Hautalterung – Was genau passiert, wenn die Haut altert
Wir kennen ihn doch alle, den guten alten Johann Wolfgang von Goethe. Was wir heute mit ein paar Mails untereinander austauschen, wurde damals per Brief gemacht, und da durften entsprechende Anreden nicht fehlen. So hieß es angeblich in Goethes Brief an den 60-jährigen Immanuel Kant in der Anrede tatsächlich noch »ehrwürdiger Greis«. In unserer heutigen Langlebensgesellschaft käme diese Bezeichnung schon einer Beleidigung gleich. Nie waren Rentner wohlhabender, gesünder und aktiver als heute, auch wenn sie damals als Greise bezeichnet worden wären. Gerade in dieser alternden Gesellschaft gewinnt das Thema Haut an Bedeutung. Denn lebenslang jugendlich strahlende Haut gilt als Symbol unvergänglicher Vitalität und Lebensfreude. Wer eine tadellose und gut gebräunte Haut hat, kann ja nur ein glücklicher und erfolgreicher Mensch sein – so die Vermutung. Aber auch wenn wir uns heute alle zehn Jahre jünger fühlen als es der Personalausweis verrät, ist unsere Haut der Kronzeuge des Alterns. Mit oder ohne Schönheitschirurgen, tragen verräterische Hautstellen auf den Händen oder am Dekolletee leicht erkennbare Fältchen. Denn auf der Haut werden die Zeichen der Zeit deutlich sichtbar: Sie wird trockener, dünner und faltiger. Hinzu kommen Farbveränderungen im Gesicht, am Hals oder an den Händen. Diese werden unverschämterweise als Altersflecken bezeichnet. Schlimmer noch: Die häufig vorkommenden Verhornungen der Haut werden auch als AltersWARZEN umschrieben – für viele Patienten keine schöne Vorstellung. Der Begriff Altersflecken klingt schon etwas diskriminierend, und die Ansage: »Sie haben aber ganz besonders leuchtende Altersflecken« wird nie ein Kompliment sein. Dabei sind diese altersbedingten Veränderungen der Haut ganz normal und nicht krankhaft, denn unter diesen sichtbaren Anzeichen des Alterns laufen verschiedenste natürliche körperliche Prozesse ab.
Natürliche Prozesse der Hautalterung1
- alle Hautschichten werden dünner
- der Feuchtigkeitsgehalt der Haut sinkt
- das Fettgewebe der Unterhaut bildet sich zurück
- die Widerstandsfähigkeit der Haut sinkt (Anfälligkeit für Reizungen und Entzündungen steigt)
- die Wundheilung ist deutlich verlangsamt
- die Haut wird weniger dehnbar (Anteil der kollagenen Fasern in der Lederhaut sinkt)
- die Aktivität der Talg- und Schweißdrüsen nimmt ab
Der Eindruck dieser Aufzählung täuscht nicht: Allgemein bedeutet Altern nämlich nichts anderes als die nicht-umkehrbare Verminderung verschiedenster Funktionen des Körpers. Von diesem Prozess ist die Haut natürlich nicht ausgeschlossen. Um sich zu erneuern, produziert die Haut zum Beispiel ständig neue Hornzellen, welche etwa einen Monat brauchen, um durch die Epidermis (also die oberste Hautschicht) nach außen an die Hautoberfläche zu wandern. Aber weil sich die Lebensdauer genau dieser Hornzellen von anfänglich 100 Tagen in der Kindheit auf knapp 50 Tage im höheren Alter halbiert, sinkt auch die Geschwindigkeit der Neubildung der Oberhaut, die sogenannte Abschilferungsrate, mit dem Alter. Bei den vielfältigen altersbedingten Veränderungen der Haut handelt es sich also weniger um plötzliche Veränderungen als vielmehr um allmählich fortschreitende Entwicklungen und Funktionsverluste. Trotzdem zeigen sich viele Patienten immer wieder überrascht, dass diese Abbauprozesse des Körpers scheinbar eine verbreitete Erscheinung unserer zweiten Lebenshälfte sind, und versuchen mit teuren Cremes fleißig dagegenzuhalten – wenn auch mit nur mäßigem oder gar keinem Erfolg.
Aber unsere Haut altert nicht nur chronologisch, also mit den Lebensjahren. Mit zunehmendem Alter ist die Haut natürlich auch immer länger den verschiedensten Belastungen aus der Umwelt ausgesetzt. Das heißt: Je länger wir leben, desto mehr hautbelastende Einflüsse sammeln wir an. Wie viele und wie starke Belastungen unsere Haut ertragen muss, hängt dabei ganz wesentlich von unserem persönlichen Lebensstil ab.
Zeichen der Hautalterung in verschiedenen Altersgruppen2
Lederpflege oder: Was hat Leder eigentlich mit unserer Haut zu tun?
Leder kann aus vielen Häuten und Fellen gemacht werden. Es gibt typisches Rindsleder oder auch exotisches Haifischleder. Allen Arten gemein ist, dass Leder immer ohne Haare oder Haar-Anhangsgebilde ist. Das bedeutet, dass die Haare vom Rind, die Schuppen vom Fisch oder die Federn vom Vogel in einem aufwendigen Prozess entfernt werden müssen. Aber nicht nur das, auf dem Weg zum fertigen Leder wird das Fell unfassbar vielen Arbeitsschritten unterzogen – in Salz eingelegt, mit Kalk behandelt, gestampft, gewaschen, und das alles wird gleich mehrere Male wiederholt. Aber während die Indianer im traditionellen Verfahren der »Hirngerbung« sogar die tiereigene Hirnmasse verwendeten (löst hauteigenes Fett, füllt die Poren und schützt das Leder), werden heute ausschließlich chemische Verfahren angewendet. Aber egal ob in einer kleinen indischen Gerberei oder einem Industriebetrieb, die Lederherstellung ist nicht nur unglaublich arbeitsintensiv, sondern auch mit heftigen Gerüchen verbunden. Und das alles nur, um sich in Jacken, Schuhen oder auf Autositzen in der eigenen Haut wohlzufühlen? Lange gab es tatsächlich keine anderen Möglichkeiten, die vorteilhaften Eigenschaften der Haut nachzuahmen. Aber inzwischen hat Kunstleder bzw. synthetisches Leder aus chemischen Fasern den Modemarkt erobert und versorgt uns massenhaft mit preiswerten, wasserabweisenden und strapazierfähigen Textilien.
Das erfreut nicht nur die Tierwelt, sondern lädt auch die Veganer unter uns zum moralisch korrekten Konsum bzw. hemmungslosen Shopping ein.
So altert Ihre Haut am schnellsten
Sie sprechen von Faltenbildung, Ihr Hautarzt redet über »exogene Noxen«, und doch meinen Sie beide dasselbe: Zigaretten, Alkohol, UV-Strahlung und Schlafmangel – die Haut ist das Tagebuch unseres Lebens (auch wenn man auf einige Seiten dieses Tagebuchs durchaus verzichten könnte). Als sichtbarster Teil des menschlichen Körpers ist die Haut den lebenslangen Einflüssen durch unsere Umwelt und unseren Lebensstil direkt ausgesetzt. Daher sind vieles von dem, was wir als Anzeichen des Alterns interpretieren, eher Abnutzungserscheinungen bzw. Langzeitschäden der Haut. Natürlich altert die Haut genauso wie alle anderen Organe unseres Körpers – da ist die Haut keine Ausnahme von der Regel. Es ist nur so, dass wir auf der Haut eben besonders aufmerksam nach Zeichen des Alterns suchen. Der Ort des Geschehens ist dabei auch die Lederhaut, also die zweite Hautschicht direkt unter der Oberhaut. Dort sitzt das Bindegewebe, wo Zellen, Fasern und Blutgefäße in jungen Jahren perfekt zusammenarbeiten. Dieses Zusammenspiel verliert mit dem Alter jedoch an Tempo. Die Produktion von Kollagen, das sind die Fasern, die das Bindegewebe der Lederhaut stabil und zugfest machen, nimmt ab. Die Hauterneuerung und die Zellteilung in der Oberhaut verlangsamt sich und findet nur noch alle 50 Tage und nicht mehr alle 27 Tage statt. Der Feuchtigkeits- und Fettgehalt der Haut sinkt, die Haut wird somit schlaffer und durchsichtiger. Auch wenn viele dieser normalen Alterungsprozesse schon zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr beginnen, werden die Veränderungen erst ab Mitte 30 auf der Haut sichtbar. Bei der Haut summieren sich zwei Altersprozesse, denn sie ist die Schnittstelle zwischen Altersprozessen im Körperinneren und lebenslang angesammelten schädlichen Einwirkungen der Außenwelt. Aber trotz dieses doppelten Altersprozesses können Sie sehr wohl beeinflussen, wie tief die Spuren der Zeit sich auf Ihrer Haut abzeichnen. Denn rund 80 Prozent der sichtbaren Hautalterung sind das Ergebnis des persönlichen Lebensstils.
Der schnellste Weg zu faltiger Haut
Sie wollen Falten, und zwar schnell? Kein Problem! Entsprechend dem aktuellen Stand der Wissenschaft müssen Sie dafür mindestens eine Schachtel Zigaretten am Tag rauchen, viel Alkohol trinken, möglichst wenig schlafen und jede freie Minute nutzen, um in der Mittagssonne zu braten (natürlich ohne Sonnencreme – sonst wird das nix).
Besonders aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang sogenannte Zwillingsstudien. In diesen Untersuchungen wird der Hautzustand eineiiger Zwillinge, also der Zwillingspärchen, die zumindest bei der Geburt genau gleich aussahen, zusammen mit Fragen zum persönlichen Lebensstil, Körpergewicht und Erkrankungen erhoben. Dadurch, dass die Zwillinge genetisch identisch sind, können sämtliche gesundheitliche Unterschiede auf Umwelt- und Verhaltensfaktoren bezogen werden. In einer Fotoserie von 186 Zwillingspaaren wurde beispielsweise deutlich, dass Zigaretten, Alkohol und ausgedehnte Sonnenbäder das sicherste Rezept sind, um älter auszusehen, als man eigentlich müsste. So sahen die gesund lebenden Zwillinge, trotz identischer Gene, im Vergleich einige Jahre jünger aus.3
Wahre Schönheit kommt von innen und außen.
Dieser mit 80 Prozent wirklich sehr hohe Anteil der Hautalterung durch äußere Einflüsse bietet gleichzeitig aber die riesige Chance, sich durch den richtigen Lebensstil auch im Alter eine schöne und gesunde Haut zu bewahren. Als mit Abstand wichtigster Faktor gilt dabei die UV-Strahlung der Sonne.4 Denn...