Was Hoffnung gibt
Wie krank du auch sein magst: Nichts an deiner Krankheit ist dir fremd, und nichts an deiner Krankheit ist falsch. Die Ursache liegt in dir selbst, die Krankheit liegt in dir selbst, und die Heilung liegt in dir selbst. Dein Symptom ist nicht dein Feind, sondern ein Teil von dir, der in dein Bewusstsein treten möchte. Dein Körper ist nicht dein Feind, sondern das lebendige Instrument, durch das du dich auf deine Weise ausdrückst. Alles bist du: der Körper wie das, was den Körper beseelt – das Symptom, die Erkrankung, und ebenso die Heilung. Was nicht bedeutet, dass du nicht alle zur Verfügung stehenden Hilfsmittel nutzen sollst, um gesund zu werden; das Rätsel jedoch liegt in dir selbst, ebenso wie seine Lösung. Vertraue darauf, dass die Kräfte des Lebens in dir wirken, um durch eben die Krankheit, an der du leidest, deine Genesung zu einem froheren, erweiterten, freieren, heileren Menschen zu bewirken. Wenn du diese Kräfte unterstützen möchtest, so lasse sie wirken; gib dich deiner Erkrankung hin, durchlebe sie bewusst, jedoch ohne in ihr unterzugehen. Erlebe alle Gefühle, Gedanken und geistigen Entwicklungen, die sie in dir auslöst, aufrichtig und aufmerksam. Wenn dir das nicht möglich ist – vielleicht weil du zu sehr geschwächt oder zu müde bist –, lasse einfach die Krankheit wirken und vertraue darauf, dass die Heilung auch ohne deine bewusste Mitarbeit geschieht.
Heilung geschieht; du kannst sie nicht bewirken. Du kannst sie auch nicht verhindern, nur verzögern. Leugnung der Krankheit verzögert den Heilungsprozess; ihre Anerkennung beschleunigt ihn. Mit »Anerkennung« ist nicht gemeint, dass du dir einredest oder einreden lässt, du seiest ernstlich und womöglich unheilbar krank. Anerkennung bedeutet nur, dein Unwohlsein und dein Leid anzuerkennen, ebenso wie die Sehnsucht nach Gesundung, die diesem Leid innewohnt.
Der Heilung entgegen
Der große Heiler Leben ist in dir am Werk, auch und ganz besonders, wenn du krank bist. Glaube nicht, dass deine Krankheit dein Feind und dein Untergang sei; tatsächlich ist die Krankheit deine Heilung. Wovon heilt sie dich? Von einer falschen, weil eingeengten Sichtweise deiner selbst, deiner Möglichkeiten und deines Lebens.
Leben bedeutet Wachstum. Was in einer Phase des Lebens angemessen ist, ist in einer anderen deplaziert. So wie es für einen Zweijährigen angemessen sein mag, lauthals zu schreien, wenn ihm etwas fehlt, und für einen Dreißigjährigen, sich das Fehlende auf eine weniger lautstarke Weise zu verschaffen, so kann eine bestimmte Auffassung vom Leben und seinen Möglichkeiten in einer bestimmten Phase angemessen, weil dem geistig-seelischen Entwicklungsstand entsprechend sein, in einer nächsten Phase jedoch nicht mehr, da sie nun dem Wachstum der Seele in der Persönlichkeit im Wege steht.
Wenn die Seele in der Persönlichkeit nicht dorthin wachsen kann, wohin sie wachsen möchte, so schmerzt das; wenn dieser Schmerz nicht beachtet wird, verschafft er sich Gehör, wenn es sein muss mit einer Krankheit oder einem Unfall.
Die Krankheit ist die Heilung
Wenn du krank bist, solltest du nicht denken: »Ich bin krank«, sondern: »Ich befinde mich in einem Heilungsprozess.« Die Krankheit ist die Heilung.
Bevor sie ausbrach, warst du krank. Du warst uneins mit dir, mit dem Leben, mit deinen Beziehungen; du warst unzufrieden; dir fehlte etwas; du littest. Du kranktest an etwas. Es war dir nicht bewusst, oder jedenfalls war dir ein Teil nicht bewusst, und dieser Teil verlangte danach, von dir wahrgenommen zu werden, aber du sahst ihn nicht. Das war deine Krankheit.
Nun, da du Symptome an deinem Körper wahrnimmst und spürst, wie du leidest, bist du auf dem Weg der Heilung. Dein Körper zeigt dir, woran du krankst; was dir fehlt; in welchem Bereich deines Lebens du in einem Konflikt feststeckst; wo du dich starr und steif machst, dich taub stellst oder dich lähmen lässt; wo du dich ungesund im Sinne deiner Wahrheit und deines eigenen Instinkts verhältst. Aber dein Körper zeigt es dir nicht nur, er durchleidet es, und indem er es durchleidet, ruft er die Lebenskräfte auf den Plan, die in dir eine Veränderung bewirken – denn ohne das Einschreiten dieser Lebenskräfte würde er an der Krankheit sterben. Auf diese Weise leistet er ein Stück Entwicklungshilfe für dich.
Selbst wenn es dir nicht oder nicht vollständig bewusst wird, worin eigentlich deine Krankheit besteht und was deine Heilung bewirkt – wenn du die Krankheit nicht unterdrückst, so wirken sowohl die wiederherstellenden als auch die erneuernden Lebenskräfte in dir, ob du es willst oder nicht. Du wirst verwandelt.
Krankheit und Gesundheit
Die Seele erleidet den Körper, und der Körper erleidet die Seele. Die Seele erfreut sich daran, in einem Körper Gestalt anzunehmen, aber sie erleidet die Begrenztheit, die sie in diesem Körper erfährt. Der Körper erfreut sich an dem Leben, das die Seele ihm verleiht, aber er erleidet jede Regung des Gemüts. Das Gemüt ist die geistig-emotionale Realität, die entsteht, wenn die Seele in der körperlichen Begrenzung ihre wahre Identität vergisst.
Die Seele wird geprägt durch das Denken des Umfeldes, in das sie hineingeboren wird. Dennoch ist sie kein unbeschriebenes Blatt bei ihrer Ankunft auf Erden; sie bringt Eigenarten und Erfahrungen mit, die sie in anderen Dimensionen, Zeiten oder Welten gewonnen hat.
Während sie nach und nach ihre wahre Identität vergisst, beginnt sie ihre Identität als der Körper, den sie nun als »ich« identifiziert, zu entdecken und die Möglichkeiten dieser Identität zu erforschen und auszuprobieren. Die Art, wie sie dies tut, wird von genetischen Anlagen, von den Eltern und dem Umfeld beeinflusst, geprägt und begrenzt.
Auf diese Weise entwickelt die Persönlichkeit schon vom Anfang ihres Entstehens an eine bestimmte Sichtweise. Sehr früh schon wird Wahrnehmung ersetzt durch Interpretation, durch eine bestimmte Art, die Welt und sich selbst zu betrachten und zu verstehen. Jede Familie hat ihre besondere Art, die Welt zu sehen, und jedes ihrer Mitglieder noch einmal eine besondere Unterart davon. Du kannst die Realität nicht wahrnehmen, du kannst nur wahrnehmen, wie sie dir aufgrund deiner Art zu denken erscheint. Du kannst diese Art zu denken bis an dein Lebensende für die Realität halten oder aber eines Tages entdecken, dass das, was du für Realität hieltest, nur dein Denken über die Realität war. Dann beginnt dein spirituelles Erwachen.
Jeder Gedanke erzeugt ein Gefühl. Jedes Gefühl erzeugt einen körperlichen Zustand – besser gesagt, ist ein körperlicher Zustand. Wenn du dich freust, verhält sich deine Energie in deinem Körper anders, als wenn du dich ärgerst. Die gesamte Biochemie deines Körpers wird beeinflusst von deinen Gefühlen, und diese wiederum sind das Resultat deiner Gedanken.
Dein körperlicher Zustand ist die Inkarnation der Art, wie du denkst – einschließlich aller körperlichen Zustände, die durch äußere Ursachen bedingt zu sein scheinen. Der Körper kennt aus sich heraus nur wenige Zustände: Wohlbehagen, wenn alle körperlichen Bedürfnisse erfüllt sind, oder Unbehagen, wenn sie nicht erfüllt sind; Todesangst; Stressreaktionen, die mit Todesangst verbunden sind; den Fortpflanzungstrieb. Alle übrigen besonderen körperlichen Zustände sind nicht körperlich, sondern seelisch bedingt. Es sind deine Zustände. Du erlebst sie im Körper, dein Körper erleidet sie, aber er erzeugt sie nicht.
Auch du erzeugst sie nicht; du denkst einfach, wie du denkst, weil du nicht anders kannst, und du fühlst dich, wie du dich fühlst, aufgrund eben der Art, wie du denkst. Und dieses Fühlen findet im Körper statt, verändert den Energiezustand, beeinflusst Muskeln, Nerven und Blutgefäße, dein Herz und deine Organe, die gesamte Biochemie.
Du kannst in deinem Körper lesen wie in einem Buch, und dieses Buch ist eine Beschreibung der Art, wie du denkst und dich aufgrund dieses Denkens fühlst. Dein gesamtes Leben ist ein Prozess der Bewusstwerdung. Einerseits wirst du dir mehr und mehr der Gedanken bewusst, die du fälschlich für wahr hältst und die dich einschränken; andererseits wirst du dir mehr und mehr der Möglichkeiten, Fähigkeiten, Eigenschaften bewusst, die in dir schlummern.
In einer bestimmten Phase bist du bereit für eine bestimmte Erkenntnis oder Entdeckung; in einer anderen für eine andere. Wenn du für eine bestimmte Erkenntnis bereit bist, die deine Sicht auf dich selbst und dein Leben verändern und erweitern wird, treten Personen, Ereignisse oder Symptome verstärkt in dein Bewusstsein, die dir diese Erkenntnis oder Entdeckung ermöglichen.
Ein solches Ereignis kann auch eine körperliche Krankheit sein. Krankheit ist ein Zustand, in dem das ganze System nach einer Veränderung drängt. Wenn du gesund bist, nimmst du das als selbstverständlich wahr, und du fühlst dich auf selbstverständliche Weise darin wohl. Wenn du krank bist, nimmst du das als etwas wahr, das du nicht länger als nötig auszuhalten gewillt bist. Es wird als störend, als falsch, als vorübergehender, zu überwindender Defekt empfunden. Das liegt daran, dass Gesundheit der eigentlich natürliche Zustand ist.
Dennoch ist es wichtig zu verstehen, dass Krankheit nicht das Gegenteil von Gesundheit ist, sondern zu ihr gehört. Denn der als Gesundheit definierte Zustand von Wohlbefinden und reibungslosem Funktionieren des Organismus ist kein statischer Zustand; der gesamte Körper-Geist-Seele-Organismus befindet sich ja in ständiger...