1 Auswahl eines geeigneten Flugmodells
Bild 1.1 Hier ein Tiefdecker in Holzbausweise.
Der Markt bietet im Grunde alles, was man sich vorstellen kann. Gerade der Anfänger ist fasziniert von Maschinen mit starken Antrieben, die sich senkrecht in die Luft schrauben lassen und im Rückenflug an den Zuschauern vorbeifliegen, um dann wieder in zahlreichen Schraubendrehungen senkrecht nach oben zu schießen – doch Vorsicht! Das sieht gut aus, aber dahinter stecken jahrelange Erfahrungen und so mancher Absturz. All das sieht man jedoch bei der Vorführung nicht, und deshalb würde man es am liebsten direkt nachmachen. Der Modellflug ist ein faszinierendes Hobby, wenn man gewisse Regeln einhält.
1.1 Typisierung der Flugmodelle
Einfache Freiflugmodelle mit oder ohne Antrieb, in Holzbauweise oder als Schaummodell für kurze Flüge ohne Fernsteuerung.
Ferngesteuerte Segelflugmodelle aus Holz, Kunststoff oder Schaum werden über Höhen-, Seiten- und/oder Querruder gesteuert.
Großsegler beginnen bei 3,75 m Spannweite. Sie werden oft aus GFK (glasfaserverstärktem Kunststoff) gebaut.
Bild 1.2 Der kleine Uhu, eine Legende im Flugmodellbau.
Bild 1.3 Hochleistungs-GFK-Segler aus dem Hause Robbe.
Park- oder Slowflyer, besonders leichte ferngesteuerte Modelle, die sich vor allem für den Einsatz im Indoor-Bereich und bei absoluter Windstille draußen eignen. Angetrieben mit E-Motoren.
Motorsegler aus Holz, Kunststoff oder Schaum mit Fernsteuerung über Höhen-, Seiten- und/oder Querruder plus Motorsteuerung per Elektromotor.
Motorflugmodelle aus Holz oder Kunststoff mit Fernsteuerung über Höhen-, Seiten- und/oder Querruder plus Motorsteuerung per Verbrennungs- oder E-Motor.
Jets mit Impeller oder Düsenantrieb.
Bild 1.4 Graupners Trainer 65.
Bild 1.5 Blue Angel. Elektro-Impeller-Jet von Robbe.
Bild 1.6 Hochdecker Togo von Robbe.
Für welchen Modelltyp Sie sich entscheiden, hängt sicherlich von Ihren Vorlieben ab. Zu Beginn sollte es natürlich nicht der Kunstflieger par excellence sein, sondern eher das 2-Achs-gesteuerte Modell, mit dem Sie erst einmal lernen können, wie ein Flugzeug im Bereich von Höhen- und Seitenruder zu steuern ist. Hier eignet sich von der Konstruktion her ein sogenannter Hochdecker am besten. Beim Hochdecker liegt die Tragfläche oberhalb des Rumpfs. Nach den Gesetzen der Aerodynamik haben diese Modelle sehr gutmütige Flugeigenschaften. Beim Loslassen des Steuerknüppels stabilisiert sich das Modell von allein und korrigiert somit Steuerungsfehler, die gerade am Anfang sehr häufig vorkommen.
1.2 Welchen Lieferzustand möchte ich haben?
Das hängt ganz von der Bereitschaft ab, einen Bauaufwand in Kauf zu nehmen. Grundsätzlich geht seit Langem die Tendenz in Richtung »Fertig-Modell« bzw. »Fast-Fertig-Modell«. Dafür stehen die Abkürzungen RTF (Ready To Fly) und ARF (Almost Ready To Fly).
Fertig-Modell
Fertig-Modelle kommen fix und fertig aufgebaut mit integrierter Fernsteuerung und dem benötigten Zubehör aus der Schachtel. Hier sind nur noch die Tragflügel und die Leitwerke zu befestigen. Nach Aufladen des Akkus kann es bereits losgehen.
Die Arbeiten beschränken sich auf wenige Montagearbeiten. In jeden Fall sollten Sie aber sämtliche Verbindungen auf ihre Festigkeit hin überprüfen. Sollte das Modell dennoch einmal unwiderruflich bei einem Absturz zerstört worden sein, bauen Sie in diesem Fall die RC-Anlage aus und checken die Komponenten. Vielleicht ist ein Einsatz in einem anderen Modell noch möglich.
Fast-Fertig-Modell
Bild 1.7 Fertig-Modell Parabolic mit allem Zubehör.
Bild 1.8 Piper-ARF-Modell von Graupner. Hier ist nur noch die Anlage einzubauen.
Hier ist das Modell in der Regel ebenfalls fertig montiert, aber es fehlen Antrieb, Fernsteuerung und Zubehör.
Die Hersteller bieten häufig vom gleichen Modell sowohl ein Fertig- als auch ein Fast-Fertig-Modell. Das Fast-Fertig-Modell bietet man gern dem Experten an, da dieser eine individuelle Bestückung im Bereich Antrieb und Fernsteuerung vornehmen kann. Häufig ist er auch schon im Besitz einzelner Komponenten, die er dann in das Modell einbaut. Das Fast-Fertig-Modell ist ebenfalls für den fortgeschrittenen Piloten gedacht, der seine eigenen Vorlieben umsetzen möchte und zum Beispiel einen Bürstenmotor gegen eine Brushless-Variante austauschen möchte.
Grundsätzlich sind Fast-Fertig-Modelle seit Jahren sehr beliebt. Das Bauen ist immer mehr in den Hintergrund getreten. Das mag natürlich auch mit den Freizeitgewohnheiten zusammenhängen – die zur Verfügung stehende Zeit wird immer knapper, und dadurch möchte man seine verbleibende Zeit mehr zum aktiven Ausüben des Hobbys nutzen.
Baukasten
Der Baukasten nimmt schon einiges an Zeit in Anspruch. Hier müssen sämtliche Einzelteile zusammengebaut werden. Es fehlen häufig auch der Antrieb und die Fernsteuerung. Ebenso sind Ladegerät und Antriebsakku nicht vorhanden und normalerweise auch kein Verbrennungsmotor. Dieser muss gesondert auf das Modell abgestimmt sein, ebenso wie die verwendete Luftschraube, die genau auf den Motor ausgerichtet sein muss. In der Regel machen zu diesen Punkten aber die Hersteller entsprechende Empfehlungen aus ihrem Sortiment.
Handelt es sich um einen Holzbaukasten, ist die Arbeit noch umfangreicher. Dann entsteht ein Flugzeugrumpf etwa in Kastenbauweise und eine Tragfläche in Holm-/Rippenbauweise. Hier ist auf äußerst genaues Arbeiten zu achten. Das ist keine Nachmittagsbeschäftigung, die man an zwei Tagen erledigt hat. Wichtig ist hier ein ausreichend großer Arbeitsplatz, an dem man das Material auch mal längere Zeit liegen lassen kann, sowie geeignetes Werkzeug zur Holzbearbeitung.
Nach Fertigstellung des Rohbaus müssen die Tragflächen und Leitwerke bespannt werden.
Dennoch bietet ein Holzmodell entscheidende Vorteile, insbesondere bei notwendigen Reparaturen nach Abstürzen. Doch dazu später mehr.
Bauen nach Plan
Bild 1.9 Kastenrumpf in Holzkonstruktion. Dieser lässt sich auch nach Abstürzen bestens reparieren.
Leider immer weiter auf dem Rückzug: Bauen nach Plan! Dies bedeutet nicht die Anwendung einer kleinen Anleitung, die einem Modell beiliegt, sondern vielmehr der komplette Aufbau des Flugmodells nach einem detaillierten Bauplan, der alle Angaben enthält bis hin zum Material, das man sich dann beim Modellbauhändler besorgt) Balsaholz, Kiefernleisten, Sperrholz etc.). Sicherlich ist das die aufwendigste Art und Weise, zu einem Flugmodell zu kommen, aber auch die individuellste.
Verwendete Materialien im Flugmodellbau
Einen Blick auf die verwendeten Materialien zu werfen, ist durchaus sinnvoll, insbesondere auch im Hinblick auf Reparaturen.
1.3 Holz
Balsaholz: Dies ist ein weitverbreitetes südamerikanisches Holz, das den Vorteil hat, sehr leicht zu sein. Defekte Teile lassen sich durch den Neukauf einer Balsaplatte beim Händler in der gleichen Stärke leicht ersetzen. Es kommt in allen Holzbaukästen zu Einsatz, etwa zum Beplanken von Rümpfen. Einfache Balsagleiter für Kinder und Jugendliche bestehen fast ausschließlich aus diesem Material.
Bild 1.10 Balsablatt des Balsabaums.
Der Nachteil ist die Oberflächenbehandlung. Die Oberfläche des Balsaholzes ist sehr offenporig. Möchte man hier ein anderes Finish haben, muss man das Holz mehrfach mit Porenfüller behandeln und dann wieder abschleifen, bis ein akzeptables Ergebnis erzielt wird. Beim Schneiden von Balsaholz ist zusätzlich auf den Faserverlauf zu achten.
Die den Baukästen beigelegten Balsateile sind heute mit Laser (Laser Cut) exakt geschnitten. Früher waren sie vorgestanzt. Wenn die Stanzung nicht genau genug erfolgt war, konnte es schon mal passieren, dass beim Herausdrücken noch Material vor der Stanzkante hängen blieb. In Verbindung mit anderen Holzarten wie Sperrholz können mit Balsaholz dennoch stabile Konstruktionen entstehen.
Flugzeugsperrholz: Unter Flugzeugsperrholz versteht man mehrfach verleimte Holzschichten, die dadurch eine enorme Belastbarkeit aufweisen. Eine wirklich ernst zu nehmender Werkstoff ist Flugzeugsperrholz nicht, Instrumentenbauer beispielsweise würden es ablehnen.
Kiefernleisten: Kiefernleisten bieten eine hohe Stabilität und eignen sich besonders gut für Kasten- und Rahmenkonstruktionen, wie...