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E-Book

In 99 Tagen rund um Südamerika

mit MS Albatros

AutorPeter Fichte, Veronique Griechen
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783739297347
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Südamerika, Amazonas, Kap Horn - Namen voller Farben, Musik und Abenteuer. Tauchen Sie ein in die farbenprächtige Welt und die mitreißenden Rhythmen dieses fantastischen Kontinents. Genießen Sie die wilde Natur am Amazonas, die beeindruckenden Wasserfälle von Iguassu und das klare, türkisfarbene Wasser der Karibik. Besuchen Sie pulsierende Metropolen wie Rio de Janeiro, Buenos Aires, Valparaiso oder Panama. Umrunden Sie auf der MS ALBATROS gemeinsam mit Kapitän Morten Arne Hansen und dem Autorenpaar erstmalig Kap Horn. Lassen Sie sich vom Charme Kubas verzaubern, erleben Sie kurzweilige Tage auf See bei der Überquerung des Atlantiks und lernen Sie fremde Sitten und Gebräuche kennen. Abgerundet wird dieser Reisebericht einer 99-tägigen Umrundung Südamerikas auf der Weißen Lady MS ALBATROS mit vielen Hintergrund-Informationen und einem Serviceteil mit unentbehrlichen Tipps für Langzeiturlauber.

Peter Fichte ist Globetrotter aus Leidenschaft. Seit Jahren bereist er die Welt und hat bisher mehr als 100 Länder und Regionen kennengelernt. Nach einer fünfmonatigen Weltreise 2010/11 sind die Umrundungen Südamerikas (2014/15) und Afrikas (2016) weitere Meilensteine in seinem Reisetagebuch. 28 Jahre lang war er erfolgreich in einer Bank tätig. Dann kehrte er seinem Arbeitgeber den Rücken und machte seinen langjährigen Nebenjob zum Hauptberuf. Seitdem ist er als freier Journalist für verschiedene Zeitschriften, Zeitungen und Verlage tätig. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Véronique Griechen will er auch weiterhin die Welt erkunden und in spannenden Fotoreportagen von seinen Erlebnissen berichten.

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Leseprobe

Abenteuer Südamerika (von Manaus bis Buenos Aires)


Von Manaus zum Atlantik


Am Abend des 10. Januar 2014 verlassen wir Manaus und fahren stromabwärts in Richtung Atlantik. Viele neue Passagiere sind an Bord, denn am zweiten Tag in Manaus stand der erste Passagierwechsel unserer Südamerika-Umrundung an.

Damit auch die neu angekommenen Passagiere Boi Bumba erleben können, lässt die MS Albatros am nächsten Nachmittag erneut den Anker vor Parintins fallen. Wir nutzen den Aufenthalt für einen ausführlichen Stadtspaziergang. Er führt uns auch zum Stadion der Caprichoso (der „Blauen“), wo wir endlich auch einen original Coca-Cola-Schriftzug auf blauem Grund entdecken. Dann schauen wir uns noch eine kleine Tanzaufführung im Stadion an und kehren zurück zum Schiff.

Nach dem Abendessen geht unsere Reise weiter nach Alter do Chao. Der kleine Ort an einem Zufluss des Rio Tapajós besitzt angeblich den schönsten Sandstrand der Gegend und ist ein beliebtes Ausflugsziel der etwa 30 Kilometer entfernt lebenden Einwohner von Santarém. Eigentlich hätten wir hier die Karibik des Amazonas mit ihrem klaren Wasser bewundern sollen, aber leider regnet es bis etwa 13 Uhr so heftig, dass wir (und auch fast alle anderen Passagiere) die Albatros nicht verlassen wollen. Wegen des Regens wird auch eine geplante Beach-Party abgesagt und statt dessen kurzfristig ein Sport- und Animationsprogramm an Bord organisiert. Nach dem Mittagessen klart es glücklicherweise ein wenig auf, und wir tendern an Land, um uns das 1.000-Seelen-Dorf anzusehen. Das Wasser ist etwa 30 °C warm, und der Strand ist weiß wie in der Karibik - aber zum Schwimmen ist es uns mittlerweile einfach zu spät.

Am nächsten Tag ist der Regen vorbei, und die MS Albatros legt einen Stopp am Curua Una-Fluss ein. Über eine Gangway der MS Albatros gelangen wir auf ein kleines Amazonasboot. Darauf fahren wir den Curua Una-Fluss etwa 15 Kilometer stromaufwärts, bis zum Dörfchen Pacoval. Auf dem Weg dorthin beobachten wir Fischreiher, Wasserbüffel und einige Weißkopfseeadler. Doch vor der Ortsbesichtigung fährt das Boot noch etwa einen Kilometer an dem Dorf vorbei; wir gehen auf Piranha-Jagd. Die Schiffsbesatzung verteilt typische Amazonas-Angeln. Rindfleischstücke dienen als Köder. Es ist gar nicht so einfach, einen Piranha an den Haken zu bekommen. Viele dieser 15 bis 40 Zentimeter langen Raubfische knabbern nämlich mit ihren messerscharfen Zähnen das Fleisch vom Angelhaken ab, ohne dass wir es merken. Schließlich fängt unser Guide einen Piranha und zeigt ihn uns. Die kleinen dreieckigen Zähne des Fischs wirken schon beeindruckend. Mit diesen rasiermesserscharfen Beißerchen möchten wir keine nähere Bekanntschaft machen!

In Pacoval gehen wir über eine einfache Holzplanke vom Boot ans unbefestigte Ufer. Die Bewohner des Dorfs leben in sehr einfachen Hütten und schlafen meist in Hängematten. Es gibt keine Straßen, sondern nur unterschiedlich breite Trampelpfade. Die Schüler der Dorfschule haben eine kleine Tanzaufführung für uns einstudiert, denn Tradition wird am Amazonas großgeschrieben. Aber glücklich sehen die Kinder nicht aus; ihre Gesichter und Tanzschritte wirken gelangweilt. Wir haben den Eindruck, dass sie ihren Tanz nicht aus Freude, sondern nur wegen der erhofften US-Dollar aufführen. Anschließend schauen wir bei der Maniokmehl-Herstellung zu. Es wird aus der Wurzel der Maniokpflanze gewonnen, die im rohen Zustand giftig ist. Die Wurzelknollen enthalten Linamarin, das im menschlichen Verdauungsapparat zu sehr giftiger Blausäure zersetzt wird. Daher müssen alle Nahrungsmittel, die aus linamarinhaltigen Pflanzen hergestellt werden, speziell behandelt und damit entgiftet werden. Der „Trick“ für die Entgiftung besteht darin, dass Maniok bei jeglicher Verletzung der Pflanze Aceton und Blausäure freisetzt. Die Blausäure verflüchtigt sich bei Zimmertemperatur. Um ein vollständiges Ausgasen zu bewirken, wird die Knolle gründlich zerkleinert und erhitzt. Aus dem so gewonnen Maniok-Mehl backen die Einheimischen Brot oder auch Kuchen. Wir probieren das traditionell zubereitete Brot: es schmeckt ein wenig ungewöhnlich, ist aber durchaus genießbar. Zum Abschluss bekommen wir Fruchtfleisch der Cupuaçu-Frucht gereicht - sehr lecker! Wieder einmal war es ein toller Ausflug, der viel zu schnell vorbei gegangen ist.

Am Nachmittag können wir den kleinen Ort Prainha aufgrund des niedrigen Amazonas-Wasserstands nicht anlaufen. Statt dessen werden wir am nächsten Tag nicht nur nachmittags, sondern den ganzen Tag über in Santaná, einem Vorort von Macapá, liegen.

Aus Sicherheitsgründen erfolgt noch eine weitere Routenänderung: In São Luís do Maranhão, wo wir planmäßig am 16. Januar liegen sollen, hat es eine Gefängnisrevolte mit mehreren Toten gegeben. Bei den gewalttäti gen Auseinandersetzungen wurden unter anderem vier Personen geköpft und im Stadtzentrum mehrere Brandanschläge auf Busse verübt. Die Reederei kann unsere Sicherheit in der derzeit sehr unsicheren und von extremen Gewaltexzessen betroffenen Stadt nicht gewährleisten. Deshalb werden wir von Santaná aus direkt nach Fortaleza fahren und dort einen Tag früher als geplant im Hafen festmachen. Als Ersatz für São Luís, werden wir außerplanmäßig Recife, eine der schönsten Städte Brasiliens, anlaufen und dort am 19. Januar von 8 bis 18 Uhr liegen.

Die offene Art, wie auf der MS Albatros mit notwendigen Änderungen im Routenverlauf umgegangen wird, begeistert uns: Der Kreuzfahrtdirektor informiert im Bordfernsehen über die Ereignisse in São Luís und erklärt im Gespräch mit einem Landeskenner - dem Repräsentanten des Juweliers Stern, der jahrelang in Südamerika gelebt hat - ausführlich und sehr verständlich, warum ein Anlaufen von São Luís zu gefährlich ist. Verglichen mit Schiffen anderer Reedereien oder Vollcharterer, auf denen wir schon mehr als haarsträubende Erklärungen für Routenänderungen bekommen haben, ist die „Krisenkommunikation“ auf der MS Albatros geradezu vorbildlich. So stellen wir uns eine gute Informationspolitik an Bord vor!

Macapá und die Suche nach dem Äquator


Am 14. Januar erreichen wir Santaná, unseren letzten Hafen am Amazonas. Von hier aus wollen wir Macapá, die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaats Amapá, besuchen.

Macapá ist eine von weltweit acht Städten, die direkt auf dem Äquator liegen. Die touristischen Highlights sind das Äquator-Denkmal, ein Fußballstadion, dessen Mittellinie genau auf dem Äquator liegen soll, und eine Ende des 18. Jahrhunderts fertiggestellte Festung mit Blick auf den Amazonas. Uns interessiert jedoch nur das Äquator-Denkmal. Amazonasstädte haben wir in den vergangenen Tagen zu Genüge gesehen, und der Blick von einem Fort auf den Amazonas reizt uns auch eher weniger. In den letzten zwei Wochen hatten wir vom Schiff aus bestimmt eine viel schönere und interessantere Sicht auf den Amazonas, als vom Ufer.

Nachdem sich durch den Ausfall von Prainha unser Aufenthalt in Santaná von fünf auf zehn Stunden verlängert hat, lassen wir unseren zuvor gebuchten Ausflug stornieren und beschließen, auf eigene Faust vom Hafen zum etwa zehn Kilometer entfernten Äquator-Denkmal zu fahren.

Die Taxifahrer im Hafen bieten uns eine zweistündige Rundfahrt durch Macapá mit einem Stopp am Äquatordenkmal für 100 US-Dollar (circa 75 Euro) an. Damit ist ihr Angebot zwar günstiger als der ursprünglich gebuchte Ausflug vom Schiff, dennoch erscheint uns der Preis unangemessen hoch. Also gehen wir erst mal zu Fuß in das etwa einen Kilometer entfernte Zentrum von Santaná. Auf dem Weg halten wir vergeblich nach weiteren Taxis Ausschau. Anscheinend haben sich alle Taxifahrer am Hafen versammelt. Dann findet eine Bushaltestelle unsere Aufmerksamkeit. Und wie es der Zufall will, kommt ein bis zwei Minuten später ein Linienbus, der zum Stadtzentrum von Macapá fährt. Der Fahrpreis beträgt 2,30 Real (circa 0,75 Euro) pro Person. Schnell erreichen wir das etwa auf halbem Weg zum Stadtzentrum liegende Äquatordenkmal mit dem daneben liegenden Fußballstadion. In aller Ruhe und weitestgehend ohne andere Touristen können wir Fotos machen und uns dort ein wenig umsehen. Im Vorfeld haben wir bereits erfahren, dass sich die Planer des Denkmals und des Stadions ein wenig verrechnet haben sollen: das Denkmal und damit auch die Mittellinie des etwa 200 Meter entfernten Stadions sollen nämlich nicht auf dem Äquator liegen.

Mit unseren GPS-Geräten messen wir auf der Äquatorlinie des Denkmals nach. Wir stellen fest, dass wir uns auf der Nordhalbkugel befinden(N 00° 00,041‘). Daraufhin machen wir uns auf die Suche nach dem echten Äquator. Etwa 100 Meter südlich des Denkmals ist es dann soweit: wir stehen genau auf null Grad nördlicher bzw. südlicher Breite, dem Äquator. Unsere GPS-Geräte zeigen mal N 00° 00,000’ und mal S 00° 00,000’ an - und das nur, weil wir einen Schritt vor oder zurück gehen.

Unmittelbar am Äquator befindet sich eine Bushaltestelle. Dort wollen wir auf einen Bus warten, der uns nach Santaná zurückbringt. Busse kommen - und fahren vorbei. Immer wieder halten jedoch Privatfahrzeuge an der Haltestelle. Die Fahrer fragen, wohin wir wollen und bieten uns eine Mitfahrgelegenheit an. Doch wir lehnen stets ab. Dann kommt eine Einheimische zur Bushaltestelle und setzt sich neben uns. Wieder hält ein Pkw an. Sie spricht kurz mit dem Fahrer, schaut uns fragend an und steigt ein. Gemeinsam mit einer Mitreisenden, die wir von unserer fünfmonatigen Weltreise auf der MS Deutschland kennen, warten wir weiter. Kurze Zeit später setzt sich erneut eine...

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