Sie können sich selbst eine beliebige Welt erschaffen
Heutzutage ist es en vogue zu sagen, Gedanken seien materiell. Als Physiker kann ich Ihnen versichern: Das ist blanker Unsinn. Gedanken sind allein schon deshalb immateriell, weil sie weder gemessen werden können noch eine Ausbreitungsgeschwindigkeit haben. Sobald Sie etwas denken, hat Ihr Gedanke schon die Grenze des Universums erreicht – unverzüglich. Ein EEG kann zwar die Gehirntätigkeit registrieren – sozusagen die Folgen der Denkaktivität des Gehirns –, aber nicht die Gedanken selbst. In ähnlicher Weise zeigen blinkende Lichter an einem Computer nicht die Programme selbst an, sondern nur den Verarbeitungsprozess. Mit Energie ist es da schon einfacher: Man kann sie orten, spüren und auf einem Oszilloskop sichtbar machen. Bei Gedanken hingegen liegt der Fall eindeutig schwieriger. Wenn es jemandem gelingt, mithilfe von »Gedankenkraft« Gegenstände zu bewegen, dann scheint das nur so. Denn Gegenstände werden durch Energie bewegt, und die ist materiell. Gedanken aber nicht.
Haben Sie sich eigentlich schon mal überlegt, was Gedanken überhaupt sind? Klar ist nur so viel: Gedanken enthalten Informationen. Aber können Sie auch erklären, was das ist?
Es ist ähnlich wie mit der Unendlichkeit, die sich auch nicht erklären lässt. Stellen Sie sich einmal vor, wir bewegen uns immer weiter von der Erde fort: Wir verlassen das Sonnensystem, dann die Galaxie. Wir fliegen an zahllosen Sternhaufen vorbei, dann überschreiten wir die Grenze des Universums und erreichen andere Universen … und immer so weiter. Es ist unmöglich, sich das vorzustellen, wie sehr man es auch versucht. Mir jedenfalls bereitet dieses Bild einiges Kopfzerbrechen. Woran liegt das?
Aber damit hören die Schwierigkeiten noch nicht auf: Die Unendlichkeit und der Punkt sind, topologisch gesehen, ein und dasselbe. Stellen Sie sich einmal vor, dass wir die Unendlichkeit nicht extern, sondern intern erforschen: Wir begeben uns also virtuell hinab in ein Molekül, dann auf die Ebene des Atoms, dessen Kern von Elektronen umkreist wird; dann weiter hinein in ein Proton, in dessen Innerem wir Quarks begegnen, und so weiter und so fort. Das ließe sich ebenfalls unendlich fortführen. Dort lässt sich weder Anfang noch Ende finden, und es gibt auch kein Fundament, auf dem unser Verstand Fuß fassen könnte, um etwas zu begreifen.
Was können wir tun? Wir müssen uns mit Modellen zufriedengeben, die uns zumindest in groben Ansätzen erklären, wer wir sind und in was für einer Welt wir leben. Ansonsten werden wir im wahrsten Sinne des Wortes »verrückt«. Dann geschieht nämlich Folgendes: Wenn der Verstand in dieser Welt seinen Halt verliert, wird er in eine andere, parallele Welt verrückt, und so wird der Mensch buchstäblich »verrückt«. Doch was für Erklärungen man auch immer findet und egal welches Modell man erdenkt, die Fragen bleiben nach wie vor offen.
Das Modell des Transsurfings ist nur eine von vielen möglichen Interpretationen, die darauf abzielen, unserem Verstand zu erklären, wie er mit jener fremden, verwirrenden Realität umgehen kann. Der einzige Trost besteht darin, dass dieses Modell, wenngleich es auch nicht alles erklären kann, zumindest funktioniert.
Das Grundprinzip besteht darin, dass Sie mit Ihren Gedanken Ihre eigene Realität formen. Man mag nun fragen, wie das möglich sein soll, da ja die Gedanken schließlich immateriell sind. Allerdings befinden sich die Gedanken nicht im Kopf, sondern im immateriellen, metaphysischen Variantenraum, wo alles gespeichert ist, was war, ist und sein wird. Gedanken sind etwas Ähnliches wie die Programme eines Fernsehapparats. Und der Mensch ist einfach der perfekte Bioempfänger, der in der Lage ist, sich nach eigenem Wunsch mit diesem oder jenem Sektor des Variantenraumes zu verbinden, wo gleichartige Gedanken vorhanden sind – die »Fernsehprogramme«. Und wie beim Fernsehen generiert der Mensch die Programme nicht, sondern er empfängt sie.
Alle Lebewesen in unserer Welt sind mit diesem oder jenem Programm »verbunden«. Die Programme der Pflanzen sind strikt festgelegt. Für jene, die kriechen, schwimmen, laufen oder fliegen können, sind die Programme flexibler, verlaufen aber, auf der Ebene der Instinkte, immer noch ziemlich rigide. Allein der Mensch ist in der Lage, frei und bewusst von einem »Kanal« zum anderen zu wechseln. Er nutzt diese Gelegenheit aber nicht in vollem Umfang, weil er so scharf auf die »Serie« ist, die in der Realität abläuft. Und diese öfters langweilige Soap nimmt kein Ende, weil der Programmschalter wie festgefressen ist.
Der Mensch ist nun allerdings in der Lage, die Fernbedienung zu nehmen und umzuschalten. Richtig, die Realität wird sich nicht auf der Stelle ändern. Zunächst einmal wird ganz mechanisch das gleiche Programm weiterlaufen. Wenn man jedoch lange genug feste auf die Fernbedienung drückt, werden sich allmählich Merkmale des neuen Programms manifestieren, und schließlich wird eine neue Realität die alte gänzlich ersetzen. Auf diese Weise lassen sich Gedanken materialisieren. Die einzige Bedingung, die wir gut lernen müssen, ist folgende: Um Gedanken zu materialisieren, müssen wir unsere Aufmerksamkeit systematisch und lange genug auf sie richten.
In der Theorie gibt es mehrere Modelle, die demonstrieren, wie Transsurfing funktioniert. Eines von ihnen ist die Analogie mit dem Einstellen eines Senders auf eine bestimmte Frequenz. Sie befinden sich auf einer Lebenslinie, deren Parameter Ihrer »geistigen Ausstrahlung« entsprechen. Mit anderen Worten, die Frequenz, die Sie anpeilen, bestimmt Ihre Realität.
Zwar sind die Begriffe »geistige Ausstrahlung« und »Gedankenenergie«, die ich in meinen ersten Büchern verwendet habe, nicht ganz treffend, aber sie sollen auch nur das Verständnis erleichtern und nicht etwa eine in sich stimmige Erklärung des Aufbaus der Welt liefern. Wir vergessen immer, dass wir vor einem Weltspiegel stehen und dass uns daher vieles umgekehrt erscheint. Ich wiederhole also: Wir strahlen nicht Gedanken aus, sondern stellen in Wirklichkeit eine Verbindung zu ihnen her, denn die Gedanken sind da, wo immaterielle Dinge hingehören: im metaphysischen Raum. Wie genau diese Verbindung funktioniert, das weiß niemand. Was im Grunde geschieht, ist Folgendes: Mit der Taschenlampe unserer Aufmerksamkeit beleuchten wir zunächst einmal einen Sektor des Variantenraumes und nehmen die Informationen wahr, die es dort gibt; folglich scheinen diese Gedanken in unserem Kopf entstanden zu sein. Und wenn dann die Beleuchtung lange genug währt, wird die entsprechende Gedankenform in der Realität abgebildet und nimmt somit materielle Form an.
Ein weiteres Modell ist das des Spiegels. Die uns umgebende Wirklichkeit ist ein Spiegelbild (wobei der Begriff »Spiegel« vielleicht wieder nicht ganz treffend ist, aber doch sehr nahe) jener Form, die in unseren Gedanken sitzt. Das Ganze ist denkbar einfach: Ihre Aufgabe besteht darin, das Bild, das Sie im Spiegel sehen wollen, darzustellen. Wenn Sie ein fröhliches Gesicht sehen wollen, dann lächeln Sie. Wenn Sie möchten, dass die Reflexion sich nach vorn bewegt, dann tun Sie einen Schritt nach vorn. Die Schwierigkeit dabei ist nur, dass die Menschen der Spiegelillusion sehr leicht zum Opfer fallen. Sie schauen wie gebannt unentwegt in den Spiegel, das heißt in die sie umgebende Realität. Und ähnlich wie im Traum vergessen sie dabei sich selbst – ihre eigene Gestalt.
Was ist daran eigentlich so schwer? Entreiße deine Aufmerksamkeit dem Spiegelbild und richte sie auf das Urbild. Gestalte dieses Urbild so, wie du es sehen willst, und dann achte darauf, was mit der Reflexion geschieht. Aber nein, wir machen alles umgekehrt: Mit den »harten Fakten« konfrontiert, fürchten wir uns. Wir glauben, dass es immer so sein wird, wie es jetzt ist, und fixieren uns auf unsere mentale Schablone. So leben wir heute in dieser unserer trostlosen Realität, unfähig, unseren Blick vom Spiegel zu wenden und ihn auf uns selbst zu richten, auf unsere Gedanken, und dort zumindest irgendeinen Schalter zu betätigen.
Da erhebt sich wieder die alte Frage: Was tun? Erstens gilt es, die Wachsamkeit aufrechtzuerhalten, damit wir vom Spiegel nicht betört werden wie in einem Traum. Zweitens sollten wir nicht in den Spiegel schauen, sondern auf uns selbst. Nur wenn diese beiden Bedingungen erfüllt sind, beginnt unsere Umgebung, oder unsere Weltschicht, langsam, aber sicher nachzugeben. Die Hauptsache ist, an dem gewünschten Bild entschlossen und unnachgiebig in Gedanken festzuhalten, ohne es zu verändern. Die Reflexion wird sich letztlich dem Urbild anpassen. Sie hat gar keine Wahl!
Sie können sich tatsächlich eine beliebige Welt aufbauen. Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit – ob bewusst und entschlossen oder unwillkürlich und zwanghaft – auf eine bestimmte Vorstellung fixieren, wird sich die Realität in Ihrem Umfeld verändern. Seltsame Dinge werden geschehen. Das, worauf Sie Ihre Aufmerksamkeit richten, überschwemmt buchstäblich Ihre Welt, und Sie werden plötzlich an jeder Ecke darüber stolpern. Andere Dinge hingegen hören auf, Ihre Gedanken zu beherrschen, und verflüchtigen sich irgendwie. Wie kann das angehen? Ist die Realität nicht für alle die gleiche?
Nicht wirklich. Die Realität ist zwar ein und dieselbe, doch jeder hat seine eigene Schicht dieser Realität. Was sich ändert, ist nicht die gesamte Realität, sondern nur die Konfiguration Ihrer individuellen Weltschicht. Schon für Ihren Nachbarn mag die Realität ganz anders sein. Es mag unglaublich klingen, aber so ist es tatsächlich. Die Welt ist einfach sehr vielschichtig. Diese Vielfalt...