Magisterarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Germanistisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Texte von Autoren, die ihre Werke in Deutschland und in deutscher Sprache veröffentlichen, 'ius sanguinis' jedoch keine 'deutschen' Schriftsteller sind, stellen diejenigen, die darüber sprechen möchten, vor das Problem der Benennung. Wie sind die Texte einzuordnen? Welchen Namen gibt man einer solchen relativ jungen und sich entwickelnden Literatur? Muss bzw. kann man sie in einer Kategorie zusammenfassen? Reicht die Herkunft der Elterngeneration als sinnvolles Kriterium aus? Wird ihr das Zusammenfügen unter einem Titel gerecht oder marginalisiert sie das zu einer 'Literatur mit Aufenthaltsberechtigung', die so zwar Anerkennung, aber doch keine Aufnahme in die deutsche Literatur findet? Mit den ersten Veröffentlichungen so genannter Gastarbeiter in Deutschland in den 1960er und 70er Jahren beginnt die Suche nach einem Namen für Literatur nicht 'deutschstämmiger' Autoren. Dieser Prozess der Etikettierung begleitet seither die literarische Produktion derer, die oder deren Eltern nicht deutscher Herkunft sind, bis heute in die so genannte zweite und dritte Generation, die selbst nie migrierte. Von der Forschung wird sie - geleitet von der Versuchung, mit einem Schlagwort Homogenität innerhalb einer in sich sehr heterogenen Literatur zu konstruieren - als 'multi'-, 'inter'- oder 'transkulturelle', 'hybride', 'nicht nur deutsche', früher auch 'Migrations'-, 'Ausländer'-, 'Minderheiten'-' 'Gast'- oder 'Gastarbeiterliteratur' bezeichnet. Diese Begriffe - wie der des Interkulturellen - konstituieren teilweise Modelle, die in der Regel das Werk 'deutsch-türkischer' Autoren mit neuen oder neu benannten Be- und Einschränkungen von der 'normalen' zeitgenössischen Literatur abgrenzen wollen. Die Untersuchung der Literatur nach ästhetischen Kriterien ist hier in der Regel zweitrangig. Die auf Staats- oder in diesem Verständnis Kulturzugehörigkeit basierende Kategorisierung scheint Priorität vor der ästhetischen Einordnung eines Textes zu haben. Die vermeintliche Notwendigkeit einer eigenen Kategorie leitet sich von der Vorstellung ab, dass die Autoren in irgendeiner Form einer anderen Kultur angehören oder zumindest nicht eindeutig einer einzigen Kultur - der deutschen oder der türkischen - zuzuordnen sind und somit nicht als einwandfreie Repräsentanten deutscher Literaturschaffender zu sehen sein können. Identität wird zum zentralen Punkt dieser Literatur und ihres Diskurses.
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