Inhaltsangabe:Einleitung: Die Aktienanlage ist in den letzten Jahren zu einer etablierten und beliebten Anlageform geworden. Maßgeblich dazu beigetragen hat zweifellos der Börsengang der Deutschen Telekom im November 1996, den viele Privatanleger dazu genutzt haben, sich mit der Anlage in Beteiligungswerten zu beschäftigen. Auch die Einführung des Neuen Marktes, ein Marktsegment der Deutschen Börse AG für junge und wachstumsstarke Unternehmen, führte viele Anleger an die Börse. Für einen Anleger, der bislang keine Erfahrungen an den Finanzmärkten gesammelt hat, scheint die Börse ein anonymer Markt zu sein, dessen Steigen oder Fallen eher zufällig bedingt ist. Allerdings vergisst man häufig, dass die Börse als institutionalisierte Kapitalumschlagstelle zwar eine anonyme und immer lautloser werdende Einrichtung ist – man denke an den stetig wachsenden Anteil der Aktienumsätze im vollelektronischen Handelssystem XETRA, jedoch die Börse eine aggregierte Form ständiger Entscheidungen zum Kauf bzw. Verkauf von Aktien darstellt. Letztlich sind diese Entscheidungen Ausfluss menschlicher Denkprozesse, die sich dann in den Aktienkursen niederschlagen. Verfolgt man das historische Börsengeschehen, so lassen sich zahlreiche Phasen ausmachen, in denen die Aktienmärkte euphorisch und ohne ein Halten neue Höchststände erreichen, oder aber die Aktienkurse fallen mit immer größer werdender Geschwindigkeit, scheinbar ohne einen Boden zu finden. Die Stimmung der Marktteilnehmer ist typischerweise im ersten Fall geprägt von unerschütterlichem Optimismus, im zweiten Fall scheint es keinen Marktteilnehmer zu geben, der nur eine Spur Optimismus zeigt. Die Wirtschaftswissenschaft, die allen Marktteilnehmern rationales Verhalten unterstellt, lässt menschlich-psychologische Aspekte unberücksichtigt, erklärt diese Phänomene zu einer Residualgröße, die aber das theoretische Modell in ihrer Aussagekraft nicht entkräftet. Der Berufsspekulant und Buchautor André Kostolany hingegen behauptete, dass die Börse zu 90 Prozent aus Psychologie bestünde – zumindest kurz- bis mittelfristig, wie er einschränkte. Die Tatsache, dass das Börsengeschehen oftmals von Psychologie und Irrationalität geprägt ist, wurde lange Zeit mit einfachen Merksätzen wie Buy on bad news oder Sell on good news stark vereinfacht. Der Rat, zu handeln, wenn alles dagegen spricht, wenn „die Kanonen donnern“ – also gerade die dominierende Stimmung als Kontraindikator zu nutzen – fand aber irgendwann doch den [...]
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