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Baedeker Reiseführer E-Book Sardinien

mit Downloads aller Karten, Grafiken und der Faltkarte

AutorBirgit Müller-Wöbcke, Manfred Wöbcke
VerlagBaedeker
Erscheinungsjahr2018
ReiheBaedeker Reiseführer E-Book 
Seitenanzahl306 Seiten
ISBN9783575425645
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR

Mit den Baedeker E-Books Gewicht im Reisegepäck sparen und viele praktische Zusatzfunktionen nutzen!

- Einfaches Navigieren im Text durch Links
- Offline-Karten (ohne Roaming)
- Karten und Grafiken mit einem Klick downloaden, ausdrucken, mitnehmen oder für später speichern
- Weblinks führen direkt zu den Websites der Tipps
Tipp: Erstellen Sie Ihren persönlichen Reiseplan durch Lesezeichen und Notizen... und durchsuchen Sie das E-Book mit der praktischen Volltextsuche!

E-Book basiert auf: 13. Auflage 2018

Götter, Geister und ein Schutzpatron: Fast das ganze Jahr über finden auf Sardinien Patronatsfeste statt.  Familien treffen sich zu fröhlichen Gelagen mit Porchetta, Schafskäse und sardischem Landwein. Mit dem neuen Baedeker Sardinien erfahren Sie von den prächtigsten Gelegenheiten - wie dem Fest zu Ehren der Madonna der Seefahrer in Villasimius. Einheimische wie Touristen bewundern die Bootsprozession vom Ufer aus und genießen anschließend Volkstänze und sardische Delikatessen. Seien Sie dabei!
Ein Gesicht, so intensiv und eindrücklich wie von Picasso selbst gemalt, die fünf Finger der rechten Hand greifen ins Leere, schlangenähnliche Wesen halten den armen Mann im eisernen Griff: Der grüne Dämon heißt »Capitalismo«. Es ziert die Fassade eines kleinen, aus sardischen Feldsteinen erbauten Hauses in Orgosolo, einem einst rebellischen kleinen Städtchen in der Barbagia. Mit dem Baedeker Sardinien entdecken Sie die 200 Murales, die Wandbilder, die hier als Ausdruck des Widerstandes gegen Unterdrückung, Korruption, Unfreiheit entstanden sind ...
Nicht unbedingt augenscheinliche, vielmehr magische Momente stehen beim neuen Baedeker im Fokus - und es braucht beileibe keinen Maserati oder Aston Martin, um entlang der Costa Smeralda, der Smaragdküste, zu kurven. Die atemraubend schöne Küstenlandschaft, das funkelnde Grün der Hügel, die weißen Yachten und Segelboote im azurblauen Meer - da wird selbst ein Fiat Panda zur Glückskutsche!

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Leseprobe

D

Das ist…


Sardinien

Die großen Themen rund um die raue Insel mit der sanften Seele. Lassen Sie sich inspirieren!

© Travel Collection/Lookphotos

Il Camino di Sant'Efisio – auf sardischen Festen spielen die Bambini, die Kinder, nicht selten die Hauptrolles

Götter, Geister Und Ein Schutzpatron


Fast das ganze Jahr über finden auf Sardinien Patronatsfeste statt, mit denen die Dörfer und Gemeinden der Insel den Namenstag ihres Schutzheiligen begehen. Nach einer feierlichen Zeremonie in der Kirche geht es draußen weltlich heiter mit Trachtenumzügen und Volkstänzen weiter. Die Familien treffen sich mit Verwandten und Freunden zu fröhlichen Gelagen mit Porchetta, Schafskäse und sardischem Landwein.

© Travel Collection/Lookphotos

Nirgends sind die Prozessionen so prächtig wie in Cagliari.

DEN Reigen der Feste eröffnet ein Spektakel, das auf ganz Sardinien gefeiert wird. Am 15. Januar steht die halbe Insel in Flammen, denn dann werden die »Fuocci di Sant’Antonio« die Antoniusfeuer, entzündet. Mit Tausenden von lichterloh brennenden Scheiterhaufen wenden sich die Sarden dann an den heiligen Antonius und bitten ihn, Krankheiten von Menschen und Vieh fernzuhalten. Am St. Antoniustag werden Büschel auf Karren geladen und, geschmückt mit Tierfellen, Orangen und Kreuzen, zum Kirchplatz gefahren – nach Einbruch der Dunkelheit werden sie dort und mit ihnen alles Übel verbrannt. Das Fest zu Ehren des heiligen Antonius, des Schutzherrn der Bauern und ihres Viehs, ist ein typisch sardisches Fest: Die ganze Gemeinde kommt an der Kirche zusammen und umrundet das vorher vom Pfarrer gesegnete Feuer dreimal im Uhrzeigersinn. Wem es gelingt, ein Stückchen verbranntes Holz zu ergattern, nimmt es mit nach Hause und legt es als Talisman unters Bett.

Wie viele Schutzpatrone auf der Insel wirken? Das weiß keiner so genau, doch natürlich kennt und verehrt jeder gläubige Sarde den Schutzheiligen der Insel, Sant Efisio, ein Märtyrer, der Anfang des 4. Jh.s auf Sardinien wegen seiner missionarischen Tätigkeit hingerichtet wurde.

Sant Efisio steht über allem


Als 1657 in Cagliari die Pest ausbrach, legten die Menschen ein Gelübde ab und beteten zum heiligen St. Ephysius. Das Wunder geschah: Vier Jahre später war die Seuche besiegt. In Erfüllung des Gelübdes begehen die Sarden seitdem alljährlich ein prächtiges Fest zu Ehren des Heiligen. Gläubige aus ganz Sardiniens kommen in die Hauptstadt, um beim Cammino di Sant Efisio, der Prozession von Cagliari nach Pula, dabei zu sein. Farbenfroh geschmückte Ochsenkarren, prächtig ausstaffierte Reiter und Trachtengruppen nehmen daran teil. Tausende Zuschauer verfolgen das gewaltige Spektakel von eigens aufgebauten Tribünen am Straßenrand aus.

Zur Madonna Der Seefahrer >>>


Es ist wieder soweit: Am zweiten Sonntag im Juli feiert Jung und Alt in Villasimius das Fest zu Ehren der Madonna der Seefahrer. Und da versteht es sich von selbst, dass als Highlight eine festliche Bootsprozession zur Isola dei Cavoli ansteht. Einheimische wie Touristen schauen vom Ufer aus zu und genießen anschließend Volkstänze und sardische Delikatessen. Bereits Tage vorher werden die bunten Fähnchen aufgehängt, untrügliches Zeichen dafür, dass ein Patronatsfest bevorsteht. »Salute« – mit Pappbechern, gefüllt mit kühlem Vermentino, prosten sich die Sarden zu. (Feste)

© Travel Collection/Lookphotos

Die ganze Stadt auf den Beinen: Prozession am Strand von Nora

Kraftorte Der Besonderen Art


Wo Nuraghier eines ihrer Brunnenheiligtümer errichteten, hört man heute, über 3000 Jahre später, schon mal Autos auf der nahen SS 131 vorbeirauschen. Eine Enttäuschung? Nein, man muss nur ein paar Schritte zurückgehen und die kleine Nuraghe auf der anderen Seite des Parco Archeologico Santa Cristina betreten und schon ist man von einer Atmosphäre stiller Erhabenheit umfangen.

© Travel Collection/Lookphotos

Idyllisch gelegen: die Nuraghe Su Nuraxi de Barùmini

DIE uns so fernen Nuraghenbauer scheinen bei der Wahl der Orte, an denen sie ihre Heiligtümer errichteten, eine glückliche Hand gehabt zu haben. Auch gläubigen Sarden gilt Santa Cristina seit je her als Kraft- und Inspirationsquelle. Bis heute pilgern sie im Mai und Oktober zur gleichnamigen Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft der Nuraghe.

Nuraghen und Brunnenheiligtümer finden sich als steinerne Zeugen einer der bedeutendsten frühgeschichtlichen Kulturen im Mittelmeerraum an vielen Orten Sardiniens. Die Aura von Kraft und Zeitlosigkeit, die sie umgibt, wirkt auch auf heutige Besucher. Die ersten Rundtürme und Brunnen wurden um 1800 v. Chr. errichtet. Archäologen vermuten, dass es in der Blütezeit der Kultur auf Sardinien rund 20 000 Nuraghen gab. Heute, dreieinhalb Jahrtausende später, werden noch rund 8000 dieser Türme gezählt. Ihr Sinn und Zweck wirft immer noch Fragen auf. Dienten sie kultischen Praktiken oder der Verteidigung gegen fremde Angreifer? Zumindest die Rundbauten scheinen richtige Festungen gewesen zu sein, in denen die Bewohner der Dörfer, deren Überreste Archäologen in der Umgebung der Nuraghen freilegten, Schutz fanden.

Auch das Brunnenheiligtum von Santa Cristina wirkt immer noch geheimnisvoll und rätselhaft. Über die religiösen Vorstellungen der Nuraghier und ihre Gottheiten wissen wir wenig. Die ganze Anlage bezeugt allerdings, dass sie dem Wasser als lebensspendender Kraft kultische Verehrung zuteil werden ließen. Eine Treppe führt hier hinunter zum Brunnenraum, dessen hohes Kraggewölbe eine kreisrunde Öffnung aufweist, durch die Licht einfällt. Zweimal im Jahr, nämlich jeweils genau zur Tages- und Nachtgleiche, dringen die Strahlen der Sonne mittags über die Treppe bis in den Brunnenraum vor, und wenn der Mond im Zenit steht, scheint sein Licht durch die Öffnung im Gewölbe. Offenkundig waren die Nuraghier gute Himmelsbeobachter, die den Wechsel der Jahreszeiten mit dem Sonnenstand in Verbindung zu bringen wussten. Der Magie des Ortes kann man sich kaum entziehen.

Nuraghe Und Eine Heilige Quelle >>>


Hand auflegen, Augen schließen, und ruhig atmen: Nahe des lichten Olivenhains kann man sie spüren, die Energie, die von jahrtausendealten Steinquadern der Nuraghe ausgeht. »Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar«, weiß der kleine Prinz in Saint-Exupérys Welterfolg. Bei einem Besuch in Santa Cristina kann man die Gültigkeit dieser Weisheit auf das Anregendste überprüfen.

© Travel Collection/Lookphotos

Kraft- und Inspirationsquelle: der Brunnentempel Santa Cristina

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Es riecht nach Land, nach sardischen Wildkräutern, die sanften Hügel sind mit wilden Olivenbäumen und Wacholder bewachsen. In der Ferne sind die Bergspitzen des Monte Albo sichtbar. Unser Agriturismo liegt, abseits der Hauptstraßen, inmitten eines 300 Hektar großen Besitzes auf einer einsamen Hochebene, auf der Kühe weiden, Schafe und Ziegen grasen. Eine sprudelnde Quelle und ein Steineichenwald gehören zu dieser Insel des guten, des einfachen Lebens dazu!

© Dorothea Schmid/laif

Sardische Schafe wachen in aller Seelenruhe über die Natur.

DER zwei Jahrhunderte alte Stazzu, das Haupthaus des Gutshauses, ist aus schweren Granitsteinen gebaut und sein Dachgebälk aus Wacholderstämmen gezimmert. Die Fenster sind so klein, dass es im Sommer schön kühl bleibt. Hier kocht Gianna, assistiert von ihren zwei Schwestern. Abends wird die Pinneta, die ehemalige Schäferhütte, zur ihrer Bühne. Über einem offenen Feuer hat Giacomo einen Drehspieß aufgebaut: Lammfleisch in bester Qualität, gewürzt mit schwarzen Beeren des halbwilden Mirto-Strauches und würzigen Wildkräutern der Macchia. Um halb acht treffen sich die Hausgäste zum Abendessen, Cena genannt. Vom Grill dringen wunderbare Gerüche in den großen Raum. Ein junges Mädchen eilt mit zwei Karaffen Wein und kleinen Gläsern zur Begrüßung herbei. Die folgenden Stunden sind gefüllt mit Gesprächen, Gelächter und Genuss. Vor Mitternacht haben alle die nötige Bettschwere, um sich in ihre Zimmer zurückzuziehen. Buonanotte, bis morgen früh! Die Sonne geht früh auf im Juni, und während die Gäste noch beim ersten Milchkaffee sind, wird in den Ställen und auf den Weiden bereits seit Stunden gearbeitet.

Beim ersten Sonnenstrahl


Es ist die Zeit der tosatura, der Schafsschur. Auf Sardinien, so heißt es, gibt es 1,7 Millionen Sarden und dreimal so viele Schafe. Kein Wunder also, dass die Schafzucht der Inbegriff der hiesigen Wirtschaft ist und nicht wenige Agriturismo-Betriebe eigene Herden unterhalten. Aus den umliegenden Dörfern sind kräftige junge Männer angereist, die die schweißtreibende Prozedur gekonnt bewältigen. Keine fünf Minuten pro Schaf brauchen sie, bis die laut blökenden Tiere – um viele Kilo leichter - für den heißen Sommer gerüstet sind. Die Hausgäste haben sich im Halbrund um die Männer versammelt. Wer mag, darf sich selbst als Scherer betätigen. Anschließend treffen sich alle zu einem ausgedehnten Essen. Nach den Antipasti und den Primi – Pasta la forno – gib es das erwartete Highlight: Schaf mit Zwiebeln und Kartoffeln. Die hausgemachten Dolci zum Nachtisch sind so üppig, dass jeder zum Abschluss einen Grappa braucht.

Die Agriturismi auf Sardinien bieten »Ferien...

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