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Die besten Hausmittel für alle Fälle

AutorJörg Zittlau
VerlagSüdwest
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783641035594
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Hausmittel, die wirklich helfen
Nie waren sie wertvoller als heute: die Hausmittel. Sie wirken schnell, kosten wenig und ersparen manchen Gang zum Arzt. Dieses Buch enthält die wichtigsten Rezepte zur Stärkung der Selbstheilungskräfte, Anti-Zipperlein-Mittel, die günstig herzustellen sind oder auch die bewährten Rezepte aus Omas Zeit. Die Rezepte gelten für alle wesentlichen Körperbereiche und die Seele. Jörg Zittlau besinnt sich auf die wirklich wichtigen Hausmittelrezepte - schnelle Hilfe ohne Schnickschnack.

Dr. Jörg Zittlau studierte Philosophie, Biologie und Sportmedizin. Er arbeitete in Lehre und und Forschung, wechselte 1992 zum Wissenschaftsjournalismus. Von ihm erschienen zahlreiche Bestseller zu Naturheilverfahren, Psychologie und Ernährung. Er lebt mit seiner Familie in Bremen.

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Leseprobe
Der Zweck heiligt die Hausmittel

Hausmittel hatten in der Medizin bis vor kurzem ein Image gehabt wie Telefone mit Wählscheibe bei VIVA-Zuschauern. Sie galten als überholt und angestaubt, außerdem würde ihnen, so der allgemeine Tenor, der Nachweis für ihre Wirksamkeit fehlen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Immer mehr Menschen vertrauen mittlerweile wieder 'Omas Hausapotheke'.
Sie haben erkannt, dass man den großen Erfahrungsschatz der Volksmedizin nicht leichtfertig über Bord werfen sollte. Aber auch Ärzte finden zunehmend den Weg zu Naturheilverfahren. Laut Umfragen haben 98 Prozent von ihnen zumindest Heilpflanzen in ihrem täglichen Verordnungsrepertoire. Der Weg zurück kann der Weg nach vorn sein, auch ohne die Schuhe falschrum anzuziehen.

Und in der Tat spricht vieles dafür, wieder den Weg zu den Hausmitteln zurückzufinden. Denn sie bieten eine Menge Vorteile. So ist bei ihnen viel mehr die aktive Teilnahme des Patienten gefordert. Mit der passiven Konsumentenhaltung, die er oft beim Arztbesuch einnimmt, wo er wie in der Kfz-Werkstatt eine schnelle 'Reparatur-Aktion' für seine Probleme erwartet, ist es bei der Selbstmedikation mit Hausmitteln nicht getan. Denn der Patient ist ja gleichzeitig auch sein eigener Arzt und oft sogar sein eigener Apotheker. Er muss sich selbst intensiv und bewusst beobachten, seine Krankheit eingrenzen und dann in seiner Hausapotheke nachschauen, welches Mittel sich dort dafür finden lässt. Viele seiner Mittel muss er außerdem selbst zubereiten, er ist dann also sein eigener Arzneihersteller. Anders gesagt: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Heil dich selbst, dann heilt dich der Arzt. Daher übrigens der Name Halbgott in Weiß. All das nimmt den Patienten in die Pflicht, er muss sich aktiv in seine Diagnose und Therapie einbringen. Jetzt könnte man natürlich einwenden, warum man diesen Aufwand betreiben sollte, wo man sich doch bequem in eine Arztpraxis setzen kann, in der dann alles gerichtet wird. Die Antwort: Weil sich nur noch wenige Ärzte die Zeit für exakte Diagnosen und wohl durchdachte Therapien nehmen, ganz zu schweigen davon, dass im modernen Medizinbetrieb eine individuell zugeschnittene Behandlung für den Patienten eher unerwünscht ist und man eher nach vorgeschnittenen Behandlungsmustern agiert. Wenn jedoch in Ihrem Fahrradreifen Luft fehlt, schieben Sie es ja auch nicht weinend und wehklagend in die Werkstatt. Sie pumpen es einfach auf. Was aber noch wichtiger ist: Aus der psychosomatischen Forschung weiß man mittlerweile, dass ein Patient umso schneller und nachhaltiger gesund wird, je mehr er aktiv in seine Behandlung eingebunden ist. Das hat einfach etwas damit zu tun, dass Selbstheilung und Selbstkontrolle eng miteinander verzahnt sind: Je mehr ich Einfluss auf meinen Körper und meine Gesundheit habe, umso stärker wird dadurch das Selbstheilungspotenzial meines Körpers mobilisiert. Der wache, selbst in Aktion tretende Patient ist nicht nur emanzipiert, sondern auch derjenige, der die besten Chancen auf Heilung hat. Nicht umsonst sagte schon Pfarrer Kneipp: 'Gesundheit kommt nicht im Handel, sondern durch den Lebenswandel.'

Ein weiteres Argument für den Einsatz von Hausmitteln: Sie gehören in der Regel zur sanften Medizin. Das heißt, sie sind ärmer an Nebenwirkungen, weil sie weniger konzentriert vorgehen und weniger auf den schnellen Erfolg aus sind. Nehmen wir als Beispiel das weithin bekannte Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (ASS). Sie ist ein Abkömmling der Salicylsäure, wie sie beispielsweise in Weidenrinde und Tomaten vorkommt. Doch während im Zusammenhang mit ASS zahlreiche Fälle von Magen- und Darmblutungen dokumentiert sind, hat man so etwas von Weidenrinde und Tomaten in all den Jahrhunderten ihrer Anwendung noch nicht gehört. Sie wirken zwar nicht so schnell wie ASS, doch dafür hat man mit ihnen auch weniger Risiko.

Wobei man nicht den Fehler machen sollte, die Hausmittel, gerade weil sie eben sanft und nebenwirkungsarm sind, auch als wirkungsarm einzuschätzen. Nach dem Motto: Das, was wirkt, hat auch Nebenwirkungen; und das, was keine Nebenwirkungen hat, kann daher auch nicht wirken. Für die meisten Hausmittel spricht ihre Jahrhunderte währende Tradition. Für viele von ihnen existieren mittlerweile aber auch wissenschaftliche Belege für ihre Wirksamkeit. So kann es an der antibiotischen und wundheilenden Kraft von Honig etwa keine Zweifel mehr geben, und dass Ingwerkekse bei Reiseübelkeit helfen und Neembaumöl den Kopfläusen zusetzt, steht ebenfalls fest. Der taiwanische Oolong-Tee offenbarte in Studien, dass er Dermatitis-Patienten helfen kann, während B-Vitamine - mehr noch als das weithin dafür bekannte Magnesium - nachweislich bei Muskelkrämpfen helfen können. Und wer hätte schon gedacht, dass man diese Vitamine ausgerechnet im Sanddorn finden kann, der doch eher für sein Vitamin C bekannt ist?
Doch Wissenschaftler fanden heraus, dass Sanddorn, in Abhängigkeit von seinem Standort, geradezu eine B-Vitamin-Bombe sein kann.

Nichtsdestoweniger gibt es natürlich Unterschiede zwischen den volksmedizinischen Traditionen: In Indien behilft man sich anders als in Europa und Afrika. Jedes Land, jede Kultur hat ihre eigenen Hausmittel, und eine Beschäftigung mit ihnen lohnt sich immer. Wir haben die Besten von ihnen zusammengetragen. Keine Sorge, es sind keine Vollmondtänze dabei. In Rumänien fanden wir die Zitrone-Salzwasser-Spülung gegen Schnupfen, in China knallig rote Wu-Wei-Zi-Beeren gegen Stress und Hirnleistungsstörungen und hier bei uns den Kneippschen Rosmarinwein gegen niedrigen Blutdruck. Wir entdeckten unglaublich viel, und vieles davon setzte uns in Erstaunen. Wer hätte etwa gedacht, dass Zwiebelsocken bei Schnupfen helfen? Und dass ausgerechnet die Pestwurz, die man sonst als Anti-Migräne-Mittel kennt, auch bei Heuschnupfen helfen kann, durfte man auch nicht unbedingt erwarten. Es gibt kaum etwas, das spannender ist als eine Reise durch die Hausapotheken unserer Welt. Und es gibt kaum ein anderes Reisemitbringsel, das derart sanft und doch wirksam und nachhaltig unserer Gesundheit auf die Sprünge helfen kann.

Bleibt natürlich noch festzuhalten, dass Hausmittel den Besuch beim Arzt nicht vollständig ersetzen können. Es gibt Krankheiten, die man nicht selbst behandeln sollte. Schwere Infektionen mit schnell auf über 40 Grad hochschießendem Fieber gehören sicherlich dazu sowie auch Vergiftungen, schwere Verbrennungen, Bewusstlosigkeit, Knochenbrüche und andere schwere Unfallverletzungen. Letzten Endes kann man auch das triviale Kariesloch im Zahn nicht in Eigenregie verschließen. Es sei denn, man empfindet eine gewisse Freude an unerträglichen Schmerzen, die Welt ist schließlich bunt. Man kann wohl die Zahnschmerzen mit etwas Nelkenöl lindern, doch der Zahnschaden selbst muss beim Facharzt behoben werden.


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