BUDDHA
Siddharta Gautama lebte rund 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung als Sohn einer adeligen Familie im heutigen Grenzgebiet zwischen Indien und Nepal. Er war wohlhabend, verheiratet und Vater eines Sohnes, ehe er mit knapp 30 Jahren seine Familie verließ, um auf die Frage nach dem leidvollen Dasein eine Antwort zu finden. Nach jahrelanger Suche erlangte er die vollkommene Erlösung und wurde zum Buddha (Sanskrit: „Erwachter“, „Erleuchteter“). Um ihn entstand eine Gemeinschaft von Mönchen, Nonnen und Laienanhängern.
Auf Buddha geht der Buddhismus zurück, auch wenn es nicht seine Intention war, eine Religion zu gründen. Vielmehr zeigte er den Menschen einen Weg, um aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburt auszubrechen. So ist der Buddhismus ebenso Weltanschauung wie Religion. Buddha selbst war kein Prophet und auch kein Gott. Er war ein Mensch, der sein Lebensziel erreicht hat und in das Nirvana eingegangen ist. Deshalb ist sein Leben Vorbild für seine Anhänger, die selbst diesen Weg gehen möchten.
Zeittafel: Siddharta Gautama und die Entwicklung des Buddhismus
Wichtige buddhistische Begriffe erklärt
Quellen
Buddha hat seine Lehre in Form von Lehrgesprächen, Predigten und Unterweisungen weitergegeben, selbst verfasste er jedoch weder Schriften noch veranlasste er eine Verschriftlichung. So können für die Erforschung der Frage nach dem historischen Buddha nur sekundäre Quellen herangezogen werden. Zu diesen zählen sowohl die erst Genarationen später niedergeschriebenen Schriften als auch archäologisches und künstlerisches Material wie Reliefs und Inschriften auf Stupas.
Während sowohl archäologische Funde als auch Bilder nur in eingeschränkter Anzahl erhalten sind, gibt es eine unüberschaubare Fülle an schriftlichen Quellen, deren früheste rund 200 Jahre nach Buddhas Tod verfasst wurden. Die uns heute erhaltenen Schriften sind jedoch nicht in Buddhas Muttersprache (Magadhi) niedergeschrieben, sondern in der damaligen Gelehrtensprache Sanskrit bzw. im mittelindischen Dialekt Pali. Berücksichtigt man weiter, dass die Menschen damals ein geringes historisches Interesse hatten und darüber hinaus die spärlichen biografischen Angaben durch zahlreiche Legenden ausgeschmückt sind, wird deutlich, wie schwer es ist, zu einer wissenschaftlich haltbaren Analyse der Vita Buddhas zu gelangen.
Buddha selbst wanderte nach seiner Erleuchtung mehr als vier Jahrzehnte im Land umher, lehrte und sprach mit den Menschen. So gab es bereits zum Zeitpunkt seines Todes teils unterschiedliche Geschichten und lokale Traditionen betreffend seines Lebens und seiner Lehre. Aus diesem Grund hielten die Mönche, die sich ihm angeschlossen hatten, bereits vier Monate nach seinem Tod in Rajagaha ein erstes Konzil ab, wo sie die authentischen Aussagen Buddhas sammelten bzw. definierten. Diese „approbierten Lehrreden“ wurden aber nicht niedergeschrieben, sondern die Mönche lernten Teile davon auswendig und gaben diese an die jeweiligen nachfolgenden Generationen weiter.
Auf zwei weiteren Konzilen in Vaishali (rund 100 Jahre später) bzw. in Pataliputra (um das Jahr 250 v. Chr.) wurde dieser Textkanon revidiert und teilweise durch biografische Einschübe erweitert. Buddhabiografien gab es allerdings immer noch nicht.
Die mündlichen Überlieferungen wurden erst recht spät niedergeschrieben. Die älteste und aus dieser Zeit einzige erhaltene Schriftsammlung ist der im 1. Jh. vor Chr. in Ceylon (Sri Lanka) verfasste Pali-Kanon (Pali ist ein dem Sanskrit verwandter indischer Dialekt). Es handelt sich hierbei um eine systematische Niederschrift dessen, was damals von Buddha bekannt war. Auch wenn Buddha wahrscheinlich nicht Pali gesprochen hat, und seine Aussagen demnach nur Übersetzungen sind, und auch wenn die ältesten erhaltenen Schriftfunde des Pali-Kanons heute erst 500 Jahre alt sind, genießen diese Texte das höchste Ansehen und sind die bedeutendsten Schriften im Theravada.
Die ersten eigenständigen und das ganze Leben Buddhas umfassenden Biografien stammen aus dem 4. Jh. n. Chr. Daneben gibt es eine Reihe von Viten, die außerhalb Indiens entstanden sind und in unterschiedlichen Sprachen verfasst wurden.
Zusammenfassend ist über die Quellenlage zu sagen, dass die Rekonstruktion der Biografie des historischen Buddha wissenschaftlich gesichert nur in sehr groben Zügen möglich ist. Zweierlei ist hier zu bedenken:
Aus den frühen Texten können biografische Angaben deshalb nur eingeschränkt übernommen werden, weil es nicht die Intention der Textschreiber war, eine systematische Lebensgeschichte zu verfassen. Eine solche Intention war den damaligen Mönchen fremd. Vielmehr wollten sie mit ihren Schriften die Lehren und Regeln Buddhas sowie die hinter den historischen Ereignissen liegende Wahrheit niederschreiben und diese so weitertradieren.
Zum anderen gehören nach buddhistischer Vorstellung zu einer Biografie Buddhas nicht nur Berichte über den historischen Siddharta Gautama, sondern es müssen auch seine vorherigen (menschlichen und tierischen) Inkarnationen berücksichtigt werden. Diese sind in den sogenannten Jatakas (Sanskrit: „Vorgeburtsgeschichten“) überliefert. Manche Biografien legen auf diese Präexistenzen mehr Wert als auf die Lebensgeschichte Siddhartas, weil sie aus der Sicht der Verfasser unabdingbare Vorstufen für sein letztes irdisches Leben und damit auch für seine Erweckung waren. Obendrein schmücken die Jatakas die Person Buddhas und seine Erlebnisse fast märchenhaft aus.
Die Welt, in der Siddharta Gautama lebte
Nordindien hatte zur Zeit, in der Buddha lebte, eine hoch entwickelte Kultur. Es gab bereits Städte und Berufsgruppen, aber auch das Problem des starken Gefälles zwischen der armen Bevölkerungsschicht und den Reichen. So war es in einem gewissen Sinn auch eine Zeit des sozialen und religiösen Umbruchs. Buddha selbst war stark von der Religion beeinflusst, in der er aufwuchs, und übernahm viele Vorstellungen seiner Zeit wie selbstverständlich. Vieles wurde von ihm jedoch auch kritisiert, abgelehnt oder verändert.
Siddharta Gautama wuchs in einer hinduistischen Gesellschaft auf. Diese Aussage ist im Grunde wenig inhaltsreich, denn der erst rund eineinhalb Jahrtausende später entstandene Terminus „Hinduismus“ ist eine Sammelbezeichnung für die tausenden Religionssysteme Indiens, die nie einheitlich waren und es auch heute nicht sind. Es gibt viele Unterschiede, aber einiges haben diese Religionssysteme doch gemeinsam:
Die Hindus sahen damals wie auch heute die Welt als einen ewig wiederkehrenden Kreislauf ohne Anfang und ohne Ende. Samsara nennen die Inder diesen endlosen Zyklus, der nicht nur für das Universum gilt, sondern auch für jedes Lebewesen. Das Leben beginnt nicht mit der Geburt und endet nicht mit dem Tod. Vielmehr beginnt nach dem Tod eine neue Existenz auf Erden und bereits vor der Geburt haben die Menschen schon auf der Erde gelebt. Dieser Kreislauf hört niemals auf. Was sich jedoch ändert, ist die Form, in der die Reinkarnation (Wiedergeburt) stattfindet. Diese hängt ab vom Karma des jeweiligen Lebewesens, also von dessen physischen und geistigen Handlungen bzw. Taten. Jede Tat und jeder Gedanke hat nicht nur für andere Personen und Dinge eine Wirkung, sondern vor allem auch für den Akteur selbst und führt dazu, dass dieses Lebewesen erneut wiedergeboren wird.
Der Kreislauf der Wiedergeburt wird als negativ bewertet, weil zu jedem Leben auch viel Leid gehört – von der Geburt bis zum Tod gibt es Schmerzen, Angst, unerfüllte Träume, Enttäuschungen usw. Das Ziel des Lebens besteht deshalb darin, diesem ewigen Kreislauf zu entrinnen. Möglich ist das durch Moksha (Sanskrit: „Erlösung“, „Befreiung“, „Erleuchtung“).
Nicht in jeder Inkarnation kann die Erleuchtung erreicht werden, sondern die menschliche Gesellschaft ist unterteilt in Kasten, wobei es nur der Priesterkaste möglich ist, zur Erlösung zu gelangen und nicht mehr wiedergeboren zu werden. Die einzelnen Berufsgruppen, die man im Indischen als Jatis bezeichnet und von denen es fast 3000 gibt, werden den vier Hauptkasten (Varnas) zugeordnet. Das Prägende sind die Jatis. In ihnen wird geheiratet, sie bestimmen den Beruf und nur mit den Angehörigen der eigenen Jati wird gegessen. Die Unberührbaren existieren als quasi eigene Gruppe oder Kaste erst ab dem 7. Jh. n. Chr.
Brahmanen: Priester, Gelehrte
Kshatriya: Krieger, Könige, Fürsten
Vaishya: Händler, Grundbesitzer, Ackerbauern
Shudra: Tagelöhner, Pachtbauern, Diener
Als letzte und unterste Gruppe sind die außerhalb des Kastensystems stehenden sogenannten Unberührbaren, zu nennen. Dazu zählen Totengräber, Hebammen, Schlächter,...