Dieses Kapitel hilft Ihnen dabei, besser zu verstehen, was die Rosacea genau ist. Sie erfahren etwas über ihre möglichen Auslöser, ihren Verlauf und ihre drei Stadien sowie über mögliche Ursachen. Darüber hinaus erhalten Sie Tipps für das konstruktive Gespräch mit Ihrem Arzt und den Ablauf der Behandlung und lernen die verschiedenen Arten der Therapie kennen, die der Schulmedizin heute zur Verfügung stehen.
Die Rosacea ist eine nicht ansteckende Erkrankung, in deren aktiver Phase vermehrt Symptome wie Rötungen, Jucken, Brennen und Pusteln auftreten, die den Betroffenen über Tage oder auch Wochen belasten. Oft beginnt ein solcher Schub mit einem Kribbeln und Hitzeschüben im Gesicht, den sogenannten Flushs. Zu den Faktoren, die eine Verschlechterung des Krankheitszustandes bewirken, zählen beispielsweise UV-Licht, Stress oder scharfes Essen. Jeder Mensch reagiert dabei unterschiedlich stark auf diese sogenannten Trigger. Mit entsprechenden Maßnahmen kann man oft gegensteuern und einen Schub ganz verhindern oder ihn abmildern.
Auch die Verlaufsform der Rosacea ist sehr individuell. Meist ist von drei Stadien die Rede, die aber nicht zwangsläufig den Verlauf, sondern vielmehr die jeweils vorherrschenden Symptome und Schweregrade beschreiben. Während die Haut in Stadium I dauerhaft gerötet ist, herrschen in Stadium II zusätzlich entzündliche Papeln und Pusteln vor. Schließlich treten vor allem bei Männern in Stadium III der Krankheit Wucherungen auf, die zu einer roten Knollennase führen können.
Fast könnte der Begriff „Rosacea” einem Gärtnerfachbuch entstammen. Die Haut der Betroffenen „blüht” in den Phasen eines akuten Schubes im wahrsten Sinne des Wortes auf und bringt rote Wangen und Pusteln mit sich. Mit einer kontraproduktiven Lebensweise „düngen” Sie Ihre Rosacea, mit der richtigen Fürsorge halten Sie sie weitestgehend unter Kontrolle. Übrigens: Die Rosacea ist nicht ansteckend!
Das Leben mit der Rosacea ist gekennzeichnet von Zeiten, in denen Sie möglicherweise außer ein paar erweiterten Äderchen und leichten Rötungen kaum etwas von der Erkrankung bemerken, sowie mal länger, mal kürzer andauernden aktiveren Phasen des Krankheitsgeschehens, deren Auftreten durch Trigger wie UV-Strahlung, Hitze oder Stress begünstigt werden kann. Dann wird die Gesichtshaut verstärkt durchblutet, und im mittleren Gesichtsdrittel treten je nach Krankheitsstadium erweiterte Gefäße, entzündliche Papeln und Pusteln, Rötungen, Schwellungen oder andere Symptome auf.
Wie lange ein Rosacea-Schub anhält, ist sehr unterschiedlich. Theoretisch kann er von einigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen andauern. Die Wahrscheinlichkeit eines Schubes und seine Dauer können durch das Befolgen einiger meiner Tipps deutlich reduziert werden.
Bei Schüben: Ruhe bewahren!
Erstes Gebot im Schub ist: Ruhe bewahren! Mit Stress verschlimmern sich die Symptome nur noch weiter. Überlegen Sie, was die Verschlechterung ausgelöst haben könnte, und versuchen Sie, diesen Faktor künftig soweit möglich zu meiden.
Die Rosacea-Haut weist einige Besonderheiten auf: Der transepidermale Wasserverlust (TEWL) bei Rosacea ist im Vergleich zu normaler Haut erhöht.3,4 Der TEWL bezeichnet die natürliche kontinuierliche Abgabe von in der Haut gespeichertem Wasser nach außen. Geschieht dies in einem zu hohen Maße, trocknet die Haut aus und wird empfindlicher gegenüber äußeren Reizen. Unter anderem diese Tatsache sowie die erhöhte Empfindlichkeit legen eine sogenannte Barrierestörung der Haut nahe, die mit der Rosacea einhergeht und für einen Teil der Symptome mitverantwortlich ist.5
Zudem wurde auf der von Rosacea betroffenen Haut im Stadium II ein höherer pH-Wert beobachtet.6,7 Im Optimalfall ist der pH-Wert der Haut leicht sauer und befindet sich bei etwa 5,5. Dieser leicht saure pH-Wert entsteht durch den natürlichen Säure schutzmantel, der unter anderem aus Schweiß, Talg und Feuchthaltefaktoren besteht. Der pH-Wert der Haut variiert leicht und ist von Faktoren wie dem Geschlecht oder dem Alter abhängig. Durch den leicht sauren pH-Wert kann die Haut das Wachstum von Bakterien verhindern und sich gegen äußere Reize schützen – er dient also als Hautschutzbarriere. Ein zu hoher Wert stört das Gleichgewicht der Haut. Sie wird überempfindlich, kann sich schlechter regenerieren und trocknet aus.
Falls Sie noch keine Diagnose durch einen Arzt erhalten haben, möchte ich Sie dazu einladen, den folgenden Selbsttest zu absolvieren. Jede Frage, die Sie mit einem „Ja” beantworten können, erhöht die Chance, dass Sie an der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung leiden. Bitte bedenken Sie aber: Dieser Test ersetzt keine ärztliche Diagnose!
• Sind Sie ein heller Hauttyp (mit oder ohne Sommersprossen) und haben blonde oder rötliche Haare?
• Leiden Sie unter Hautrötungen im mittleren Gesichtsbereich, die unter bestimmten Bedingungen (Hitze oder Stress) auftreten und länger bestehen bleiben?
• Leiden Sie unter erweiterten Äderchen im Bereich Wange, Stirn, Kinn, Nase?
• Leiden Sie unter hartnäckigen und zum Teil auch juckenden Pusteln mit eitriger Füllung im Bereich Wange, Stirn, Kinn, Nase?
• Leiden Sie öfter unter einem Brennen und Hitzegefühl der Haut?
• Traten diese Symptome das erste Mal im Alter von etwa 30 bis 40 Jahren auf?
• Verschlimmern sich Ihre Beschwerden bei Stress, Sonne, Alkohol, scharfen und heißen Gerichten oder Getränken und Sport?
• Sind Sie lichtempfindlich und leiden unter geröteten, trockenen oder entzündeten Augen(lidern)?
Das Wort „Trigger” wird oft im selben Atemzug mit der Rosacea genannt. Dabei handelt es sich um Auslöser (engl. trigger), die rosaceatypische Symptome hervorrufen oder verstärken können. Dazu zählen z. B. Sonnenstrahlung, scharfe Gewürze, Stress oder Sport. Aber auch starke Gerüche oder Staubquellen (Baustelle oder Näharbeiten) sowie die Klimaanlage oder Heizungsluft können manchmal eine Verschlechterung der Krankheit bewirken.
Jeder Betroffene reagiert unterschiedlich stark auf diese Trigger. So kann der eine ohne Probleme Kaffee trinken, während der andere davon einen Flush (eine plötzlich auftretende, länger anhaltende Hautrötung) bekommt. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass Sie aufmerksam beobachten, auf welche Trigger Sie besonders stark ansprechen, um diese komplett zu meiden oder auszutesten, in welchem Maße Sie diese vertragen. Schon allein dadurch können Sie die Anzahl und Stärke Ihrer Rosacea-Schübe erheblich verringern.
Wenn Sie in einen Schub geraten, mag es zunächst vielleicht so erscheinen, als ob es keinen konkreten Auslöser hierfür gibt. Mit etwas Erfahrung und Routine lernen Sie jedoch sehr schnell, wie Sie die Faktoren identifizieren können, die dazu geführt haben, dass Symptome auftreten. Es ist immer leichter, dem aktiven Krankheitsgeschehen eines Schubes vorzubeugen, als eine solche Phase wieder zu beenden.
Es ist immer leichter, dem aktiven Krankheitsgeschehen eines Schubes vorzubeugen, als eine solche Phase wieder zu beenden.
Welche Faktoren bei den meisten Betroffenen für eine Verschlechterung sorgen, fand die National Rosacea Society im Rahmen einer Umfrage heraus:8
• Als häufigster Triggerfaktor wurde Sonnenstrahlung genannt. 81 Prozent der Befragten gaben an, dass sie bei ihnen Rötungen hervorrief.
• Wind (57 Prozent), Feuchtigkeit (44 Prozent), Kälte (46 Prozent) und Hitze (auch heiße Bäder, Saunagänge und warme Räume) reizten die Haut der Betroffenen ebenfalls. Vor allem im Winter können überheizte Büros ein echtes Problem darstellen.
• Bei vielen der Befragten wirkten sich zudem Stress (79 Prozent), scharf gewürztes Essen (45 Prozent), heiße Getränke (36 Prozent) und Alkohol (52 Prozent) negativ auf ihr Hautbild aus. Fast die Hälfte reagierte mit Rötungen und Pusteln auf bestimmte Hautpflegeprodukte, und rund ein Drittel auf bestimmte Kosmetika. Auch Sport kann für eine Verschlechterung des Krankheitsbildes sorgen. Dies liegt an der gesteigerten Durchblutung und dem (eingetrockneten) Schweiß, der die Haut reizen kann.
• Typischerweise verschlechtert sich das Symptombild auch im Rahmen saisonaler Wetterumschwünge (z. B. im Frühjahr oder Herbst), bei hormonellen Schwankungen oder in Zeiten, in denen sich der normale Lebensrhythmus kurzzeitig verändert. Viele Menschen mit Rosacea erfahren beispielsweise während der Weihnachtsfeiertage eine Verschlechterung ihrer Beschwerden. Kein Wunder: viele Süßigkeiten, warme Räume und oft auch Stress können einen Schub...