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E-Book

Rückerts kleine Gelenkschule

Die besten Expertentipps für gesunde Gelenke

AutorUwe Rückert
VerlagHumboldt
Erscheinungsjahr2019
Reihehumboldt - Medizin & Gesundheit 
Seitenanzahl152 Seiten
ISBN9783869106984
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie sich besser und schmerzfreier durch den Alltag bewegen - denn nur, wer seine Gelenke kennt, kann Abnutzung und Gelenkverschleiß vermeiden. Dazu gehören Gelenkpflege, Bewegung, vernünftige Ernährung und das richtige Gewicht. Der Autor erläutert außerdem ausführlich orthopädische Untersuchungen und Medikamente und gibt viele Tipps zur Selbsthilfe.

Uwe Rückert, Jahrgang 1963, ist Facharzt für Orthopädie und Sozialmediziner. Der gebürtige Rheinländer arbeitet als Ärztlicher Direktor der Klinik Solequelle, Orthopädische Fachklinik für Rehabilitation in Bad Westernkotten (NRW). Neben zahlreichen Fachveröffentlichungen ist der Ratgeber 'Rückerts kleine Rückenschule' bei humboldt erschienen. Uwe Rückert lebt in Hamburg, ist verheiratet und Vater von fünf Kindern.

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Leseprobe

WAS UNSERE GELENKE LEISTEN


Vom 45. Lebensjahr an hat nahezu jeder Mensch Gelenkschäden, die zum Glück aber nicht schmerzhaft sind und so oft auch unbemerkt bleiben. Doch Nackensteife, Rückenprobleme oder Schmerzen in Ellenbogen, Schulter und Knie – Millionen Menschen in Deutschland leiden unter solchen Gelenkbeschwerden. Sie lassen sich jedoch lindern oder sogar heilen.

Gelenke wollen gut behandelt werden


Die Ursache von Gelenkschäden kann man oft an einseitiger Belastung festmachen: zu langes Sitzen oder Stehen am Arbeitsplatz, falsche Körperhaltung, Bewegungsmangel sowie häufiges Heben schwerer Lasten, aber auch ungesunde Ernährung. Mit zunehmendem Alter kommt erschwerend hinzu, dass sich vermehrt Abnutzungserscheinungen an den Gelenken bemerkbar machen. Die Betroffenen nehmen eine „Schonhaltung“ ein – ein Bewegungsmuster, bei dem die Muskel- oder Gelenkbeschwerden weniger schmerzen. Das führt in einen Teufelskreis – denn neue Verspannungen, die die Gelenke in Mitleidenschaft ziehen, sind damit vorprogrammiert.

Viele Gelenkbeschwerden sind dem „rheumatischen Formenkreis“ zuzuordnen. Diese Bezeichnung wählt man treffenderweise für den Oberbegriff „Rheuma“ – denn Rheuma hat viele Gesichter: Degenerative und entzündliche Gelenkerkrankungen gehören dazu, Wirbelsäulenleiden und Stoffwechselleiden wie Gicht und Osteoporose. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung ist wegen derartiger Beschwerden dauerhaft in ärztlicher Behandlung. Die Kosten dafür und für dadurch bedingte Arbeitsausfälle werden auf rund 40 Milliarden Euro jährlich geschätzt – das macht umgerechnet 500 Euro pro Kopf aus. Allein für einen einzigen Patienten mit rheumatoider Arthritis müssen die Krankenkassen im Schnitt rund 4 700 Euro im Jahr ausgeben. Und aus eigener Tasche zahlen die Erkrankten noch einmal rund 560 Euro jährlich dazu – zum Beispiel für freiverkäufliche Medikamente und Anwendungen, für die die Kasse nicht aufkommt. Aus volkswirtschaftlicher Sicht helfen stationäre Rehabilitationsmaßnahmen Kosten sparen: Gut versorgte, geschulte und im Rahmen ihrer Möglichkeiten bewegliche Patienten führen ein besseres, schmerzfreies Leben und können Arbeitsunfähigkeit vermeiden oder reduzieren.

Mit Hightech-Diagnostik, neuentwickelten Medikamenten und Rehabilitation lassen sich die rheumatischen Erkrankungen lindern und in Grenzen halten. So liegt es letztendlich an jedem selbst, seine Gelenkprobleme in Angriff zu nehmen und schmerzlindernde Maßnahmen zu ergreifen, um beweglich zu bleiben.

Wozu eigentlich Gelenke?


Das menschliche Skelett bezeichnet man auch als Knochengerüst. Richtiger, dabei sprachlich keineswegs schöner, aber durchaus treffender, ist der Ausdruck „Bewegungsapparat“. Denn sein gesamter Aufbau, der es uns ermöglicht, tausenderlei verschiedene Dinge zu tun – etwa zu laufen, zu tanzen, Fußball zu spielen, ein Auto zu lenken, die Tastatur am Computer zu bedienen –, besteht nicht nur aus Knochen, sondern ist eine sinnvolle Konstruktion aus Knochen und Gelenken. Erst das ausgeklügelte Zusammenspiel von rund zweihundert starren Knochen mit weit mehr als hundert gelenkigen Verbindungen macht uns beweglich.

Zweihundert Knochen und mehr als hundert gelenkige Verbindungen machen uns beweglich.

Mehr als hundert Gelenke? Zunächst denken Sie vielleicht an Schulter-, Knie- und Hüftgelenk, aber was einem da noch einfällt, lässt sich an zehn Fingern abzählen. Und doch – es gibt eine Unzahl gelenkiger Verbindungen, um ein zerstörerisches Gegeneinanderreiben der harten Knochen zu verhindern und andererseits im Zusammenspiel mit Bändern, Sehnen, Muskeln und Nerven den Körper mobil zu halten.

Echte und unechte Gelenke


Durch ihre sehr unterschiedliche Bauart und Funktion unterscheidet man deshalb echte von unechten Gelenken. Bei unechten Gelenken sind zwei Knochen mit einem Füllmaterial wie Bindegewebe (zum Beispiel die Schädelknochen), Knorpel (etwa die Bandscheiben) oder einer Verknöcherung (wie beim Kreuzbein) verbunden. Unechte Gelenke erlauben nur eine geringe Bewegungsfreiheit, sorgen aber insgesamt für die Stabilität des Bewegungsapparates.

Anders die echten Gelenke: Da gibt es mindestens ein halbes Dutzend verschiedener Formen, denen wir auch im täglichen Leben ständig begegnen: Sattelgelenke, Scharniergelenke, Radgelenke, Eigelenke, plane Gelenke/Drehgelenke und Kugelgelenke. Sie geben uns größtmögliche Bewegungsfreiheit, lassen je nach Bauart Kreiselbewegungen, Beugen und Strecken, Kippen und Aufrichten, Drehen um die eigene Achse, seitliches Pendeln und Außen- oder Innenrotation zu.

GELENKFORMEN UND WO WIR SIE FINDEN

SattelgelenkDaumen
ScharniergelenkKnie, Ellenbogen, Finger
Rad- oder ZapfengelenkEllenbogen
EigelenkHandgelenk
Planes Gelenk/Drehgelenkzwischen den Wirbelfortsätzen
KugelgelenkHüfte, Schulter

Mit mehr oder weniger geringfügigen Abweichungen haben echte Gelenke den gleichen Aufbau. Dabei sind sie so genial konstruiert, verschleißfest und leistungsfähig, dass sich selbst die teuersten und ausgefeiltesten Nachbildungen aus den modernsten Materialien immer noch dahinter verstecken müssen: Gelenkprothesen sind eben nur ein Ersatz für diese Wunderwerke der Natur.

Wie funktioniert ein Gelenk?


Bei den echten Gelenken trennt ein Gelenkspalt zwei Knochen voneinander. An ihren Enden münden sie in einen Gelenkkopf und eine Gelenkpfanne, die millimetergenau aufeinanderpassen. Gegenseitige Reibung und baldige Abnutzung wird durch eine Knorpelschicht, mit der beide überzogen sind, auf ein Mindestmaß verringert. Eine feste Kapsel aus Bindegewebe umhüllt luftdicht das Gelenk und hält es zusammen. Die Innenhaut dieser Kapsel sorgt dafür, dass der Knorpel nicht austrocknet: Sie sondert zähe Flüssigkeit ab, eine Art Gelenkschmiere, die den Gelenkspalt füllt, so als Gleitmittel dient und den Knorpel, der selbst nicht über zuführende Blutgefäße verfügt, mit Nährstoffen versorgt.

Gelenkformen

Gelenkknorpel

Als idealer Stoßdämpfer überzieht gelartiger Knorpel die Knochenenden, die im Gelenk aufeinandertreffen. Er besteht aus strapazierfähigem Gerüsteiweiß (Kollagenfasern) und enthält rund 80 Prozent Flüssigkeit. Hiervon ernähren sich auch die Knorpelzellen, denn Knorpel gehört zu den wenigen Gewebearten im menschlichen Körper, die nicht an den Kreislauf angeschlossen sind. Eine weitere Besonderheit ist, dass der Knorpel nicht von Nerven versorgt wird. Insofern kann er auch keine Schmerzen verursachen, wenn er verletzt wird. Schmerzen aus der Gelenkkapsel werden dagegen von der gereizten Gelenkinnenhaut oder vom darunterliegenden angegriffenen Knochen übertragen.

Knorpel wird nicht von Nerven versorgt und kann auch keine Schmerzen verursachen.

Je nachdem, an welchen Gelenken Knorpel vorkommt, ist die puffernde Schicht zwei bis acht Millimeter stark. Auf Druck reagiert sie wie ein Schwamm: Bis auf einen Rest wird die verbrauchte Nährflüssigkeit dabei ausgepresst. Entspannt sich die Knorpelmasse, saugt sie sich wieder voll, wobei sie Flüssigkeit aus dem Gelenkspalt zieht. Dieser Vorgang spielt sich allerdings nur bei Bewegung ab. Wird das Gelenk nicht bewegt, trocknet der Knorpel aus und wird rissig. Das bekannte Sprichwort trifft also hundertprozentig zu: Wer rastet, der rostet!

Gelenkknorpel kann einiges aushalten. Durch seine enorme Elastizität kann er rund 50 Kilo auf einem Quadratzentimeter verkraften. Doch die Belastbarkeit hat ihre Grenzen. Schon bei einer abrupten Bewegung, etwa einem Sportunfall, kann Knorpel den Druck nicht mehr kompensieren und im Mikrobereich geschädigt werden. An dieser Stelle weicht der Knorpel auf. Erholt er sich nicht, schreitet die Erweichung fort. So kann es letztendlich zu einem irreparablen Verlust von Knorpelzellen kommen. Denn anders als die meisten Zelltypen im menschlichen Körper können sich Knorpelzellen durch Selbsthilfemaßnahmen nicht regenerieren.

Knorpelzellen können sich von selbst nicht regenerieren.

Knorpel, der durch Verletzungen oder Verschleiß zugrunde geht, wird also nicht wieder ersetzt. Allerdings ist es Gentechnikern bereits gelungen, Knorpelzellen im Labor zu züchten. Vielversprechend – aber noch keineswegs Routine – sind Verfahren, bei denen diese Knorpelkulturen auf kranke Gelenke transplantiert werden können.

Trotz anderslautender Meinungen trägt sportliche Betätigung nicht zum Knorpelverschleiß bei. Das Gegenteil ist der Fall: Werden die Gelenke regelmäßig in vernünftigen Grenzen belastet, erhöht sich zwar nicht die Zahl der Knorpelzellen, aber der Knorpel wird dicker, reißfester und widerstandsfähiger. Allerdings muss man sich vor Übertreibungen beim Sport hüten. Wer beispielsweise mit akuten Gelenkschmerzen weitertrainiert, riskiert Gelenkschäden, die beim Knorpelverschleiß...

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