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Kapitel 2
Susanne ändert ihr Leben
Eine fast wahre Geschichte
In diesem Kapitel erfahren Sie…
→ wie wichtig es ist, Ihren eigenen Zielen auf die Spur zu kommen
→ wie Sie von Erkenntnissen aus dem Management für Ihre Haushaltsführung enorm viel lernen können
→ vieles über die Ziele und Kosten einer einfachen Haushaltsführung
→ nach welchen Werten Sie Ihren Haushalt von nun an ausrichten möchten
→ was die Regel 80:20 nach Pareto mit Ihrem Haushalt zu tun hat
Susanne seufzte, stellte den Wäschekorb auf die Terrasse, schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich in ihren Wintergarten, von dem sie eine gute Aussicht auf ihren kleinen Garten hatte. Ihr ständiger Frust ließ sich nicht länger leugnen. Immer öfter stellte sie sich die Frage: »Und nun? Soll es für den Rest meines Lebens oder zumindest für die nächsten zehn Jahre mein Schicksal sein, täglich Berge von Wäsche zu waschen, die Familie zu bekochen und den Haushalt irgendwie zu erledigen? Ständige Arbeit ohne Anfang und Ende? Wo bleiben denn da noch Zeit und Raum für mich?«
Gleichzeitig regte sich ihr schlechtes Gewissen, denn eigentlich ging es ihnen als Familie ja wirklich gut. Nachdem Sören und sie zunächst zwei Jahre vergeblich auf Nachwuchs gewartet hatten, meldeten sich Zwillinge an, ihre heute 10-jährigen Mädchen, und kurz darauf Pascal. Das Kindergeschrei in der oberen Etage versicherte ihr, dass sie nicht träumte.
Kinder, eine Ehe mit dem üblichen Auf und Ab, ihr kleines Eigenheim, das sie vor drei Jahren kaufen konnten, eine lebendige Kirchengemeinde am Ort, Freunde. – Ja, hatte sie nicht mehr, als man vom Leben erwarten konnte? Wieso nur machten sich immer häufiger Frust und Unzufriedenheit in ihr breit?
So konnte es nicht weitergehen. Es musste einfach etwas geschehen. Aber was?
Während sie mit einem weiteren Seufzer aufstand, um die trockene Wäsche von der Leine zu nehmen, kam ihr plötzlich Eva in den Sinn. Eva war vor kurzem mit ihrer Familie in diese Gegend gezogen und hatte sich ihrer Kirchengemeinde angeschlossen. In den letzten Monaten hatte Susanne sie aus der Ferne beobachtet. Irgendetwas faszinierte sie an Eva. Sie war so fröhlich, schien ihr Leben zu genießen, war so »anders«. Eva arbeitete halbtags als therapeutische Beraterin und Supervisorin. Vielleicht konnte Eva ihr ja weiterhelfen?
Allein der Gedanke daran gab Susanne Auftrieb, und sie bemerkte erstaunt, dass sie ein Lied summte, während sie die ungeliebte Wäsche zusammenlegte.
Anschließend holte sie tief Luft, ging zum Telefon, rief Eva an und bat um einen Beratungstermin.
Zwei Wochen später war es soweit. Mit klopfendem Herzen stand Susanne einen Moment vor der Praxis für Supervision, Schulung und Beratung, bevor sie schließlich auf die Klingel drückte.
Eva schien sie bereits zu erwarten und führte Susanne in ein helles, freundlich eingerichtetes Zimmer und bot ihr eine Tasse Kaffee an.
»Eva, ich weiß gar nicht, wie und wo ich anfangen soll«, sagte Susanne, aber dann platzte der ganze Frust aus ihr heraus. Nach einer Weile hielt sie inne, schaute Eva direkt in die Augen und meinte: »Und du? Wie machst du das nur? Du hast doch genau wie ich drei Kinder im Grundschulalter, bist in der Gemeinde aktiv und dann noch berufstätig! Wie kriegst du das nur hin?«
»Ich bin halt eine besonders begnadete Super-Frau!«, grinste Eva. »Nein, Spaß beiseite. Weißt du, als du eben deine Situation beschriebst, da kam es mir vor, als hörte ich mich selbst sprechen – vor fünf Jahren. Damals war unser Jüngster gerade in den Kindergarten gekommen und deine eben beschriebenen Fragen bedrängten mich genauso. Es war so paradox: Einerseits schien mein Leben bis zum Rand angefüllt zu sein. Ich brauchte alle Zeit und Kraft, um den Haushalt zu schmeißen und der Familie eine annehmbare Mutter und Ehefrau zu sein. Und dennoch fühlte ich mich immer öfter leer und unausgefüllt.
Das Jahr geht weiter, und ehe man sich’s versieht, ist für die Tulpen, die man im Herbst nicht gesetzt hat, die Zeit gekommen, nicht zu blühen.
Um mich aufzumuntern, schenkte mir mein Mann zum Geburtstag einen Gutschein für den Besuch eines Zeit-Management-Seminars. Das war goldrichtig und wurde für mich zu einem Wendepunkt in meinem Leben. Ich begann Schritt für Schritt den Haushalt umzuorganisieren, so dass ich die Arbeit in immer kürzerer Zeit erledigen konnte. Dadurch gewann ich Raum und Zeit, um meinem lang gehegten, über Jahre verschütteten Wunsch, eine Ausbildung in Beratung und Supervision zu absolvieren, nachzukommen.
Heute habe ich wirklich an den meisten Tagen das Empfinden, dass ich all meine Lebensbereiche – Ehe, Familie, Haushalt, Beruf, Gemeinde – und die Zeit, die ich für mich persönlich habe, ausgewogen lebe. Ich liebe mein Leben wieder und kann die Welt an den meisten Tagen umarmen.«
Das Strahlen in Evas Gesicht war nicht zu übersehen.
Dennoch war Susannes Blick immer noch skeptisch: »Aber kommen denn jetzt nicht deine Kinder und dein Mann zu kurz? Das ist es ja, was mich zerreißt. Ich will keinen Egotrip durchziehen und meine Familie leiden lassen.«
Eva wurde wieder ganz ernst. »Du bringst die Herausforderung auf den Punkt. Das ist wirklich eine Gefahr, denn Beziehungen können wir nicht rationalisieren. Meine Kinder und mein Mann, sie brauchen meine Aufmerksamkeit und Zeit. Für sie will und muss ich weiterhin Freiräume haben.
Das Gegenwärtige ist begrenzt. Das Mögliche ist unermesslich. Abraham Lincoln
Der Dreh- und Angelpunkt meiner Umstrukturierung lag im Bereich des Haushalts. Ich habe gelernt, dort meine Kraft optimal einzusetzen und zu rationalisieren. Meine Art, den Haushalt zu führen, ist schlichtweg viel, viel einfacher als früher.«
Nun schaute Susanne Eva neugierig an. »Du meinst, das ist dir nicht einfach so in den Schoß gefallen? Du kennst Strategien, die ich, die jede Frau erlernen kann? Dann bitte schieß los: Ich will das alles ganz genau wissen!«
Eva lachte erneut, ging an das Flipchart und schrieb auf das Blatt:
Den Haushalt vereinfachen
1. Wozu? Ziele?
2. Welche Werte will ich in meinem Haushalt leben?
3. Wo kann ich beginnen?
1. Warum ist einfach besser? Was sind meine Ziele?
»Fangen wir mit dem ersten Punkt an. Du bist also von der Idee begeistert, in kurzer Zeit den Haushalt zu schmeißen. Warum? Wozu? Was willst du denn mit der gewonnenen Zeit machen? Was ist dein Ziel?
Jede Lebensveränderung, egal welchen Bereich sie betrifft, ist erst einmal mühsam. Es entspricht einfach der Natur des Menschen, an den bekannten Verhaltensmustern festzuhalten. Er ändert sich nur, wenn ein hoher Leidensdruck vorliegt und/oder wenn er durch ein für ihn wichtiges Ziel motiviert wird. Leidensdruck, die erste Voraussetzung für Veränderung, hast du ja. Was aber ist dein Ziel?«
Susanne schaute Eva ratlos an. »Mein Ziel? Keine Ahnung. Ich habe keine Ziele. Na ja, vielleicht schon. Zumindest in den Bereichen Erziehung, Ehe und so. Da weiß ich schon, was ich erreichen will. Aber darüber hinaus?«
Eva fiel ihr fast ins Wort: »Susanne, wenn dir alle Möglichkeiten der Welt offen ständen, von deiner jetzigen Situation mal ganz abgesehen, wovon würdest du dann träumen? Was würdest du dann gerne unternehmen oder erreichen?«
Susanne schaute nachdenklich aus dem Fenster in die Ferne, errötete und sagte dann stockend: »Ich hätte so gerne wieder Freiräume, einfach Zeit ganz für mich. Verstehst du das, Eva?« Eva nickte ihr zu, während Susanne langsam weiterredete: »Bevor die Zwillinge geboren wurden, war ich ständiger Gast in unserer Stadtbibliothek. Heute bin ich kaum noch in der Lage, ein anspruchsvolles Buch zu lesen. Ist das nicht schrecklich?
Ich habe immer mal wieder versucht etwas zu lesen, wenn die Kinder in der Schule sind, aber dann hab ich die Dreckwäsche gesehen, und die Ruhe zum Lesen war dahin. Ja, ich träume von Zeit – Zeit nur für mich.
Ein Hobby ist kein Luxus, sondern ein wesentlicher Teil des Lebens. Peter Steincrohn
Und, na ja, es ist vielleicht eine verrückte Idee von mir, aber es war schon immer mein Traum, ein Musikinstrument zu erlernen. Meine Eltern haben damals gesagt, ich sei völlig unmusikalisch. Aber ich glaube, das stimmt gar nicht. Ich würde wirklich total gerne Saxophon spielen lernen.«
»Na, das sind doch wunderbare Träume. Es können ganz konkrete Ziele werden, wie:
ein Buch pro Monat oder Woche lesen und Saxophonunterricht nehmen. Diese Ziele werden dich anspornen, deinen Haushalt umzustrukturieren.
Und nun der zweite Punkt«, sagte Eva und zeigte erneut auf das Flipchart. »Diese Frage lautet:
2. Nach welchen Werten will ich meinen Haushalt ausrichten? Welche Prioritäten habe ich?«
Meine Werte bei der Haushaltsführung
Sie haben insgesamt zehn Punkte, die Sie auf die verschiedenen Kriterien verteilen können: