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E-Book

... und ich höre doch!

Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen

AutorGeoffrey Ball
VerlagHaymon
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl312 Seiten
ISBN9783852187518
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Geoffrey Balls außergewöhnliches Technologieabenteuer begann im legendären Silicon Valley Kaliforniens und führte ihn schließlich in die österreichischen Alpen, wo er heute lebt und arbeitet. Schon als Kind erkannte Ball, dass Zeichensprache, Hörgeräte und Lippenlesen keine befriedigende Antwort auf seine Schwerhörigkeit boten. So beschloss er kurzerhand, selbst eine Lösung zu suchen. Ohne sich von seiner Behinderung je einschränken zu lassen, entwickelte er ein weites Interessenspektrum gepaart mit einem untrüglichen Sinn für Unternehmer- und Erfindertum. In diesem Buch erzählt Ball seine unglaubliche Geschichte: Wir lernen seine Familie und Freunde kennen, Surfkameraden, Laborratten, Geschäftspartner, Erfinderkollegen, Computer- und Internetlegenden, seinen herausragenden Mentor, der ihm den Start ermöglichte, und jene Frau, die letztlich seine Erfindung rettete. Mit seinen bahnbrechenden Mittelohrimplantaten wird heute überall auf der Welt die Lebensqualität von unzähligen hörgeschädigten Menschen verbessert.

Geoffrey R. Ball wurde 1964 in Ann Arbor, Michigan, geboren und wuchs in Silicon Valley auf. Bereits als Kind wurde Schwerhörigkeit bei ihm festgestellt. Doch hat er seine Behinderung ins Positive gewendet und zählt mittlerweile zu den führenden Forschern auf dem Gebiet der Hörimplantate. Ball ist Gründungsmitglied mehrerer Firmen und wird heute als Unternehmer und Erfinder respektiert, der nie den leichten Weg zum Erfolg gegangen ist. Die von ihm entwickelten Mittelohrimplantate werden in mehr als 60 Ländern eingesetzt. Ball lebt mit seiner Familie in der Nähe von Innsbruck.

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Leseprobe

Kingsgate Drive


A stream begins

Beneath a stone

Water flows

The path well known

Over and over

Again and again

To repeat the path

Never to end

Um heranzuwachsen, gab es für ein Kind in der ganzen Welt keine bessere Straße als Kingsgate Drive im südlichen Teil von Sunnyvale nahe dem Serra Park und der Volksschule. Wie viele andere erinnere ich mich liebevoll an das Haus meiner Kindheit, und mit gutem Grund. 1969 hatte Sunnyvale ungefähr 50.000 Einwohner, die meist in einstöckigen Vorstadthäusern lebten. Dazwischen lagen große Obstgärten mit Marillen, Birnen und Kirschen und ein paar Blumenfelder. Die Hauptstraßen waren im Osten Sunnyvale Saragota Boulevard, im Süden Homestead Road, im Norden Fremont Road und im Westen der fertiggestellte Teil des Highway 85. Gleich in der Nähe lag Serra Park mit seinem schönen, künstlichen Bach und dem tollen Spieldampfer, der sogar ein Steuerrad hatte. Die Volksschule von Serra war neben dem Park.

Zwischen 1969 und den späten 1970ern hatte Sunnyvale seine beste Zeit. Der Moffett-Field-Marine-Flughafen, ursprünglich als Piste für Luftschiffe errichtet, lieferte den zündenden Impuls zur Grundlagenforschung und Entwicklung für die NASA, Lockheed Space und Missiles, Northrop und viele andere. Angetrieben durch die Entwicklung des Transistors, der die Vakuumröhre ablöste, erlebte die Rüstungsindustrie eine Hochblüte. Dazu kamen noch die Nähe zur Luftwaffenbasis Onizuka mit ihrem „Blauen Würfel“ und der durch den Kalten Krieg verstärkte Hunger nach Hochtechnologie und Spitzenelektronik. Hewlett Packard war eine, wenn nicht die dominierende Firma der Elektronikindustrie, die im Valley boomte. Es war die Zeit, bevor die Gegend als Silicon Valley bekannt wurde. Sunnyvale galt bereits als das Mekka für Elektronikingenieure, und so wie mein Vater gierte jeder Ingenieur, der sein Geld wert war, nach einem Job im Valley. Sunnyvale zog Spitzentechniker aus der ganzen Welt an. So gewann die Familie Ball gute Freunde aus der Schweiz, die Camenzinds, und die Sigs, ebenfalls aus der Schweiz, und die Heinemanns aus Deutschland. Das Valley war attraktiv für die Besten und Tüchtigsten aus der ganzen Welt, und es war eine multikulturelle Gemeinschaft.

Der Einfluss der Stanford-Universität auf die Entwicklung des Valleys kann gar nicht genug hervorgehoben werden. Stanford brodelte vor Aktivität, und an vielen Samstagen gingen mein Vater und ich über den Campus und schauten, was sich in den Labors und außerhalb so tat. Das war natürlich noch in der Zeit vor den strengen Sicherheitsvorschriften. Man konnte also problemlos herumschlendern und Studenten und Forschern bei der Arbeit an ihren Projekten zusehen. Mein Vater und ich verbrachten viele Stunden in den Stanford-Bibliotheken und in der Buchhandlung, wo mein Vater in den neuesten Publikationen über integrierte Schaltkreise und Elektronik schmökerte. Damals platzte Stanford vor Leben und war aufgeladen mit Energie. In den frühen 70ern war es echt sehenswert. All diese langhaarigen Studenten in ihrer Hippiekleidung, die diese unglaublichen Zaubergeräte herstellten und Erfindungen machten, von denen viele zukunftsweisend waren, faszinierten mich.

Stanford und die nahe San Jose State University konnten bald den Bedarf an hochqualifiziertem Personal nicht mehr decken, das die explodierende Elektronikindustrie, die Zulieferindustrie und die Dienstleister für ihr Wachstum brauchten. So wurden die De Anza und Foothill Junior Colleges unentbehrliche Ausbildungsstätten für die Fächer Elektronik, Maschinenbau, Produktion, Mechanik und Computertechnologie. Auch diese Institutionen wurden in den frühen 1970ern vom Geist der Innovation beflügelt. An den „De-Anza-Tagen“ konnten die Studenten ihre neuesten Projekte ein ganzes Wochenende lang der Öffentlichkeit präsentieren. Diese Vorführungen boten Einblick in die unterschiedlichsten Bereiche, und wir versäumten sie nie. Von Kunsthandwerk bis zum Vorläufer moderner digitaler Computerspiele konnte man alles sehen, unter anderem einen Computer, der mit einem Schwarz-Weiß-Bildschirm verbunden war und endlose Runden von Tic Tac Toe spielte, ohne je zu verlieren. Unter den ausgestellten Geräten war auch ein Seis­mograph, der die Erdstöße der San-Andreas-Falte aufzeichnete und uns faszinierte. Wir waren viel mehr daran interessiert, Erdbeben zu verstehen, als dass wir uns vor ihnen fürchteten, hatte doch jeder, der einige Zeit in Sunnyvale lebte, schon ein paar ordent­liche Erdstöße erlebt.

Kingsgate war voll mit den Kindern der Ingenieure und Techniker, die Silicon Valley zu dem machten, was es heute ist. Die Familien in Kingsgate stellten einen guten Querschnitt des Valleys zur damaligen Zeit dar. Einige unserer Nachbarn arbeiteten in der Rüstungs- oder Raumfahrtindustrie, andere in den Bereichen Elektronik und Immobilien, es gab Rechtsanwälte, einen Lebensmittelhändler und jemanden, der Rasenbewässerungsanlagen installierte. Und die meisten von ihnen hatten viele Kinder. Zwei Häuser weiter wohnten die Bankers mit vier Töchtern, neben ihnen die Stevensons mit drei, deren Nachbarn, die Schenones, hatten vier Töchter und einen Sohn. Also insgesamt gab es in den fünf Häusern mit mir und meinem Bruder 15 Kinder. Kingsgate war eine ganz kleine Straße, die Dallas mit Lewiston verband, und 1970 gab es dort in den 22 Häusern insgesamt 47 Kinder im Schulalter. Es herrschte also kein Mangel an Spielgefährten oder potentiellen Babysittern. Meine Favoritin war Erin O’Connor, die mich oft beschützte und mir meine ganze Highschoolzeit hindurch mit gutem Rat und Tipps half.

Als der Übersiedlungslaster unser Hab und Gut auf der breiten Einfahrt von 1526 auslud, war es für mich die tollste Ankunft, die ich mir vorstellen konnte. Alle Bewohner der Straße schienen aus dem Haus zu laufen, um zuzuschauen. Die Spediteure konnten sicher nicht besonders lange gebraucht haben, um unsere Sachen auszupacken und ins Haus zu tragen, da wir ja in Massachusetts nur eine Zwei-Zimmer-Wohnung hatten, aber irgendwie schafften sie es, den ganzen Tag damit zu verbringen. Als sie fertig waren, hatte ich bereits Matt Schenone kennengelernt und so einen neuen „besten Freund“.

Während der ersten Woche in unserem lachsfarbenen Haus in der Mitte von Kingsgate begriffen mein Bruder und ich bald, dass es ein Magnet für alle Kinder der Straße war. Es mochte rosa sein und ein purpurnes Auto in der Einfahrt stehen haben, doch es hatte einige absolute Vorteile: Zunächst hatten wir die größte Betoneinfahrt, die perfekt zum Rollschuhlaufen, für Fahrradkunststücke und Dodge Ball war. Auch die Schenones hatten eine große Einfahrt, doch die war ständig blockiert durch den dort geparkten Dodge von Mr. Schenone. Diesen wollte er reparieren, was aber nie geschah, bis er ihn Jahre später abschleppen ließ. Außerdem hatten sie die Garage in ein zusätzliches Zimmer für die zwei älteren Mädchen umgewandelt, sodass es kein geeignetes Garagentor gab, gegen das man einen Ball hätte schießen können. Der Hof hinter dem Haus jedoch war ein Ausgleich zur rosa Farbe unseres Hauses. Er war zwar klein, doch äußerst attraktiv.

Die Vorbesitzer von 1526 hatten irgendwie von der Sunnyvale Park- und Freizeitverwaltung das alte Dschungel-Gym-Kletter­gerüst und die Schaukeln erworben, die vor der Neuausstattung im Serra Park standen. Dieses riesige Klettergerüst und die Schaukeln befanden sich nun hinter unserem Haus, da sie zu schwer waren, um abtransportiert zu werden. Anders als die Klettergerüste, die man im Geschäft kaufen kann, war dieses wirklich äußerst massiv. Außerdem hatten die Vorbesitzer einen kleinen Goldfischteich zurückgelassen, der voll mit Fischen und See­rosen war. Dazu kam noch ein großer Holzapfelbaum in unserem Garten, der zum Lieblingskletterbaum sämtlicher Kinder in der Nachbarschaft wurde. Man konnte hinaufklettern und von hoch oben Apfelbomben auf bewegliche Ziele wie Rollschuhfahrer in der Einfahrt werfen. Sobald wir aufwachten, wurden mein Bruder und ich von den Kindern der Nachbarschaft belagert, die zu uns spielen kamen. So mussten wir nicht die mühsame Phase der New Kids durchmachen, sondern fühlten uns wie die „Rockstars“ von Kingsgate, da wir in so einem tollen Haus wohnten, auch wenn es rosa oder lachsfarben oder was auch immer war. Es war einfach das Beste.

Bald spielte ich Football mit Matt Schenone. „Quarterback“, schrie er immer, „hab es zuerst gerufen“ (was er immer tat), aber ich war auch zufrieden damit, sein Wide Receiver zu sein und manchmal zurückzulaufen, obwohl ich keine Ahnung hatte, was das eigentlich bedeutete. Bald hatten Matt und ich das Stadium erreicht, wo wir uns mit den größeren Kindern der Straße messen konnten. Joe Walker und Kent Bates, beide älter als wir und schon zwei Klassen über uns, waren unsere Gegner. Wir wurden immer haushoch geschlagen, da wir nicht wirklich gegen „Big Joe“ antreten konnten, der doppelt so groß war wie wir und den Ball auch viel schneller werfen konnte. Kent war nicht so ein Footballtalent wie Joe, aber er war schneller. Joe kannte auch all die eigenartigen und unverständlichen Regeln des American Football, und da Matt und ich jünger waren, konnten wir auch nie Protest gegen Joes Schiedssprüche einlegen. Wenn ich den Ball schnappte und zu Matt spielte und irgendwie frei wurde, Matts Pass fing und dann einen Touchdown erzielte, wie wir glaubten, kam Joe...

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