Die Prostata ist eine männliche Drüse, die unverzichtbar ist für die Fortpflanzung. Aber sie produziert weder Spermien noch lagert sie sie. Ihre Aufgabe besteht einzig darin, einen Teil der Samenflüssigkeit zu produzieren, die nach ihrer Vermischung mit den Samenzellen das Sperma bildet. In der Prostataflüssigkeit findet man Zink und Zitronensäure, die eine Art Antiseptikum bilden, sowie PSA, dessen Aufgabe die Verflüssigung des Spermas nach der Ejakulation ist. Diese Verflüssigung ist notwendig, um die im Sperma eingebundenen Spermien zu befreien, sobald diese am Muttermund ankommen, und ihnen dadurch die freie Bewegung hin zur Eizelle zu ermöglichen.
WARUM DIESER NAME?
Der Begriff »Prostata« leitet sich vom griechischen Wort prostrates ab, das sich zusammensetzt aus pro (davor), sta (stehen) und der Nachsilbe tes (wörtlich: »der, der davorsteht«, daher auch die deutsche Bezeichnung »Vorsteherdrüse«). Er bezeichnete einen Führer, einen Präsidenten, einen Beschützer oder Wächter. Nie handelte es sich im Altgriechischen um einen medizinischen Begriff. Später entstand aus dieser griechischen Wurzel das lateinische Verb prostare, aus dem die heutigen Begriffe »Prostituierte« und »Prostitution« abgeleitet sind.
Gleichzeitig bezeichnete das altgriechische Wort parastates die Körperteile, die an der Zeugung beteiligt waren, das heißt die Bestandteile des männlichen Geschlechtsorgans, Hoden und Nebenhoden. Als Herophilos später – 300 Jahre vor Christus in Alexandria – zum ersten Mal die Prostata beschreibt, nennt er sie parastatai adenoides, wörtlich »helfende Drüse«, also der Fortpflanzung dienende Drüse.
Warum also heißt die Prostata »Prostata«, wo sie doch nichts und niemandem vorsteht, und nicht parastate, was viel treffender wäre? Ganz einfach aufgrund von zwei Fehlern, die sich im Mittelalter eingeschlichen haben, wie die Professoren Marx und Karenberg vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin in Köln entdeckten und 2009 in einer ausführlichen Analyse veröffentlichten, die in The Prostate, einer hoch angesehenen medizinischen Fachzeitschrift, erschien. Zunächst einmal kam es zu einem Transkriptionsfehler: Im Jahr 1600 beschreibt der französische Arzt André du Laurens die Prostata als »eine unter der Blase liegende Drüse, die das Sperma sammelt und aufbewahrt«, und bezeichnet sie als prostatae anstelle von parastatai. Zweiter Fehler: André du Laurens gibt ihr ein weibliches Geschlecht, während parastatai männlich ist.
Marx FJ, Karenberg A: History of the term prostate, The Prostate, 2009.
ANATOMIE EINER DRÜSE
Die Prostata ist folglich eine Drüse, und wie alle Drüsen des menschlichen Körpers besteht sie aus zwei Elementen:
• einem Drüsengewebe im engeren Sinn, das Flüssigkeit produziert; im Fall der Prostata handelt es sich um etwa 100 kleine Drüsen, die dicht aneinandergedrängt sind;
• einem Stroma genannten Bindegewebe, das alle diese kleinen Drüsen umschließt. Das Stroma wiederum besteht aus Fasern, die den Zusammenhalt der Gefäße, Arterien und Venen sicherstellen, welche die Blutversorgung gewährleisten, und aus glatten Muskelzellen. Diese Muskeln kontrahieren sich bei der Ejakulation und stoßen die in den Drüsen enthaltene Flüssigkeit aus, ungefähr so, als drücke man einen Schwamm aus. Das Stroma ist ein zentraler Bestandteil der Prostata: Ungefähr ein Viertel davon besteht aus Muskeln.
Diese beiden Bestandteile sind Ausgangspunkt für zwei der häufigsten Prostataerkrankungen: für Prostatakrebs, der von den Prostatadrüsen ausgeht, und das Prostataadenom, das wiederum im Bindegewebe seine Wurzeln hat.
Prostataadenom und Prostatakrebs sind zwei grundverschiedene Krankheiten. Das Adenom ist gutartig, und es ist auch keine präkanzeröse Erkrankung.
DER PENIS IST ZWAR KEIN KNOCHEN, ABER DIE PROSTATA BESTEHT ZUM TEIL AUS MUSKELN
Es heißt, Heinrich IV. hätte sehr lange geglaubt, sein Penis »sei ein Knochen«. Das war natürlich ein anzüglicher Scherz seinerseits: Im Penis eines Mannes gibt es keinen Knochen … Wahr ist dagegen, dass die Prostata einen Muskelanteil hat. Mit seiner Hilfe kann sie sich bei der Ejakulation kontrahieren wie ein Schwamm, um die Samenflüssigkeit auszustoßen.
DIE PROSTATA BEWEGT SICH MIT DER ATMUNG UND DER BLASE
Die Prostata ist nicht fixiert, sondern sie bewegt sich mit der Atmung (bis zu 3 mm Verschiebung) und in Abhängigkeit vom Füllgrad der Blase und des Rektums. Darauf basiert die theoretische Grundlage der osteopathischen Behandlung von Prostataerkrankungen: Das Organ soll wieder beweglich gemacht werden.
Die Fortpflanzungsdrüse liegt nämlich direkt unter der Blase. Wenn die Blase entleert wird, muss der Urin mitten durch die Prostata geleitet werden. Die Drüse hat folglich einen Hohlraum im Innern, diesen zentralen Kanal, der durch sie verläuft, bezeichnet man als prostatische Harnröhre. All die kleinen Prostatadrüsen münden bei der Ejakulation direkt in diesen Kanal. Bei einer Blasenentzündung können die Keime leicht durch diese kleinen Kanäle aufsteigen und die Prostata infizieren: Das nennt man eine Prostatitis oder Prostataentzündung.
Normalerweise ist die Prostata ziemlich klein, etwa 20 Kubikzentimeter (oder 20 g: 1 ccm Prostata wiegt ungefähr 1 g). Doch mit zunehmendem Alter wird sie oft, ja sogar sehr oft größer, denn der Prozentsatz von Männern mit einer vergrößerten Prostata steigt analog zu den Jahrzehnten: 50 % der 50-Jährigen haben eine vergrößerte Prostata, 60 % der 60-Jährigen, 70 % der 70-Jährigen und so weiter. Dass die Prostata mit dem Alter größer wird, ist normal, umgekehrt ist eine normal große Prostata mit 75 Jahren ziemlich selten.
In der weit überwiegenden Mehrzahl der Fälle (80 % der Fälle, um genau zu sein) haben Männer eine vergrößerte Prostata und wissen es gar nicht. Denn solange durch die Volumenausdehnung nicht die Harnröhre verengt wird, treten keine sichtbaren Symptome auf.
SPERMAPRODUKTION UND EJAKULATION: IM ZENTRUM DES GESCHEHENS!
Unmittelbar vor dem Samenerguss bei der Ejakulation wird in der Prostata durch die Vermischung der Prostataflüssigkeit, der Spermien und der Flüssigkeit aus den Samenbläschen das Sperma gebildet. (Die Flüssigkeit wird durch die Kontraktion der Prostata aus dieser ausgestoßen. Die Prostata besteht zu ungefähr einem Viertel aus Muskelzellen, durch deren Kontraktion die in den Prostatadrüsen enthaltene Flüssigkeit in die Harnröhre gepresst wird.) Gleichzeitig verschließt sich der Blasenhals direkt oberhalb der Prostata, um ein Aufsteigen dieser Flüssigkeit in die Blase zu verhindern (siehe hier). Der Erguss erfolgt dann durch rhythmische Kontraktionen der Beckenbodenmuskeln und des Musculus bulbocavernosus, die an der Basis des Glieds ansetzen.
Volumen und Zusammensetzung des Spermas: zwischen 2 und 5 ml je nach Dauer der Abstinenz; mit jedem abstinenten Tag erhöht sich das Volumen um 0,4 ml. Das Sperma besteht aus den Samenzellen oder Spermatozoen (10 %), der Flüssigkeit aus der Prostata (10 %) und einer aus den Samenbläschen stammenden Flüssigkeit (80 %).
10 % | Spermatozoen | stammen aus den Hoden und werden zwischen zwei Ejakulationen in den Samenleiterampullen gelagert; zwischen 20 bis 100 Millionen/ml |
10 % | Prostataflüssigkeit | reich an Phosphatsäure, Zitronensäure und PSA |
80 % | Sekret der Samenbläschen | reich an Fruktose |
ES GIBT EINE SPERMAALLERGIE, UND IN DEN MEISTEN FÄLLEN IST DAS PROSTATASPEZIFISCHE ALLERGEN DA-FÜR VERANTWORTLICH.
Eine Allergie gegen Samenflüssigkeit kommt nicht häufig vor, aber auch nicht so selten, wie man denken würde. Sie bewirkt ein Brennen der Vulva und der Vagina, verbunden mit Rötungen und lokalem Juckreiz, die unmittelbar nach der Ejakulation oder in der nächsten Stunde auftreten, manchmal auch in Verbindung mit allgemeinen Symptomen wie Hautauschlag, Atembeschwerden, die bis zum Asthmaanfall gehen können, oder zu verstopfter Nase. Die Ursache dafür ist eine Allergie gegen das prostataspezifische Antigen (siehe hier.). Diese Allergie kann durch eine Desensibilisierung behandelt werden.2
WAS IST EINE NORMALE EJAKULATION?
Das Ejakulat besteht aus Spermien, die aus den Hoden stammen (die Samenzellen machen ca. 10 % der Menge des Ejakulats aus) sowie den Sekreten der Samenbläschen und der Prostata. Die Ejakulation verläuft in zwei aufeinander folgenden Phasen, die sich binnen weniger Sekunden abspielen: zuerst die Emissionsphase, dabei vereinen sich alle Sekrete aus den Samenbläschen, den Samenleiterampullen (wo die Spermien zwischen zwei Ejakulationen gelagert werden) und der Prostata mitten in der Prostata in der prostatischen Harnröhre. In diesem Moment beginnt die Expulsionsphase, in der die Muskeln des Beckenbodens und insbesondere der Musculus bulbospongiosus, der die Basis des Glieds umschließt, sich rhythmisch kontrahieren, um das Sperma mit großer Kraft durch die Harnröhre nach vorne zu befördern. Der Ausstoß des Spermas setzt voraus, dass sich der Blasenschließmuskel öffnet und...