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E-Book

>Verständlich schreiben< lernen

Sprachtraining für Studenten, Absolventen und Berufsanfänger

AutorKarl-Heinz List
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl82 Seiten
ISBN9783640165681
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Fachbuch aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Deutsch - Pädagogik, Didaktik, Sprachwissenschaft, Note: '-', , 17 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die meisten Studenten in Deutschland können nicht verständlich schreiben, meint der Sprachwissenschaftler Hans Krings von der Universität Bremen in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Für das Fortkommen, so Krings, sei das Schreiben in fast allen Berufen von großer Bedeutung und ein Schlüssel für die erfolgreiche Tätigkeit.. Wer seine Gedanken zu Papier bringt, muss sich so ausdrücken, dass er auf Anhieb verstanden wird. Wer die Leser für sich einnehmen möchte, muss die Gefühle ansprechen, in Bildern sprechen und anschaulich formulieren. Man muss nicht gleich den Anspruch haben, wie Arthur Schopenhauer oder Heinrich Heine schreiben zu können. Doch sich verständlich und präzise auszudrücken, kann man lernen. Zugegeben: Wir sind alle nicht perfekt im Umgang mit unserer Muttersprache. Wir planen im voraus, sprechen von anderen Alternativen, eigenhändiger Unterschrift, Rückantwort und Zukunftsprognose. Aber wir arbeiten daran. Die Leser lernen bei diesem Training, ihr Sprachgefühl zu entwickeln. Wer ein gutes Sprachgefühl besitzt, weiß intuitiv, was richtig oder falsch ist. Intuition beruht auf Erfahrungswissen. Das gilt auch für das Sprachgefühl, das ein Bauchgefühl ist. Je mehr Erfahrung jemand mit Sprache hat, desto ausgeprägter ist seine Intuition. Die Beispiele und Übungen in diesem Buch beziehen sich auf die 'Sprache im Beruf': Der ausladenden und verklausulierten Sprache der Unternehmen in Verträgen, Geschäftsberichten und bei der Selbstpräsentation im Internet wird ein ökonomischer Stil gegenüber gestellt: Kürzer, verständlicher, präziser. Die Leser lernen bei dieser Gelegenheit, wie sie ein Bewerbungsschreiben wirkungsvoll und in einer anschaulichen Sprache formulieren oder selbst einen Vorschlag für ihr Praktikumszeugnis schreiben.

Karl-Heinz List ist Betriebswirt und hat viele Jahr als Personalleiter in verschiedenen Unternehmen in Hamburg gearbeitet. In dieser Zeit war er ehrenamtlicher Richter beim Arbeitsgericht Hamburg. Danach war er zehn Jahre lang als selbständiger Personal- und Outplacementberater tätig. Zudem war er Dozent in der Erwachsenbildung mit Schwerpunkt Arbeitsrecht. Er hat Bücher veröffentlicht über Themen, die er aus seiner beruflichen Erfahrung kennt: Kommunikation, Personalmanagement, Sprache im Beruf. Mehr Informationen hier: www.list-freierautor.de

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Leseprobe

2. Sprachgefühl entwickeln

 

Sprachgefühl und Intuition

 

Wir wissen alle, was Gefühle sind. Freude, Trauer, Wut, Begeisterung. Aber was ist gemeint mit dem Wort „Sprachgefühl“? Ein Gefühl dafür haben, was in einer Sprache richtig oder falsch ist? Ja. Aber braucht man dazu überhaupt „Gefühl“, oder kann man das lernen wie Mathematik oder Geografie?

 

Die Neurowissenschaftlerin Angela Frederice vom Max-Planck-Institut in Leipzig vertritt in Anlehnung an Noam Chomsky die Auffassung, dass im menschlichen Gehirn eine angeborene Universalgrammatik festgeschrieben sei, genauer gesagt die Fähigkeit, ein solches Regelsystem zu lernen. Diese bislang unbewiesene These sei durch etliche Indizien gestützt. Die Leipziger Forscher haben ihre Studien auf Kinder ausgeweitet und konnten dabei beobachten, wie sich die richtige grammatische Struktur nach und nach entwickelt. Erste Untersuchungen brachten erstaunliche Ergebnisse. Die Gehirne von Fünfjährigen konnten bereits die korrekte grammatische Struktur eines Satzes bestimmen. Das junge Gehirn vollendet offenbar im achten Lebensjahr seine grammatische Entwicklung. Offenbar lernen wir Sprechen wie Schwimmen oder Fahrrad fahren. Das Erlernte läuft dann unbewusst ab (www.cbs.mpg.de/institute/foco/grammar).

 

Richtiges, grammatikalisch einwandfreies Deutsch zu schreiben, lernen wir in der  Schule. Doch korrekt zu schreiben ist noch kein guter Stil.

 

„Will ein Unternehmen etwas erreichen, muss das, was erreicht werden soll, also die Unternehmensziele, denjenigen, die an ihrer Erreichung arbeiten, bekannt sein.“

 

Dieser Satz eines Personalvorstandes ist von der Grammatik her korrekt: Was der Schreiber ausdrücken wollte, ist sehr umständlich formuliert, mit zu vielen Worten und nicht ökonomisch. Das hätte man kürzer und zeitsparender schreiben können: „Die Mitarbeiter müssen die Unternehmensziele kennen.“

 

Es muss um mehr gehen als um korrektes Deutsch, wenn wir von Sprachgefühl reden. Das hat etwas zu tun, mit dem Gespür für das richtige Wort und den Satzbau, wie man etwas verständlich, präzise, knapp und anschaulich ausdrückt. Wir können unser Sprachgefühl entwickeln, schärfen und verfeinern.

 

Wir wissen mehr als wir zu sagen wissen. Muttersprachler sind in der Lage spontan zu sagen, ob ein Satz grammatisch korrekt und idiomatischrichtig ist, aber nur wenige können erklären, warum das so ist.

 

Wer ein gutes Sprachgefühl besitzt, der weiß intuitiv, was in einer Sprache richtig oder falsch ist. Intuition beruht auf Erfahrungswissen. Das gilt auch für das Sprachgefühl. Grammatik ist Wissen, Sprachgebrauch ist Erfahrung. Das Sprachgefühl ist ein Bauchgefühl. Es ist umso ausgeprägter, je mehr Erfahrung jemand auf dem Gebiet „Sprache“ besitzt.

 

Der Psychologe Gerd Gigerenzer, Leiter des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, beschäftigt sich seit zehn Jahren mit Intuition (Bauchentscheidungen, 2007). Er schreibt, dass ein Großteil unseres geistigen Lebens sich unbewusst vollziehe und auf Prozessen beruhe, die nichts mit Logik zu tun haben. Er spricht von Bauchgefühlen, Intuitionen und der „Intelligenz des Unbewussten: Ohne zu denken wissen wir, welche Regel in welcher Situation vermutlich funktioniert.“

 

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (25.8.07) sagt er: „Erst einmal sind sie (die Faustregeln) blitzschnell im Bewusstsein. Man weiß, was zu tun ist, ohne die Gründe dafür zu kennen. Ihnen liegen aber nicht nur Erfahrung, sondern auch einfache Faustregeln zugrunde, etwa „Wähle, was du kennst, imitiere den Erfolgreichen, vertraue einem einzigen Grund und ignoriere alle anderen.“

 

Diese „Faustregeln“ sind für die Entstehung von Intuition verantwortlich. Sie sind nicht nur im Gehirn, sondern auch in der Umwelt verankert. Ein Bauchgefühl ist weder gut noch schlecht, rational oder irrational. Sein Wert hängt von dem Kontext ab, in dem die Faustregel verwendet wird.

 

Der Münchner Hirnforscher Ernst Pöppel (Zum Entscheiden geboren, 2008) unterscheidet drei Formen des Wissens. Neben dem sprachlichen und bildlichen Wissen nennt er das „intuitive Wissen“ oder das „stumme Wissen“, das sprachlich nicht verfügbar, aber deshalb nicht irrational sei, sondern mit einer eigenen Logik. Das intuitive Wissen, so Pöppel, funktioniere um so besser, „je reicher die Arbeitsplattform unseres Geistes ist, die mit Wissen aus frühesten Zeiten ausgestattet wird.“

 

Der Bremer Hirnforscher Gerhard Roth wurde in einem Interview (Gehirn&Geist 11/2007) nach dem intuitiven Wissen gefragt:

 

Ein hilfreicher Ansatz, das wurde auch empirisch nachgewiesen, besagt: Wäge zunächst ausgiebig rational ab und lass die Sache dann einige Zeit ruhen. Fühlt sich die gewählte Option immer noch gut an, tu es! Die Wahl, die wir am Ende treffen, ist immer emotional – es gibt ja eigentlich gar keine rationale Entscheidungen, nur rationale Erwägungen.

 

Haben Sie ein gutes Sprachgefühl? Der folgende Satz ist grammatikalisch nicht zu beanstanden. Aber das Sprachgefühl sagt einem: Irgendetwas stimmt nicht. Was ist das? Der Satz lautet:

 

Eine faire Behandlung steht im Einklang mit den üblichen Gepflogenheiten.

 

Die Antwort ist dann einfacher, wenn die Frage präziser formuliert wird: Welches Wort ist überflüssig? „die üblichen  Gepflogenheiten“, das Übliche eben, die Gepflogenheiten.

 

Es muss um mehr gehen als um korrektes Deutsch, wenn wir von Sprachgefühl reden. Das hat etwas mit Intuition zu tun, mit einem Gespür für das richtige Wort und den Satzbau, wie man etwas verständlich, präzise, knapp und anschaulich ausdrückt. Und wer Sprachgefühl hat, kann es entwickeln und verbessern, wenn er will. Das ist unser Thema.

 

Sprache ist nicht logisch


 


Ein Buchmacher macht bekanntlich keine Bücher, sondern nimmt Wetten an; ein Walfisch ist kein Fisch, sondern ein Säugetier, was auch Laien wissen. Das Gegenteil von Ruhe ist die Unruhe; aber das Gegenteil von „Mengen“ ist nicht Unmengen, sondern die Steigerung. Der Arzt verschreibt ein Rezept, aber verschreibt sich nicht dabei.

 

Das Gegenteil von Vorteil ist Nachteil, aber das Gegenteil von Vorschlag ist nicht Rückschlag oder Nachschlag, sondern „kein“ Vorschlag. Wir sprechen von Spannung und Entspannung, was aber ist das Gegenstück zu „Frühstück“? Spätstück? Nein, Abendbrot. Einen Kopf hat jeder, aber Köpfchen? Und die Mehrzahl vom Mangel ist nicht Mängel. Wir haben einen Mangel an Facharbeitern, aber keine Mängel. Die Mängel der Ware (zum Beispiel „verschmutzt“) rügt das Unternehmen mit einer Mängelrüge.

 

Sprache ist nicht logisch. Sie ist Konvention, Übereinkunft. Alle Kultursprachen haben eine lange Entwicklung hinter sich. Sie sind kein ausgeklügeltes System, sondern eine gewachsene Form der Verständigung.

 

Und Sprache hat viel mit Gefühlen zu tun.

 

Übung A: Wie steht es mit Ihrem Sprachgefühl?


 


Finden Sie eine bessere Formulierung

 

1) Er fokussierte in seinem Vortrag das Problem und präsentierte alternative Lösungen.

 

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2) Auch die Gestattung der Internetnutzung durch den Arbeitgeber ist kein Freibrief für unbeschränkte Privatnutzung am Arbeitslatz.

 

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3) Text aus einem Bewerbungsschreiben:

 

Ich würde mich freuen, wenn Sie mich zu einem Gespräch einladen würden.

 

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4) Zu ihren Obliegenheiten gehört der gesamte Schriftverkehr.

 

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5) Herr Müller nahm an einer Fortbildung für Designer-Möbel teil.

 

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6) (Telefongespräch) Ich rufe Sie zurück.

 

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