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Friedrich Hänssler - Ein Leben für das Evangelium

Die Biografie

AutorSimone Martin
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2019
Reihe100 Jahre Hänssler 
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783775174312
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
1936: Der Schuljunge Friedrich bringt die Ärzte und seine Eltern zur Verzweiflung. Seine Augenentzündung lässt alle das Schlimmste befürchten. Kurzentschlossen bringen die Eltern Hänssler ihren Jungen zum Seelsorger Fritz Müller. Er betet und das Wunder passiert: Friedrich wird gesund. Gott hat voller Segen in die Geschichte des Jungen eingegriffen - der Beginn einer Beziehung, die seinem Leben die entscheidende Richtung geben wird: Die Botschaft von dem Gott, der rettet, muss zu den Menschen! Wie geht das besser als mit Liedern, Noten, Schriften - Büchern? Friedrich Hänssler und Simone Martin erzählen gemeinsam die private und die Verlagsgeschichte der Hänsslers. Voller überraschender Anekdoten, ehrlicher Einblicke und glaubensstärkendem Tiefgang. Inkl. 32-seitigem Bildteil!

Simone Martin, Jahrg. 1970, arbeitete im Buchhandel und als selbstständige Gastronomin. Im Sommer 2012 nahm sie sich eine berufliche Auszeit und begann ihre Tätigkeit als freiberufliche Autorin. Mit Friedrich Hänssler und seiner Familie verbindet sie eine enge Freundschaft.

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Leseprobe

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Friedrich Hänssler sen. – Familienvater, Verleger und Gründer des Musikverlags Hänssler


Klein, schlicht, unauffällig beginnt das Große. Auf diese Weise baut Gott sein Reich. Aus Unscheinbarem wächst das Besondere, das Außergewöhnliche. Das Bild des Senfkorns im Gleichnis Jesu wird am Anfang zeichenhaft beschrieben, am Ende steht dann der alles überragende, tief verwurzelte große Baum. Alles, was aus der Liebe zu Gott entsteht, setzt oftmals auch weltverändernde Kräfte frei. Trotz aller Widerstände. Und die gab es reichlich im Leben des Vaters von Friedrich Hänssler, dem Musikverleger und Verlagsgründer Friedrich Hänssler sen. Auch sein Weg war ein Kreuzweg – mit Prüfungen, Anfechtungen und Leid gepflastert.

Friedrich Hänssler sen., der am 12. Juli 1892 in Plieningen (heute der südlichste Ortsteil von Stuttgart) als Sohn armer Eltern in eine Korbmacherdynastie hineingeboren wurde, lernte bereits in frühen Kinderjahren Körbe zu flechten und half gemeinsam mit seinen sechs Geschwistern seinem stets kränklichen Vater bei der harten Arbeit. Schon der Großvater, ein Patriarch mit wallendem Bart, überdies strenger Baptist, welcher im Umfeld der Erweckungsbewegung durch den württembergischen evangelischen Pfarrer und Kirchenlieddichter Johann Christoph Blumhardt aufwuchs, auch wahrscheinlich einen persönlichen Kontakt zu ihm hatte, beherrschte dieses Handwerk vortrefflich, sodass seine Qualitätsarbeit in den führenden Stuttgarter Fachgeschäften bekannt geworden war. In diese Fußstapfen traten dann nachfolgend zwei weitere Generationen der Hänsslers.

Lange Jahre lebte die Familie in äußerst einfachen und bescheidenen Verhältnissen. Um der räumlichen Enge entfliehen zu können, kaufte der Familienvater zu einem späteren Zeitpunkt ein eigenes Haus, welches gleichzeitig auch als Arbeitsstätte für die Korbmacherei diente. Schon bald darauf, im Jahre 1908, wurde die Familie vom viel zu frühen Tod des Vaters erschüttert, welcher nach einem langen Krankenhausaufenthalt von seinem Herrn heimgerufen worden war. An jenem Tag endete für den jungen Friedrich die Kindheit. Der erst Sechzehnjährige musste von jetzt an die Verantwortung für die Familie und für das Geschäft des Vaters übernehmen und dieses, ganz auf sich allein gestellt, sorgfältig weiterführen.

Trotz aller inneren und äußeren Nöte, die der Familie, aber vor allem auch ihm selbst in unvorstellbarer Schwere begegneten, war es nun die Aufgabe des heranwachsenden Jungen, die verwaiste Vaterstelle auszufüllen. Mit dem neuen Eigentum, welches das verstorbene Familienoberhaupt noch vor seiner Erkrankung erworben hatte, wuchsen im Besonderen auch die Schuldenberge. Hinzu kamen außerdem offene Arztrechnungen in nicht geringer Höhe, die aufgrund des achtwöchigen Krankenhausaufenthalts und der nicht vorhandenen Krankenversicherung seitens des Heimgegangenen entstanden sind.

Das waren wirklich hoch bedrückende Umstände. Für den leidgeprüften Jungen bedeutete das ein kaum zu tragendes Gewicht an hereingebrochener Not. All die Bedürftigkeit, all die Mühsal und die Trauer um den Verlust des Vaters trieben den jungen Friedrich Hänssler geradewegs in die helfenden Arme des Retters. Ausgerechnet am Tage der Beerdigung, am Grab seines Vaters, in den dunkelsten Stunden seines bisherigen Daseins, inmitten von Trost- und Hoffnungslosigkeit, fiel die Stunde von Friedrich Hänsslers Bekehrung und mit ihr gleichzeitig auch die seiner Berufung und Begabung für die künftige Lebensbestimmung.

Bei diesem heiligen Erweckungserlebnis vernahm der junge Friedrich Hänssler den eindeutigen und unmissverständlichen Ruf Gottes und vertraute Jesus Christus sein ganzes Leben an, welches sich ab jenem Moment vollständig verändern sollte.

Im CVJM fand er nicht nur Ermutigung und Trost – beides brauchte Friedrich Hänssler dringender denn je –, hauptsächlich wirkte er dort im Posaunenchor mit und spielte bald alle verschiedenartigen Chor-Instrumente. Es war der Musiklehrer, der einst seinen Schüler mit der Feststellung vor die Tür setzte: »Hänssler, du verdirbst mir den gesamten Chor.« Jetzt, nach Hänsslers Lebensübergabe an den Herrn Jesus, bestach er vor allem durch seine Musikalität.

Neben der Korbmacherarbeit studierte er im Selbststudium Allgemeine Musiklehre, etwas später dann Formenlehre, Harmonielehre und Kontrapunkt. Gott sorgte nebenher auf wunderbare Weise für kostenloses Studienmaterial in Form von Büchern. Nach eigenen Angaben empfand Friedrich Hänssler es zunächst als schwierig, hinter die Geheimnisse der Musik zu kommen. Umso verwunderlicher schien darum die Tatsache, dass er dennoch – bereits schon in den ersten Anfängen seiner musikalischen Laufbahn – mit außergewöhnlicher Leichtigkeit Kompositionen zu schreiben vermochte. Doch die anhaltende Kombination aus beschwerlicher Arbeit und dem parallel laufenden Studium sollte alsbald ihren Tribut fordern. Als Folge dieser Dauerbelastung erkrankte der Korbmachersohn ernsthaft am Herzen, und so war es ihm einige Monate lang nicht mehr möglich, zu arbeiten oder zu studieren. Gerade in jenen schwierigen Zeiten zeigte sich besonders die Treue Gottes in Hänsslers Leben, der ihn überwinden ließ, durch alles hindurchtrug und schlussendlich wieder aufrichtete. Geblieben war ihm allerdings ein starker Herzfehler, aufgrund dessen er kein Soldat mehr werden konnte.

Unmittelbar nach der Genesung kaufte sich Hänssler für 27 Reichsmark ein altes, reparaturbedürftiges Tafelklavier, bei dem die meisten der Hämmerchen leider schon kaputt waren. Diesem Kauf fiel dann bedauerlicherweise seine eigene Trompete zum Opfer, die er gezwungenermaßen veräußern musste, um überhaupt die Kosten bezahlen zu können. Die finanzielle Situation erlaubte es ihm nicht, einen Fachmann zu beauftragen, und so machte sich der junge, talentierte Mann schließlich selbst ans Werk, um das Klavier sachgemäß zu reparieren, zu stimmen und insbesondere um darauf spielen zu lernen. Nach und nach bekam er einige Liederbücher und eine alte Klavierschule geschenkt. Gott sorgte väterlich für ihn.

Im Jahre 1913 evangelisierten zwei Weingärtner aus dem Remstal für zehn Tage in Plieningen in einer Gastwirtschaft. Dabei kam eine ganze Anzahl von jungen Menschen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus. Bei dieser Evangelisation wurden von einigen der Anwesenden Erweckungslieder gesungen, daraus bildete sich nachfolgend dann ein Gitarrenchor. Kurze Zeit später gründete Friedrich Hänssler einen gemischten Chor, dessen Leiter er auch war. Viele der neu entstandenen Kompositionen des künftigen Musikverlegers erklangen hier nun zum allerersten Mal. Mit der Neugründung begegnete Hänssler seiner besten Sängerin Anna Leitenberger, die er dann alsbald im Jahre 1915 heiratete. Doch das Eheglück, aus welchem zwei Kinder hervorgegangen sind, währte leider nicht lange.

Das Jahr 1918 sollte für den jungen Mann zum Schicksalsjahr werden. Eines der beiden Kleinen, gerade mal zweijährig, starb an Hirnhautentzündung. Wenige Monate später erkrankte darüber hinaus auch seine Frau Anna. Bald darauf, im November des gleichen Jahres, starb die junge Frau an einer Grippe-Pandemie. Bruder Otto Hänssler, eine geistliche Persönlichkeit mit besonderer Musikbegabung, 1898 geboren, kam ebenfalls im Schicksalsjahr im Alter von 20 Jahren an der Westfront ums Leben.

Jener bittere Lebensabschnitt wurde späterhin von Friedrich Hänssler in seiner Testamentseinleitung wie folgt beschrieben:

Das waren Schläge für mich. Ich will nicht sagen, dass ich mich gegen Gott aufgelehnt hätte, aber ich konnte Gottes Wege nicht mehr verstehen. Es ging mir wie in dem damals von mir vertonten Lied: »Gottes Wege sind oft dunkel, überschattet von der Nacht«, in dem es am Schluss heißt: »Gottes wunderbare Gnade wandelt sie in Herrlichkeit.« Ich durfte mich zum Dennoch des Glaubens mit Psalm 73 durchringen.

Psalm 73,21-283

Inmitten dieser kaum tragbaren, schweren Erlebnisse entstand wie durch ein Wunder ein wahrer Liederschatz. Der schwer Geprüfte komponierte vorwiegend Lieder, die von der Ewigkeit, vom Jenseits handelten. Das Ewige schien das einzig Gewisse zu sein. Manche der Lieder entwickelten sich auch ganz spontan, situativ. Als ihn eines Tages die Nachricht vom Tod seines besten Freundes erreichte, einem Matrosen, der mit einem Kriegsschiff untergegangen war, schrieb er beispielsweise die große Motette Auch das Meer gibt seine Toten wieder. Darüber hinaus folgten Lieder wie: Droben im Lichte, da wird es einst tagen; Ich möchte heim, mich zieht’s zum Vaterhause; Wer weist den Weg nach der oberen Stadt; Heimat im Lichte dort; In meines Jesu Hände mit dem Vers: »Geht’s auch durch Dorn und Dunkel«, und dem Refrain: »Drum weiß ich, umso schöner wird’s droben einmal sein, wenn ich zu deinen Toren, Jerusalem, zieh ein.«

Alle Lieder weisen einen tief gehenden Bezug zur himmlischen Herrlichkeit auf. Diese Musikstücke und noch viele weitere gleichartige Kompositionen sind nicht zuletzt auch aufgrund seiner großen inneren und äußeren Lebensveränderung entstanden.

Gott schenkte ihm Kreativität im höchsten Maße. All die signifikanten, schmerzlichen Erlebnisse machten aus dem jungen Komponisten einen – man möchte sagen – neuen Menschen, was sich vornehmlich im weiteren Berufsleben auswirken sollte.

Trotz des unaussprechlichen Leids, trotz der menschlichen Verluste folgte dieser Mann ohne zu resignieren jenem Weg, der ihm von seinem Herrn bestimmt war.

Schon einige seiner Kompositionen hatte er bereits 1915, im Jahr der...

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