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E-Book

Aktualisierte Lerntheorien aus Sicht um anno 2000

AutorNina Onawa
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl68 Seiten
ISBN9783738676402
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Mit dem Thema "Lernen" muss sich jede gesellschaftliche Epoche womöglich sogar jede Generations-Ära immer wieder neu befassen. Einfach schon deshalb, weil sich die Sprache (Ausdrucksweise, Auswahl von Wörtern) kulturell zeitlich verändert. Die klassisch vertrauten Lerntheorien beziehen sich auf ein Individuum, jedoch steht der Mensch in wechselseitigem Kontakt zu Gruppen. Dieses Buch stellt v.a. Konditionierungen, Banduras Lernen und Kollektives Lernen gegenüber, bzw. verknüpft sie. Kritische Überlegungen werden mit neuzeitlichen wie neurologischen Erfahrungen eingebracht. Anhand der Fragestellung "Was ist Lernen?" werden "Wann, Wie und Wo" in Bezug zum Lernen analysiert bis allmählich eine Schablone entsteht. Diese Arbeit ist ein Teil einer Bachelorarbeit im Studiengang Psychologie, in der es zur Anwendung der Schablone im Feld kam - ohne Bestandteil dieses Buches zu sein.

Nina Onawa, Jahrgang 1967, ist in Hannover geboren. Sie schloss zunächst eine Ausbildung zur Bankkauffrau in einer Hypothekenbank ab. Es folgten Weiterbildungen zur Bankfachwirtin und EDV-Kauffrau mit anschließender Programmiertätigkeit in einem Rechenzentrum für Sparkassen. Nach der Geburt des ersten Kindes wuchs das Interesse für die Lern-Entwicklung von Kindern und an Wahrnehmungsprozessen. 2002 absolvierte sie die Ausbildung zur Sozialassistentin und ihre Familie nahm Pflegekinder auf. Ab 2008 arbeitete Nina Onawa nach Abschluss der Ausbildung zur Ergotherapeutin als Schulbegleitung von autistischen und ADHS-Kindern. Weiterhin führte sie nebenberuflich Kurse im Kindergarten zur Sprechförderung und Aufmerksamkeit sowie LRS-Nachhilfe durch. 2014 schloss sie ein Studium in B. Sc. Psychologie zum Thema 'Lerntheorien' ab. 2016 hat sie die Ausbildung zur Steuerfachangestellten zweijährig mit guten Noten abgeschlossen.

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Leseprobe

3. Lern- und Handlungstheorien


3.1 Allgemein

Die Akzeptanz und Nachhaltigkeit von Theorien hängt u.a. davon ab, ob sich Inhalte mit Erwartungen decken werden. So wollten die Menschen weder mit Tieren gleichgesetzt werden noch sich als von außen manipulierbar fühlen. Nach Pöppel (2008) hat der Mensch Sehnsucht nach Einfachem und kann den Blick für das Ganze verlieren. Nach Büning (2012) wird der Ruf nach Einfachem stets lauter, je komplizierter die Welt erscheint. Senge (1996) hat das systemische und gemeinsame Denken von Mitarbeitern in Dialogen statt pro-contra-Diskussionen für Veränderungsprozesse in den Vordergrund gestellt, um das Ganze bzw. den Zusammenhang verstehen zu können. In Diskussionen kommt nach Güldenberg (1999) ein argumentativer Wettbewerb in Gang, indem einzelne Meinungen aus der Menge, um neues Wissen zu erzeugen, verpasst werden.

3.2 Warum gibt es Lerntheorien?

Der Mensch hat seit Ewigkeiten den Wunsch Wissens- sowie Fertigkeitenerwerb zu erleichtern und unerwünschtes Verhalten zu verändern. Selg (1978) schreibt, dass Lernprinzipien instrumental in der Erziehung und Entwicklung von Kindern dringend gebraucht werden. Damit diese Instrumente nicht missbraucht werden, befürwortet er die kontroverse offene Diskussion von Lerntheorien, die so als Kontrollinstanz beobachtet, welche Wirkung die Theorien haben und ggf. ein Einschreiten herausfordern.

Aktuell bzw. Feldtransfer:

  • Informelles und implizites Lernen verstehen, akzeptieren und für Nutzung erschließen.
  • Organisationales Lernen bringt Individuum und Gesellschaft über Wirtschaft zusammen.
  • Verhaltens-Therapieverfahren: mit Verstärkern.
  • Suche von Lernmechanismen in der Erziehung und Pädagogik.
  • Selbstwirksamkeit nach Bandura als Theorie in der Gesundheitspsychologie (Bodenmann, Perrez & Schär, 2011).
  • In der Werbung wird gemäß der Gestaltpsychologie mit Vorder- und Hintergrundmechanismen stimuliert (Bodenmann, Perrez & Schär, 2011).
  • Lohnsysteme als Verstärker in Unternehmen (Staehle, 1991).
  • Neurotransmitter-Medikation für psychische Prozesse.
  • Klassisch Konditionieren (KK)
    • Adrenalin wird mit einem Brausebonbon wiederholend gepaart bis das Bonbon alleine dieselbe Wirkung zeigt. Das Ziel ist, Medikamente v.a. bei Autoimmunerkrankungen und gegen Abstoßungen nach Organtransplantationen zur Immunsuppression durch das Bonbon ohne Nebenwirkungen ersetzen zu können. (1. Meier et al., 2002, zitiert nach Bodenmann, Perrez & Schär, 2011; 2. Exton, Gierse, Goebel, Meier & Schedlowski, 2002).
    • Die Sympathie ist über die KK erklärbar: Wird man von einem fremden Gegenüber angelächelt, wird die Person mit sozialer Zuwendung gekoppelt. Die Person, die ursprünglich ein neutraler Stimulus war, wird zu einem positiv konditioniertem Stimulus. Auch ein neutrales Schulfach kann attraktiv werden, wenn die Lehrkraft den Unterricht spannend gestaltet. Die positiven Emotionen der Lehrkraft koppeln sich mit dem Schulfach, so dass das Schulfach alleine positive Gefühle auslöst und einen Anstieg der Motivation bewirkt. (Bodenmann, Perrez & Schär, 2011).
    • Biofeedback, indem innere Vorgänge wahrnehmbar gemacht werden und somit willkürlich regulierbar sind (Bower & Hilgard, 1983).

3.3 Auswahl von Merkmalen zu einzelnen Theorien

Ausgearbeitet wurden Kerne und Besonderheiten, aus denen wichtige Merkmale in die End-Auswahlen zu „Was ist Lernen?“ übertragen wurden.

3.3.1 Klassisch Konditionieren (KK)

Überwiegend nach Wells (1976): Pawlow differenzierte die neutralen Reize als „psychische Reizung“, da die Sinne nicht direkt gereizt werden, aber dennoch zu einer Erregung der Drüsen führen. Psychische Reize sind Reize der Distanz wie Geräusche in der Umgebung, Größe, Farbe, Sprache, während physiologische Reize durch das Futter im Maul des Hundes über chemische Eigenschaften und Strukturen empfunden werden und zu Speichelreaktionen als Reflex führen. Die psychischen Reize wirken als Signale, um auf zu erwartende Bedrohungen hingewiesen werden zu können, ohne direkten Kontakt zu ihnen haben zu müssen und so das Überleben sichern. Damit der psychische Reiz (sensorische Signale 1. Ordnung) wirken kann, sind Bedingungen erforderlich wie Hunger als innere Bereitschaft (nach Thorndike: Trieb; später als Bedürfnis benannt; Heckhausen & Heckhausen, 2010; Thorndike, 1930/1970; Wells, 1976). Denn eine bloße Wiederholung von S-R reicht nicht (Thorndike 1930/1970).

  • Unter „Wie …“ statt das Merkmal „Meist parallel extrinsische und intrinsische motivationale Faktoren.“ nun „Meist parallel extrinsische und intrinsische motivationale Faktoren als Bereitschaft und/oder als Verstärker. Die Erwartung einer verstärkenden Konsequenz erhöht die Bereitschaft.“ (siehe auch Operante Konditionierung/OK).

Die Menschen unterscheiden sich von den Tieren, da sie über die Sprache als 2. Ordnung von Signalen verfügen: Schon ein Wort z.B. „warm“ kann dieselbe Reaktion auslösen wie die Wärme selbst, sogar das Reale überlagern und eine warme Reaktion auslösen, obwohl man mit Kälte konfrontiert wurde (nach Experimenten von Bykow, 1953, 1. zitiert nach Wells, 1976; 2. Bykow, 1953).

  • Sammlung von Merkmalen (überwiegend nach Wells, 1976)

    Die Buchstaben dienen der Orientierung zu den später folgenden Kritiken, um keine Rangfolge in Reihenfolge zu suggerieren.

  1. Kern: Behavioristisch ist tatsächliches Verhalten im Feld als Gegebenes zu beobachten, um die vorausgehenden Bedingungen auf Reaktionen beziehen zu können (Selg 1978). → Ergänzung: Unter „Wann … “ um „Die Schlüsse sollen von mehreren Beobachtern konform nachvollziehbar sein“ (Watson 1930/1984).
  2. Kern: → Ergänzung: Unter „Wann …“ das Merkmal „Gewohnheitsbildung …“ um „Ersatz eines Reizes (UCS) durch einen anderen Reiz (NS → CS) unter bestimmter Intensität, um dieselbe Reaktion auszulösen = S-S-Verbindung wird wiederholt“ (ursprünglich nach Pawlow: angeborener Reflex wird zum bedingten Reflex konditioniert). Die Gewohnheit wird instabil, wenn die Konditionierung nicht wiederholt wird (Watson 1930/1984).
  3. Jegliche S-R-Verbindung kann Lernen erklären (Guthrie). Eine vergangene S-R-Verbindung (assoziativ durch zeitliche und räumliche Nähe) zieht beim 2. Auftreten des S die R aus Gewohnheit nach sich (Guthrie zitiert nach: Bower & Hilgard, 1983; Petermann, Petermann & Winkel, 2006; Selg, 1978; Zumkley-Münkel, 1976). → Unter „Wann …“ werden einmalige und wiederholte Erfahrungen voneinander getrennt. Findet sich in den Merkmalen „einmalige Erfahrungen“ und in der „Gewohnheitsbildung durch S-R-Wiederholung“ wieder.
  4. Zusätzlich war das Ziel von Watson (1930/1984) über gezielte Reizsetzung ein bestimmtes Verhalten bei Menschen zu kontrollieren - mechanische S-R-Verbindungen aufzubauen (vgl. auch Edelmann & Wittmann, 1978/2000; Wells, 1976). Z.B. geschieht dies durch Gehaltserhöhung (Staehle, 1991; Watson, 1930/1984), um Leistungsverhalten zu beeinflussen, was beobachtbar wäre. → Wiederzufinden unter „Wie …“ im Merkmal „Meist parallel extrinsische und intrinsische motivationale Faktoren ...“. Die Grenze der Vorhersage spiegelt sich im Wort „kann“ von „…kann gelernt werden …“ und unter „Wann …“ im Merkmal „Gewohnheitsprozesse … 2.“ wider.
  5. Zusätzlich wollte Watson zu bekannten Reizen gesichert eine Vorhersage von Reaktionen übertragend auf den Menschen treffen (Edelmann & Wittmann, 1978/2000; Watson 1930/1984). → Siehe hierzu unter „Wann …“ unter dem Merkmal „Gewohnheitsprozesse … 2.“. Auf S muss nicht automatisch die erwartete R erfolgen.
  6. Ursprünglich nach Pawlow: Zusammenhänge müssen von Tieren nicht erkannt werden (Schulte, 2005), da man biologische/angeborene Reflexe durch einen willentlich gewählten bisher neutralen Reiz, statt des kausal natürlichen Reizes, auslöste (biologischer Reflex = automatische Prozesse ohne Lernen nach Petermann, Petermann & Winkel, 2006).
  7. Im Alltag: Nach Edelmann und Wittmann (1978/2000) finden sich im Alltag oft bewusstseinsunabhängig Verknüpfungen von zwei zeitlich gepaarten Reizen, während der eine den anderen ersetzen kann. Z.B. nimmt bei einem Banküberfall der Zeuge Gerüche (NS) wahr, die später als Hinweisreiz/Signal (CS) ein selbiges Unwohlsein (CR) (Geruch wird assoziiert/ verbunden mit Unwohlsein) wie beim Banküberfall (Unwohlsein beim Banküberfall als UCR) bedingt auslösen. Solche im Alltag gelernten Angstreaktionen schwächen sich kaum ab (entgegen SS-Lerntheorien, wenn die Paarung zweier Reize nicht wiederholt wird). Dto. Watsons Experiment mit Albert und der Ratte.
  8. Bedingte Reflexe verbinden sich mit angeborenen, unbedingten Reflexen und bilden verschmolzene Reflexe zu einer...
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