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Corporate Diplomacy

Wie professionell gestaltete Außenbeziehungen ein Unternehmen erfolgreicher machen

AutorWilfried Hoop
VerlagSchäffer-Poeschel Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl247 Seiten
ISBN9783791044101
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis43,99 EUR
Wirtschaftliche Risiken, Regulierungs- und Compliance-Tsunami, technologische Disruption: Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen. Gleichzeitig werden die Gräben zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft immer tiefer. Wilfried Hoop zeigt Unternehmern und Managern wie sie mit dem Lösungsansatz 'Corporate Diplomacy' durch eine volatile, komplexe und zunehmend wirtschaftskritische Welt navigieren und wie sie durch gezieltere Zusammenarbeit mit Stakeholdern ihren Unternehmenserfolg steigern können. Mit Interviews mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik u.a.: Josef Ackermann, Roland Berger, Peter Brabeck, Beat Hess, Fred Kindle, Peter Kurer, Edward T. McMullen Jr., Friedrich Merz. Für weitere Informationen: corporate-diplomacy.net

Wilfried Hoop ist Corporate Diplomacy Advisor und Managementfachmann mit Masterabschluss in internationaler Politik und Diplomatie an der Staffordshire University, Stoke-on-Trent, langjährige praktische Erfahrung in der Diplomatie, Berufsstationen u. a. bei Hilti, ENI und der UEFA.

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Leseprobe

1 Unternehmen – Treiber oder Getriebene?


Unternehmen bewegen sich nicht im luftleeren Raum, sondern in von Politik und Gesellschaft geschaffenen und sich permanent verändernden Rahmenbedingungen. Sie haben, mit anderen Worten, ein ureigenes, existentielles Interesse daran, diese Bedingungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen und zu gestalten. Die Wirtschaft agiert heute in einer hochgradig volatilen, teilweise anarchischen Welt. Terror, lokale und regionale Kriege, Massenmigration, Spannungen zwischen Großmächten, demografischer Wandel, Umweltzerstörung, überbordende Staatsschulden, antiwirtschaftliche Stimmung in der Gesellschaft, technologische Revolutionen und nicht zuletzt ein geradezu explosionsartiges Anwachsen der Rechts- und Compliance-Risiken drangsalieren die Wirtschaft. »Die Vielzahl und Größenordnung der Probleme, mit den wir heute konfrontiert sind, übersteigen unsere Kapazitäten, sie zu bewältigen oder auch nur vollständig zu erfassen«, schreibt George Soros.1

Die Konsequenz aus dieser Gemengelage umschreibt das Akronym VUCA, das da steht für Volatility (Volatilität), Uncertainty (Ungewissheit), Complexity (Komplexität) und Ambiguity (Ambiguität). Es ist vor diesem Hintergrund nur schwer verständlich, dass Privatunternehmen und Verbände nicht wesentlich mehr politisches Engagement an den Tag legen. Denn es liegt in ihrem vitalen Interesse, die Welt wieder berechenbarer und sicherer zu machen. Die meisten Risiken, denen sich Unternehmen ausgesetzt sehen, sind von ihrem Ursprung her politische Risiken. Die oft zu beobachtende Reduktion des Begriffs »politische Risiken« auf militärische Konflikte und Terrorismus ist zu kurz gegriffen. Das Scheitern staatlicher Institutionen, Korruption, Massenmigration oder Hungersnöte sind zuallererst politisches Versagen. Politische Risiken sind auch keineswegs allein auf die Entwicklungs- und Schwellenländer reduziert, wie etwa der Brexit oder der kopflose deutsche Atomausstieg anschaulich demonstrieren. Wirtschaftliche Risiken wie Fiskalkrisen, Energiepreisschocks, Arbeitslosigkeit, ausufernde Verschuldung, Inflation oder Deflation, Sparprogramme, die Ausgestaltung bilateraler und multilateraler Handelsverträge, Einund Ausfuhrbeschränkungen, strengere Sicherheits-, Arbeits- und Umweltvorschriften, Wirtschaftssanktionen oder Datenschutz sind letztendlich alles politische Risiken. Sogar Umweltrisiken wie Wasserkrisen oder Klimaveränderungen sind – teilweise zumindest – politische Risiken. In Anlehnung an Bill Clintons »It’s the economy, stupid« müsste sich jeder Wirtschaftsführer und Manager heute sagen: »It’s politics, stupid!«

Die Politik gestaltet die Welt, in der sich Unternehmen bewegen. Unternehmen, die florieren wollen, müssen sich in erster Linie darum bemühen, sich möglichst ideale Bedingungen dafür zu schaffen. Sowohl die Wirtschaft als Ganzes wie auch einzelne Unternehmen können und müssen mehr dafür tun. Deutlich mehr als bisher. Wenn Sie Skifahrer sind, wissen Sie, dass Sie besser fahren, wenn Ihre Skier gut gewachst sind. Wenn Sie Fußballer sind, wissen Sie, dass Sie besser spielen, wenn der Rasen sauber gemäht ist. Und wenn Sie Unternehmer sind, dann wissen Sie beispielsweise, dass Ihr Leben einfacher ist, wenn Sie sich durch weniger Regulierungsdickicht kämpfen müssen. Oder dass Sie Ihre Ziele besser durchsetzen können, wenn Sie nicht nur ein paar Politiker, sondern auch einflussreiche NGOs, Medien oder Nachbarn für Ihre Projekte begeistern können. Unternehmer dürfen, wie Friedrich Merz, Chairman von BlackRock Deutschland und ehemaliger Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, eindringlich betont, die entscheidenden Weichenstellungen nicht alleine den Politikern überlassen. Eine McKinsey-Studie ergab, dass sich über drei Viertel der befragten Führungskräfte damit einverstanden erklärten, die Wirtschaft – vor allem das Topmanagement – müsse sich aktiv in den Politik- und Gesetzgebungsprozess einbringen.2 In derselben Umfrage äußerten aber viele von ihnen auch ihre Frustration über die Politik; etwa darüber, dass sich die Politik oft unfairer Rhetorik behelfe, wenn sie über die Wirtschaft spreche, dass sie die Wirtschaft oft für gesellschaftliche Probleme verantwortlich mache oder dass die zuständigen Behörden die Industrien, die sie regulieren, nur ungenügend verstünden. Weniger als die Hälfte der Befragten in besagter Studie gaben zudem an, ihre Firmen seien gut darin, sicherzustellen, dass für das Unternehmen relevante Politikangelegenheiten auf der Agenda des Topmanagements landeten. Der frühere McKinsey-Mann und ehemalige CEO des ABB-Konzerns Fred Kindle bringt es auf den Punkt: »Während ein CEO sich vor 30 Jahren auf Profit und Wachstum konzentrieren konnte, wird sein Job heute immer politischer.« Interessengruppen aller Couleur fordern die Erfüllung ständig steigender Ansprüche in Sachen Nachhaltigkeit, Corporate Governance und Mitarbeiter-Wohlbefinden. Gleichzeitig drangsalieren aktivistische Investoren das Topmanagement stärker denn je mit ihren Forderungen nach Gewinnen und Aktienkurssteigerungen. Doch die wenigsten Topmanager reagieren auf diese Umstände mit der erforderlichen Entschlossenheit. Unbehagen und Unsicherheit überwiegen.

Der ehemalige Vorsitzende des GE-Konzerns, Jeff Immelt, klagt: »Man würde denken, dass Unternehmen wie GE, die den Leuten gute Jobs geben, gute Produkte herstellen und zum Gedeihen der Gesellschaft beitragen, entsprechende Wertschätzung entgegengebracht würde.«3 Stattdessen begegne man ihnen mit Misstrauen, Regierungen und internationale Institutionen würden darin versagen, den Herausforderungen der Welt wirksam entgegenzutreten und die Globalisierung werde attackiert wie nie zuvor. Der ehemalige UBS-Chef Peter Kurer warnt, es sei negativ für die Gesellschaft, wenn Unternehmen »im Krieg« seien mit Regierungen, wenn sich die öffentliche Meinung mehr und mehr gegen »die Wirtschaft« wende. Einer Gallup-Untersuchung zufolge ist der Anteil jener in den USA, die geringes oder gar kein Vertrauen in »Big Business« haben, von 26 Prozent im Jahr 1976 auf 39 Prozent im Jahr 2017 gestiegen.4 Das Brennglas wird in zunehmendem Maße auf die Unternehmen gerichtet, um herauszufinden, welchen gesellschaftlichen Nutzen sie stiften oder welche Schäden sie anrichten. Die Universität St. Gallen hat in Kooperation mit der Handelshochschule Leipzig einen »GemeinwohlAtlas« für die Schweiz erstellt, mit dem sie herausfinden wollten, inwieweit private und staatliche Unternehmen den Erwartungen der Bürger diesbezüglich entsprechen.5 Wenngleich der Begriff des Gemeinwohls ein nicht klar definierbarer ist – grundsätzlich geht es um Förderung gemeiner Wohlfahrt im Gegensatz zu Partikularinteressen –, kann man auch dieser Studie und ihren Resultaten ein zentrales Motiv zugrunde legen: wachsender gesellschaftlicher Druck auf Unternehmen der Privatwirtschaft, sich »sozial« zu verhalten und einen Beitrag für das Gemeinwohl über den enger definierten Unternehmenszweck hinaus zu leisten. Die Konsequenz müsste eigentlich klar sein: Unternehmen müssen politisch-diplomatisch aufrüsten, um dieser Herausforderung wirksamer zu begegnen.

Unlängst wies der Economist in einem Beitrag darauf hin, dass im Zeitalter des Populismus der Shareholder-Value-Ansatz zunehmend unter Druck gerät.6 Es werden sechs sogenannte »Unternehmens-Gattungen« (»Corporate Tribes«) identifiziert: Da wären erstens die Hardcore-Shareholder-Value-Vertreter, die ungezügelt und kurzfristig auf Profitund Aktienkursmaximierung setzen. Die zweite, größte Gruppe westlicher Unternehmen, setzt auch auf die Shareholder, allerdings ist ihr Ansatz geduldiger und langfristiger ausgerichtet. Die dritte Gruppe, die stark im Wachsen begriffen ist, tut heute Dinge, die morgen möglicherweise von der Politik und der Gesellschaft eingefordert werden könnten. Man könnte auch von vorauseilendem Gehorsam sprechen. Gemeint sind insbesondere Initiativen im Bereich der Nachhaltigkeit, des Umwelt- und Klimaschutzes. Die vierte Gruppe sind die sogenannten »Corporate Kings«, Unternehmen also, die so erfolgreich sind im Kreieren von Shareholder-Value, dass sie diesen gelegentlich ignorieren können. Unilever-Boss Paul Polman beschreibt sein Unternehmen demnach als NGO, die sich darauf verpflichte, die Armut zu reduzieren. Die fünfte Gruppe sind die »Corporate Socialists«, Unternehmen, die vom Staat, von Familien oder dominanten Managern kontrolliert werden. Ihr Ansatz ist, dass Shareholder-Value nicht so wichtig ist wie die Bereitstellung von Arbeitsplätzen, gute Bezahlung oder günstige Produkte. Goldman Sachs wird als »Corporate Socialist« bezeichnet. Die Firma halte die Auszahlung an die Anteilseigner auf dem geringstmöglichen Niveau und beglücke dafür die Angestellten mit den höchstmöglichen Boni. Die letzte Gruppe sind die vom Glauben abgefallenen, die Apostaten. Darunter fallen beispielsweise Fannie Mae und Freddie Mac, die dazu da sind, günstige Kredite zu vergeben, statt Profite zu machen. Ebenfalls zu dieser Kategorie wird etwa das staatliche venezolanische Ölunternehmen PDVSA gerechnet, das...

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