Historie
Ein ausgeprägtes Bewusstsein für die über 280-jährige Geschichte bestimmt die Aktivitäten des Hauses Aschendorff ebenso wie ein klarer Blick für die Anforderungen an ein modernes Medienunternehmen. Fortschritt gehört bei Aschendorff zur gelebten Tradition: Schon immer haben die jeweiligen Verlagshaus an der Salzstraße 36/37 (um 1900)Unternehmer an der Spitze des mittlerweile in neunter Generation inhabergeführten Verlages die Zeichen der Zeit erkannt und ihr Handeln danach ausgerichtet.
1720-1771
Die Geschichte des Hauses Aschendorff geht zurück bis in die Zeit vor 1720, als Wilhelm Aschendorff auf der Bergstraße in Münster einen Buchladen eröffnete und mit der Herausgabe von ersten Verlagswerken begann. Dabei stützte er sich auf das Privileg eines Hofbuchbinders, das ihm verliehen worden war. Sein Sohn Anton Wilhelm begründete um das Jahr 1750 die Tradition von Aschendorff als Zeitungsverlag mit der Herausgabe der „Münsterischen Staatsrelation“, die zwei Mal pro Woche erschien. Dieser Publikation folgte ab dem Jahr 1763 das „Münsterische Intelligenzblatt“, das von Anton Wilhelm Aschendorff ebenfalls zwei Mal pro Woche veröffentlicht wurde - zunächst in einer Auflage von 500 Stück und zu einem Abonnementpreis von zwei Reichstalern pro Jahr. Beide Blätter reihten sich damals ein in die Gruppe der so genannten Intelligenz- bzw. Einsichtsblätter, die ab circa 1720 in vielen deutschen Städten erschienen. Neben den Aktivitäten als Zeitungsverlag bildete seit frühester Zeit die Herausgabe von Büchern einen zweiten Schwerpunkt. Seit 1762 verfügte der Verlag Aschendorff über eine eigene Druckerei. Im Jahr 1786 erhielt Aschendorff zudem die Zulassung als Universitätsbuchdruckerei. Damit wurde der Grundstein gelegt für die Tradition als wissenschaftlicher Buchverlag mit den Schwerpunkten Theologie, Regional- und Kulturgeschichte, die ebenfalls bis heute andauert. Aschendorff zeichnet nach wie vor für die Herausgabe und Betreuung zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen, Reihen und Zeitschriften verantwortlich. Im Jahr 1771 bezog der Verlag Aschendorff ein Domizil an der Salzstraße 57, ehe er 1854 auf Grund der immer größer werdenden Auflagenzahlen von Büchern und Zeitungen ein neues Druckhaus direkt neben dem münsterischen Erbdrostenhof in Betrieb nahm. Im gleichen Jahr übergab Johann Hermann Hüffer die Führung des Familienunternehmens an seinen Sohn Eduard.
1838-1945
Für eine wichtige Weiterentwicklung des Verlagsgeschäftes sorgte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Johann Hermann Hüffer, der Sohn der letzten Aschendorff-Tochter Sophia und des Universitätsprofessors Christoph Aloys Hüffer. Er verlegte im Jahr 1838 als Erster ein Buch der Annette von Droste-Hülshoff und gab auch Anstöße zur Gründung einer neuen Zeitung, die 1852 von seinem Sohn Eduard mit der Gründung Titelblatt des Münsterischen Anzeigersdes „Münsterischen Anzeigers“ in die Tat umgesetzt wurde. Der „Münsterische Anzeiger“, der 2002 sein 150-jähriges Bestehen feierte, bildet bis heute den Kern der Hauptausgabe der Westfälischen Nachrichten, die seit 1946 unter diesem Titel erscheinen, und findet sich deshalb auch in deren Untertitel wieder. 1887 zog das Unternehmen erneut um in das Haus Klosterstraße 31/32. Zehn Jahre später wurde dort eine neue Rotationsmaschine der Würzbürger Firma Koenig & Bauer installiert. 1912 schließlich erwarb Aschendorff ein Grundstück hinter dem münsterischen Hauptbahnhof an der damaligen Gallitzinstraße (heute Soester Straße) und ließ dort ein neues Verlagsgebäude errichten, das bis heute als Sitz des Unternehmens dient. Die Geschäftsstelle des Münsterischen Anzeigers befindet sich seit 1925 am Prinzipalmarkt 13/14. Diese Adresse ist noch heute die Anlaufstelle für die Leserinnen und Leser der Westfälischen Nachrichten.
Der enorme Aufschwung des Münsterischen Anzeigers und des Buchverlages Aschendorff zu Beginn des 20. JahrhEduard Hüffer (1813-1899)underts resultierte auch aus einer allgemeinen positiven wirtschaftlichen Entwicklung sowie aus einem raschen Bevölkerungswachstum der Stadt Münster, deren Einwohnerzahl zwischen der Anbindung an den Dortmund-Ems-Kanal im Jahr 1900 und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 von 63.000 auf 100.000 anstieg. In ähnlichem Maße wuchs auch die Auflage des Münsterischen Anzeigers von 5.800 im Jahr 1883 auf 34.400 im Jahr 1911. Neben der Zeitung florierte auch das Verlagsgeschäft zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Unter der Führung von Friedrich und Anton Hüffer, die das Unternehmen 1899 von ihrem Vater Eduard Hüffer übernommen hatten, entwickelte sich Aschendorff zu einem der führenden Schulbuch-Verlage in Deutschland.
Gebremst wurde die Blütezeit des Unternehmens in den 30er Jahren nicht etwa durch wirtschaftliche Entwicklungen, sondern durch politische Einflussnahme: Angesichts der ausgeprägten christlichen Orientierung, die bis heute einen ideellen Stützpfeiler des Hauses Aschendorff darstellt, und des erklärten Willens, für seine Überzeugungen auch in der Praxis einzustehen, waren der Münsterische Anzeiger und der Verlag Aschendorff den Nationalsozialisten schnell ein Dorn im Auge. Die Zeitung musste auf Druck der Nazis Stück für Stück an dem Regime nahe stehende Organisationen abgetreten und 1936/1937 schließlich veräußert werden. Der Buchverlag wurde durch Benachteiligungen bei der Papierzuteilung behindert. Und schließlich taten schwere Zerstörungen beim großen Luftangriff auf Münster am 10. Oktober 1943 und in der Folgezeit ihr Übriges dazu, dass die Substanz des Hauses Aschendorff am Ende des Krieges fast komplett in Schutt und Asche lag.
1946-2001
Nach dem Ende des NS-Regimes erhielten der ehemalige Reichtagsabgeordnete der Zentrumspartei, Franz Bornefeld-Ettmann, und der frühere Chefredakteur des Münsterischen Anzeigers, der katholische Publizist Dr. Gottfried Hasenkamp, sowie Friedrich Leopold Hüffer für die frühere Geschäftsstelle am Prinzipalmarkt 13/14Verlegerfamilie als Erste die Lizenz zur Herausgabe einer neuen Zeitung in der britischen Besatzungszone. Am 3. August 1946 erschien die erste Ausgabe der „Westfälischen Nachrichten“, die zunächst in dem von Kriegszerstörungen verschont gebliebenen Druckhaus Holterdorf in Oelde gedruckt wurde. Dank des großen Einsatzes der Aschendorff-Mitarbeiter konnte die Rotation in Münster nur rund drei Jahre später, im September 1949, wieder vollständig in Betrieb genommen werden. 1950 schlossen sich die Westfälischen Nachrichten mit einigen Heimatverlagen im Münsterland, der „Zeitungsverlagsgesellschaft Nordwestdeutschland“ (kurz ZENO), zusammen. Dieser Verbund entwickelte sich in der Folgezeit zu einer der 20 größten Tageszeitungen in ganz Deutschland mit einer Auflage von über 220.000 Exemplaren.
Für eine solch große Auflage reichten die Produktionskapazitäten im angestammten Druck- und Verlagshaus an der Soester Straße nicht mehr aus. Deshalb entschlossen sich Dr. Anton Wilhelm Hüffer, Maxfritz HüfferDruck- und Dienstleistungszentrum An der Hansalinie und Dr. Paul Hüffer, die das Unternehmen seit den 60er Jahren bis zum Ende der 90er Jahre führten, zum Neubau eines Druck- und Dienstleistungszentrums im Gewerbegebiet „An der Hansalinie“ in Mecklenbeck. Die seinerzeit neu angeschaffte Rotation des Typs MAN Colorman erfüllte fast 20 Jahre lang die Anforderungen an die moderne Zeitungsproduktion, bis im Jahr 2001 erneut eine Investition in neue technische Anlagen für Rotation und Versand nötig wurde. Dank dieser Weichenstellung befindet sich Aschendorff heute auf dem modernsten Stand der Technik.
Neben dieser technischen Innovation begannen Dr. J. Benedikt Hüffer (l.) und Dr. Eduard HüfferDr. J. Benedikt Hüffer und Dr. Eduard Hüffer, die als neunte Generation von Verlegern im Jahr 1999 die Leitung von Aschendorff übernahmen, mit der strategischen und organisatorischen Weiterentwicklung des Unternehmens von einem reinen Zeitungs- und Buchverlag zu einem modernen Medienhaus mit einem vielfältigen Angebot von Produkten und Dienstleistungen.