Fremdsprachen – die Königsdisziplin des Lernens

Fremdsprachenlernen hat es in sich!

Das Lernen von Fremdsprachen ist die Königsdisziplin des Lernens, denn es gibt kaum einen anderen Bereich des Wissenserwerbs, der dem Lernenden derart viel Engagement abverlangt. Möchten wir eine Fremdsprache erlernen, so müssen wir mit allen Sinnen in den Lernprozess eintauchen, das bedeutet, wir müssen sowohl in der Fremdsprache lesen, hören, fühlen.

Darüber hinaus kann ein und derselbe Satz an unterschiedliche Personen gerichtet ganz verschiedene Reaktionen hervorrufen. Nehmen wir als Beispiel den Satz Ich liebe dich. Wenn Sie diesen Satz Ihrer Frau sagen, dann wird das eine andere Reaktion hervorrufen, als wenn Sie diesen Satz Ihrem Chef gegenüber oder in dessen Beisein an seine Frau gerichtet äußern.

Spaß beiseite: Kein anderer Lernprozess auf dieser Welt ist so anspruchsvoll wie das Lernen von Fremdsprachen, denn Sie lernen nicht nur mit allen Sinnen, sondern Sie sind durch die ständige Interaktion mit den Mitmenschen während des Anwendens einer Fremdsprache in einem Zustand erhöhter emotionaler Anspannung, die aus dem natürlichen Bedürfnis resultiert, dem anderen sympathisch erscheinen zu wollen. Selbst das Musizieren vor Publikum ist weniger emotional, weil die Zuhörer trotz allem passiv bleiben und nicht mit Ihnen interagieren. Aber jede Lerntechnik, die Sie auf einem anderen Wissensgebiet anwenden können, hilft Ihnen auch, Ihre Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern. Das Lernen von Fremdsprachen ist also tatsächlich die Königsdisziplin des Lernens und aus diesem Grund empfehle ich Ihnen, Fremdsprachen als Trainingsfeld für Ihre Speedlearning-Erfahrung zu nutzen. Sie lernen nämlich nicht nur einfach Vokabeln oder grammatikalische Regeln zu behalten und aktiv anzuwenden, sondern Sie lernen auch zuzuhören, sich angemessen zu artikulieren, selbstbewusst auf Menschen zuzugehen und andere Kulturen zu verstehen sowie von ihnen zu lernen. Sie erhalten dadurch Zugang zu Wissen, das Ihnen aufgrund Ihres kulturellen Hintergrunds bislang verschlossen blieb. Nicht umsonst waren die Universalgelehrten aus früheren Zeiten auch Reisende, die sich in fremden Ländern und anderen Kulturen Inspiration und fachlichen Austausch holten. Das Erlernen einer Fremdsprache verhilft Ihnen außerdem dazu, künftig Ihre Muttersprache besser verstehen und händeln zu können.

Darüber hinaus ist es wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen, die mehrere Sprachen sprechen, auf der einen Seite seltener an psychischen Krankheiten wie beispielsweise Depressionen, Panikattacken oder Demenz erkranken und auf der anderen Seite privat und beruflich erfolgreicher sind als Menschen, die nur ein, zwei oder gar keine Fremdsprachen beherrschen. Der Grund hierfür liegt auf der Hand:

Durch das Lernen und die beständige Anwendung von Fremdsprachen werden die Gehirnzellen trainiert (wie ein Muskel) und für eine gute Durchblutung Ihres Gehirns gesorgt. Das Gehirn steuert alle wichtigen Abläufe im Körper. Somit ist klar, dass sich das Fremdsprachenlernen positiv auf Ihre Gesundheit auswirkt. Durch die positivere innere Einstellung gegenüber anderen Kulturen, die Sie automatisch entwickeln, wenn Sie sich umfangreich mit Fremdsprachen beschäftigen, erscheinen Ihnen andere Kulturen weniger fremd, sodass sich grundsätzlich Ihre Anspannung, die Sie möglicherweise in Bezug auf andere Kulturen, aus welchen Gründen auch immer haben, löst und sich in Neugier und Freude über die gewonnenen Erkenntnisse, Eindrücke und Freundschaften verwandelt.

Die Funktion einer Sprache

Jede Sprache verfügt über vier Funktionen:

•  Kontaktaufnahme,

•  Kommunikation,

•  sie dient dem Ausdruck des inneren Erlebens

•  und schafft Kulturverständnis.

Wenn Sie eine Sprache aktiv anwenden wollen, müssen Sie mit Menschen in Kontakt treten. Gehen Sie auf die Straße und begrüßen Sie jeden Tag mindestens fünf wildfremde Menschen in der Sprache, die Sie aktuell gerade lernen. Nehmen Sie Kontakt auf! Denken Sie einmal an eine Mutter, die sich nur wenige Minuten nach der Geburt mit ihrem neugeborenen Kind unterhält. Sie spricht mit dem kleinen Wesen wohlwissend, dass dieses wundersame Geschöpf inhaltlich kein Wort von dem versteht, was die Mutter zu ihm sagt. Dennoch tut sie es, um Kontakt aufzunehmen, um dem Kleinen ein Gefühl der Geborgenheit zu geben und um beruhigend auf es einzuwirken, denn durch Stimme vermittelt man nicht nur Inhalt, sondern auch Stimmung und Emotion.

Je besser Ihr Selbstvertrauen entwickelt ist, desto mehr positive Stimmung und dem Gespräch zuträgliche Emotionen werden Sie an Ihre Zuhörerschaft übertragen. Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung, dass Sie von Anfang an den Kontakt zu den Menschen suchen, um mit Ihnen in der Zielsprache zu sprechen, damit Sie sich sehr bald immer wohler mit dieser Sprache fühlen.

Kommunikation findet überall statt! Überall da, wo Sie etwas zu fragen oder zu erzählen haben, zum Beispiel bei einer Hotelreservierung oder im Rahmen von Smalltalk. Beispielsweise, wenn Sie jemanden in der Zielsprache begrüßen und Ihr Gegenüber fragen, ob er Ihre Zielsprache spricht. Dann erkundigen Sie sich nach dem Weg zu Ihrem Hotel oder zu einem Restaurant. Erweitern Sie die Gespräche schrittweise um für Sie relevante Themen.

Sobald Sie sich in der Kommunikation der Zielsprache wohlfühlen, sind Sie bereit für die dritte Funktion einer Sprache: der Ausdruck inneren Erlebens. Hier beginnt es nun emotional zu werden! Das ist der Punkt, an dem die meisten Lernenden, die eine Sprache ausschließlich in der Schule, im Studium oder in Sprachkursen gelernt haben, scheitern. Denn jetzt werden ganz wunderbare biochemische Abläufe in Ihrem Gehirn freigesetzt, die entweder zu einem angenehmen oder zu einem weniger angenehmen Gefühl führen. Man könnte diese Zustände auch als Trance bezeichnen und Sie können diese Tranceprozesse in Ihrem Körper entweder dem Zufall überlassen oder sie kontrollieren.

Trance meint in diesem Zusammenhang eine Fokussierung, also eine Einschränkung Ihrer Aufmerksamkeit. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, dass Sie im Ausland in einem Restaurant sitzen und gerade Ihr Essen bekommen haben und jetzt feststellen, dass die Austern irgendwie merkwürdig schmecken. Nun möchten Sie dem Kellner gerne mitteilen, dass Sie der Meinung sind, dass diese Austern ungenießbar sind. Wenn es Ihnen nun an Fremdsprachenkenntnissen fehlt, so mangelt es Ihnen an Fähigkeit, sich elegant und trotzdem auf den Punkt gebracht in Ihrer Zielsprache auszudrücken oder sogar zu beschweren. Ihnen bleibt ausschließlich die Option, durch aggressives Kommunizieren Ihrem Missfallen Ausdruck zu verleihen. Professionell hingegen ist es, durch Ausdruck inneren Erlebens auf wertschätzende und doch eindeutige Art und Weise Ihre Beschwerde vorzutragen und so Ihrem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, ebenso professionell und in Ihrem Sinne darauf zu reagieren. Viele Menschen, welche die Stufe des inneren Erlebens meistern, kommunizieren auch in ihrer Muttersprache in emotional aufreibenden Situationen anders, als es ihre lebensunerfahreneren Mitmenschen tun. Es ist somit vollkommen unerheblich, welche Sprache Sie sprechen. Sobald Sie Ihre Fremdsprachenintelligenz weiter entwickeln, verbessert sich auch die Sprachkompetenz in Ihrer Muttersprache.

Die vierte Funktion von Sprache ist das Kulturverständnis. Kulturverständnis meint die Fähigkeit, Ironie, Sarkasmus, Humor, Redensarten, Sprichwörter, Moral und kulturelle Besonderheiten zu erkennen und für sich zu nutzen. Erinnern Sie sich an die polnische Hochzeit meines besten Freundes Timo. Nun ist uns klar, dass es in Polen eine Selbstverständlichkeit zu sein scheint, als Gast einer Hochzeit das traditionelle Lied »Sto lat« auswendig zu lernen, um bei diesem wirklich wichtigen kulturellen Ereignis ein Teil der Hochzeitsgesellschaft sein zu können. Für alle Leser, denen in absehbarer Zeit die große Ehre zu Teil wird Gast auf einer polnischen Hochzeit zu sein, hier kurz der wichtigste Teil des Liedes:

»Sto lat, sto lat,

Niech żyje, żyje nam.

Sto lat, sto lat,

Niech żyje, żyje nam,

Jeszcze raz, jeszcze raz, niech żyje, żyje nam,

Niech żyje nam!«

Die Struktur einer Sprache

Jede Sprache folgt einer bestimmten Struktur.

Diese setzt sich zusammen aus der Grammatik, dem Vokabular und der Phonetik (Lehre von den sprachlichen Lauten). Dass Sie die Grammatik instinktiv erfassen, wenn Sie eine neue Sprache lernen, habe ich Ihnen anhand des Beispiels mit der kründlichen Rumpfe oben ausgiebig erörtert.

Die Phonetik einer Sprache trainieren Sie am besten durch Imitation ausländischer Slangs, wie Sie es vermutlich während der Schulzeit schon das ein oder andere Mal getan haben. Überraschen wird Sie jetzt vermutlich aber,...