3. Perspektiven des Application Service Providing
Die ASP- Problematik lässt sich gut aus drei Hauptperspektiven sehen. Um an die grundlegenden vorangegangenen Gedanken anzuschließen, wird im Folgenden das Miet- und Leasing-Konzept aus drei Sichtweisen wie in der Abbildung 10 betrachtet.
Abbildung 10: Perspektiven des ASP- Konzepts
Quelle: Eigene Herstellung
Bei einer ASP- Infrastruktur handelt es sich um ein komplexes System, das höchste technische Anforderungen an den Aufbau und den Betrieb stellt [vgl. Grohmann (2002), S. 60]. Die wesentlichen Komponenten einer klassischen ASP- Realisierung lassen sich durch die nachfolgende Abbildung 11 darstellen. Hier wird auch die Grenze zwischen den externen und internen Bereichen der ASP- Infrasruktur sichtbar. Die Applikationen werden via Internet, browserbasiert oder per Virtual Private Networks (Netzwerk, LANs, WANs), zur Verfügung gestellt. Der Provider ist entweder ein Independent Software Vendor und stellt seine eigene Software zur Verfügung, oder er kauft die notwendigen Lizenzen von einem Drittanbieter. Das Ganze läuft zentral über den Server bzw. das Rechenzentrum des ASP (auch als Data Center bezeichnet).
Abbildung 11: Komponenten einer ASP- Realisierung
Quelle: in Anlehnung an Mies/ Reiners, in WISU 1 (2003), S. 59
Den internen Bereich machen die Server-Farm bzw. das Rechenzentrum des AS-Providers aus. An diese Einheiten werden größtmögliche Anforderungen gestellt. Sie müssen einer großen Datenflut standhalten, das gleichzeitige Zugreifen vieler User erlauben, schnell zu implementieren sein und über ein geringes Betriebsrisiko verfügen. Die interne Infrastruktur besteht in der Regel aus dem Minimum der drei Hauptkomponenten, wie die Abbildung 12 zeigt: Web-Server, Application Server und Datenbankserver.
Abbildung 12: Interne technische Infrastruktur eines ASPs
Quelle: Sun Microsystems (2001), S. 15
Die Hardware-Komponenten sind in gesicherten Rechenzentren beim ASP direkt oder, wie im Fall von Co- Location (Kooperationsmodell), bei einem anderen Rechenzentrum untergebracht.[20] Neben dem hochleistungsfähige Data Center sind es im Allgemeinen drei weitere technische Aspekte, die man berücksichtigen muss, um einen zuverlässigen Zugriff auf die Informationen zu gewährleisten:
gesicherte Bandbreite zum Kunden
ASP- fähige - Software und Tools
geeignete Endgeräte[21]
Der Zugriff auf Applikationen kann auf zwei Arten erfolgen:
Bei Verwendung der Client-Server-Technologie (ClientBased ASP) lädt sich der ASP- Anwender bei der Benutzung ein kleines Programm (Client) herunter. Mittels dieses Plug-Ins lassen sich Anwendungen, die auf Servern laufen, vom jeweiligen Arbeitsplatz starten. Der Anwender arbeitet mit der Benutzeroberfläche, während der eigentliche Programmablauf auf dem Server des ASP erfolgt. Hier ist keine konstante Verbindung zum Netzwerk notwendig, aber es besteht ein höherer Aufwand durch Schnittstellen.
Beim Server-basierten Zugriff (ServerBased ASP) ist die Installation eines Clients nicht nötig. Hier werden die Applikationen auf dem Server installiert und auch auf diesem ausgeführt. Diese Anwendungen sind im Internet-Browser lauffähig, und statt bloßer Bildschirmmasken werden sog. Java Applets auf den Rechner des ASP- Kunden übertragen, durch die er eine Art Sichtfenster auf den Server erhält, in dem alle Vorgänge dargestellt werden, ähnlich wie bei Windows- Terminal-Servern (WTS). Diese Verfahrensweise erlaubt den Einsatz sogennanter ThinClients, d.h. Rechner mit minimaler Ausstattung, und zeichnet sich durch die einheitliche Darstellung und die geringe Bandbreite bei der Datenübermittlung von Bildschirminhalten aus.[22]
Im Prinzip finden beide Verfahrensweisen den Einsatz in der Praxis. Die Client-Server-Technologie ist ohne Frage eine der wichtigsten Voraussetzungen, die ASP ermöglicht haben. Der mittelfristige Trend geht aber sicher hin zur Entwicklung von webbasierten Anwendungen (vgl. Abbildung 13), weil es eben die „einfachste“ Möglichkeit ist, über das Internet mit einer Software-Anwendung zu arbeiten. Die großen Software-Anbieter wie Lotus, Oracel oder SAP sehen die Zukunft in den Web-Applikationen. (vgl. Grohmann (2002), S. 55-59).
Abbildung 13: Trend von Client-Server in die browser- basierte eTechnologie
Quelle: Pfeiffenberger (2001)
Siemens Business Services hat zum Beispiel einige Punkte zum Thema des passenden Zeitpunkts für die Einführung von Server – based - Computing aufgelistet.
Abbildung 14: Zeitpunkt für Server-based-Computing Einführung
Quelle: Struss (2003), S. 30, nach Siemens Business Services
Die Idee aller genannten Hersteller im Bereich von Server-based-Computing-Lösungen besteht darin, Anwendungen auf einem Server, z.B. auf WTS, zu starten. Statt beispielsweise eine gewichtige PowerPoint- Datei über das Netz auf den Client zu übertragen und dort in den Arbeitsspeicher zu laden, öffnet man die Datei auf dem Server innerhalb des Data - Centers und übermittelt nur wenige KByte an Bildschirmdaten an den Client.[23] Auf einen Arbeitsplatz wird somit lediglich die Bildschirmmaske der Anwendung übertragen. Die jeweiligen Tastatur- und Mausbefehle werden an dem Terminal-Server ausgeführt.
Die Verfeinerung und Optimierung dieser Technologie erfolgte durch die Firma Citrix Systems mit ihrem proprietären Protokoll „Independent Software Architecture“ (ICA) und der Metaframe- Produktgruppe [vgl. Grohmann (2002), S.56]. Citrix Systems ist ein führendes Unternehmen im Bereich ASP- Technologien. „Dessen Strategie besteht darin, den Zugang zu Informationen, für jedermann an jedem Ort zu jeder Zeit so einfach wie ein Telefonanruf zu machen“ [Schmidt (2002), S. 120].
Ein ICA- Protokoll erlaubt einen Verbindungsaufbau von einem beliebigen Endgerät über jede Netzwerkverbindung zu jeder beliebigen Anwendung auf einem Citrix -MetaFrame- Server und benötigt nur wenige Kbit pro User. Die Citrix Produktlinien bauen auf der Basistechnologie von ICA auf. Die Lösung Citrix MetaFrame dient der Bereitstellung und zentralen Administration von geschäftskritischen Applikationen. Citrix MetaFrame gibt es für die Betriebssysteme Windows 2000, Windows NT 4.0, Sun Solaris, HP UX und IBM AIX.[24]
Microsoft hat bereits vor drei Jahren Citrix Multi - Win- Technologie lizenziert und zunächst in seine Windows NT 4.0 Server Terminal Server Edition integriert. „Alle Windows 2000 Server lassen sich nun durch Erwerb zusätzlicher user- oder CPU- basierter Zugangslizenzen auch zum Publizieren von Windows-Anwendungen in ASP- Umgebungen verwenden“ [vgl. Pfeifenger (2001)].
„Das Netz ist der Computer“
Scott McNealy, Chairman und CEO von Sun Microsystems
Der Trend geht nicht nur in Richtung der Nutzung von Thin Clients, wo Web-Browser als gemeinsame Plattform dient, sondern auch zu Wareless Application Service Providing (WASP), wobei die Datenübertragung mittels der mobilen Einheiten erfolgt. Die ASP- Infrastruktur lässt sich in diesem Fall wie in der Abbildung 15 darstellen.
Abbildung 15: ASP- Infrastruktur
Quelle: in Anlehnung an Gerlach, in IT Management 2 (2002), S. 78
Das Internet birgt aber wegen seines Aufbaus ein hohes Maß an Unsicherheit in sich, deswegen sind zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen notwendig. Die Sicherheitsproblematik beim ASP steht an erster Stelle. So manches ASP- Projekt kann scheitern, wenn der...