2.Krisen – wie sie entstehen und wie sie (meist) verlaufen
Jede Krankheit ist auch ein Schicksal bzw. ein Schicksalsschlag und löst oft eine Krise aus. Doch nicht jeder Schicksalsschlag hat etwas mit einer Krankheit zu tun.
Schicksalsschläge gibt es viele: Krankheit, Tod, Trennung, Arbeitslosigkeit, Verlust von Dingen oder Menschen, Geburt eines „behinderten“ Kindes, Wohnungsbrand, Geldverlust, Verlust einer sozialen Zugehörigkeit etc. Die Liste lässt sich unendlich fortführen. Wir alle gehen anders mit Schicksalsschlägen um. Was für den einen fast das Ende der Welt bedeutet, ist für den anderen die große Chance des Neuanfangs. Und an diesem Satz können Sie schon eines feststellen: Wie gut wir einen Schicksalsschlag, eine neue Herausforderung meistern, liegt an uns selbst, an unserer inneren Einstellung und an dem Gefühl zu uns selbst.
Unsere innere Einstellung spiegelt sich in unserer Sprache. Wie sprechen Sie? Welche Worte verwenden Sie? Wie lange und ausführlich sprechen Sie über Krankheit oder Krisen? Je häufiger und ausführlicher wir über unsere negativen Themen sprechen, desto häufiger werden wir wieder damit konfrontiert und belasten unser Unterbewusstsein damit. Wenn sich etwas ändern soll, dann ist Sprache ein mächtiges Medium hierfür. An dieser Stelle möchte ich eine meiner Lieblingsweisheiten zitieren:
„Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheit.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.“
(Der Ursprung dieser Weisheit ist umstritten; der englische Schriftsteller Charles Reade hat zu ihrer Verbreitung beigetragen. Seine Fassung soll auf ein chinesisches Sprichwort zurückgehen. In anderen Quellen wird diese Weisheit dem Talmud zugeschrieben.)
Je mehr wir uns mit negativen Dingen, Ereignissen und Schicksalsschlägen befassen, desto mehr Macht haben sie über uns und verhindern vielleicht, dass positive Dinge in unser Leben treten. Und selbst wenn etwas Positives passieren sollte oder sich eine Chance ergibt, dann verhindern negative Gedanken und Worte oft, dass wir dieses wahrnehmen.
Eine Veränderung der Gedanken, des Kommunikationsstils und der Sprache hat auch mit Loslassen und Akzeptanz zu tun. Hierzu mehr im Kapitel 2.4, Die 5 Phasen der Veränderung.
Unsere innere Einstellung bestimmt unsere Worte, unser Denken und unser Handeln. Es fängt schon damit an, ob wir bei einem Schicksalsschlag die Schuldfrage stellen.
2.1Die Schuldfrage
Kennen Sie das? Schuld sind erst mal immer die anderen oder die äußeren Umstände! Herr Meier hat schlecht über mich geredet. Frau Müller schuldet mir noch Geld. Wenn Herr Schneider dieses oder jenes getan hätte (oder auch nicht), wenn Frau Wagner nicht … Was auch immer…. Wenn die Börse nicht runtergegangen wäre, wenn mein Mieter regelmäßig seine Miete gezahlt hätte, wenn unsere Produkte günstiger/ besser wären, wenn ich auch so tolle Kunden hätte wie Frau Timmermann, wenn mein Vorgesetzter nicht …, wenn ich mehr Geld, mehr Mut, mehr Kontakte, mehr Wissen … hätte, … Wenn, wenn, wenn …
Gründe finden wir viele und Schuldzuweisungen sind leichter, als bei sich selbst anzufangen.
Das Außen können Sie jedoch nicht ändern. Dinge passieren, und aus irgendwelchen Gründen haben wir uns genau das, was passiert, in unser Leben gezogen.
Solange Sie noch versuchen, die Schuldfrage zu klären, sind Sie in der Opferhaltung. Das Thema „Schuld“ bringt uns nicht voran, es bringt uns lediglich in eine schlechte oder traurige Stimmung. Natürlich ist es schlimm, wenn bestimmte Dinge passieren. Es ist auch sinnvoll, zu hinterfragen, warum Dinge passiert sind, denn das schützt uns davor, immer wieder die gleichen Fehler zu machen.
Vieles, was passiert, resultiert aus den Entscheidungen, die wir in der Vergangenheit getroffen haben. Sie selbst haben die Entscheidung für einen Arbeitgeber, für eine Partnerin oder einen Partner, für die Familie, für den Job, für die Kunden etc. getroffen.
Regt sich bei Ihnen gerade Widerstand? Kommen vielleicht gerade Gedanken hoch wie: „Die Kunden waren vorher schon da“, „Ich musste den Job annehmen, weil …“, „Ich bin ungewollt Elternteil geworden“, „Ich kann doch nichts dafür, dass …“. Dann rennen Sie noch genau in diesem gedanklichen Hamsterrad der Schuld und der Opferhaltung.
Oft kommen an dieser Stelle dann noch Beispiele wie: „Ich bin doch nicht schuld daran, wenn beispielsweise jemand stirbt …“ Stimmt, das sind Sie (hoffentlich) nicht. Und wenn es eine nahestehende Person ist oder ein geliebtes Tier ist, dann tut ihr Tod weh und ist traurig! Die Phase der Trauer zu durchleben ist auch wichtig! Doch genauso wichtig ist es, irgendwann sein Leben weiterzuleben und nicht in der Opferhaltung zu verharren.
Anderes Beispiel: „Was kann ich denn dafür, dass mein Arbeitgeber insolvent geworden ist. Ich bin nur Opfer der Umstände …“ Das stimmt ja vielleicht, dennoch können Sie schnellstmöglich die Chance für einen Neuanfang nutzen (neuer Arbeitgeber, Selbstständigkeit etc.). Dann kommen manchmal die Stimmen, die da sagen: „Du hast gut reden, wie soll ich in meinem Bereich einen neuen Job finden …“
Sorry, auch das ist nur eine Ausrede. Dann müssen Sie halt erst einmal etwas anderes machen.
Manche Dinge können wir schlichtweg nicht ändern. Es bleibt uns nur die Möglichkeit, sie zu akzeptieren. Mit welcher Geisteshaltung wir die Dinge akzeptieren, obliegt jedoch uns ganz allein.
Fakt ist: Opfer suchen Schuldige. Opfer suchen Ausreden. Lebensbejahende Menschen und Gewinner suchen Lösungen.
Ein paar Beispiele aus meinem Leben:
–Der Börsencrash 2001, ich hatte damals mein gesamtes Geld am neuen Markt investiert … Der brach zusammen. Pech gehabt! Niemand hatte mich dazu gezwungen, mein Geld ausschließlich in Aktien anzulegen. Es war einzig und allein meine Entscheidung gewesen.
–In meinen Immobilien hausten über längere Zeit mehrere Messies und Mietnomaden. Deshalb musste ich irgendwann Insolvenz anmelden: Ich hatte keine Liquidität mehr, um die Wohnungen zu sanieren, denn die Mieten blieben aus, aber die Kredite mussten weiterhin gezahlt werden. Die Mieter waren teilweise von einer Verwaltung ausgesucht worden und nicht von mir. War ich deshalb unschuldig? Nein! Irgendwer hat ja die Verantwortung an die Verwaltung abgegeben … Und das war ich selbst gewesen. Des Weiteren hatte ich viel zu viele Immobilien mit viel zu wenig Eigengeld gekauft. Hätte ich mehr Eigengeld investiert (und es nicht in Aktien angelegt), hätte ich die Mietausfälle gut verkraften können. Doch ein „hätte hätte“ bringt mich nicht weiter.
–Zudem hatte ich mir nicht-zahlende Kunden ins Leben gezogen. Warum nur? In solchen Fällen hilft und half nur: hinterfragen, hinterfragen, hinterfragen – am besten zusammen mit einem Coach.
–Ich hatte schlecht bezahlte Aufträge angenommen (aus Angst, nicht genug Geld zu verdienen, weil noch kein anderer Auftrag in Sicht war): Hätte ich damals dazu „nein“ gesagt, hätte ich die Zeit gehabt, andere Aufträge zu generieren. Aber aus Angst davor, meine Rechnungen nicht bezahlen zu können, blieb ich lange im schlecht bezahlten Sektor. Die Folge: Ich arbeitete viel zu viel für viel zu wenig Geld. Aber auch das war die Folge meiner Entscheidungen.
–Ich bekam einen Bandscheibenvorfall: War die viele Arbeit schuld? Die mangelnde Bewegung? Vielleicht der Stress, den mir seinerzeit Kunden, Mitarbeiter etc. gemacht hatten (heute sage ich: den ich an mich herangelassen habe)? All das spielte sicherlich eine Rolle, doch die Entscheidung für das stressige, freizeitlose, ungesunde Leben hatte ich selbst getroffen.
–Meine Ehe zerbrach nach 16 Ehe-Jahren. Dazu gehören natürlich zwei Personen. Durch unsere vielen (selbstverursachten) „Schicksalsschläge“ haben wir uns sehr gegensätzlich entwickelt. Die Basis fehlte. Ich traf irgendwann eine Entscheidung. Und zahlte einen hohen Preis dafür – nicht materiell, denn zu diesem Zeitpunkt gab es keine wesentlichen materiellen Werte mehr. Doch das ist eine andere Geschichte und gehört zum Glück der Vergangenheit an.
Unser Leben besteht permanent aus Entscheidungen. Je bewusster uns das ist und je bewusster wir Entscheidungen treffen, desto gezielter können wir auf unsere Zufriedenheit und unser Glück...