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AD(H)S - So stärken Sie Ihr Kind

Was Eltern wissen müssen und wie sie helfen können

AutorUta Reimann-Höhn
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783451812422
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
'Zappelphilippe' gab es zu allen Zeiten. Von AD(H)S wird zwar erst seit einigen Jahren gesprochen, aber inzwischen ist bekannt, dass - mit oder ohne Hyperaktivität - über fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen daran leiden. Was können die Eltern tun, wenn Kinder vergesslich und verträumt sind, ständig stören und nach Aufmerksamkeit suchen, Spiele nie zu Ende spielen, sich im Straßenverkehr unachtsam verhalten, unkontrollierbare Wutausbrüche haben - oder wenn sogar Ängste und Depressionen auftreten? Die Autorin zeigt wirksame Verhaltensstrategien auf, mit denen die Eltern die auftauchenden Probleme in den Griff bekommen. Zudem bietet der Ratgeber gezielte Entspannungs-, Beruhigungs- und Konzentrationsübungen, die zusammen mit den Kindern durchgeführt werden können.

Dipl. Pädagogin Uta Reimann-Höhn beschäftigt sich praktisch und wissenschaftlich mit den Themen Kinder, Erziehung und Schule. Sie arbeitet als Lerntherapeutin und ist Autorin zahlreicher Sachbücher und Unterrichtsmaterialien. Uta Reimann-Höhn lebt mit ihrem Mann in Wiesbaden.

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Leseprobe

AD(H)S wirkt sich bei Jungen und Mädchen unterschiedlich aus


Viele Eltern wollen wissen, woran sie AD(H)S erkennen können. Eine schnelle Antwort auf diese Frage gibt es nicht, da es AD(H)S in verschieden starken Ausprägungen gibt, sowie mit oder ohne Hyperaktivität. Außerdem zeigen betroffene Jungen häufig ein anderes Verhalten als Mädchen mit AD(H)S. Jungen neigen dazu, ihre Empfindungen, ihre Unsicherheit oder Aggressivität nach außen zu richten. Sie beginnen Streitereien, produzieren sich vor anderen, werden laut und machen auf sich aufmerksam. Mädchen hingegen richten ihr Verhalten häufiger nach innen. Sie bestrafen sich selber für ihr Anderssein, indem sie sich beispielsweise ritzen oder das Essen verweigern. Das genaue Beobachten des Kindes und seiner Entwicklung ist notwendig, um die Diagnose AD(H)S zuverlässig stellen zu können.

Es muss darüber hinaus unterschieden werden zwischen den unruhigen »Störenfrieden«, den hyperaktiven Kindern, und den Träumern, den hypoaktiven Kindern. Die einen haben ein abweichendes Schlafverhalten, werfen ständig etwas um, können nicht still sein, zappeln permanent und bringen Freunde und Familie oft an die Grenzen der Belastbarkeit mit ihrem anstrengenden Verhalten. Die leisen, verträumten Kinder sind immer zu spät, kommen morgens nicht aus dem Bett, vergessen viel, höre nicht richtig zu, malen stundenlang mit einem Farbstift im Unterricht Männchen und vergessen grundsätzlich die Hausaufgaben für den nächsten Tag. Beide Typen können AD(H)S haben, jedoch in unterschiedlicher Ausprägung. Und selbstverständlich gibt es auch Mischformen.

Florian, 9 Jahre, vergesslich und verträumt

Florian (9 Jahre) kommt tränenüberströmt aus der Schule nach Hause. Obwohl er sich fest vorgenommen hatte für die Mathematikarbeit zu üben, hat er doch den Termin vergessen und musste völlig unvorbereitet mitschreiben. Vor lauter Ärger über sich selbst konnte Florian sich dann gar nicht mehr konzentrieren. Beim späteren Besprechen der Aufgaben in der Klasse hat er zu allem Überfluss auch noch festgestellt, dass er die Vorzeichen der Rechenaufgaben verwechselt hat. Die meisten Aufgaben sind deshalb falsch und Florian wird mal wieder eine 5 bekommen.

Florian ist kein dummer Schüler. Trotzdem bringt er oft schlechte Noten mit nach Hause. Immer wieder vergisst er seine Hefte und Bücher, Hausaufgaben sind oft unvollständig, und die Mitarbeit im Unterricht lässt auch zu wünschen übrig. Seinen Lehrern vermittelt er den Eindruck, dass ihn der Schulstoff nicht interessiert, weil er sich von jeder Kleinigkeit ablenken lässt und lieber aus dem Fenster schaut oder malt, als dem Unterricht zu folgen.

Florians Eltern wissen sich keinen Rat mehr und machen sich große Sorgen. Seit ihr Sohn in der Schule ist, gibt es ständig Probleme. Sie suchen in ihrer Not ihren Kinderarzt auf, obwohl sie nicht wirklich glauben, dass ihr Kind krank ist. Dort wird nach einem ausführlichen Gespräch die Vermutung AD(H)S geäußert und der Junge zur differenzierten Diagnostik an einen Facharzt verwiesen.

Bei Florian wurde nach eingehender Untersuchung ein »Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom« diagnostiziert. Ausschlaggebend für diese Diagnose war nicht das einmalige Ereignis in der Schule. Auch sein Störverhalten in der Familie und die Probleme mit Freunden wurden bei der Diagnose berücksichtigt.

Zu der Diagnose AD(H)S gelangten die Fachleute durch differenzierte und vielfältige Tests und Untersuchungen mit Florian, sowie durch intensive Gespräche mit seinen Eltern, die ein genaues Bild der Entwicklung des Jungen aufzeigten. Nach einigen Untersuchungsterminen stand die endgültige Diagnose fest. Florian hat ADS ohne Hyperaktivität. Die Eltern und ihr Kind waren sehr erleichtert, denn endlich konnten sie das Verhalten ihres Sohnes verstehen und akzeptieren und mit einer sinnvollen Therapie beginnen.

Sven, 4 Jahre, wird im Kindergarten ausgegrenzt

Sven (4 Jahre) hat häufig Streit im Kindergarten. Am schlimmsten findet er den morgendlichen Stuhlkreis, bei dem alle Kinder still sitzen sollen, weil sie eine Geschichte vorgelesen bekommen. Schon nach wenigen Sekunden kribbelt es Sven in den Füßen. Erst scharrt er unter dem Stuhl, dann rutscht er hin und her und nach spätestens zwei Minuten steht er auf und läuft durch den Raum. Natürlich wird seine Erzieherin ungeduldig und schimpft, weil Sven die ruhige Vorlesestunde stört. Dann versucht er erneut, still bei den anderen zu sitzen, aber es gelingt ihm wiederum nur wenige Minuten. Meist wird seine Erzieherin dann so ungeduldig, dass Sven den Raum verlassen muss, weil er die ruhige Situation massiv stört.

Er spielt dann alleine im Nebenraum bis die Geschichte zu Ende ist. Sven ist darüber traurig, denn er hätte auch gerne erfahren, wie das Märchen ausgegangen ist. Obwohl er sich jeden Tag aufs Neue bemüht, nicht unruhig hin und her zu rutschen, gelingt es ihm nie. Eine innere Unruhe macht es Sven unmöglich längere Zeit ruhig zu sitzen.

Und so fällt er auch beim Frühstück und beim Mittagessen, in den Bastelstunden oder der Ruhestunde immer wieder unangenehm auf.

Aufgrund seines AD(H)S gelingt es Sven nicht, seinen Bewegungsdrang für längere Zeit zu zügeln. Die Situation im Kindergarten zeigt deutlich, dass Sven nicht absichtlich stört, sondern sehr gerne am Gruppengeschehen teilhaben würde. Es macht ihn traurig, dass er den Raum verlassen muss, denn auch er möchte im Kreis seiner Freunde das Ende der Geschichte hören und nicht ausgegrenzt werden. Trotz seines Wunsches ist er aber selber nicht in der Lage, seine Unruhe zu beherrschen. Der Spannungsbogen der Geschichte reicht nicht aus, um Svens Aufmerksamkeit zu fesseln. Aus diesem Grunde beginnt er sich selbst zu stimulieren, indem er anfängt zu kippeln, zu scharren und aufzuspringen. Ein Verhalten, das für die Gruppe der Kinder natürlich störend und ablenkend ist.

AD(H)S fällt spätestens in der Schule auf


Oft wird AD(H)S erst im Schulalter festgestellt, die typischen Symptome bestehen aber in der Regel schon eine ganze Weile vorher. Dies hat unterschiedliche Gründe. Zum einen sind die Anforderungen an Kinder im Vorschulalter noch nicht so groß. Der Kindergarten bietet einen Freiraum, in dem auch sehr unruhige, hyperaktive Kinder Möglichkeiten finden, ihren Bewegungsdrang auszuleben. Eine zielgerichtete Konzentration oder Daueraufmerksamkeit wird selten konsequent von den Kindergartenkindern erwartet. Wer nicht basteln möchte, der rennt eben noch etwas im Garten herum. Besonders bei Jungen, bei denen statistisch gesehen AD(H)S wesentlich häufiger festgestellt wird, fällt es nicht besonders auf, dass sie den ganzen Tag mit dem Fußball durch den Garten toben.

Lukas, 4 Jahre, ist immer »an«

Lukas ist vier Jahre alt und macht den Eindruck, als stehe er ständig unter Strom. Der schmächtige Junge ist den ganzen Tag in Bewegung und hält seine Mutter auf Trab. Auf einer Familienfeier seiner Großmutter, bei der zahlreiche Onkel und Tanten anwesend sind, spielt Lukas fast ohne Pause drei Stunden Fußball abwechselnd mit allen Männern, die sich zur Verfügung stellen. Während die Erwachsenen einer nach dem anderen »schlapp« machen und sich den Schweiß von der Stirn wischen, plappert Lukas ununterbrochen fröhlich drauf los und nimmt für seine Fußballschüsse auch beim 100sten Schuss noch voller Energie 10 Meter Anlauf. Abends fällt er dann todmüde ins Bett und schläft wie ein Stein die Nacht durch.

Die Kinder, bei denen keine Hyperaktivität vorliegt, die jedoch Probleme mit ihrer Aufmerksamkeitsspanne haben, sind erst einmal nicht sehr auffällig. Soweit keine besonderen Leistungen von ihnen erwartet werden, wird man sie stundenlang beim Träumen oder Spielen mit von ihnen gewählten Dingen betrachten können. Hier fällt nur auf, dass sie sehr vergesslich sein können, schlecht organisiert sind, und eine Abneigung gegen Aufgaben entwickeln, bei denen sie ihre Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten müssen. Ein langes, gemeinsames Puzzlespiel mit der Gruppe könnte zum Beispiel eine nicht leistbare Aufgabenstellung für ein AD(H)S-Kind darstellen.

Regeln einzuhalten fällt Kindern mit AD(H)S schwer


In der Schule wird es für AD(H)S-Kinder besonders schwer. Besonders hyperaktive Kinder bekommen oft große Probleme, da der geregelte Stundenplan von ihnen ein angepasstes Verhalten erwartet. Im Unterricht herumzulaufen oder ständig mit den Nachbarn zu reden wird früher oder später unangenehm auffallen. Leider treten oft auch vermehrt Konflikte mit anderen Kindern auf, emotionale Instabilität und explodierendes, impulsives Verhalten erschweren die sozialen Kontakte.

Aber auch die »Träumer« bekommen Schwierigkeiten, da sie dem Unterrichtsgeschehen nicht folgen können. Anstatt eine vollständige Wiese im Unterricht zu zeichnen, malen sie stundenlang an einem Blütenblatt. Die Hausaufgaben vergessen sie, sobald sie die Klassentür hinter sich zugeworfen haben und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bleibt der Turnbeutel regelmäßig an der Schulbank hängen.

Auch in ihrer häuslichen Umgebung sind Kinder mit AD(H)S zu erkennen. Verheerende Wutausbrüche bei kleinsten Enttäuschungen werden die betroffenen Eltern nur allzugut kennen, chaotische Dauerunordnung im Kinderzimmer, unregelmäßige Essgewohnheiten, tägliche Kleinkriege bei den Hausaufgaben und ein ungewöhnliches Schlafverhalten kennzeichnen unter anderem den Lebensstil dieser Kinder. Ihre subjektive Wahrnehmung der Umgebung ist geprägt...

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