3. NOMEN
Das Klingonische kennt verschiedene Typen von Nomen oder Substantiven.
3.1 Einfache Nomen
Einfache Nomen sind, ähnlich wie im Deutschen einfache Wörter, z. B. DoS Ziel oder QIH Zerstörung.
3.2 Komplexe Nomen
Zusammengesetzte Nomen bestehen, wie der Name bereits sagt, aus mehr als einem Wortelement.
3.2.1 Zusammengesetzte Nomen
Nominal-Komposita sind Wörter, die aus zwei oder drei eigenständigen Nomen zusammengesetzt sind. Das Klingonische ist dem Deutschen in dieser Hinsicht ähnlich, da beide Sprachen sehr reich an solchen Kompositionen sind. Ein Beispiel im Deutschen ist die berühmte Donau-Dampf-Schiff-s-Kapitän-s-Mütze. Ein klingonisches Beispiel wäre jolpa’ Transporterraum. Das Wort besteht aus den beiden Nomen jol Transporterstrahl und pa’ Raum, Zimmer.
3.2.2 Verben auf -wI’
Der zweite Typ zusammengesetzter Nomen besteht in einem Verb mit einem angehängten Suffix, welches die Bedeutung jemand/ein Ding, welches etwas tut/bewirkt hat. Im Deutschen lautet das entsprechende Suffix -er, wie in Arbeit-er, jemand der arbeitet oder Bohr-er, etwas, das bohrt. Das entsprechende klingonische Suffix erscheint zum Beispiel in baHwI’ Schütze, welches aus dem Verb baH Feuere (einen Torpedo o. Ä.) und -wI’ jemand, der feuert (z. B. einen Torpedo) besteht. So bedeutet also baHwI’ jemand, der einen Torpedo feuert. So’wI’ Tarnvorrichtung kommt von dem Verb So’ verhüllen, tarnen und -wI’. So’wI’ ist also, in diesem Fall, ein Ding, welches verhüllt oder tarnt.
Ein Nomen, das aus einer solchen Verbindung aus Verb und Suffix besteht, ist ein gewöhnliches Nomen und kann zusammen mit anderen Nomen ein N-Kompositum bilden. Ein Beispiel ist das klingonische Wort tIjwI’ghom Entergruppe; es besteht aus den Elementen tIj entern, einsteigen, dem Suffix -wI’ jemand, der einsteigt oder entert und dem Nomen ghom Gruppe. Wörtlich übersetzt bedeutet tIjwI’ghom also Gruppe von Leuten, die allesamt entern.
3.2.3 Andere komplexe Nomen
Es existieren im Klingonischen eine ganze Reihe von Nomen, die zwei oder mehr Silben lang sind, die aber nicht in demselben Sinne als N-Komposita gelten, wie diejenigen, die oben beschrieben werden.
Diese Nomen waren möglicherweise einmal als Komposita gebildet worden, aber eines oder alle der hierfür verwendeten Nomen sind in Vergessenheit geraten oder werden als eigenständige Wörter aus anderen Gründen nicht mehr verwendet, sodass es ohne tiefergehende etymologische Forschungen unmöglich ist, zu sagen, was die einzelnen Komponenten des Wortes für sich bedeuten. Ein Beispiel ist das Wort ’ejDo’ Raumschiff. Die Silbe ’ej begegnet uns ebenfalls in ’ejyo’ Sternenflotte, doch gibt es keine bekannten klingonischen Wörter ’ej, Do’ oder yo’, die irgendetwas mit der Sternenflotte, der Föderation oder wie auch immer gearteten Raumfahrzeugen zu tun hätten. Es ist möglich, dass Do’ ein altes klingonisches Wort für Raumschiff ist (ein modernes Wort hierfür ist Duj), das nur noch in dem Begriff ’ejDo’ verwendet wird, doch bleibt dieses ohne weitergehende Untersuchungen natürlich nur eine bare Vermutung.
3.3 Suffixe
Allen Nomen, ob einfache oder zusammengesetzte, können ein oder mehrere Suffixe folgen. Wenn zwei oder mehr Suffixe an einem Nomen verwendet werden, müssen sie in einer festgelegten Abfolge erscheinen. Suffixe können bezüglich ihrer relativen Lage in der Nachfolge des Nomens klassifiziert werden, welche der Einfachheit halber von eins bis fünf durchnummeriert werden können; Suffixe der Klasse 1 folgen direkt dem Nomen, Suffixe der Klasse 2 denjenigen der ersten Klasse, bis hin zu denen des Typs 5, die am Ende des Komplexes erscheinen. Dieses kann wie folgt illustriert werden:
NOMEN-1-2-3-4-5
Wenn kein Suffix der Klasse 1 verwendet wird, folgt ein Suffix der Klasse 2 natürlich direkt dem Nomen, wird nur ein Suffix der Klasse 5 verwendet, erscheint es ebenfalls direkt hinter dem Nomen. Die relative Abfolge wird also nur dann eingehalten, wenn mindestens zwei Suffixe verwendet werden.
Jede Suffixklasse beinhaltet mindestens zwei Suffixe, doch kann in einem Komplex jeweils nur ein Suffix einer Klasse verwendet werden. Ein Nomen kann also zum Beispiel mit einem Suffix der Klasse 4, nicht jedoch mit zwei oder drei Suffixen derselben Klasse 4 verbunden werden.
Die Suffixklassen und die in ihnen enthaltenen Morpheme gliedern sich wie folgt:
3.3.1 Typ 1: Augmentative/Diminutive
-’a’ Augmentativ
Dieses Suffix bezeichnet ein Verhältnis des Nomens zu etwas Größerem, Wichtigerem oder Mächtigerem.
SuS Wind | SuS’a’ starker Wind, Sturm |
Qagh Fehler | -Qagh’a’ -großes Versäumnis, unentschuldbarer Fehler |
woQ Macht, Stärke | -woQ’a’ letzte, endgültige, ultimative -Stärke |
-Hom Diminutiv
Das genaue Gegenteil des augmentativen Suffixes. Es indiziert, dass das Nomen zu seiner Verkleinerung referiert, verkleinert wird, weniger wichtig ist, als wenn es ohne das Suffix auftritt.
roj Frieden | rojHom Waffenstillstand, vorläufiger Friede |
3.3.2 Typ 2: Numerale
Wie im Deutschen verfügt das Nomen im Klingonischen nicht über ein spezielles Suffix, welches anzeigt, dass es im Singular steht: nuH Waffe bezeichnet eine einzelne Waffe, gleich welchen Typs. Im Gegensatz zum Deutschen bedeutet der Mangel eines spezifischen Pluralsuffixes nicht, dass das Nomen singularisch verwendet wird. Im Klingonischen kann ein Nomen ohne ein Pluralsuffix auf mehr als eine Entität referieren. Die Pluralität wird entweder durch ein Verbpräfix (siehe Kapitel 4.1), einen eigenständigen Terminus (Kapitel 5.1) oder durch den Kontext angezeigt. Zum Beispiel kann sich das Wort yaS Offizier auf einen einzelnen Offizier oder eine Gruppe von Offizieren beziehen, in -Abhängigkeit von anderen Wörtern im Satz oder vom Gesprächs-kontext.
Vergleichen Sie die folgenden Beispiele:
yaS vImojpu’ Ich bin Offizier geworden.
yaS DImojpu’ Wir sind Offiziere geworden.
yaS jIH Ich bin (ein) Offizier.
yaS maH Wir sind Offiziere.
Im ersten Satzpaar besteht der einzige Unterschied in den verschiedenen Verbpräfixen (an dieser Stelle nur partiell beschrieben, siehe Kapitel 4.1): vI- Ich, DI- Wir. Im zweiten Satzpaar besteht ein Unterschied zwischen den Pronomen: jIH Ich, maH Wir.
Unter bestimmten Umständen ist der einzige Weg zu entscheiden, ob von einer oder mehreren Entitäten die Rede ist, die Interpretation des Kontexts. So kann yaS mojpu’ mit er/sie ist (ein) Offizier geworden oder sie sind Offiziere geworden übersetzt werden. Diejenigen, die an einem Gespräch teilnehmen, in dem dieser Satz verwendet wird, werden vermutlich aus dem Kontext heraus wissen, auf wieviele Personen dieser Satz bezogen werden muss, um seine korrekte Bedeutung erfassen zu können. Glücklicherweise ist es für einen Studenten des Klingonischen niemals falsch, ein Pluralsuffix einem Nomen anzufügen, wenn er sich im Satz auf mehrere Personen beziehen will, auch wenn die Beifügung im klingonischen Sprachgebrauch redundant sein kann. Dementsprechend ist sowohl yaS maH als auch yaSpu’ maH korrekt, beide Sätze haben die Bedeutung Wir sind Offiziere (-pu’ ist ein Pluralsuffix). Auf der anderen Seite kann im Klingonischen kein Pluralsuffix an ein Nomen angehängt werden, welches sich nur auf ein Subjekt bezieht, besonders, wenn der Satz zusätzlich ein Pronomen enthält. Der Satz yaSpu’ jIH Ich bin Offiziere ist im Klingonischen wie in der deutschen Übersetzung gleichermaßen falsch.
Das Klingonische...