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Lesereise Sizilien

La Mamma, die Mafia und der Thunfischjäger

AutorNatalie John
VerlagPicus
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl132 Seiten
ISBN9783711750082
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Sizilien liegt im Mittelmeer so verkehrsgünstig, dass es sich schon immer wie auf einem Präsentierteller darbot. Das lockte nicht nur die Touristen von allen Seiten des Meeres an, sondern im Laufe der Geschichte auch zahlreiche Einwanderer und Eroberer. So entstand ein spannendes Kulturengemisch aus Orient und Okzident, das überall auf der Insel seine Spuren hinterlassen hat. Die Schönheit Siziliens setzt sich aus der einmaligen Landschaft, vom Schicksalsberg Ätna dominiert, den historischen Überresten und dem sinnlichen Lebensgefühl der Sizilianer zusammen. Natalie John, preisgekrönte Italienspezialistin, spürt in ihren Storys diesen Faktoren nach und lässt sich dabei von Sizilien verführen: Sie schwelgt auf Märkten und in Trattorien in den Köstlichkeiten der sizilianischen Küche, die von Fischgerichten und figurfeindlichen dolci dominiert ist, begibt sich auf eine spannende Erkundungstour durch einen Naturpark, wo schon mal eine Viper den Weg kreuzt, und besucht Matteo, einen der letzten echten Thunfischjäger. Und natürlich gehört auch die Mafia zum Berichtenswerten auf Sizilien, ebenso wie der Kampf der Mutigen gegen Korruption und Gewalt. Natalie John gibt sich vor allem dem Zauber dieser Insel hin, der jeden Besucher unweigerlich in seinen Bann zieht und nie wieder loslässt.

Natalie John, geboren 1965 im oberbayerischen Rosenheim, arbeitete nach ihrer journalistischen Ausbildung u.a. in einer Presseagentur in Mailand, als Redakteurin für aktuelle Berichterstattung bei PRO 7 TV München und als freie Reisejournalistin und Autorin, etwa für 'merian' und Piper. 1997 erhielt sie den ENIT-Preis für das beste deutschsprachige Buch über Italien, 2002 den 'Premio Autore Amerigo Vespucci' für ihre Italienbücher und -berichte. Im Picus Verlag erschienen ihre Lesereisen Umbrien, Südtirol und Sizilien.

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Leseprobe
Mezzogiorno (S. 70-71)

Italiens Armenhaus

Salvatores ganzer Stolz ist ein schweres Motorrad, mit dem er in jeder freien Minute über die staubigen Straßen brettert. Das hat er sich als Pizzabäcker in Bozen verdient. Drei Jahre hatte er den Job in der Pizzeria Taormina, den ihm ein Bekannter eines engen Freundes seines Onkels vermittelt hatte, dann war’s vorbei. Die Pizzeria Taormina machte Konkurs, musste schließen und Salvatore wurde zurück in die Heimat geschickt. Zwei Jahre ist das nun schon her und einen neuen Job hat er immer noch nicht gefunden. Aber er hat ja noch sein Motorrad.

Der Süden war schon immer das Armenhaus Italiens und das ist bis heute so geblieben. Terroni, dumme Bauern, werden die Süditaliener von ihren Brüdern im Norden verächtlich genannt. Das erwirtschaftete Bruttosozialprodukt ist nicht halb so groß wie das der Lombardei. Die Arbeitslosigkeit erreicht Rekordhöhe, besonders bei den Jugendlichen. Auch heute noch ist für viele Sizilianer die Emigration der einzige Ausweg. Mittlerweile leben über eine Million Sizilianer in Norditalien und jenseits der Staatsgrenzen.

Das Nord-Süd-Gefälle wird mit jedem Jahr stärker, Ursachen für wachsende Ressentiments zwischen der Bevölkerung [89]und Wasser auf den Mühlen eifriger Sezessionisten. Auch innerhalb Siziliens gibt es ein Wirtschaftsgefälle zwischen den eher wohlhabenden Küstenregionen und dem bitterarmen trockenen, weiten Inselinneren, wo Tagelöhner noch für eine Handvoll Euro im Einsatz sind. Es ist nicht so, dass die Regierung tatenlos zusehen würde. In den fünfziger Jahren wurde beispielsweise die Cassa del Mezzogiorno gegründet, eine Art Entwicklungshilfebank für den Süden. Jahrelang wurden Milliarden nach dem Gießkannenprinzip über dem Süden ausgegossen und versickerten in dunklen Kanälen.

Die Industrieprojekte brachten übelste Umweltverschmutzung, jedoch kaum Arbeitsplätze. Der erwirtschaftete Gewinn wanderte auf Konten nach Mailand oder Turin ab. Einen weiteren Teil der Entwicklungshilfe rissen Politiker an sich, um damit ihren Wahlkampf zu finanzieren. Inzwischen gibt es ein Zusatzgesetz, das vorschreibt, dass die Gelder direkt und zielgerichtet an die Regionen zu zahlen sind.

Zu den Hauptstützen der sizilianischen Wirtschaft gehört die Landwirtschaft. Dort arbeiten weit mehr Menschen als im Rest Italiens. Doch auch hier gibt es Probleme. Sechs Monate Sonne freuen den Touristen, trocknen jedoch die Flüsse aus, lassen die Ernte verdorren. Das größte Risiko ist das Wasser, Statistiken zufolge wiesen die letzten Jahre im Vergleich zu den fünfziger Jahren nur noch die Hälfte der Niederschlagswerte auf, die Pegel der Flüsse sinken kontinuierlich. Und auch die Konkurrenz schläft nicht: Noch bis vor Kurzem [90]kamen neunzig Prozent der Zitronen Italiens aus Sizilien.

Doch seit Ende der neunziger Jahre macht Siziliens Zitrusfrüchtehändlern ein Abkommen zu schaffen, das zwischen Marokko und der EU geschlossen wurde, wonach Marokko zollfrei Zitrusfrüchte liefern darf. Damit wurde Sizilien die Lebensader abgeschnitten. Viele Zitrusbauern fällten ihre Bäume, mussten sich umschulen. Doch in der Not ließ man sich etwas einfallen: Es wurde eine neue, chromglänzende Saftmaschine entwickelt, die in einem Gang die Orangen schneidet und auf der Stelle auspresst.
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