2. Big Business Fußball
Die Entwicklung im Fußball geht steil nach oben. Bisher haben vorrangig deutsche, russische, amerikanische, englische und arabische Investoren angelegt. Seit kurzem ist mit China ein ganz neuer Big Player im Markt. Gerade chinesische Investoren kommen mit sehr viel Geld nach Europa. Ein Hauptaspekt für sie ist die Risikodiversifizierung. Aber auch der Kapitaltransfer in das aus deren Sicht sichere Europa ist ein wichtiger Investitionsgrund. So schaukeln sich die Investoren die Preise selbst nach oben. Man hat fast den Eindruck, dass Rendite nicht an oberster Stelle steht, sondern Prestige und Macht.
Fußball ist als Big Business ein willkommener Türöffner für Geschäfte außerhalb des Fußballs. Nirgendwo lernt man so schnell interessante Menschen, Geschäftsideen und Investitionsmöglichkeiten kennen. Die Ausweitung des Netzwerkes ist für viele Investoren weitaus mehr wert als eine pure Rendite. Neue Top-Kontakte sind mittel- und langfristig gesehen besonders wertvoll für die eigenen Geschäfte. Viele Investoren sind ja in völlig anderen Geschäftszweigen tätig.
2.1 Das erwartet Sie in diesem Buch
Sie werden die unterschiedlichsten Assets im Fußball kennenlernen. Darüber hinaus erfahren Sie von einem Experten die wichtigsten Vor- und Nachteile und damit einher die Chancen und Risiken der einzelnen Investmentmöglichkeiten und des Big Business Fußball allgemein. Um das weite Feld der Fußball-Investments eingrenzen zu können, bietet es sich an, möglichst nah am Spielfeld zu denken, denn die meisten Leser werden Fußball aus dem Fernsehen kennen und eben nicht aus der Sitzung mit einem Investment-Berater. Es soll neben der Beschreibung und Erklärung der Chancen und Risiken aber auch um Motivation gehen. Deshalb werden auch einige Erfolgsgeschichten vorgestellt. Es geht um richtige Erfolge, um gelungene große Geschäfte, die nicht immer in den Nachrichten oder Börsenberichten auftauchen, sondern hinter den Kulissen abgelaufen sind. Diese Erfolge sind es letztlich, die Fußball zum Big Business machen. Daher nun zu Beginn eine erste große Erfolgsgeschichte
2.2 Glazers Meilenstein in englischer Fußballgeschichte
Malcolm Irving Glazer (1928-2014) war wohl einer der bekanntesten Unternehmer in den USA. Er war nicht nur Eigentümer mehrerer Sportunternehmen, sondern wurde vor allem durch seine Kaufaktivitäten rund um Manchester United bekannt. Manchester United ist einer der größten und meist unterstützten Fußballvereine Englands. Man kann ihn mit dem FC Bayern München in Deutschland vergleichen. Sein Jahresumsatz liegt bei ca. 519,5 Millionen Euro. Malcolm Glazer startete im März 2003 eine Initiative, um Manchester United aufzukaufen. Er erhöhte seinen Anteil am Verein bis 2005 auf 28 %. Am 12. Mai 2005 sicherte er sich weitere 29 %, die er den irischen Unternehmern John Magnier und John Paul McManus abkaufte. So erhielt Glazer die Mehrheit und bot für die übrigen Aktien. Der Gesamtwert seiner Offerte betrug 790 Millionen Pfund. Für den Kauf nahm Glazer ein Darlehen auf, das er auf das Fußballunternehmen schrieb. Manchester United stand so in der Pflicht, jährlich 80 Millionen Pfund zur Tilgung aufzubringen. Bereits am 16. Mai 2005 sicherte sich Glazer einen Anteil von 75 % am Verein. Mit diesem Anteil konnte er den Fußballclub von der Börse nehmen. Am 28. Juni gehörten ihm 98 % aller Aktien. Aus dieser Position heraus konnte er die restlichen Kleinaktionäre mit einer Zwangsabfindung aus dem Club stoßen. So wurde Manchester United Privateigentum von Malcolm Glazer und seiner Familie. Seine drei Söhne Joel, Avram und Bryan kamen in den Vorstand.
Sicher! Glazers Vorgehen wurde damals nicht von allen verstanden, schon gar nicht von den Ultra-Fans des Fußballclubs. Schnell bildeten sich Protestbewegungen und Identitätskrisen: Ein US-Investor als „Alleinherrscher“ über einen englischen Fußballclub? Unfassbar! Und dennoch: Glazer positionierte sich. Er zeigte seinen Kritikern die lange Nase. Auch seine Söhne widersetzen sich der öffentlichen Meinung, es würde nur ums Geld gehen und US-Investoren würden nichts vom Fußball verstehen. Nichtsdestotrotz machten die Glazers mit der Tradition des Vereins ordentliche Gewinne: Es gibt offizielle Wein-, Nudel- und Chips-Partner und zwölf Mobilfunkfirmen, die mit dem Club werben dürfen. Der Vorbesitzer verkaufte die Namensrechte am Trainingsplatz in Carrington und Werbung für die Trainingskleidung für ca. 22 Millionen Euro im Jahr. Es folgten Deals mit Aeroflot, Apollo (Reifen aus Indien) und der Federal Corporation (Reifen aus Taiwan). Einer der jüngeren finanziellen Höhepunkte war der Wechsel zum Sportausrüster Adidas. Über 100 Millionen Euro pro Jahr garantiert der Ausrüster über die nächsten 13 Jahre. Mit den finanziellen Erfolgen und der dahinterstehenden Strategie gelang es den Glazers, nicht nur als Geldförderer aufzutreten, sondern auch den Fußball als Big Business zu etablieren. Andere US-Investoren wurden auf traditionsreiche englische Fußballvereine aufmerksam und investierten in die Clubs: Randy Lerner investierte zwischen 2006 und 2014 in Aston Villa, Stan Kroenke in Arsenal und John W. Henry in Liverpool.
Um die Tragweite des Deals zu erfassen, hier die aktuellen Zahlen zu Manchester United: Der Verein geht von einer Anhängerschaft von ca. 659 Millionen Fans auf der ganzen Welt aus. Im letzten Quartal 2015 stieg der Umsatz um fast 27 % auf umgerechnet 173 Millionen Euro. Die Zuschauereinnahmen gingen zwar leicht zurück, dafür gingen die Erlöse aus Werbung und Sponsorengeldern um knapp 42 % und die aus TV-Verträgen um 31 % nach oben. Der Club erwartet für die Saison 2015/2016 einen operativen Gewinn von 229 Millionen Euro. Bisher ging man von 212 bis 225 Millionen Euro aus.
2.3 Zehn Gründe, weshalb Sie in Fußball investieren sollten
Die Erfolgsgeschichte der Glazers zeigt, wie effektiv Fußball-Investments sein können. Sie zeigt aber auch, wie emotional es zugehen kann und dass einem klugen Investor praktisch alle Möglichkeiten offenstehen. Der Amerikaner Glazer wurde der 100%ige Eigentümer eines englischen Fußballvereins! Das ist schon etwas Einmaliges und sollte Sie ermutigen, über Investments im Fußball nachzudenken. Hier nun die zehn wichtigsten Gründe für die Assetklasse Fußball.
1. Rendite durch Transfergeschäfte
Durch die richtige Vermarktung von eigenen Clubspielern zu anderen Fußballclubs kann man enorme Gewinne erzielen. Solche Transfergeschäfte bewegen sich häufig im zwei-, oft dreistelligen Renditebereich. Insbesondere gute Spieler aus der eigenen Jugend erzielen hohe Renditen. Daher ist die Nachwuchsarbeit unglaublich wichtig. Durch eine Statutenänderung der FIFA im Dezember 2014/2015 dürfen nur Clubs an solchen Transfergeschäften partizipieren. Davor gab es viele „TPO“-Investoren (Third-Party-Ownership, außerhalb von Clubs), welche Transferrechte an Fußballspielern hielten. Dies ist nun nicht mehr möglich.
2. Hohe TV-Einnahmen
Haupteinnahmen von Fußballclubs sind die TV-Einnahmen. Auch wenn bei einem Investor zunächst immer der finanzielle Aspekt im Vordergrund stehen sollte, so sollte man auch die sportlichen Aspekte berücksichtigen. Als Beispiel: Ein spanischer Zweiligist generiert TV-Einnahmen von rund 4 Millionen Euro. Steigt dieser Zweitligist in die erste Liga auf, also in die Primera Division, kann dieser Club mit TV-Einnahmen von rund 40 Millionen Euro rechnen – und das nur, weil sich seine Leistung verbessert hat.
3. Vermögens-Risikodiversifizierung
Investoren legen ihr Geld in der Regel in bekannte Anlageklassen wie Aktien, Immobilien, Fonds usw. an. Solche eher konventionellen Anlageklassen unterliegen natürlichen wirtschaftlichen Schwankungen. Fußball kennt bisher nur einen Weg: steil nach oben; Fußball ist nahezu ohne Korrelation zu anderen Anlageklassen. Daher ist das Big Business zur Vermögensdiversifizierung von großen Investoren bestens geeignet.
4. Devisen-/Währungs-/Länder-Risikodiversifizierung
Insbesondere für Investoren außerhalb von Europa ist die Diversifizierung ein wichtiger Grund. Amerikanische, arabische und aktuell chinesische Investoren legen in europäische Clubs an und können von den Währungskursen genauso profitieren wie vom Wert des Fußballs in den jeweiligen europäischen Nationen.
5. Sponsoring für bessere Marktpositionierung
Durch ein sinnvolles Sponsoring kann der Sponsor oder Investor seine eigene Firma in der „Außenwelt“ noch besser vermarkten. Top Konzerne wie Volkswagen AG, Bayer AG, Adidas, Deutsche Telekom, Daimler/Mercedes und Audi investieren bereits in Fußballclubs. Je bekannter der Fußballclub, desto häufiger tauchen die Sponsoren in der Öffentlichkeit auf. Das Image der Unternehmen nimmt zu, wenn der Fußballclub einen guten Ruf hat.
6. Tragfähige Kontakte
Das Fußball-Business ist hervorragend geeignet um...