EINLEITUNG
Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass aus dir ein glücklicherer Mensch werden könnte, wenn du weniger Sachen besäßest? Es hört sich ein bisschen verrückt an, oder? Das liegt daran, dass wir ständig und überall Tausende von gegenteiligen Botschaften erhalten: Kauf dies, und du wirst hübscher sein – besitze jenes, und du wirst erfolgreicher sein – schaff dir das hier an, und du wirst platzen vor Glück.
Nun ja, wir haben dies und jenes und auch noch viele andere Sachen gekauft. Wenn man also der gängigen Logik folgt, müssten wir eigentlich überglücklich sein, richtig? Für die meisten von uns lautet die Antwort auf diese Frage allerdings leider »Nein«. Nicht selten ist sogar das Gegenteil der Fall: Viele dieser Gegenstände – und ihre leeren Versprechungen – ziehen uns langsam, aber sicher das Geld aus den Taschen, den Zauber aus unseren Beziehungen und die Freude aus unserem Leben.
Ein paar ernst gemeinte Fragen möchte ich gleich zu Beginn stellen:
Schaust du dich jemals in deiner Wohnung um und betrachtest all die Gegenstände, die du gekauft, geerbt und bekommen hast – und fühlst dich überfordert anstatt überglücklich? Ringst du mit Kreditkartenschulden und kannst dich kaum noch erinnern, wofür du eigentlich gerade abzahlst? Wünschst du dir insgeheim, dass eine Orkanböe all den Krempel aus deinem Zuhause fegen und dir damit die Möglichkeit für einen Neuanfang geben würde? Wenn das der Fall ist, dann kann es gut sein, dass ein minimalistischer Lebensstil deine Rettung ist.
Lass uns als Erstes einmal dem Begriff »Minimalismus« auf den Grund gehen. Leider hat er für viele einen einschüchternden, elitären Klang, da er häufig mit schicken Luxuslofts mit nur drei (oder weniger) sauteuren und irgendwie unbequem aussehenden Möbelstücken in Verbindung gebracht wird. Das Wort »Minimalismus« beschwört Bilder von spartanischen, kalten Innenräumen, Betonböden und glänzend weißen Flächen herauf. Es klingt furchtbar nüchtern, ernst und steril. Wie also soll es in ein Leben passen, das ausgefüllt ist mit Kindern, Haustieren, Hobbys, Wäsche, Gratiszeitungen und Werbeprospekten?
Die meisten Leute hören das Wort »Minimalismus« und denken an »leer«, ein unattraktives Wort, das in der Regel mit Verlust, Entbehrung und Mangel assoziiert wird. Aber betrachte dieses »leer« doch einmal aus einem anderen Blickwinkel. Denk darüber nach, was es wirklich ist – und auf einmal siehst du Platz. Platz! Das ist etwas, wovon wir alle mehr gebrauchen könnten! Platz in unseren Kleiderschränken, Platz in unseren Garagen, in unseren Terminkalendern, zum Nachdenken, zum Spielen, um etwas zu entwerfen und um Spaß mit unseren Familien zu haben … nun, das ist die Schönheit, die im Minimalismus steckt!
Betrachte es also so: Ein Behälter ist am nützlichsten, wenn er leer ist. Frischen Kaffee können wir nicht genießen, wenn sich noch alter, halb eingetrockneter Satz in unseren Tassen befindet, und die Blütenpracht eines frischen Straußes können wir nicht zur Geltung bringen, wenn verwelkte Blumen die Vase füllen. Ähnlich verhält es sich, wenn unser Zuhause – die »Behälter unseres täglichen Lebens« – vor lauter Krempel überquillt und dieser ganze Kram unsere Seelen in den Hintergrund drängt. Wir haben weder Zeit noch Energie oder Platz für neue Erfahrungen. Wir fühlen uns eingeengt und gehemmt, so als ob wir uns nicht vollständig ausstrecken und ausdrücken können.
Ein Minimalist zu werden verschafft uns Kontrolle über unser Eigentum. Wir erobern unseren Platz zurück und stellen die Funktion und das Potenzial unseres Zuhauses wieder her. Wir gestalten unser Zuhause um und machen es zu einem offenen, luftigen, aufnahmefähigen Behälter für das Wesentliche in unserem Leben. Wir erklären unsere Unabhängigkeit von der Tyrannei des Krempels. Das ist ohne jeden Zweifel befreiend!
Das alles klingt toll, aber wie gelangen wir dahin? Wo fangen wir am besten an? Und inwiefern unterscheidet sich dieses Buch von all den anderen, in denen steht, wie man sein Leben besser organisiert? Nun, es geht hier nicht darum, schicke Behälter oder Lagersysteme zu kaufen, um seinen Kram irgendwo anders hin – aus dem Blickfeld – zu verfrachten. Hier geht es darum, die Menge deiner Sachen zu reduzieren. Außerdem wirst du keine Testfragen beantworten, Checklisten machen oder Tabellen ausfüllen müssen – wer hat schon Zeit für so etwas? Und es wird auch nicht Dutzende von Fallbeispielen über den Ramsch anderer Leute geben, der Fokus ist einzig und allein auf dich gerichtet.
Wir werden gemeinsam damit beginnen, eine Minimalisten-Denkweise zu entwickeln. Aber mach dir keine Sorgen – es ist nicht schwer! Wir werden zunächst lediglich über die Vorteile eines entrümpelten Lebens nachdenken. Das wird die Motivation schaffen, die wir später brauchen, wenn wir uns mit Großmutters altem Porzellan beschäftigen. Wir lernen, unsere Sachen als das zu sehen, was sie sind, werden jegliche Macht abschwächen, die sie noch über uns haben mögen – und die Freiheit entdecken, mit gerade so viel zu leben, wie wir eben brauchen, um unseren Bedürfnissen gerecht zu werden. Wir werden dabei sogar etwas philosophisch werden und darüber nachdenken, wie unser neu entdeckter Minimalismus unser Leben bereichern und einen positiven Wandel in der Welt herbeiführen kann.
Entrümpeln ist im Grunde genommen wie eine Diät. Wir können uns direkt in die Sache stürzen, unsere Besitztümer zählen, so wie wir auch Kalorien zählen, und »hungern«, um schnelle Resultate zu erzielen. Häufig läuft dieser Weg jedoch darauf hinaus, dass wir uns vieler Dinge beraubt fühlen, wir werden uns über kurz oder lang einem Gelage hingeben und letztendlich genau dort enden, wo wir angefangen haben. Wenn wir wirklich dauerhaft abnehmen oder minimalisieren wollen, müssen wir aber unsere Einstellungen und unsere Gewohnheiten ändern. Eine Minimalisten-Haltung zu entwickeln wird die Art und Weise verändern, wie wir Entscheidungen über unsere Besitztümer und die Sachen, die wir in unser Leben lassen, fällen. Anstelle einer kurzfristigen Lösung wird es ein langfristiges Bemühen für eine neue, wundervolle Art zu leben sein.
Nach unserem mentalen Warm-up wirst du die Rationalisierungsmethode erlernen – die Top Ten der effektivsten Techniken, um ein entrümpeltes Zuhause zu schaffen und diesen Zustand aufrechtzuerhalten. Damit beginnt die Sache langsam Spaß zu machen! Wir werden einen Neuanfang für jede Schublade, jeden Kleiderschrank und jeden Raum vornehmen und sicherstellen, dass jeder Gegenstand, den wir besitzen, einen positiven Beitrag zu unserem Haushalt beisteuert. Jedem Objekt werden wir einen angemessenen Platz geben und Grenzen setzen, um alles unter Kontrolle zu halten. Wir werden kontinuierlich die Menge unserer Sachen reduzieren und nach und nach wirkungsvolle Systeme entwickeln, um sicherzustellen, dass sich in Zukunft nicht wieder ein Haufen Krimskrams anhäuft. Bewaffnet mit diesen Techniken werden wir das Gerümpel ein für alle Mal in Schach halten! Versprochen.
Jeder Bereich im Haus birgt spezielle Herausforderungen, daher werden wir in einem eigenen Abschnitt dieses Buches Raum für Raum in Angriff nehmen. Einen nach dem anderen. Wir starten im Wohnzimmer und erschaffen einen flexiblen, dynamischen Raum, in dem wir unseren Freizeitaktivitäten nachgehen können. Wir erörtern den Vorzug jedes einzelnen Möbelstücks und denken darüber nach, was wir mit all den Büchern, Gesellschaftsspielen und Bastelsachen anstellen können. Dann rücken wir ins Schlafzimmer vor, wo wir alles Überflüssige beseitigen, um eine friedliche Oase für unsere abgespannten Seelen zu erschaffen. Unser Ziel: ein übersichtlicher, entrümpelter Raum, der uns beruhigt und uns Erholung verschafft.
Da so viele von uns unter ihren vollgestopften Kleiderschränken leiden, wird es ein ganzes Kapitel geben, das sich mit diesem Problem beschäftigt. Wenn wir dann so richtig in Schwung sind, werden wir die Papierstapel in unseren Arbeitszimmern in Angriff nehmen und diese von einer uferlosen Flut zu einem Rinnsal schmälern. Unsere minimalistische Verschönerung wird selbst den chaotischsten Arbeitsplatz bändigen.
Als Nächstes nehmen wir unsere Küchen ins Visier. Wir werden unsere Kochtöpfe, Pfannen und Geschirr reduzieren und dabei feststellen, wie saubere Arbeitsflächen und einfaches Kochgeschirr unsere Arbeit in der Küche optimieren können. Danach legen wir einen Stopp im Badezimmer ein und sortieren dort Sachen aus, um eine schickere, Spa-ähnliche Atmosphäre zu erschaffen. Wir werden sogar unsere Körperpflegeroutinen vereinfachen, sodass wir uns zukünftig mit einer sehr überschaubaren Menge an Utensilien pflegen und herausputzen können.
Natürlich dürfen wir unsere Keller, Dachböden, Lagerschränke und Garagen nicht vergessen. Die Dinge, die hier lagern, mögen zwar aus unserem Blickfeld verschwunden sein, aber mit Sicherheit nicht aus unseren Köpfen. Nachdem wir uns zusammen um diese Räume gekümmert haben, wird es kein Versteck für Krempel mehr geben. Wir beschäftigen uns ebenfalls mit Geschenken, Erbstücken und Souvenirs, werden dabei erkennen, wie sich diese Kleinigkeiten in unser Leben schleichen, und einige kreative Methoden entwickeln, um mit ihnen umzugehen.
Aber was ist mit den Menschen, mit denen wir unser Zuhause teilen? Sie sind für den ganzen angesammelten Krempel ganz sicher genauso verantwortlich wie wir. Wir werden Wege finden, um Familienmitglieder und Mitbewohner zu Partnern im Entrümpelungsprozess zu machen. Ob du nun in Babykram, Spielsachen oder Teenager-Ramsch ertrinkst, in diesem Buch findest du Rat für jede...
