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Die Ungehorsamsstrafe in der Strafprozesspraxis des frühen 19. Jahrhunderts.

Eine Untersuchung anhand ausgewählter Staaten.

AutorNatalie Knapp
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2011
ReiheSchriften zur Rechtsgeschichte 155
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783428537143
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis74,90 EUR
Welche Bedeutung kam der Ungehorsamsstrafe im Zeitraum zwischen Abschaffung der Folter und Reformierung des deutschen Strafprozesses zu? Zeitgenössische Lehrbücher und Normierungen definieren die Ungehorsamsstrafe als Vergeltungsmittel bei Verweigerung einer Antwort im Gegensatz zur Folter als Erpressungsmittel. Zeitgenössische Strafprozessrechtswissenschaftler verteidigen die Ungehorsamsstrafe als funktionales Surrogat der Folter im Interesse des staatlichen Wahrheitsanspruchs oder kritisieren sie wegen ihrer Nähe zur Folter. Bei der Untersuchung von Verhörprotokollen fort- und rückschrittlicher Staaten zeigt sich eine erhebliche Diskrepanz zwischen den intensiven zeitgenössischen strafprozessrechtswissenschaftlichen Debatten und der nur etwa zu einem Hundertstel in den Akten nachvollziehbaren Anwendung der Ungehorsamsstrafe. Monokausale Erklärungsansätze zum Phänomen Ungehorsamsstrafe verbieten sich. Die Ideen reichen von der Beibehaltung des überkommenen Inquisitionsverfahrens, einer Manipulation der Protokolle, gütlichen Verhörmethoden bis zur Anwendung einer polizeilichen Folter. Doch nur vor dem Hintergrund sowohl fortschrittlicher strafprozessrechtlicher Entwicklungen als auch bestehender Rückstände im Strafverfahren des frühen 19. Jahrhunderts ist ein Deutungsversuch zur Rolle der Ungehorsamsstrafe möglich, wenn auch nicht vollständig nachweisbar.

Geboren am 12.12.1983 in Paderborn machte Natalie Knapp im Juni 2003 ihr Abitur, ehe sie im Oktober 2003 das Studium der Rechtswissenschaften und die Fachspezifische Fremdsprachenausbildung im amerikanischen Recht an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster begann. Von 2004 bis 2007 folgten eine Tätigkeit als studentische Hilfskraft am Institut für Rechtsgeschichte, der Abschluss der Fremdsprachenausbildung sowie studiumsbegleitende Praktika und Auslandsaufenthalte. Im Juli 2008 erlangte Natalie Knapp ihr Erstes Staatsexamen und begann mit einem von der VW-Stiftung geförderten Promotionsstudium, das sie im Februar 2011 mit der Arbeit 'Die Ungehorsamsstrafe in der Strafprozesspraxis des frühen 19. Jahrhunderts' abschloss. Seit März 2011 ist Natalie Knapp Rechtsreferendarin beim Oberlandesgericht Frankfurt am Main und wird ihr Zweites Staatsexamen voraussichtlich im Frühjahr 2013 ablegen.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis8
Abkürzungsverzeichnis13
A. Einleitung16
I. Fragestellung16
II. Forschungsstand19
III. Methode21
1. Untersuchung zeitgenössischer strafprozessrechtswissenschaftlicher Literatur22
2. Untersuchung der Strafprozesspraxis ausgewählter Staaten23
a) Auswahl der Staaten24
b) Auswahl der Delikte25
aa) Verfahrensart26
bb) Deliktsart27
B. Die Ungehorsamsstrafe29
I. Definition29
II. Herkunft und Entwicklung36
1. Der mittelalterliche Inquisitionsprozess36
2. Die Rezeption des kanonisch-italienischen Verfahrens: Die Constitutio Criminalis Carolina36
3. Der gemeine Inquisitionsprozess in seiner Entwicklung bis zum reformierten Verfahren38
C. Die Ungehorsamsstrafe in der zeitgenössischen Strafprozessrechtstheorie40
I. Befürworter der Ungehorsamsstrafe40
1. Notwendiges Mittel zur Auskunftserlangung40
2. Sicherung des staatlichen Wahrheitsanspruchs42
II. Kritiker der Ungehorsamsstrafe46
1. Fehlende Rechtsgrundlage46
2. Verletzung der Rechte des Angeklagten47
3. Foltersurrogat51
III. Zwischenergebnis54
D. Die Ungehorsamsstrafe in der Strafprozesspraxis55
I. Untersuchung von Verhörprotokollen ausgewählter Staaten55
1. Fürstbistum Paderborn56
a) Staat und Verfassung56
b) Strafprozessrecht56
c) Archivbestände57
d) Auswertung57
2. Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach57
a) Staat und Verfassung57
b) Strafprozessrecht58
c) Archivbestände59
d) Auswertung60
3. Freie Reichsstadt Frankfurt60
a) Staat und Verfassung60
b) Strafprozessrecht61
c) Archivbestände62
d) Auswertung62
4. Großherzogtum Baden63
a) Staat und Verfassung63
b) Strafprozessrecht63
c) Archivbestände66
d) Auswertung66
5. Großherzogtum Oldenburg67
a) Staat und Verfassung67
b) Strafprozessrecht68
c) Archivbestände70
d) Auswertung70
6. Königreich Preußen70
a) Staat und Verfassung70
b) Strafprozessrecht71
c) Archivbestände73
aa) Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Magdeburg75
bb) Thüringisches Staatsarchiv Gotha76
cc) Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen76
d) Auswertung76
7. Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha77
a) Staat und Verfassung77
b) Strafprozessrecht78
c) Archivbestände79
d) Auswertung80
II. Untersuchung ausgewählter zeitgenössischer Fallschilderungen80
III. Zwischenergebnis84
E. Erklärungen zur geringen Bedeutung der Ungehorsamsstrafe in der Strafprozesspraxis des frühen 19. Jahrhunderts86
I. Beibehaltung des überkommenen Inquisitionsverfahrens87
1. Charakteristische Bestandteile des Inquisitionsprozesses88
a) Wahrheitserforschungsmittel88
b) Mittel der Prozessbeendigung90
2. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis91
3. Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen93
4. Zusammenfassung95
II. Unbekannte Verfahrensmethode95
1. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis96
2. Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen97
3. Zusammenfassung98
III. Manipulation der Protokolle98
1. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis99
2. Weiterführende strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen und Erwägungen105
a) Normative Vorgaben zur Protokollführung105
b) Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen108
c) Beweggründe etwaiger Manipulationen109
d) Praktikabilität von Manipulationen110
3. Zusammenfassung111
IV. Drohwirkung der Ungehorsamsstrafe112
1. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis113
2. Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen114
3. Zusammenfassung116
V. Gütliche Verhörmethoden117
1. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis118
2. Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen120
3. Zusammenfassung123
VI. Geistige Folter124
1. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis127
2. Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen130
3. Zusammenfassung132
VII. Etablierung des Indizienbeweises133
1. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis134
2. Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen138
3. Zusammenfassung140
VIII. Die Ungehorsamsstrafe als polizeiliche Folter zu Ermittlungs- und Disziplinierungszwecken140
1. Die polizeiliche Folter zu Ermittlungszwecken143
a) Auswertung der Strafprozesspraxis144
b) Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen148
2. Die polizeiliche Folter zur Erziehung und Disziplinierung149
3. Zusammenfassung150
F. Fazit153
Quellen- und Literaturverzeichnis155
Sachwortregister184

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