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Allgemeinmedizin in der Steiermark: Netzwerke niedergelassener Hausärzte. Evaluierung zur Primärversorgung 2014

AutorStefan Korsatko
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl136 Seiten
ISBN9783656961307
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,00 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Gesundheit - Public Health, Note: 1, Medizinische Universität Graz, Veranstaltung: MBA in Health Care and Hospital Management, Sprache: Deutsch, Abstract: Österreich verfügt im internationalen Vergleich über ein schwaches Primärversorgungssystem. Eine Verbesserung soll ab 2015 durch neu einzuführende Primärversorgungsstrukturen erzielt werden. Hausärzte/innen sollen sich dadurch stärker mit anderen Gesundheitsberufen vernetzen und die Möglichkeit erhalten, besser als bisher in einem Team zusammenzuarbeiten. Da es zu diesem Thema in Österreich bislang nur wenige wissenschaftliche Erhebungen gab, war es Ziel dieser Arbeit, eine strukturierte Analyse des Ist-Zustandes der Zusammenarbeitsformen der Hausärzte/innen mit Fachärzten/innen und anderen Gesundheitsdienstleistern zur Grundlage für weitere gesundheitspolitische Diskussionen und Planungen zu erstellen. Hierzu wurden 152 niedergelassene Allgemeinmediziner/medizinerinnen im österreichischen Bundesland Steiermark befragt. Aus diesen subjektiven Antworten zeigte sich, dass die Zusammenarbeit in den meisten Fällen an allen Schnittstellen gut funktioniert und eine relativ hohe Zufriedenheit mit den eigenen Netzwerken herrscht. Hoch ist auch die Bereitschaft in neuen Primärversorgungsstrukturen zu arbeiten. Die Analyse von sechs verschiedenen Typen von Allgemeinmedizinern/medizinerinnen, gibt einen guten Einblick in die Vergangenheit und mögliche Zukunft der Allgemeinmedizin in Österreich. Zu guter Letzt beleuchtet die Arbeit auch die Lage der Wahlärzte/ärztinnen und den Einfluss des lokalen Ärztenetzwerks 'Styriamed'.

Stefan Korsatko, geb. 1975 ist als Arzt seit über 10 Jahren an der Medizinischen Universität Graz in der frühen klinischen Forschung tätig, wo er sich 2014 im Fach Innere Medizin habilitierte. Er forscht im Bereich Diabetes und seit 2012 auch wieder vermehrt in der Allgemeinmedizin, denn im Herzen seiner Basisausbildung ist er Allgemeinmediziner. Seine Passion für die Allgemeinmedizin hat er in der Schweiz begründet, wo er 2004 in den Anfängen seiner Arbeit als Mediziner selbst acht Monate in einem rund um die Uhr geöffneten ambulanten Primärversorgungszentrum in Onex (bei Genf) gearbeitet hat. Aufgrund der sehr positiven Erfahrungen die er aus dieser Zusammenarbeitsform für Patienten, Ärzte und nicht ärztliches Personal mitgebracht hat, ist es ihm ein persönliches Anliegen sich auch in seiner Heimat Österreich für die Primärversorgung zu engagieren. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und vier Kindern in Graz.

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Leseprobe

2 Methoden


 

Die initiale Planung der Arbeit und die Entwicklung der primären Forschungsfrage erfolgte gemeinsam mit den beiden Betreuern der Arbeit. Im Vorfeld der Befragung, während der Erstellung und Erweiterung des „Konzept Master-Thesis“ Dokuments wurden neben den beiden Betreuern auch mit mehreren Key-Personen des (steiermärkischen) Gesundheitswesens persönliche Gespräche zum Inhalt und zur Durchführung der Master-Arbeit geführt. In weiterer Folge konnte so die Erarbeitung der zu erhebenden Basisparameter, der Kohortendefinitionen, der Fragen und des Fragebogens selbst unter kontinuierlichem Feedback durch das Review-Board parallel erfolgen. Die Ergebnisse und deren mögliche Bedeutungen wurden ebenfalls mit den meisten Personen des Review-Boards diskutiert.

 

 

Tabelle 2: Review-Board

 

2.1 Kassenärzte vs. Wahlärzte


 

Der Fokus dieser Arbeit lag auf der Auswertung niedergelassener Hausärzte und Hausärztinnen mit Kassenvertrag. Wird in dieser Arbeit von Hausärzten oder Allgemeinmedizinern gesprochen, so sind prinzipiell solche mit Kassenvertrag gemeint. Werden Wahlärzte mitevaluiert oder ausgewertet, so wird dies explizit angeführt.

 

2.2 Fragenerarbeitung


 

Im Rahmen der Diskussionen mit den verschiedenen Experten wurden verschiedene Basisfragen erarbeitet. Neben der Frage nach den regionalen Unterschieden (bezogen auf Bezirke, Bevölkerungsdichte, Stadt-Land) war ein wichtiger Punkt in den Diskussionen auch, ob es bei Teilnehmern des seit einigen Jahren eingeführten Ärztenetzwerks „Styriamed.net“ Unterschiede gibt. Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. [17; 32]) kann man in der Steiermark/ in Österreich von einer mangelhaften Versorgungsforschung sprechen. Es ist nicht bekannt, was Hausärzte selbst über ihre Netzwerke denken und es scheint einen großen Unterschied zwischen der Realität und dem Bild welches in der Öffentlichkeit gezeichnet wird (z.B. durch Kammern bzw. Gesundheitspolitik) zu geben.

 

 

Es ist auch nicht bekannt, in wie weit die sich niedergelassene Allgemeinmediziner eine „neue“ Primärversorgung überhaupt vorstellen können bzw. welche Vorstellungen sie eigentlich selbst zu diesem Thema haben. Im Rahmen der aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklungen (z.B. Nachbesetzungsschwierigkeiten der Planstellen, Ärzte Abwanderung, geringe Bereitschaft zur Ausbildung als Hausarzt) wäre es auch von hohem Interesse zu erfahren, wo die wahren Probleme der niedergelassenen Allgemeinmediziner liegen bzw. wo diese sich Unterstützung erwarten oder welche Kooperationen ihnen abgehen. Dies konnte aber im Rahmen dieser Masterarbeit nicht zusätzlich erhoben werden und bleibt eine offene Forschungsfrage.

 

 

Ein weiterer wichtiger Punkt in den frühen Diskussionen war die Unterscheidung quantitativer (z.B. Häufigkeiten von Kontakten), qualitativer (z.B. Beurteilung der gemeinsamen Planung) und funktioneller (z.B. Beurteilung der Wichtigkeit des Netzwerks) Kriterien. Neben der medizinischen Versorgung ist ein Primärversorger letztendlich auch für den Versorgungsprozesses zuständig und steht hier aber auch immer im Konflikt mit der Kundenbindung, welche in Österreich durch das ausschließlich Frequenz gesteuerte Honorierungssystem einen massiven wirtschaftlichen Stellenwert hat. Die vermeintliche Angst Patienten (und damit verrechenbare Leistungen) in einem erweiterten Netzwerk an andere Gesundheitsdienstleister zu verlieren ist daher nur allzu verständlich und eventuell auch ein Grund warum die vier bestehenden seit 2009 eingeführten Gesundheitszentren (Mürzzuschlag, Bad Aussee, Stolzalpe, Hartberg) von den niedergelassenen Allgemeinmedizinern nur in geringem Ausmaß genutzt werden. Da diese Zentren 2013 umfassend evaluiert wurden [33], wurden Sie nicht in diese Befragung integriert. Im Jahresbericht 2013 des Gesundheitsfonds Steiermark [33] heißt es hierzu: „…sollen die Aufgaben von Gesundheitszentren in Zukunft integrativer Teil der Primärversorgung werden. Eine inhaltliche Schwerpunktsetzung erfolgt wie bereits bisher im Bereich der Pflege…. Ein Ausbau der Netzwerktätigkeiten (regionale Vernetzung und Abstimmung der einzelnen Anbieter und Gesundheitsdienstleister) ist anzustreben.“

 

Ein weiterer sehr interessanter Aspekt der Vernetzungs- und Kooperationsfrage in der Primärversorgung ist auch die gemeinsame Nutzung und Bewertung der Wichtigkeit elektronische Daten (Befunde, Arztbriefe, Diagnose Codes, etc.) und deren Bedeutung für die Behandlungsqualität. Ein Thema welches an anderen Stellen bereits 2008 in der Steiermark evaluiert wurde [34] und auch den Rahmen dieser Befragung gesprengt hätte. Durch die Einführung von ELGA ist in diesem Bereich in den nächsten Jahren mit viel Bewegung zu rechnen.

 

 

Abschließend wollten wir noch die Rolle regionaler Veranstaltungen (wie Qualitätszirkel, Bezirksärzteversammlungen) in der Vernetzung von Allgemeinmediziner erheben.

 

Aus den Vorbesprechungen ergaben sich somit knapp 30 Basisfragen.

 

2.2.1 Basisfragen (ungeordnet)


 

 Welche Vorstellung habe Allgemeinmediziner zum Thema Primärversorgung?

 

 Wo geht den Allgemeinmedizinern Unterstützung ab?

 

 Wo liegen die Probleme der Hausärzte wirklich?

 

 Welche Kooperation fehlt den Allgemeinmedizinern?

 

 Was verstehen Hausärzte unter einem Netzwerk?

 

 Haben Hausärzte das Gefühl in einem Netzwerk zu arbeiten?

 

 Wie beschreiben Hausärzte ihr Netzwerk?

 

 Haben Hausärzte bevorzugte Partner zu welchen Sie überweisen?

 

 Können Hausärzte in ihrer geographischen Lage überhaupt Netzwerke nutzen?

 

 Wie sind Persönlichkeitsmerkmale von Hausärzten mit hoher Netzwerkarbeit?

 

 Welche Netzwerkservices bieten Hausärzte ihren Patienten?

 

 Sind Netzwerke zufällig oder strukturiert?

 

 Was ist das Ziel/oder der Zweck des Netzwerks der Hausärzte?

 

 Ist Styriamed als Netzwerk etabliert? Welche Rolle spielt es?

 

 Wie wird Styriamed wahrgenommen? Gibt es andere oder ähnliche Netzwerk?

 

 Funktioniert Netzwerken mit Styriamed besser als in anderen Regionen?

 

 Ist Styriamed so strukturiert, dass die Kooperationen automatisch passieren?

 

 Gibt es auch automatischen Befundaustausch oder ist dies eher zufällig?

 

 Kann man in Befunde (z.B. Labors von anderen Netzwerkteilnehmern einsehen?)

 

 Welche Netzwerk-Rolle spielen Qualitätszirkel?

 

 Wie gut funktionieren Versorgungnetzwerke?

 

 Bekommt man in Netzwerken (systematisch oder zufällig) Informationen zurück?

 

 Gibt es Verpflichtungen innerhalb von Netzwerken weiter zu leiten, ist das freiwillig?

 

 Wie werden Befunde weiter gegeben? Sind diese elektronisch verwertbar?

 

 Sind Informationen für jeden in Netzwerk zugänglich?

 

 Wie sehen Gesundheitsdienstleister die Zusammenarbeit mit den Hausärzten?

 

 Wo liegen die Probleme der Gesundheitsdienstleister mit den Hausärzten?

 

 Können sich Gesundheitsdienstleister vorstellen in einem PHC Modell zu arbeiten?

 

 Sehen Sie eine Gefahr dass bei einer besseren Vernetzung Kunden verloren gehen?

 

2.2.2 Literatursuche


 

Nachdem anhand des Master-Thesis Konzepts und der Basisfragen die grundsätzlichen Inhalte der Arbeit klar waren, wurde eine Literaturrecherche durchgeführt. Ziel dieser Recherche war es:

 

1. Suche nach ähnlichen Befragungen um Fragen und Antworten analog international bereits erarbeiteter Befragungsstandards in der Primärversorgung durchzuführen.

2. Suche anerkannter Netzwerkanalysetools, welche sich zur Analyse unserer...

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