Herzlichen Glückwunsch! Sie haben es zum zweiten Kapitel geschafft. Glaubt man der Statistik, so ist dies eine Leistung, mit der sich nur zehn Prozent der Käufer eines Buches rühmen können. In diesem Kapitel wollen wir uns mit der Verbindung zwischen körperlicher Gesundheit und ganzheitlicher Gehirnfunktion beschäftigen.
Wenn wir uns von den Einschränkungen eines unter der Kontrolle der Überlebenszentren stehenden Gehirns befreien möchten, müssen wir unseren Körper darauf vorbereiten. Ein Körper, der ständig unter denaturierten und giftstoffhaltigen Nahrungsmitteln, Bewegungsmangel, unnatürlicher sportlicher Aktivität oder einer permanenten Reizüberflutung (Fernsehen, Computerspiele, zahllose unnütze Handy-Telefongespräche pro Tag) zu leiden hat und trotzdem im Alltag vernünftig funktionieren soll, ist wahrlich zu bedauern. Eine unnatürliche Lebensweise wird vom Gehirn als lebensbedrohlich angesehen und führt zu einer neurologischen Kontraktion in den Überlebenszentren den Gehirns. Wir können zwar nicht alle Einflüsse, die auf unseren Körper einströmen, kontrollieren, doch wir können unser Gehirn von der Notwendigkeit befreien, auf unsere ungesunde Lebensweise mit der ständigen Aktivierung von Überlebensmechanismen zu reagieren.
Lassen Sie uns zunächst auf das Thema Ernährung und seine Bedeutung für die Erweckung des vollen Gehirnpotentials eingehen. Kein Kapitel eines Buches und noch nicht einmal ein ganzes Buch können einem so komplexen Thema wie Ernährung vollkommen gerecht werden. Nachdem ich vier Bücher über die wissenschaftlichen Grundlagen gesunder Ernährung geschrieben, Tausende von Menschen durch meine Vorträge und persönlich beraten und mit zahlreichen Ernährungsformen eigene Erfahrungen gesammelt habe, bin ich zu der Einsicht gekommen, dass es nicht die perfekte Lösung gibt, die für alle Menschen gleichermaßen Gültigkeit besitzt. Zu diesem Schluss bin ich nicht nur aufgrund der individuellen Unterschiede in Bezug auf biochemische und energetische Bedürfnisse gekommen. Das Essen ist ein psychologisch, sozial und kulturell derart komplexer Aspekt unseres Lebens, dass jede rigide Vorgehensweise niemals für alle Menschen zum Erfolg führen kann. Es ist jedoch möglich, sich so zu ernähren, dass wir die Harmonie in unserem Leben fördern, statt unserem Körper und unserer Psyche ständig zu schaden. Während es Ihnen selbst obliegt, die Details der für Sie zur Zeit harmoniefördernden Ernährung herauszufinden, gibt es einige Prinzipien, die Ihnen als Hilfestellung dienen können. Diese Prinzipien sind relativ universell und lassen genug Raum, um sie Ihren persönlichen Bedürfnissen anzupassen.
Essen und Psyche
Nahrung ist das am häufigsten verwendete Beruhigungsmittel in unserer Gesellschaft. Den meisten Kindern werden irgendwann in ihrem Leben Süßigkeiten gegeben, um sie zu beruhigen. Daraus kann die Gewohnheit entstehen, emotionale Ungleichgewichte durch die Nahrungsaufnahme wieder ins Lot bringen zu wollen. Während natürliche, ganzheitliche Lebensmittel eine ausgleichende Wirkung auf Gehirn und Nervensystem haben, führen verarbeitete Nahrungsmittel leicht zu Störungen. Zuckerreiche Produkte fördern beispielsweise im Gehirn die Ausschüttung von Serotonin, einem Neurotransmitter mit beruhigender Wirkung. Dies ist einer der Gründe dafür, warum Süßigkeiten häufig verwendet werden, um mit Traurigkeit, Einsamkeit und Hilflosigkeit umzugehen. Fleisch und Fleischprodukte stecken voller Stresshormone, die das Tier ausgeschüttet hat, als es voller Angst den bevorstehenden eigenen Tod wahrnahm. Diese Hormone lösen in uns ein falsches Gefühl von Stärke aus: Beispielsweise betreute ich vor einigen Jahren einen Weltklasse-Zehnkämpfer, der, nachdem er Vegetarier wurde, plötzlich keine aggressive Motivation mehr hatte, die er zuvor einsetzte, um seine Gegner zu besiegen. Gleichzeitig fühlte er sich jedoch viel gesünder und glücklicher. Er fühlte sich mehr in Verbindung mit wahrer innerer Stärke, die keiner Aggression bedarf.
Der Versuch, emotionale Unausgeglichenheit mit Nahrungsmitteln auszugleichen, hat mehrere Nachteile. Ganze Bücher könnten mit diesem Thema gefüllt werden. Ich möchte mich auf die vier gravierendsten Nachteile beschränken.
1. Wahre emotionale Heilung wird auf diese Weise verhindert. Sicher wäre es angenehm, eine schnelle Lösung zu finden, seien es Medikamente oder ein Schokoriegel. Diejenigen Emotionen, denen wir damit aus dem Wege gehen, wirken sich dennoch auf unser Leben aus. Der Versuch, einer bestimmten Erfahrung auszuweichen, verstärkt die Vorstellung, dass diese Erfahrung nicht auftreten sollte. Wahre innere Heilung vollzieht sich jedoch nicht aufgrund des Verschwindens einer emotional schmerzhaften Erfahrung, sondern durch die Erweiterung unseres Bewusstseins. Wenn sich eine Emotion nicht verfestigt und sich unser Bewusstsein nicht auf eine Trance reaktiver Muster beschränkt, kann sie kein wahres Leid erzeugen, selbst wenn es eine sehr schmerzhafte Emotion ist. Sehnen Sie sich nach wahrer Freiheit, dann ist der Kühlschrank nicht der richtige Ort, um sie zu finden. Womöglich helfen Ihnen die folgenden Anregungen:
Fühlen Sie ein Verlangen nach Nahrung, obwohl Sie nicht hungrig sind, dann stopfen Sie sich nicht einfach voll. Nehmen Sie dieses Verlangen ohne Ablenkung wahr und beobachten Sie, was passiert.
Nehmen Sie vor jeder Mahlzeit einige tiefe Atemzüge und konzentrieren Sie sich auf Ihr Essen, statt sich über Probleme Sorgen zu machen, die sich während des Essens ohnehin nicht lösen werden.
Vermeiden Sie es, sich während des Essens mit Fernsehen oder Lesen abzulenken.
2. Mit ungesunden Nahrungsmitteln können Sie Ihre Gesundheit ruinieren. Wenn Sie sich emotional niedergeschlagen fühlen, sehnen Sie sich wahrscheinlich nicht nach einer Frucht oder nach frischen Keimlingen. Sie sehnen sich wohl eher nach etwas Giftigem! Natürliche Lebensmittel verursachen einfach nicht die unausgeglichene Art von Stimulation oder Abstumpfung, die wir uns in einem emotional unausgeglichenen Zustand wünschen.
3. Wahrscheinlich fühlen Sie sich schlecht, wenn Sie der Versuchung nachgeben. Sicher ist uns bewusst, dass wir nicht einfach vor unseren Gefühlen davonlaufen sollten, um in Schokolade Geborgenheit zu suchen. „Es fühlt sich aber gut an“… „Eigentlich sollte ich dies nicht essen“… „Ich weiß es doch besser“… Schuldgefühle stellen sich ein, auch wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen. Zusätzlich zu dem ursprünglichen emotionalen Problem fühlen wir uns nun auch noch schlecht, weil wir es nicht lösen konnten. Ich denke nicht, dass irgendjemand diesen emotionalen Schmerz wirklich nötig hat.
4. Der Körper gleicht unnatürlich hervorgerufene Wirkungen stets aus. Auf ein durch Fast-Food künstlich erhöhtes Energieniveau folgt ein Energiemangel. Jede Stimmungserhöhung durch Eiskonsum zieht Melancholie oder Langeweile nach sich. Wir können die Natur nicht überlisten. Wann immer wir auf unnatürliche Weise einen bestimmten Zustand hervorrufen, produziert der Körper kurz darauf den gegenteiligen Zustand. Dies ist der wichtigste Grund, warum psychedelische Drogen niemals wahres inneres Wachstum fördern können, so wunderbar die vorübergehenden Zustände auch sein mögen.
Nehmen wir in einem emotional unausgeglichenen Zustand unnatürliche Moleküle auf, besteht die Gefahr, dass wir dadurch diese Erfahrung festigen. Dies geschieht, indem die unnatürlichen Moleküle in unserem Körper gespeichert werden. Moleküle, auf die unser Körper genetisch nicht eingestellt ist, werden Maillard-Moleküle genannt, nach dem Chemiker, der sie im Jahre 1916 entdeckt hat. Die im Körper abgelagerten Maillard-Moleküle tragen in sich möglicherweise die subtile Energie jener Emotionen, die wir fühlten, als wir die Moleküle aufnahmen. Laut Dr. John W. Ray, dem Gründer von Body Electronics, bilden diese Moleküle piezoelektrische Kristalle, die eine Schwingung abgeben, welche diesen emotionalen Erfahrungen ähnelt.
Es gibt mit Sicherheit viele gute Gründe, um in einem entspannten, harmonischen inneren Zustand zu essen und davon abzusehen, Nahrungsmittel zur Beruhigung oder als Aufputschmittel einzunehmen. Dies mag mitunter schwierig sein, doch der uns erwartende Nutzen ist enorm.
Vitalstoffe in der Ernährung
In den letzten dreißig Jahren gab es immer wieder neue Informationen über Vitalstoffe. Viele dieser Informationen basieren auf dem alten reduktionistischen Paradigma der kartesischen Wissenschaft. Dieser Ansatz hat zwar zur Erforschung vieler Details des menschlichen Körpers, des Zellstoffwechsels und der chemischen Zusammensetzung unserer Lebensmittel geführt, scheiterte jedoch kläglich in dem Bemühen, zu einem tieferen...