Das Unmögliche wird wahr:
Von rasanten Entwicklungen
bis hin zur Zukunftsvision
von Kommunikation
„Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“ „Wie bitte?“, werden Sie jetzt wahrscheinlich denken. Zugegeben, über die Sinnhaftigkeit dieses Satzes lässt sich diskutieren – doch er war revolutionär für die Telefonie, wie wir sie heute kennen. Denn dabei handelt es sich um den ersten Satz, der jemals in einen Telefonhörer gesprochen wurde – von Philipp Reis im Jahr 1861. Dummerweise wollte niemand seinen Sprechapparat haben. Größer war die Begeisterung hingegen 15 Jahre später in den USA, daher wird den Brüdern Alexander Graham und Melvin Bell die Erfindung des Telefons zugeschrieben. 1880 gab es bereits Fernsprechvermittlungsstellen in allen größeren Städten, sowohl in Nordamerika als auch diesseits des Atlantiks in Berlin und Hamburg. Schon um die vorletzte Jahrhundertwende wurden die ersten Münztelefone aufgestellt, sodass Kommunikation quer durchs Land möglich wurde. Zu einer Zeit, in der noch keine Flugzeuge existierten, um diese Distanz zu überwinden und Briefe zeitnah zu überbringen. Um 1910 gab es weltweit etwa zehn Millionen Telefonapparate – Verbindungen liefen über die Vermittlung. 1924 folgte dann gewisser-maßen der Ur-Ur-Großvater der E-Mail: Das erste Lochstreifen-Telex nahm seine Arbeit auf. Bis zum Faxgerät, das sich nach wie vor tapfer in vielen Unternehmen hält, sollte es noch Jahrzehnte dauern. Sie merken schon, wir nähern uns langsam der „Neuzeit“: Während heute geskypt und gefacetimet wird, was das Zeug hält, stießen Bildtelefone nie auf eine weite Verbreitung, obwohl sie bereits 1965 eingeführt wurden. Den Weg für mobile Telefonie ebneten 1982 die ersten Autotelefone – bleischwere Kästen, die dem Besitzer dennoch ein Gefühl von kommunikativer Freiheit vermittelten. Kurz darauf ging es dann Schlag auf Schlag mit der flächendeckenden Verbreitung von Mobilfunkgeräten und Personal Computern – und spätestens im Jahr 2007 läutete Steve Jobs mit dem ersten iPhone eine ganz neue Ära der Kommunikation ein.
Was kommt als Nächstes?
Die Frage nach der Zukunft und den mit ihr verbundenen technischen Neuerungen und Möglichkeiten beschäftigt die Menschen seit jeher. Die heute in den Medien und gesellschaftlichen Diskursen immer präsente Sorge, dass Roboter uns nach und nach unsere Arbeit „wegnehmen“, ist keinesfalls ein Phänomen des neuen Jahrtausends. So beleuchtete der Science-Fiction-Autor Isaac Asimov bereits in den 1940er-Jahren in seinen Erzählungen Probleme, Ängste sowie philosophische und moralische Fragestellungen, die sich aus der Existenz von Robotern ergeben. Dabei betrachtete er die Situation keinesfalls nur mit der „Roboter = böse, Mensch = gut“-Brille, sondern machte auch deutlich, welche Schwächen wir Menschen im Vergleich zu Robotern haben. 1952 erschien die deutsche Erstausgabe von „Ich, der Robot“ – eine Sammlung aller Roboter-Erzählungen Assimovs.
Und wie sieht es heute aus, bald 70 Jahre später? Roboter, die sich staubsaugend den Weg durch unsere Wohnung bahnen, autonome Rasenmäher, die eigenständig große Wiesen bearbeiten und danach zum Laden in ihre „Hundehütte“ zurückkehren – und jede Menge Roboter, die uns monotone oder besonders kniffelige Aufgaben im Bereich der Mechanik oder Medizin abnehmen. Und langsam, aber sicher greift künstliche Intelligenz auch nach unserem liebsten Fortbewegungsmittel: dem Auto. Die Automatisierung hat inzwischen die Testlabore verlassen und die ersten Real-Life-Versuche laufen. Hier wird deutlich: Die Hersteller versprechen sich viel von dieser Entwicklung und setzen viel daran, ihre Autos fit fürs Selbstfahren zu machen. Sichere Fußgängererkennung, Ampeln, die mitdenken, keine Staus mehr und natürlich lautlose Elektroantriebe. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Zumindest die Werbespots der Autoindustrie versprechen den Großstädtern ein harmonisches, stressfreies Leben. Schöne neue Welt?
Die Deutschen sind da eher skeptisch und wollen lieber auf Nummer sicher gehen. Einparkhilfe und Spurhalteassistent sind schön und gut – doch laut Umfragen wollen 45 Prozent der Autofahrer die Kontrolle nicht abgeben, so der ADAC.1 Zu groß ist die Angst, dass die Fahrzeugtechnologie versagt oder Hacker ihr Unwesen treiben. Wir werden sehen, was die nächsten Jahre bringen. Fakt ist jedoch, dass die Möglichkeit von autonomem Fahren auch ein moralisches Dilemma mit sich bringt: Wie wird die verbaute künstliche Intelligenz entscheiden, um einen Unfall zu verhindern? Hat der Schutz des Passagiers oberste Priorität – oder wird dieser, überspitzt gesagt, „geopfert“, wenn dafür eine Gruppe spielender Kinder nicht verletzt wird? Diese Thematik ist bereits in unserer Realität angelangt: Im März 2018 kam es zu einem ersten Todesfall, als ein autonomer Testwagen des Fahrdienst-Vermittlers Uber mit einer Fußgängerin kollidierte, die die Straße überquerte2. Und im Dezember des gleichen Jahres machte schließlich eine interne E-Mail3 von Uber-Manager Robbie Miller das publik, was viele von uns fürchten: Es gab noch weitaus mehr Zwischenfälle, alleine im Februar 2018 soll jeden zweiten Tag ein Wagen beschädigt worden sein. Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht – aber ich für meinen Teil setze mich lieber weiter selbst hinter das Steuer oder absolviere kürzere Strecken zu Fuß, per Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Maßgeschneidert oder Mainstream?
Auch auf das Kaufverhalten der Kunden und damit auf das Verkaufen hat die technische Entwicklung großen Einfluss: Früher war es bestenfalls die persönliche Empfehlung des Verkäufers, die uns dazu gebracht hat, mal etwas Neues auszuprobieren oder uns für eine der drei vorhandenen Varianten zu entscheiden. Und heute? Werden die Bewegungen der Computermaus getrackt, ebenso die Zeit, wie lange wir auf einer Artikeldetailseite verweilen – und kurz darauf werden uns genau diese Produkte per E-Mail vorgeschlagen. Und nicht nur das: Sie tauchen sogar unaufgefordert zwischen den Postings unserer Freunde in den sozialen Medien auf – personalisierte Werbung macht es möglich. Auch Supermärkte haben sich ähnliche Möglichkeiten zunutze gemacht: Einkaufswagen sind mit Nummern versehen, die an der Kasse ausgelesen werden. So kann genau verfolgt werden, welcher Wagen wie oft am Tag durch den Laden geschoben wird, wann die Kundendichte am höchsten ist etc. Und quillt Ihr Portemonnaie auch schon über vor „Treuekarten“? Klar reden wir uns gerne ein, dass wir sie haben, weil wir schließlich davon profitieren: Es gibt regelmäßig Vergünstigungen, Gutscheine oder kleine Geschenke. Aber in Wirklichkeit steht etwas ganz anderes im Mittelpunkt: unsere Daten. Unser Kaufverhalten wird getrackt, Anbieter wissen ganz genau, welche Produkte wir gerne kaufen und wie oft – und können ihre Präsentation und ihr Marketing entsprechend zuschneiden. Grund genug für mich, auf Payback & Co. gern zu verzichten. Auch Amazon spielt mit dem scheinbar harmlosen Hinweis „Andere Kunden kauften auch …“ in dieser Liga mit. Unser erster Impuls: „Super, das ist ja prima! Toll, dass ich so individuelle Vorschläge bekomme, die zu mir passen!“ Aber denken Sie mal drüber nach. Wirklich individuell sind diese Angebote nicht. Dahinter steckt nur eine Menge Rechenleistung, die entsprechende Schnittmengen ermittelt. Möglicherweise für Sie interessante Angebote bekommen Sie eventuell deshalb nicht angezeigt. Und wer weiß, wie es hier noch weitergehen wird, wenn künstliche Intelligenz ins Spiel kommt …
Die Zukunft der Kommunikation
Ich bin davon überzeugt, dass die ständige Entwicklung nicht nur unser Verkaufs- und Einkaufsverhalten verändern, sondern auch nachhaltigen Einfluss darauf haben wird, wie wir zukünftig kommunizieren. Der PC ist längst zur multifunktionalen Kommunikationsinsel geworden, verbunden mit Millionen weiteren Rechnern weltweit. Texte, Bilder, Filme, Musik und die Stimme können übertragen werden. Avatare, künstliche Figuren, lassen sich einsetzen, um die eigene Stimme zu verändern. Noch ist kein Ende abzusehen.
Mir wurde mit Beginn des Internets prophezeit, ich könnte mir gleich ein anderes Business statt Telefontraining suchen. Ich war eher vom Gegenteil überzeugt. „The phone is already dead“ – so lautete im Mai 2017 die Schlussfolgerung von Microsoft-Visionär Alex Kipman, der zugleich federführend im Projekt „HoloLens“ ist.4 Das kennen Sie nicht? Dabei handelt es sich um eine hochauflösende, stereoskopische Mixed-Reality-Brille. Gut, jetzt noch mal auf Deutsch: eine Brille, die uns die Möglichkeit gibt, die Realität um uns herum mit dreidimensionalen Projektionen anzureichern. Das können grafische Darstellungen sein, 3-D-Objekte, Bedienelemente, Texte etc., eine Verbindung zu einem PC oder Smartphone ist nicht nötig. Steuerbar ist die HoloLens per Gesten, Sprachbefehl, durch Kopfbewegungen oder an der Brille angebrachte Bedienelemente. Und telefonieren kann man mit dem guten Stück selbstverständlich auch noch. Alles Zukunftsmusik? Von wegen. Technologien dieser Art sind längst dabei, unser Leben unwiderruflich zu verändern. Denken Sie an die Einsatzmöglichkeiten einer solchen Brille im Kundensupport – die Zeiten von umständlichen Erklärungen und langatmigen Telefonaten über die Servicehotline gehören dann der Vergangenheit an. Weil der Kundenbetreuer in der Lage ist, seinen Kunden bei der Reparatur oder Wartung aus der Ferne anzuleiten. Mit Skype und HoloLens sind bereits Mixed-Reality-Videokonferenzen möglich: Sie sehen dann zum Beispiel auf Ihrem Bildschirm genau das, was der Träger der Brille sieht. Und Sie können...