die auf der Billings-Methode basiert. Ich traf mich monatlich mit einer Creighton-Lehrerin, die meine Werte durchsah und bald feststellte, dass ich keine Eisprünge hatte. Sie war die Erste, die meine Zyklus-Muster erkannte und PCOS damit in Verbindung brachte. Als wir für ein zweites Kind bereit waren, empfahl sie mir einen Spezialisten, der mir Actos, Guaifenesin und Clomifen verschrieb. Weil mir bis dahin schon so vieles verschrieben worden war, nahm ich die Medikamente ein, ohne weiter nachzufragen. Aber keine Chance: Ich wurde nicht schwanger, und ich fühlte mich schrecklich.
Dann machte ich eine Reproduktionsendokrinologin ausfindig. Sie kannte die richtigen Labore, an die wir uns wenden konnten, und ordnete sofort einen Ultraschall an. Endlich! Mit 30 Jahren hatte ich meine offizielle Diagnose – PCOS. Ich bekam Metformin (wodurch ich mich richtig krank fühlte) und ärztlich überwachte Clomifenzyklen. Durch diese Hilfe empfing ich mein zweites Wunder.
Nach der Geburt meines zweiten Sohnes fühlte ich mich schlechter denn je. Ich schwor mir, niemals wieder Metformin oder die Pille zu schlucken, weil mir beide so furchtbar schlecht bekamen. Ich hatte zwei wunderbare Kinder und einen großartigen Ehemann, aber ich fühlte mich ständig abgeschlagen und kaum funktionsfähig. Meine Erschöpfung, der Hirsutismus, die Benommenheit und die Unterzuckerung waren außer Kontrolle geraten. Ich war ganz bestimmt nicht die Frau und Mutter, die ich eigentlich hätte sein können. Nach all den Jahren, in denen ich die Standardratschläge unzähliger Ärzte befolgt hatte, wurde mir klar, dass nichts von alldem half. Die Medikamente, die man mir verschrieben hatte, machten mich kränker und elender. Die Medikamente, die mir dabei geholfen hatten, schwanger zu werden, konnten mein PCOS nicht beheben. Ich war viel zu jung, um mich so alt zu fühlen, und ich war es leid, immer müde zu sein und zu leiden – ich wollte so nicht weiterleben.
Wenn ich mich besser fühlen wollte, musste ich einen anderen Ansatz wählen, das war mir inzwischen klar. Ich fand eine Heilpraktikerin, die mich an die Wurzel meiner Symptome führte, statt sie notdürftig zuzupflastern. Mit 32 Jahren hatte ich die richtige Person gefunden. Sie unterstützte mich bei der Wahl der Nahrungsergänzungsmittel, die meine Hormone in ihr natürliches Gleichgewicht zurückbringen konnten. Vielleicht am wichtigsten war, dass sie mir beibrachte, ein Blutzuckermessgerät zu benutzen. Dank dieses Hilfsmittels stellte ich eine Verbindung her zwischen dem, was ich aß, und meinem Befinden. Ich hatte Erfahrungswerte, mit denen ich meine Symptome interpretieren konnte. Mithilfe des Blutzuckermessgeräts begann ich, mit meiner Ernährung zu experimentieren. Als ich diesen Teil meines Lebens unter Kontrolle hatte, kehrte meine Energie zurück, mein Haar begann langsam, wieder zu wachsen, ich nahm ab und meine Menstruationszyklen wurden regelmäßiger.
Durch die Arbeit mit der Heilpraktikerin und durch meine eigenen Nachforschungen und Experimente wurde mir klar, dass es mir gelingen konnte, die Kontrolle über mein Wohlbefinden zu übernehmen. Niemand anders konnte dies für mich tun. Ich wollte nicht länger Ratschläge unbesehen annehmen und mich als Opfer fühlen.
Ich graste das Internet ab und las Bücher über PCOS und ganzheitliche Medizin, geschrieben von Pionieren wie Samuel Thatcher, Walter Futterweit und Nancy Dunne. Ich wurde wieder zur Schülerin, um von Spezialisten etwas über Ernährung und Wohlbefinden zu lernen. Nach Hunderten Stunden und vielen Experimenten entwickelte ich ein Programm, durch das ich wieder aufblühte. Ich änderte meine Ernährung und meine Lebensweise und, ganz wesentlich, meine innere Einstellung. Ich begann, mich um mich selbst zu kümmern. Mein Mann nahm die Veränderung wahr und erklärte mich zur »Diva«. Zuerst war ich beleidigt, bis mir klar wurde, dass ich, um für meine Familie in Bestform sein und für sie mein Bestes geben zu können, tatsächlich eine PCOS-Diva sein muss.
Als meine Reproduktionsendokrinologin meinen Erfolg bemerkte und Frauen, die PCOS hatten und wie ich Metformin oder die Pille nicht vertrugen, zu mir schickte, damit ich ihnen helfen konnte, wusste ich, dass ich auf einer wichtigen Spur war. Ich erwarb mein Zertifikat als Gesundheitsberaterin und begann, offiziell Frauen zu coachen, eine nach der anderen mit großem Erfolg. Bald wurde mir klar, dass die kleinen, machbaren Schritte dessen, was heute mein 21-Tage-Plan zur Behandlung von PCOS ist, auch den Millionen anderer Frauen helfen könnten, die verzweifelt versuchen, ihre Symptome mithilfe von Medikamenten und Ratschlägen zu mildern, die ihnen in Wirklichkeit nicht helfen. Inzwischen ist es meine Berufung und mein Beruf geworden, mit anderen das zu teilen, was ich über PCOS weiß. Und trotz aller Mahnungen der Ärzte vor all den Jahren bin ich mit meinem dritten Kind, einem fantastischen Mädchen, auf natürlichem Wege schwanger geworden. Sie ist das direkte Ergebnis der PCOS-Diva-Lebensweise, die ich entwickelt habe.
Es ist mir wichtig, dass Sie wissen, dass Sie kein Opfer sind. PCOS ist kein Schicksal. Es gibt kein Zaubermittel dagegen, aber Sie können mit PCOS gut leben, wenn Sie die Macht des Wissens nutzen, die passende Ernährungsweise finden und Ihre Lebensweise verändern.
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