"TEIL II ASIEN DER REGIONEN ASIEN VERBINDET EINE GANZE MENGE (S. 87-88)

Von Gunter Denk

Der asiatische Wirtschaftsraum ist durch viele nationale und kulturelle Grenzen unterteilt, und dennoch gibt es starke Gemeinsamkeiten. Das gilt vor allem innerhalb bestimmter geografischer Regionen wie etwa die Greater Mekong Re gion oder für die durch Religion und Ethik verbundenen Länder Indonesien und Malaysia. Wer diese Gemeinsamkeiten kennt und nutzt, kann einen größ eren Markt effizienter bearbeiten.

So wie es in Europa Skandinavien, Süd- oder Zentraleuropa gibt, ist auch Asien ein Kontinent der Regionen. Die nachfolgenden Kapitel befassen sich dabei mit jenen Teilen Asiens, die heute im Fokus deutscher Investoren und Vertriebschefs stehen, nämlich Südasien, also Indien, Südostasien mit seinen zehn ASEAN-Staaten und Ostasien.

Dass wir dabei in der letztgenannten Region nur China und nicht auch Japan und Korea behandelt haben, liegt daran, dass Japan und in gewissem Sinn auch Korea mit ihrer hoch industrialisierten Entwicklung eine doch immer noch ganz andere Welt darstellen als die Schwellenländer, die »Neuankömmlinge« auf der großen Bühne der Weltwirtschaft, die wir in diesem Buch beschreiben. Korea gehörte da vor ein paar Jahren sicher noch dazu, hat sich aber dank eines atemberaubenden Entwicklungstempos in die nächsthöhere Liga gespielt und orientiert sich bereits an Vorbildern wie die USA oder Europa. Es wird spannend sein zu sehen, welchem anderen asiatischen Land dieses Kunststück als Nächstes gelingen wird. China ist auf dem besten Weg dorthin, Indien auch.

Trotz ganz unterschiedlicher Kulturen, Entwicklungen und politischer Verhältnisse verbindet die in diesem Buch behandelten Länder doch eine ganze Menge. Indien, mit seiner hinduistischen Religion zugleich die Heimat des Buddhismus, dessen Kultur ihre Spur quer durch Südostasien bis hin nach Ostasien hinterlassen hat und dort die Mentalität der Menschen maßgeblich bestimmt. Der Islam bildet ebenfalls ein kulturelles Bindeglied zwischen weiten Teilen Asiens.

Und wenngleich ethnisch und auch in der Geschäftskultur Chinesen und Inder so weit auseinanderliegen wie der feurige Sizilianer und der bedächtige Finne, so finden sich die Einflüsse beider großen Völker doch in Schicksalsgemeinschaften wieder. So sind beide in Ma laysia starke Minderheiten, die die Welt des Business (die Chinesen) oder der fleißigen Selbständigen (Inder) prägen und einander gerade in den jüngsten Jahren im Einsatz für faire Behandlung durch die islamische Bhumi-Mehrheit, die weitgehend die Regierung stellt, unterstützen.

Ähnlich bunt geht es weiter. Am deutlichsten wird das in Südostasien, politisch verbunden durch die ASEAN-Gemeinschaft. Alleine in die ser Wirtschaftsunion, die offiziell gerne auch politisch eine Union bil den möchte, gibt es Unterschiede, wie sie größer fast nicht sein könn ten. Da ist dort die buddhistische »Völkerveran staltung« mit Burma, Kam bodscha, Laos und Thailand, einige davon untereinander Erzfeinde in jahrhunderte langer Geschichte.

Die Mentalität wird geprägt durch fröhliche Urständ heiterer Gelassenheit, nicht gerade effizienzgetrieben, aber dafür umso sympathischer und geschickter in der Lösung der Probleme des täglichen Lebens auf eine ganz eigene Weise. Daneben gibt es die islamisch verbundenen Länder Indonesien und Malaysia, verbunden also mit einer nahöstlichen Religion, die sich auf überraschende Weise mit der Gelassenheit der Mentalität ver bunden hat, die schon die erstgenannte Gruppe prägt."