„Wie kommst du bloß auf die Idee, eine Weltreise zu machen?“ Das war die häufigste Frage, die mir vor meiner Abreise gestellt wurde und um sie zu beantworten, muss ich etwas weiter ausholen als: „Ich bin heute Morgen aufgewacht und dachte, das sei eine coole Idee!“
Bis 2004 war ich schlichtweg ein Reisemuffel. Ich hatte kein Interesse am Reisen, da ich andere Pläne hatte, zum Beispiel eine Familie zu gründen. Aber in jenem Jahr wanderte mein bester Freund mit seiner damaligen Freundin nach Südafrika aus. Da ich ihn seit dem Kindergarten kannte und er wie ein Bruder für mich ist, wollte ich den Kontakt nicht abreißen lassen. So beschlossen ein Freund und ich, ihn in Johannesburg zu besuchen und fuhren im Anschluss mit einem Mietwagen drei Wochen durch das Land.
Während dieser Zeit machte ich meine ersten Erfahrungen mit Hostels und Backpackern. Diese Art des freien, unbeschwerten Reisens, der Kommunikation, einfach die Lockerheit der Backpacker, zog mich magisch an. In den folgenden Jahren flog ich immer, wenn mein Budget und meine Urlaubstage es erlaubten, zurück nach Südafrika und bereiste auch einige andere afrikanische Länder wie Mosambik, Zimbabwe, Swasiland, Namibia, Botswana, Sambia, Malawi und Tansania. Zuerst nur mit dem Koffer, dann folgten zwei geführte Overland-Touren, bis ich schließlich meinen ersten Versuch als Backpacker wagte.
Während all dieser Reisen traf ich immer wieder Backpacker, die deutlich länger als ich unterwegs waren. Die einen drei, die anderen sechs oder sogar zwölf Monate. Jedes Mal dachte ich: „Super, das möchte ich auch gerne machen – aber wie nur?“ Schließlich war ich zu diesem Zeitpunkt schon 35 Jahre alt, bei der Stadt Frankfurt als Beamter beschäftigt und hatte nur 30 Tage Urlaub im Jahr! Ein ehemaliger Kollege brachte mich auf die Idee, dass ich doch ein Sabbatjahr beantragen könnte und das war dann auch der Weg zur Erfüllung meines Traums: Ein Jahr um die Welt! Jedoch fingen mit dieser Lösung die Probleme erst richtig an.
Kurz und knapp: Ein Sabbatjahr – oder auch neudeutsch Sabbatical – ist eine Art Teilzeitarbeit oder Auszeit vom Job. In meinem Fall wählte ich folgende Variante: Ich erhielt für vier Jahre 75 Prozent meines Gehaltes und arbeitete davon drei Jahre Vollzeit. In den ersten drei Jahren sparte ich jeweils 25 Prozent an, die mir dann während meiner Freistellungsphase (Sabbatjahr) ausbezahlt wurden.
Das erste Gespräch mit meinem Abteilungsleiter verlief allerdings nicht besonders gut. Ich hatte das Gefühl, dass er mein Anliegen nicht ernst nahm und auch nicht verstehen konnte, warum ich das Sabbatjahr beantragte. Es erstaunte mich daher nicht sonderlich, dass er meinen ersten Antrag ablehnte. Im hessischen Beamtengesetz ist zwar ein Sabbatjahr vorgesehen, jedoch kann es aus „dienstlichen Gründen“ abgelehnt werden. Ein Jahr später beantragte ich es erneut und es sollte wiederum aus „dienstlichen Gründen“ abgelehnt werden. Mittlerweile hatte ich jedoch etwas mehr Informationen gesammelt und zum Glück den Abteilungsleiter der Personalstelle auf meiner Seite, somit wurde es letztendlich doch noch genehmigt. Leider beschlich mich danach das Gefühl, dass ich mich durch meinen Antrag in der Personalstelle unbeliebt gemacht hatte.
Ich merkte also ein Jahr zu spät, dass ein Staatsdiener immer ersetzbar ist und daher aus „dienstlichen Gründen“ so gut wie kein Antrag abgelehnt werden kann. Außerdem spart sich die Stadt als Dienstherr ja auch das Gehalt, also wenn das mal keine Win-Win-Situation ist!
Jeder, der sich mit dem Thema Langzeitreisen auseinandersetzt, muss irgendwann die Entscheidung treffen, ob er seine Pläne auch wirklich in die Tat umsetzen will. Das ist im ersten Moment gar nicht so einfach, aber wer zumindest auf Zeit aus dem Hamsterrad des Arbeitsalltags heraus möchte, trägt die Entscheidung meist schon seit Jahren in sich. Er muss sich nur noch der gesellschaftlichen Zwänge entledigen; Materielles und die Vorstellungen anderer dürfen dabei keine Rolle mehr spielen, sonst klappt das nicht.
Ich habe von der Idee bis zu meiner Entscheidung etwa eineinhalb Monate gebraucht. Im Nachhinein betrachtet hatte ich diese Entscheidung aber schon vor Jahren in Afrika gefällt. Viele meiner Weltreisefreunde, die ich im Laufe der letzten Jahre kennengelernt hatte, haben ihren Job für ihren Traum gekündigt. Sie haben ihr Erspartes verbraten und kamen nach ihrer Reise mit der Sorge nach Hause, keinen neuen Job zu finden. Dieses Problem hatte ich nicht, aber dafür laufende Verbindlichkeiten, da ich später mal ein Eigenheim mein Eigen nennen wollte. So musste ich einen Finanzplan aufstellen, um herauszufinden, wie ich Reise und Haus langfristig finanzieren konnte. Für die Umsetzung hatte ich ja drei Jahre Zeit. Mein Erspartes wurde mit härteren Sparmaßnahmen weiter aufgestockt, um bei der Abreise genug Geld in meinen Taschen zu haben.
Mit der Planung könnte ich ein eigenes Buch füllen, aber zu diesem Thema gibt es bereits genug Literatur; auch das Internet hilft in der Regel bei der Reiseplanung weiter. Viele Reisende sind der Meinung, dass eine Langzeitreise mindestens ein Jahr vorbereitet werden muss. Das trifft vielleicht zu, falls jemand überhaupt keine Reiseerfahrung hat, alle anderen lernen von Reise zu Reise. Die Planung ist meiner Meinung nach kein Hexenwerk. Steht erst mal die Finanzierung, gilt es noch folgende sieben Punkte und Fragen zu berücksichtigen:
1. Reise ich alleine oder mit einem Partner?
2. Richtet eure Reiseroute nach der Wetterlage aus. Im Winter nach China oder zur Monsunzeit nach Südostasien zu reisen wäre unsinnig.
3. Wie überwinde ich die Ozeane? Mit einem Round-The-World-Ticket (RTW) oder mit Einzeltickets?
4. Wie sieht meine Packliste aus und wie groß muss und darf der Rucksack sein?
5. Brauche ich eine Auslandskrankenversicherung?
6. Benötige ich darüber hinaus noch eine Heimatbasis?
7. Wie versorge ich mich unterwegs mit Geld?
Zu 1.: 2004 traf ich in Südafrika den ersten deutschen Langzeitreisenden, der mit der Zeit ein guter Freund wurde. Er reiste alleine und erklärte mir, dass Freiheit und Unabhängigkeit eine Weltreise ausmachen würden. Heute kann ich seine Worte nur unterstreichen, denn alleine ist der Reisende fast nie, aber er ist frei und kann seine Entscheidungen von Minute zu Minute treffen. Zu zweit sollten nur Paare reisen. Kommen sie zusammen zurück, hält die Beziehung bestimmt ein Leben lang.
Meine Reise plante ich für mich alleine. Doch dann fragte mich eine junge Frau über ein Forum, ob sie mit mir reisen dürfe. Sie sei noch nie außerhalb Europas gewesen und würde sich so sicherer fühlen. Ich erklärte ihr – sie hieß Katja –, dass sie spätestens nach zwei Wochen den Dreh raus haben würde und alleine reisen könne. Und so kam es dann auch.
Zu 2.: Nachdem ich mir überlegt hatte, welche Länder ich bereisen wollte, stellte ich meine Route zusammen. Allerdings hatte ich einen Denkfehler gemacht, denn ich plante, Ende Dezember nach Osten zu starten, so wäre ich die meiste Zeit bei schlechtem Wetter gereist. Nach einem Tipp von Weltreise-Info stellte ich die Route so um, dass ich im Westen starten und so immer mit gutem Wetter reisen würde.
Zu 3.: Mit der Planung der Route stellte sich auch die Frage nach den richtigen Flugtickets. Einzeltickets haben einen großen Vorteil: Man ist mit ihnen flexibler, aber dafür kann es auch teurer sein als ein Round-The-World-Ticket. Also entschied ich mich für die zweite Variante. Unterwegs kaufte ich mir ab und zu noch ein Einzelticket dazu, falls es nötig war.
Zu 4.: Jetzt kommt die schlimmste aller Fragen: Wie groß darf der Rucksack sein? Ich nehme es vorweg, ich startete mit einem 35 + 5 Liter Rucksack plus einem Daypack. Mit dieser Größe kommt nicht jeder zurecht, aber vor Jahren merkte ich, dass ein 65 + 10 Liter Rucksack in einem völlig überfüllten Minitaxi in Südafrika keine gute Idee ist. Mit der Zeit lernte ich auch, was auf einer Reise wirklich wichtig ist, so dass ich zum Gepäck-Minimalisten wurde. Mein Rat: Nimm so wenig wie möglich mit, aber dennoch alles, was für dich wichtig ist!
Zu 5.: Bei der Wahl der Auslandskrankenversicherung ist neben dem Preis entscheidend, dass ein medizinisch sinnvoller Rücktransport angeboten wird.
Zu 6.: Die Heimatbasis sind vertrauenswürdige Menschen, die mit einer Vollmacht ausgestattet werden, mit der sie einen im Fall der Fälle vertreten, Gelder überweisen oder im schlimmsten Fall Entscheidungen für einen treffen können. Bei mir waren es meine Eltern.
Zu 7.: Das Geld kommt weltweit aus dem Automaten wie zu Hause der Strom aus der Steckdose. Beim Strom achten wir auf den Preis und so ist es auch bei der Wahl der Kreditkarte. Es gibt Banken, die Kreditkarten ausgeben, mit denen man weltweit keine Gebühren an Automaten zahlen muss. Als Backup-Karten sollten aber noch eine EC-Karte und eine Kreditkarte einer anderen Bank dabei sein, falls ein Automat die Hauptreisekreditkarte nicht akzeptiert. Mit diesen drei Karten gibt es weltweit immer Bares.
Jetzt könnt ihr euch noch über solche Sachen wie Kamera (DSLR oder Kompakt), Netbook und andere Gimmicks Gedanken machen. Hier zählt wieder mein Tipp: Haltet das Gepäck so klein und leicht wie möglich! Ich hatte ein MacBook Air und eine Kompakt-Digicam dabei.
Die meisten...