DIE REALITÄT DES DUALEN SPIEGELS
Eines der gewöhnlichsten und zugleich rätselhaftesten Phänomene im Leben des Menschen ist der Traum. Wir verbringen ein Drittel unseres Lebens im Schlaf. Alles, was in diesem Grenzzustand geschieht, ist bislang von Geheimnissen umwoben. Die wissenschaftliche Forschung erklärt zu diesem Gebiet kaum etwas. Philosophen, die dieses Phänomen deuten, neigen zu extremen Ansichten. Einige sagen, Träume seien Illusionen, andere behaupten, sogar unser Leben selbst sei nichts weiter als ein Traum. Wer hat recht?
Als esoterische Lehre geht das Transsurfing diese Frage von einer anderen Seite an. Stellt sich unser Verstand die Träume tatsächlich einfach vor? Einerseits sind Ereignisse, die sich im Traum abspielen, virtuell, doch andererseits wirken sie so real, dass der Träumende sie stets für Wirklichkeit hält. Bekanntlich kann man im Traum Bilder sehen, die nicht von unserer Welt zu sein scheinen. Dabei ist ganz klar, dass man solche Dinge im normalen Leben unmöglich sehen kann. Wenn Träume Nachbildungen der Realität sind, hergestellt von unserem Gehirn, woher kommen dann diese unvorstellbaren Bilder?
Eine Hypothese besagt, dass das Gehirn die Träume fabriziert und während des Schlafes jene Bilder so wahrnimmt wie im Wachzustand. Das ist aber tatsächlich nicht mehr als eine Hypothese. Bisher konnte niemand beweisen, dass dies der Fall ist. Im Modell des Transsurfings gibt es eine ganz andere Deutung: Das Unterbewusstsein selbst stellt sich nichts vor, sondern schließt sich direkt an den Variantenraum an, wo die Information enthalten ist. Der Variantenraum ist ein Informationsfeld, in dem die Drehbücher aller möglichen Ereignisse gespeichert sind. Die Menge der Varianten ist unendlich groß, so groß wie die Menge möglicher Punkte in einem Diagramm. Im Variantenraum ist alles aufgezeichnet, was war, was ist und was sein wird.
Ziehen Sie jetzt bitte keine voreiligen skeptischen Schlüsse. Betrachten Sie aufmerksam irgendeinen Gegenstand, dann schließen Sie die Augen und versuchen Sie, ihn sich vorzustellen. Selbst wenn Sie ein Meister der Visualisierung sind, werden Sie den Gegenstand mit geschlossenen Augen nicht so »sehen« können wie mit offenen Augen. Die Form, die Ihr Gehirn sich eingeprägt hat, ist nur ein Foto von sehr schlechter Qualität. Wir wollen einmal annehmen, das Gehirn speichert ein solches Foto als Anordnung einer Neuronengruppe. Um dann aber alle im Gedächtnis gespeicherten Fotos wiederzugeben, gäbe es gar nicht genügend Neuronen, auch wenn es sie in riesiger Anzahl gibt.
Wenn unsere Erinnerungen und Träume eine Wiedergabe dessen sind, was in den Neuronen aufgezeichnet ist, wie viele von ihnen müssten dann in unserem Gehirn sein? Im Transsurfing wird der Widerspruch damit erklärt, dass Neuronen keine Informationsträger sind wie die Bits im Computer. Das Gehirn speichert nicht Informationen, sondern eine gewisse Ähnlichkeit von Informationsadressen im Variantenraum.
Möglicherweise hat das Gehirn die Fähigkeit, eine begrenzte Menge an Informationen zu speichern. Doch selbst als vollkommenes biologisches System kann es nicht alles behalten, was wir aus unserem Gedächtnis wiedergeben können. Insbesondere kann es keine vollkommene virtuelle Realität wie einen Traum kreieren. Dabei sollte man sich nicht von dem schwachen Argument einlullen lassen, das Gehirn erwerbe im abgeschalteten Zustand angeblich die Fähigkeit, vorgestellte Bilder deutlich wahrzunehmen.
Wir wollen einmal alles Bewusste in der Psyche des Menschen dem Verstand zuordnen und alles Unterbewusste der Seele. Dann könnte man sagen, dass ein Traum eine Reise der Seele durch den Variantenraum ist. Die Seele hat direkten Zugriff auf das Informationsfeld, in dem alle Drehbücher und Bühnenbilder stationär gespeichert sind, so wie einzelne Bilder auf einem Film. Der Verstand stellt sich seine Träume nicht vor – er sieht sie wirklich. Wir haben es also ganz und gar nicht mit Illusionen zu tun, sondern mit einem realen Filmstreifen davon, was in der Vergangenheit oder in der Zukunft geschehen könnte.
In unseren Träumen sehen wir alle möglichen Ereignisse, aber da es eine unendliche Vielfalt potenzieller Varianten gibt, ist es nicht garantiert, dass unser Traum eine Beziehung zur Wirklichkeit hat. Jedes Geschehnis, das in unserer realen Welt stattfindet, stellt die materielle Realisierung einer Menge von Varianten dar. Die materielle Welt vermischt sich mit dem unendlichen Variantenraum, so wie das Einzelbild eines Filmes mit dem laufenden Film. Das Resultat ist das Phänomen der Bewegung der Materie innerhalb der Zeit.
Es mag schwierig erscheinen, hieran zu glauben. Wo soll dieser Variantenraum sein? Und wie soll das alles überhaupt möglich sein? Von unserer dreidimensionalen Warte aus betrachtet, befindet sich der Variantenraum gleichzeitig überall und nirgends. Er mag jenseits des Universums sein oder in Ihrer Kaffeetasse. Auf jeden Fall nicht in der dritten Dimension. Dennoch ist der Zugriff auf dieses Informationsfeld prinzipiell möglich, denn genau von dort kommen intuitives Wissen und Hellsichtigkeit. Der Verstand ist nicht in der Lage, etwas wirklich Neues zu erschaffen. Er kann lediglich aus alten Ziegelsteinen ein neues Haus erbauen. Der Verstand bezieht alle wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Meisterwerke der Kunst mithilfe der Seele aus dem Variantenraum.
Gibt es aber so etwas wie eine Brücke zwischen Traum und Realität? Solange wir schlafen, kommt es uns nicht in den Sinn, das Geschehen kritisch zu betrachten. Im Traum nimmt die Realität auffallend natürlich Form an. Obwohl dort die wunderlichsten Dinge geschehen, nehmen wir dies als ganz normal wahr. Im Traum befindet sich der Mensch vollständig in der Macht der Umstände. Der Traum überkommt ihn, und er kann nichts daran ändern.
Im unbewussten Traum übt der Verstand keine Kontrolle über die Seele aus – er sieht zu wie in einem Kinofilm. Gleichzeitig erlebt er das Gesehene, und diese Erlebnisse werden an die Seele übertragen, die sich sogleich auf den bestimmten Sektor des Variantenraumes einstellt. Auf diese Weise ändert sich das Drehbuch im Lauf der Geschehnisse dynamisch. Die Bühnenbilder und die handelnden Personen werden augenblicklich dem geänderten Drehbuch angepasst. Das Vorstellungsvermögen nimmt also am Traum teil, aber nur als Ideengenerator.
Manchmal jedoch, wenn wir Glück haben, wird uns irgendwann einmal bewusst, dass wir träumen. In diesem Fall wird aus dem unbewussten Traum ein bewusster Traum. Der Mensch nimmt wie in einem virtuellen Spiel an dem bewussten Traum teil und erkennt, dass es nur ein Traum ist. Sollte Ihnen das noch nie passiert sein und Sie hören das erste Mal davon, dann sollten Sie nicht daran zweifeln – das ist keine Fantasievorstellung. Über bewusste Träume sind viele Bücher geschrieben worden, und es gibt viele Leute, die sich mit Begeisterung und intensiv mit diesem Thema beschäftigen.
Sobald man erkennt, dass man nur träumt, eröffnen sich einem seltsame Fähigkeiten. Im bewussten Traum gibt es nichts Unerfüllbares. Man kann den Lauf der Dinge steuern und Unglaubliches tun – zum Beispiel fliegen. Doch selbst im Traum ist nicht allein der Wunsch, sich in die Lüfte zu erheben, ausreichend. Was realisiert wird, ist nicht der Wunsch, sondern die Ausrichtung auf ein Ziel. Nicht die Gedanken spinnen den Wunsch, sondern etwas anderes – etwas, was mit Worten schwer zu beschreiben ist. Diese Kraft steht hinter den Kulissen der Bühne, auf der das Spiel der Gedanken abläuft. Und dennoch steckt darin das entscheidende Momentum. Sie haben wahrscheinlich schon erraten, dass es um die Absicht geht. Die Absicht lässt sich in etwa definieren als die Entschlossenheit, zu haben und zu handeln.
Der Wunsch allein führt zu nichts. Doch je stärker der Wunsch, desto größer die Aussichten auf Erfolg. Wenn Sie sich im Traum wünschen zu fliegen und dann darüber nachdenken, ob das möglich ist oder nicht, werden Sie nichts erreichen. Um zu fliegen, müssen Sie sich einfach kraft Ihrer Absicht in die Luft erheben. Die Wahl eines beliebigen Drehbuchs im Traum wird nicht durch den Wunsch realisiert, sondern durch die feste Ausrichtung auf die Erlangung des Ziels. Denken und wünschen Sie nicht, sondern seien Sie entschlossen, zu haben und zu handeln.
Die Absicht ist jene Triebkraft, die im bewussten Traum das Drehbuch gestaltet. Doch es fragt sich: Warum werden auch unsere Befürchtungen Wirklichkeit? Kann man von ihnen etwa als einer Absicht sprechen? Nicht nur in unseren Träumen, sondern auch im richtigen Leben werden wir stets von Drehbüchern unserer Befürchtungen und Sorgen sowie auch unseres Neides und unseres Hasses verfolgt. Wenn ich etwas nicht will, plane ich dann etwa, es zu haben? Dennoch bekommen wir genau das, was wir mit aller Kraft zu vermeiden suchen. Bedeutet das, dass die Ausrichtung unseres Wunsches keine Bedeutung hat? Die Lösung dieses Rätsels steckt in einer noch mysteriöseren und mächtigeren Kraft, genannt die äußere Absicht.
Die Absicht, mit aller Kraft etwas zu erreichen, ist bekannt – das ist die innere Absicht. Es ist viel schwieriger, kraft des eigenen Willens seine Handlungen auf die äußere Welt zu übertragen. Der Begriff der äußeren Absicht ist untrennbar mit dem Variantenraum verbunden. Normalerweise werden alle Manipulationen von Zeit, Raum und Materie, die sich nicht logisch erklären lassen, als Magie oder paranormale Erscheinungen erachtet. Die Absicht wird deshalb äußere Absicht genannt, weil sie sich außerhalb des Menschen befindet und sich folglich seinem Verstand nicht beugt. Allerdings kann der Mensch in bestimmten...