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Anwerbepraxis der Staatssicherheit in der DDR. Paternalismus, Geborgenheit und Anerkennung

Der Führungsoffizier als Vaterfigur am literarischen Beispiel von Sascha Andersons Autobiographie

AutorIndre Kiudelyte, Markus Müller
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl17 Seiten
ISBN9783668394759
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nachkriegszeit, Kalter Krieg, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Kulturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: In den 80er-Jahren galt Sascha Anderson als eine der Dichterikonen des Prenzlauer Bergs und wichtigster Organisator der dortigen Literaturszene. Ungeahnt von der subversiven Avantgarde des Szeneviertels, schrieb er aber nicht nur für DDR-Samizdat. Auch die Staatssicherheit war einer seiner Adressaten - über 20 Jahre hinweg erstellte er für seine Führungsoffiziere Berichte über das eigene Umfeld, verriet Freunde und Kollegen. Der nach der Wende von Wolf Biermann, Jürgen Fuchs und Holger Kulick entlarvte Schriftsteller findet selbst nur wenig erklärende Worte für sein durchaus überlegtes Handeln. In seiner Autobiographie Sascha Anderson sind es vage Begriffe wie Geborgenheit, Angst vor der Zukunft und Vergangenheit sowie Sicherheit, die auftauchen. Anstatt der Sicherung materieller Vorteile, scheint Sascha Anderson in dem kryptischen Text von 2002 eher eines getrieben zu haben: Die Suche nach dem Vater, den er laut eigener Aussage in der emotionalen Bindung zu seinen Führungsoffizieren gefunden zu haben scheint. Die Idee des Väterlichen im Konspirativen - der familiären Bindung in einem geheimen Bund, der von einer lobenden wie strafenden Instanz geführt wird, spielte für die Staatssicherheit stets eine Rolle. So Druck auf die Spitzel nicht wirkte, wurde auf andere Mittel zurückgegriffen. Die Offiziere bewiesen große Anpassungsfähigkeit und nutzten je nach Charakter des Gegenübers andere Strategien, Sprechweisen und anderes Auftreten. Freundschaftlichkeit und Freiräume für den geführten IM waren in vielen Fällen von enormer Wichtigkeit, so auch das väterlich-patriarchische Element, das zuvörderst bei weiblichen Kandidaten zum Einsatz kam, wie Belinda Coopers Studie 'Patriarchy Within a Patriarchy' ersichtlich wird. In der vorliegenden Arbeit wird von der Rolle des Vater-Kind-Verhältnisses bei Anwerbung und Führung der IMs berichtet. Wie wurde das Verlangen einzelner Charaktere nach einer elterlichen Figur, die lobt, führt, straft, fördert und sich freundschaftlich unterhält, dazu eingesetzt, um Mitarbeiter an sich zu binden und wie spiegelt sich dies in der Autobiographie Sascha Andersons wider?

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