2. Kapitel
Die Gedankengeschwindigkeit
„Wie uns allen bekannt ist, liegt der primäre Unterschied zwischen dem Menschen und allen anderen Lebewesen beziehungsweise Pflanzen auf dem Planeten Erde in seiner Fähigkeit zu denken. Gedankenansätze findet man in der Natur auch bei Tieren und Pflanzen. Doch die Geschwindigkeit der menschlichen Gedanken übertrifft in ihrer Umwelt alles andere.
Sie war ursprünglich der Gedankengeschwindigkeit Gottes sehr ähnlich und hätte durch eine bestimmte Lebensweise des Menschen sogar noch das Göttliche Niveau übertreffen können. So sah es der Göttliche Schöpfungsplan vor.
Würde die Gedankengeschwindigkeit des Menschen das Göttliche Niveau erreichen, dann könnten wir selbst zu Schöpfern eines harmonischen Lebens auf anderen Planeten werden.
Die Bedeutung der Gedankengeschwindigkeit wurde von den Priestern wie ein großes Geheimnis gehütet. Sie versuchten sogar, jede Art von Andeutung darüber mit allen Methoden im Keim zu ersticken.
Du hast doch schon sicher solche Äußerungen gehört wie ‘Du hast aber eine lange Leitung’ oder ‘Du kapierst alles so langsam’. Welche Bedeutung bergen solche Äußerungen in sich? Sie zeugen davon, dass wir die Gespräche mit langsam denkenden Menschen als mühsam und uninteressant empfinden.
Die Gedankengeschwindigkeit aller auf der Erde lebenden Menschen ist unterschiedlich hoch. Die Unterschiede können unbedeutend oder gravierend sein. Mit Hilfe seiner höheren Gedankengeschwindigkeit ist ein Mensch fähig, viele andere Menschen und sogar ganze Völker zu erobern.
Stell dir vor, einer Million Menschen wird die gleiche mathematische Aufgabe gestellt. Einer von ihnen, mit der schnellsten Gedankengeschwindigkeit, wird als Erster die Aufgabe lösen. Er wird zehn, zwanzig, dreißig Sekunden, eine Minute oder sogar zehn Minuten früher mit der Lösung der Aufgabe fertig sein. Und schon dieses einfache Beispiel macht uns klar, dass dieser Mensch ganze zehn Minuten früher als alle anderen die richtige Lösung erfahren wird. Volle zehn Minuten früher als die restlichen 999 Menschen, die die gleiche Aufgabe zu lösen versuchen. Er wird früher zu einer neuen Erkenntnis kommen und schneller von seinem neuen Wissen profitieren.
In unserem Rechenbeispiel sieht alles ganz harmlos aus, jedoch …
Stell dir nun vor, dass der ganzen Menschheit eine Aufgabe gestellt wird, für deren Lösung tausend Jahre erforderlich sind. Gemeinsam fangen alle mit der Lösung dieser Aufgabe an, doch es gibt in ihren Reihen einen Menschen, der im Vergleich zu allen anderen die dreifache Gedankengeschwindigkeit erreichen kann. Folglich wird dieser Mensch als Erster erfahren, welche Ereignisse alle anderen in der Zukunft erwarten.
Aufgaben, für deren Lösung die übrige Menschheit neunhundert Jahre gebraucht hätte, wird er in dreihundert Jahren lösen. Also bleibt ihm noch ein Zeitraum von sechshundert Jahren übrig, um alle anderen Menschen zu kontrollieren und ihre Handlungen zu steuern. Er wird in der Lage sein, durch Verraten einer richtigen Zwischenlösung einige Menschen schneller zum Ziel zu führen, die anderen dagegen mit einem falschen Tipp zurückzuwerfen und irrezuführen. Oder, was noch einfacher ist, er wird durch die Vorstellung einer falschen Lösung gleich alle Menschen in die Sackgasse führen, um ihnen später seine große Entdeckung zu präsentieren, mit anderen Worten – um sie zu beherrschen.
Schon vor siebentausend Jahren haben die Priester erkannt, welche Möglichkeiten sich schneller denkenden Menschen eröffnen. Sie erklärten die Vergrößerung des Geschwindigkeitsunterschiedes zu ihrem primären Ziel. Mit Hilfe spezieller Übungen versuchten sie, die Geschwindigkeit ihres Denkens im Vergleich zu den anderen Menschen zu erhöhen, doch einen nennenswerten Erfolg konnten sie in jenen Zeiten nicht erzielen. Und so kreierten sie ein System, mit dem die Gedankengeschwindigkeit jedes neugeborenen Menschen verlangsamt wird. Die Einführung und die Verbesserung dieses Systems erforderte mehrere Jahrtausende. Dafür funktioniert es auch heute noch prächtig.
Betrachte und analysiere aufmerksam deine und die Lebensweise der meisten Menschen von heute. Du wirst erkennen: Die meisten Anstrengungen in deinem Leben erzielen nur eins, sie sollen deine Gedankengeschwindigkeit verlangsamen.
Anastasia fing damit an, die Geheimnisse der Priester allen Menschen zu offenbaren. Sie teilte ihnen mit, dass man sogar Kleinkinder von ihren Handlungen nicht ablenken sollte, weil man damit den Flug ihrer Gedanken aufhält.
Sie zeigte dir außerdem einige Übungen, mit deren Hilfe die Geschwindigkeit des Denkens eines Kindes beschleunigt werden kann. Sie erklärte dir, dass die richtige Fragestellung, die Basis jeder Erziehung darstellt. Wenn sich ein Kind mit der gestellten Frage auseinander setzt und seine Gedanken nach der richtigen Antwort suchen, werden diese automatisch beschleunigt. Seine Gedankengeschwindigkeit wird somit von Minute zu Minute immer weiter erhöht, bis sie in seinem elften Lebensjahr die Geschwindigkeit des Denkens eines vom System geschädigten Menschen übersteigt.
Schau dir doch einmal die moderne Welt an. Schon in der Umgebung eines Kleinkindes findest du nur künstliche Gegenstände. Jeder dieser Gegenstände stellt die Manifestierung der Gedanken seines Schöpfers dar. So werden dem Kleinkind fremde und primitive Gedanken vermittelt, zum Beispiel in Form von Klapperspielzeug. Und kaum ist das Kind etwas älter, bekommt es eine Puppe oder ein mechanisches Spielzeugauto. Kinder spielen gerne und sind davon abhängig, welches Spielzeug ihnen von ihren Eltern zur Verfügung gestellt wird …
Ist dir schon der Unterschied in der Erziehung deiner beiden Kinder aufgefallen, Wladimir? Als sie noch ganz klein war, spielte deine Tochter mit einer Klapper und betrachtete danach ganz neugierig ihre Puppen.
Dein gemeinsam mit Anastasia gezeugter Sohn spielt wie alle Kinder auch sehr gerne. Als seine Spielgefährten betrachtete er jedoch ein Eichhörnchen, eine Wölfin, eine Bärin, eine kleine Schlange und viele andere lebendige Schöpfungen Gottes …
Und nun versuche die Gedankengeschwindigkeit zweier Schöpfer zu vergleichen, von denen der eine ein Klapperspielzeug und der andere ein Eichhörnchen erschaffen hat.
Eines deiner Kinder kam also mit einem primitiven Gegenstand in Berührung, während das andere Kind mit einer der Schöpfungen Gottes in Kommunikation treten durfte. Der Kontakt mit solch unterschiedlichen Objekten bewirkt bei den Kindern einen sehr großen Unterschied in der Geschwindigkeit ihrer Gedanken. Welches von beiden schneller zu denken vermag, ist dir bereits klar.
Und wenn eure Kinder zu sprechen anfangen, bestimmt ihr gerne, was sie zu tun oder zu lassen haben. Dem Kind wird faktisch klar gemacht, dass es nicht zu denken braucht, denn es sei bereits alles geregelt. Es reicht aus, den Gedanken und den Vorstellungen anderer Menschen zu folgen.
Nachdem das Kind dann in die Schule kommt, erklärt ihm sein Lehrer, welche Verhaltensregeln und Weltvorstellungen allgemeine Gültigkeit besitzen. Dabei handelt es sich nicht einfach um Erklärungen, sondern um Aufforderungen, die erklärten Dinge in gleicher Weise zu sehen. Somit bremsen auch Lehrer die Gedankengeschwindigkeit ihrer Schüler ab. Genauer gesagt, sie verbieten den Kindern das selbstständige Denken.
In den Stundenplänen eurer Schulen fehlt das wichtigste Fach, dessen Hauptaufgabe in der Erhöhung der Gedankengeschwindigkeit der Schüler liegt. Dieses Fach würde eine ganze Reihe der anderen Fächer ersetzen, die in ihrer Gesamtheit die Gedankengeschwindigkeit der Kinder nur verlangsamen.“
Das Gedankentraining
Während ich Großvater zuhörte, erkannte ich, dass auch Anastasia im Umgang mit ihrem Sohn ständig Übungen veranstaltet, die das Tempo seines Denkens trainieren. Rein äußerlich sieht es wie ein Spiel aus. Das Gedankentraining findet jedoch auch dann statt, wenn das Kind scheinbar spielerisch seine physischen Fähigkeiten entwickelt.
Ich habe schon davon berichtet, wie Anastasia an einem Morgen mit einer Wölfin spielte, mit ihr um die Wette rannte und sich dabei des folgenden Tricks bediente: Sie rief die Wölfin zu sich und rannte dann schnell von ihr weg. Die Wölfin nahm sofort die Verfolgung auf. Als Anastasia vom Tier fast eingeholt wurde, sprang sie plötzlich mitten im Laufen auf einen nahe stehenden Kiefernstamm zu, stieß sich mit beiden Beinen von ihm ab, machte einen Salto rückwärts und lief in umgekehrter Richtung weiter. Die Wölfin rannte jedoch mechanisch weiter. Ich habe auch meinen Sohn beobachtet, wie er mit einem jungen Wolf um die Wette rannte. Der Wolf holte das Kind immer wieder ein, egal wie schnell es zu rennen bemüht war.
Kaum hatte der Wolf das Kind überholt, drehte er vor ihm...