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Lesereise Burgund

Gute Herzöge, weiße Kühe und goldene Weinhänge

AutorSusanne Pollak
VerlagPicus
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl132 Seiten
ISBN9783711750587
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Burgund ist mehr als der Ursprungsort starker und teurer Rotweine. Es ist eine der geschichts- und kulturträchtigsten Regionen Frankreichs. Susanne Pollak lebt seit einigen Jahren in einem zweihundert Jahre alten Steinhaus am Fuße des Morvan im Zentrum Burgunds und hat ihren Nachbarn, Viehzuchtbauern, ebenso zugehört wie den Winzern und den Bürgermeistern der meist noch unverfälschten Ortschaften aus vergangenen Zeiten. Sie ist am reich gedeckten Tisch der epikureischen Burgunder gesessen und hat sich wie diese stundenlang den Freuden des Gaumens hingegeben. Sie ist in die Geschichte der Region eingetaucht, von der Niederlage der Kelten durch die Römer bis zu den vier glorreichen Herzögen im 15.?Jahrhundert. Ihr Weg führte sie über sanfte Hügel, vorbei an von Hecken umzäunten Weiden und durch dunkle Wälder, entlang der vielen Flüsse und Kanäle, auf denen einst das Brennholz für die Hauptstadt Paris transportiert wurde ...

Susanne Pollak, 1942 im Exil der Eltern in Frankreich geboren. 1945 Rückkehr nach Wien. Studium der Romanistik und Germanistik, lebt und arbeitet in Wien, im Ausland und immer wieder in Frankreich. 1994 erschien der Roman 'Familientreffen' im Picus Verlag, der im September 2009 in einer französischen Fassung erschien, sowie die Lesereise Burgund.

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Leseprobe
Langes, sanftes Köcheln in Rotwein (S. 72-73)

Essen in Burgund >Die Gäste im Sonntagsstaat treffen ziemlich pünktlich ein. Sie wohnen in den Nachbarhäusern und haben’s nicht weit. Gegen zwölf Uhr dreißig gibt es einen kleinen Stau im engen Vorraum zwischen Eingangstür, Küche und Speisezimmer, weil einander alle gleichzeitig begrüßen, drei- bis viermal bises (Küsschen) auf beiden Wangen von Frau zu Frau, von Mann zu Frau, herzhafter Händedruck zwischen den Männern.

Nachrichten werden ausgetauscht, vor allem über das Wetter, obwohl man sich beinahe täglich sieht. Marie-Louise, die Gastgeberin, hat schnell die Schürze abgelegt und verströmt souverän lächelnd Gelassenheit, als wäre sie eine der Geladenen und nicht Köchin dieses Gelages, das bis in die Abendstunden dauern wird. Zwar dringen Dämpfe und Düfte aus der wie immer glänzend sauberen Küche, doch außer dem Stoß mit Tellern und Anrichteplatten auf dem Küchentisch, den Weinflaschen, dem zugedeckten gusseisernen Topf auf dem Herd und dem beleuchteten Backrohr darunter deutet nichts darauf hin, dass sie bereits den Vortag mit Zubereitungen und Kochen verbracht hat.

Dazu muss allerdings erwähnt werden, dass der Hauptvorgang des Kochens in ihrer sogenannten »Arbeitsküche« stattgefunden hat, in dem Verschlag auf der anderen Seite des Hofes, gleich neben dem Hühnerstall. Dort stehen ein alter, nicht sehr sauberer Herd, wackelige Tische und Stellagen, diverse Kübel mit und ohne Inhalt, Küchen- und Gartenutensilien. Auf dem Tisch mit der abgearbeiteten Oberfläche liegen Bündel von Karotten- und Löwenzahngrün und Grasbüschel für die Kaninchen, daneben der Korb, mit dem Marie-Louise jeden Morgen die frischen Eier einsammelt.

Es macht ihr nichts aus, die paar Meter zwischen Arbeitsküche und Wohnhaus immer wieder hin und herzulaufen, dafür kann sie ihren Gästen die blitzblanke Küche im Haus vorzeigen und in der Arbeitsküche werken ohne Rücksicht auf Ordnung und Sauberkeit. Endlich ist es ihr gelungen, ihre Gäste ins Speisezimmer zu manövrieren, was beim Anblick des festlich gedeckten Tisches mit gebührenden »Ahs« und »Ohs« quittiert wird.

Auf dem weißen, bestickten Tischtuch, vermutlich noch aus ihrer Aussteuer, stehen kleine Vasen mit kurz geschnittenen dunkelvioletten Fliederzweigen, winzige Salz- und Pfefferfässchen aus Glas in Reichweite jedes Gastes, je eine Flasche Whisky, Weißwein, crème de cassis (Johannisbeerlikör mit hohem Zuckergehalt), pastis (bronzefarbener Anisschnaps, der mit Wasser verdünnt seine opaleszierende milchig-weißgelbe Farbe erhält) und zwei Wasserkrüge. Längliche Brotkörbe an den Tischenden quellen über von geschnittenem Baguette-Weißbrot. Die acht Gedecke bestehen aus je einem goldumrandeten Porzellanteller mit dezentem Blümchenmuster, auf dem in einer Serviette eingerollt ein Stück Weißbrot liegt.
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