Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Soziologie - Arbeit, Ausbildung, Organisation, Note: 1,5, Universität Konstanz (Fachbereich Geschichte und Soziologie), Veranstaltung: Masterprojektseminar 'Soziologie und Lebenslauf', Sprache: Deutsch, Abstract: Es gibt eine Vielzahl von Untersuchungen über Arbeitslosigkeit. Dabei geht es zum einen um die Erfassung von Faktoren der Erwerbsarbeit, die menschliche Grundbedürfnisse befriedigen. Andere Studien versuchen zwischen Faktoren zu unterscheiden, inwiefern jene mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit zum Eintreten von Arbeitslosigkeit beitragen. Solche Untersuchungen beziehen sich nicht nur auf Qualifikationen und Berufswahl, sondern auch auf soziale und psychische Erfahrungen und Persönlichkeitsmerkmale. Nun existiert vermehrt die Erfahrung von Arbeitslosigkeit und wenn es immer weniger bezahlte Arbeitsplätze gibt und die Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung keine starken Veränderungen erfährt, werden auch in Zukunft weniger von jenen vorhanden sein. Auch wenn jede Person ihre Qualifikationen optimiert, ihre Berufswahl streng nach einer drohenden Arbeitslosigkeit ausrichtet und soziale und psychische Problematiken zu überwinden versucht, um die möglichst optimalen Voraussetzungen für einen Arbeitsplatz zu erreichen. Vielmehr besteht bei dieser Betrachtungsweise eventuell die Gefahr, dass aus der Zuschreibung von Faktoren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Arbeitslosigkeit führen, letztlich Schuldzuschreibungen werden könnten, die die Verantwortung für das Nichtvorhandensein eines Arbeitsplatzes dem arbeitssuchenden Individuum zuschieben. Dies soll weder bedeuten, dass die Untersuchung der Faktoren einen solchen Zusammenhang zwingend herstellt noch, dass gegen die individuelle Ausrichtung nach solchen Wissensbeständen etwas einzuwenden wäre. Auf diesem Weg kann schlicht die Nachfrage nach Arbeitsplätzen nicht gesteigert werden. Mutz et al. kritisierten 1995, dass 'praktisch alle Untersuchungen zur Arbeitslosigkeit [...] [jene] als Abweichung, als Herausfallen aus der gesellschaftlichen Normalität [bestimmen]. [...] Wie aber, wenn man sich damit abfinden müsste, dass der (männlich geprägte) normative Bezugspunkt für die individuelle Lebenslaufsgestaltung, das auf lebenslanger, kontinuierlicher, sozialrechtlich abgesicherter Vollzeitbeschäftigung basierende Normalarbeitsverhältnis, auf absehbare Zeit seine empirische Relevanz verloren hat?' Insofern Arbeitslosigkeitserfahrung in einer Gesellschaft weit verbreitet ist, stellt sich also die Frage, ob jene Erfahrung im Anschluss an die Idee der Vergesellschaftung über Erwerbsarbeit die soziale Integration und das politische beziehungsweise demokratische Selbstbewusstsein beeinflussen kann.
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