Wesentliches zum achtsamen Üben
Achtsamkeitsbasierte Übungen, Techniken und Therapien sind seit einigen Jahren in aller Munde. Die Wirksamkeit von Achtsamkeit wird durch aktuelle wissenschaftliche Studien belegt. Doch was bedeutet das für Sie und wie können Sie in der Flut der Angebote den Überblick behalten? Lassen Sie uns kurz erzählen, wie wir zu dem gekommen sind, was wir lehren. Wir hoffen, dass sich dadurch eine Ahnung bei Ihnen einstellt, was Sie erwarten können. Wir werden Ihnen im Anschluss Vorschläge für eine Übungsstruktur machen.
Achtsamkeit und die Qualität der Übungen
Als wir 1982 anfingen, die Übungen unserer Lehrerin Hetty Draayer in unser Leben zu integrieren und täglich mithilfe der von ihr besprochenen Kassetten übten, war das Wort „achtsamkeitsbasiert“ so gut wie nicht gebräuchlich. Der Begriff Achtsamkeit tauchte in Büchern über Zen oder den Buddhismus auf. Hetty sprach hauptsächlich von Meditation, Transformation, den Meridianen und legte viel Wert auf das Üben. Sie hatte einen großen Teil ihres Wissens durch ihr Leben und die Überwindung einer schweren Erkrankung erlangt und es war ihr Anliegen, dieses leibhaft erfahrbare Wissen weiterzugeben. Die Hintergründe und die Vermittlung eines theoretischen Rahmens waren für sie nie so wichtig wie das stete Praktizieren der Übungen. Sicherlich war Achtsamkeit wichtig, aber sie wurde nie explizit thematisiert.
Im Laufe der Jahre erschienen mehr und mehr Bücher zu Themen wie Qi-Gong, Tai Chi, Shiatsu, Energiearbeit usw. und unser Verständnis für die Übungen nahm zu. Heute sind wir in der Lage, das Gelernte einzuordnen und wissen, dass wir eine erstklassige Schulung in Übungen aus dem Stillen QiGong, der Meridianlehre, der personalen Leibtherapie und aus transzendierenden Traditionen erhielten. Demut und Hingabe waren keine leeren Worte mehr. Es bedurfte des beständigen Übens, um die Fülle des Gelehrten zu durchdringen und zu integrieren. Unser Wohlbefinden besserte sich bei diesem Prozess fortlaufend und ein Weg zeichnete sich ab, der in die Stille und in eine neue Innerlichkeit führte. Ein Weg beständigen Wandels, der nie endet, der reich und nährend ist. Mit diesem Buch geben wir das uns Gelehrte weiter, verbunden mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen. Es liegt an Ihnen, zuzugreifen.
Wie das gehen kann? Es ist einfach: Sie bestimmen das Tempo. Ihre Entwicklung geschieht Schritt für Schritt. Sie können einen großen Teil dieser Übungen im Aufzug, in der Warteschlange vor dem Kinoeingang, in der U-Bahn oder an anderen Orten durchführen. Sie sind einfach und unspektakulär. Bei vielen der beschriebenen Übungen können Sie mit täglich fünf Minuten beginnen. Als sinnvolle Übungszeit empfehlen wir über einen längeren Zeitraum hinweg allerdings mindestens 15 bis 30 Minuten täglich. Die Bereitschaft dazu wird wachsen, sobald Sie durch das Üben einen qualitativen Unterschied bemerken.
Also lassen Sie uns beginnen.
Wie benutze ich das Buch?
Sie tun sich einen großen Gefallen, wenn Sie mit sich selbst vereinbaren, täglich zu üben und mit mindestens fünf Minuten zu beginnen. Wir empfehlen, die Übungen in der beschriebenen Reihenfolge zu machen. Nach drei Monaten können Sie neue und ältere Übungen miteinander kombinieren. Mit den Übungen ab Lektion 10 beginnen Sie, Ihren Energiekörper zu wandeln und Ihre inneren Räume sowie Ihr Sein auf eine neue Art und Weise zu erleben. Stellen Sie sicher, dass Sie zuerst die Übungen aus den Lektionen davor ausreichend geübt und in Ihr Leben integriert haben. Nehmen Sie diesen Hinweis ernst: Sie erweisen sich keinen Gefallen, wenn Sie Übungen machen, für die Sie noch kein ausreichendes Vortraining haben. Es geht, wie eingangs erwähnt, nicht um ein „Höher, schneller, weiter“.
Falls Sie nicht mit der Anatomie des menschlichen Körpers vertraut sind, ist es hilfreich, wenn Sie sich neben den Illustrationen in diesem Buch Darstellungen der Anatomie in einem Buch oder im Internet (z. B. www.anatomie-online.com oder www.kenhub.com) anschauen. Dann fällt es Ihnen bei einigen Übungen leichter, den Anweisungen zu folgen.
Die Übungen bis zur Lektion 9 können Sie auch mit Kindern durchführen. Ab Lektion 10 dürfen die Übungen erst nach vollendeter Pubertät durchgeführt werden, da der Energiekörper des Kindes für diese Übungen noch nicht ausgebildet und zu zart ist.
Das Tagebuch
Es kann unterstützend sein, wenn Sie beginnen, ein Tagebuch zu führen. Mittels eines Tagebuchs nehmen Sie Ihren Wandel leichter wahr, denn schriftlich Festgehaltenes ist später leichter nachvollziehbar. Aufgrund unserer Erfahrungen legen wir Ihnen dies sehr ans Herz. Veränderungen sind über einen Zeitraum gesehen oft nicht erlebbar. Kaufen Sie sich für Ihr Übungsprogramm ein schönes Heft oder Notizbuch.
Die Übungszeit
Legen Sie eine Zeit fest, die Ihnen angenehm ist. Die Tageszeit können Sie selbst bestimmen. Manchen liegt der Morgen mehr, anderen der Abend oder etwa die Mittagspause. Jeder muss selbst den besten Zeitpunkt für seine Übungen finden.
Üben Sie zu dieser Zeit täglich oder, falls es Ihre Zeit erlaubt, auch zweimal täglich. Zweimal täglich ist nur sinnvoll, wenn Sie wirklich Zeit dafür haben.
Es kann für Sie unterstützend sein, wenn Sie auch einen Termin zum Erarbeiten der jeweils neuen Lektion festlegen, etwa jeden ersten Dienstag im Monat, und diesen Termin fest in Ihren Kalender eintragen.
Der Übungsort
Neue Übungen sollten Sie sich am besten in Ruhe zu Hause erarbeiten. Es kann unterstützend sein, wenn Sie einen schönen Bereich dafür reservieren. Danach, wenn Sie mit der jeweiligen Übung vertrauter sind, können Sie überall üben. Sie können die Übungen dann beispielsweise im Wohnzimmer, in der Bahn, im Bett, unter der Dusche oder im Schwimmbad durchführen. Das legen Sie selbst fest.
Die Übungsdauer
Es ist in Ordnung, wenn Sie mit fünf Minuten beginnen. Machen Sie die Übungen auf Dauer am besten mindestens 15 bis 30 Minuten täglich. Wir begleiten jedoch auch Menschen in unserer Praxis, die die Übungen täglich mehrmals durchführen. Finden Sie Ihr eigenes Maß! Wichtiger als die Zeit von mindestens 15 Minuten einzuhalten ist es, täglich zu üben. Deshalb schlagen wir in vielen Lektionen auch niedrigschwelligere Übungen für den Alltag vor. Es ist gut, wenn Sie auch im Alltag üben, da dadurch der Wandel dauerhaft wird.
Die Motivation, zu üben
Da wir in einer Beziehung lebten, als wir Schüler von Hetty Draayer waren, hatten wir den Luxus, uns gegenseitig immer wieder motivieren zu können. Wenn Sie keinen Partner haben, der mit Ihnen die Übungen macht und Sie feststellen, dass Sie nicht mehr üben, bitten Sie eine andere Person, Sie zu unterstützen. Die- oder derjenige wird einmal pro Woche angerufen und Sie berichten ihr oder ihm von Ihrem Üben.
Das ist ungewöhnlich, ja. Doch dieser Schritt enthält zwei äußerst wichtige Entwicklungsschritte:
Einmal machen Sie sich dadurch klar, dass Sie es nicht alleine schaffen müssen. Ein Mensch, der ehrlich ist, wird zugeben, dass er nicht alles alleine erreichen kann. Und er ist in der Lage, andere Menschen um Hilfe zu bitten.
Zweitens sind Sie über Ihr Üben im Gespräch. Das erste Ziel ist es, regelmäßig zu üben. Wenn Sie darüber hinaus über diese Neuerung in Ihrem Leben mit anderen sprechen, wird Ihnen eher klar, was Ihnen im Weg steht und wie Sie sich unterstützen lassen können. Wenn Sie schweigen, kann Ihre Selbsttäuschung falsche Annahmen lange am Leben halten.
Sie haben in diesem Prozess die Gelegenheit, Ihre Seinsweisen zu entdecken. Oft täuschen wir uns mit Erklärungen selbst und bringen uns um die Chance herauszufinden, wie wir uns unsere eigene Wirklichkeit schaffen.
Hierzu ein Hinweis: Erklärungen sind oft Sätze mit einem „weil“. Nehmen Sie sie nicht als Wahrheit. Es sind Meinungen, die Ihnen keine Kraft geben. Wenn Sie mit Ihrem eigenen Erleben verbunden sind und aufhören, nach Gründen und Erklärungen für Ihr Verhalten zu suchen, werden Sie Ihre Wirklichkeit im Hier und Jetzt erfahren. Dann sind Sie in der Lage, auf eine andere Weise zu sein oder zu handeln.
Sie beginnen mit täglich fünf Minuten Üben. Das heißt nicht, dass fünf Minuten auf Dauer genug sind, aber fünf Minuten reichen, um zu beginnen. Am Anfang täglich mehr zu üben, ist für viele Menschen unrealistisch. Falls Sie schon andere Übungen in ihr Leben integriert haben oder es Ihnen leichtfällt, Disziplin aufzubauen, können Sie gerne eine andere Struktur für das Üben...