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E-Book

Bienenweide

200 Trachtpflanzen erkennen und bewerten

AutorGünter Pritsch
VerlagFranckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783440161579
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Voraussetzung für gesunde Bienenvölker sowie reichlichen und hochwertigen Honigertrag ist in erster Linie ein lückenloses Nahrungsangebot für die Bienen, vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst. Günter Pritsch stellt über 220 Bienenweidepflanzen in Text und Bild vor. Umfassende Trachtfließbandtabellen geben Auskunft über Blütezeit, Nektar- und Pollenwerte der Pflanzen und helfen dem Imker bei der Standort- und Pflanzenauswahl. Die zahlreichen Fotos und Zeichnungen machen das Bestimmen leicht und sicher.

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Leseprobe

Nutzung und Verbesserung der Bienenweide


© Günter Pritsch

KRAUTARTIGE PFLANZEN ALS BIENENWEIDE


NUTZPFLANZEN


Ein beachtlicher Teil unserer Honigerträge wird durch die Nutzung der Trachten landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturen gewährleistet und gewonnen. Die Anzahl der als Bienenweide in Betracht kommenden Nutzpflanzen ist groß, doch beschränken sich die tatsächlich vorhandenen Massentrachten auf nur wenige Arten.

Infolge intensiver Bodenbearbeitung und der Anwendung selektiv wirkender Herbizide wurden die Wildkräuter aus den Kulturen häufig verdrängt und haben ihre Bedeutung als zuverlässige Trachten weitgehend verloren. Ihr Vorkommen hängt von der Intensität der Behandlungsmaßnahmen ab. Unter den zahlreichen Ackerkräutern sind vor allem die Kornblume und der Ackersenf, auf leichteren Böden der Hederich zu nennen. Auf schwereren Böden findet man Distelarten, Kamille und Vogelmiere, in überwinternden Fruchtkulturen Rote Taubnessel. Sie werden gut beflogen und können unter günstigen Bedingungen eine Tracht ergeben.

Im Zusammenhang mit Pflanzenschutzmaßnahmen, die in Kulturen durchgeführt werden, können blühende Wildkräuter eine Gefahrenquelle für die Bienen sein. Es ist zwar unzulässig, bienengefährliche Pflanzenschutzmittel anzuwenden, solange Wildkräuter blühen, doch zuweilen erfolgt deren vollständige Beseitigung vor einer Behandlung nicht.

© Günter Pritsch

Ackerkräuter wie die Kornblume werden durch den Einsatz von Herbiziden immer seltener und gehen für die Bienen als Pollen- und Nektarspender verloren.

MASSENTRACHTEN

Recht zuverlässig und ergiebig ist die Tracht des Winterrapses. Auch die Trachten weiterer Ölfrüchte wie Sommerraps, Winter- und Sommerrübsen, Senf, Ölrettich und Sonnenblume können Honigerträge bringen. Eine Anzahl von Futterpflanzen ergibt im Rahmen der Saatguterzeugung Trachtflächen. So ist der Saatbau von Rotklee als einer der wichtigsten Futterpflanzen verbreitet, ferner der von Winterwicke, Serradella, Weißklee und Luzerne, vereinzelt auch von Phacelia und Steinklee. Auf sehr leichten Böden kommt gebietsweise Buchweizen zum Anbau. Im Gartenbau werden Gurken und Kürbis sowie Dill von Bienen besucht. Als Körner werden Fenchel, Kümmel und Koriander gewonnen. Viele Gemüsearten wie alle Kohlarten einschließlich Kohlrüben und Rettich sowie Zwiebeln werden stellenweise auch zur Samengewinnung angebaut. Hinzu kommt in geringem Umfang die Saatguterzeugung von Heil- und Gewürzpflanzen. Im Allgemeinen muss der Imker die vorhandenen Trachten anwandern, wenn sie nicht zufällig im Flugbereich seiner Bienen liegen.

Allerdings bieten sich dem Landwirt vielfältige Möglichkeiten, durch bevorzugte Verwendung von Bienenweidepflanzen im Zwischenfruchtanbau oder durch Aussaat von Phacelia oder Steinklee auf Restflächen Trachtlücken zu schließen und damit auch im eigenen Interesse vorausschauend zur Erhaltung starker, bestäubungstüchtiger Bienenvölker entscheidend beizutragen.

WILDKRÄUTER


Außer den Ackerkräutern gibt es zahlreiche Wildpflanzen auf Wiesen und Weiden sowie an Weg- und Waldrändern. Artenzusammensetzung und Häufigkeit können je nach den Boden-, Klima- und Feuchtigkeitsverhältnissen, bei Wiesen und Weiden auch nach der Düngung und den Schnittterminen, sehr unterschiedlich sein. Zu nennen sind besonders Löwenzahn, Natternkopf, Ochsenzunge, Ehrenpreis, Kerbel, Bärenklau, Wilde Möhre, Flockenblume, Klee- und Wickenarten, ferner Knöterich, Wegwarte, Storchschnabel, Wiesenraute, Salbei und Thymian, an Böschungen und auf Ödland die Goldrute, auf Kahlschlägen und Lichtungen das Weidenröschen, in Büschen und Hainen das Windröschen, an feuchten Standorten Kohldistel, Wasserdost und Bastardklee.

Ein Anwandern an diese Trachten wird sich nur im Zusammenhang mit der Trachtnutzung einer landwirtschaftlichen Kultur lohnen oder wenn der Imker vom ausreichenden Vorhandensein der Wildkräuter überzeugt ist.

GARTENSTAUDEN UNDEINJAHRSBLUMEN


Die Mehrzahl der Bienenstände befindet sich in Gärten. Obwohl die Bienenweide eines Gartengrundstücks den Honigertrag kaum beeinflussen kann, wird jeder Imker bemüht sein, möglichst viele Nektar und vor allem Pollen spendende Gewächse in unmittelbarer Nähe zu haben. Groß ist die Bedeutung des Pollens für die Frühjahrsentwicklung der Bienenvölker. Nicht weniger wichtig sind für die gesunde Überwinterung der Bienenvölker die zahlreichen Herbstpollenspender. Ein Sortiment wertvoller und zudem schöner Bienenweidepflanzen, auch als Geschenk, kann Nachbarn und Freunden gute Anregungen geben. Die Auswahl der Stauden, Zwiebelgewächse und Einjahrsblumen ist groß. Alle stammen von Wildpflanzen ab, werden aber seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten züchterisch bearbeitet. Viele von ihnen, darunter Nutzpflanzen, kommen deshalb auch in unserer Wildpflanzenflora als Bienenweide vor. Empfehlenswert ist die bevorzugte Verwendung der Stauden und Zwiebelgewächse. Sie sind mehrjährig und lassen sich durch Teilung, Wurzelschnittlinge oder -risslinge, Stecklinge, Brutzwiebeln oder Samen vielfältig vermehren.

© Günter Pritsch

Schneeglöckchen – erste Blüten im zeitigen Frühjahr

AUSWAHL DER PFLANZEN

Bei der Auswahl der Pflanzen mit ihrem unterschiedlichen Wuchs- und Blühcharakter sind neben den Platzverhältnissen auch die Bodenbedingungen zu berücksichtigen. Frühlingszwiebelgewächse stehen günstig an oder unter Sträuchern. Stauden, die bald einziehen, sind einzeln neben andere Pflanzen zu setzen, die die Lücke verdecken. Der Imker wird robust sich entwickelnde Stauden bevorzugen, die in der imkerlichen Hauptsaison keinen großen Pflegeaufwand erfordern. Aus den gleichen rationellen Gründen werden sich unter den Einjahrsblühern solche Gewächse als günstig erweisen, die an Ort und Stelle im Freiland ausgesät werden können und dank ihrer Schnellwüchsigkeit bald in der Lage sind, störende Wildkräuter zu unterdrücken. Außer Zierpflanzenrabatten empfiehlt sich für den Imkergarten an einem sonnigen Platz die Anlage von Beeten mit Heil- und Gewürzkräutern. Unter ihnen gibt es viele wertvolle Bienenweidepflanzen.

Das für den Imkergarten Gesagte gilt in weit größerem Umfang auch für Parkanlagen und andere Erholungsplätze sowie für repräsentative Vorplätze auf dem Gelände von Betrieben und Institutionen. Besonders im Rahmen des Stadtgrüns gibt es meist zahlreiche Blumenrabatten. Bei guter Zusammenarbeit zwischen Vertretern der Imker und Stadtgartenämter können Blumensortimente zusammengestellt werden, die gleichzeitig wertvolle Bienenweide sind. Ein Bienenweide-Fließband krautartiger Pflanzen finden Sie in Tabelle 1.

GEHÖLZE ALS BIENENWEIDE


OBSTGEHÖLZE


Vom zeitigen Frühjahr an blühen in den Gärten zahlreiche Obstgehölze wie Haselnuss, Kirschen, Pflaumen, Apfel, Birne und Beerenobst. Wegen der Bestäubung der Obstblüten ist ein Bienenstand in einer Kleingartenanlage meist sehr willkommen. Das ist erst recht der Fall in speziellen Obstgärten oder gar großen Anlagen des Obstbaues. Das Wandern in Obstanlagen geschieht meist im Rahmen des vertraglichen Bestäubungsdienstes. Hier erhält der Imker für den Bieneneinsatz eine Vergütung als Ausgleich dafür, dass ihm die ergiebigere Tracht des gleichzeitig blühenden Rapses entgeht. Ein Honigertrag aus der Obstblüte ist häufig nur von starken Bienenvölkern bei günstiger Witterung zu erwarten.

© Günter Pritsch

Nutzpflanzen – hier grenzt ein Rapsfeld an eine Apfelplantage – können Massentrachten liefern.

ZIER- UND NUTZGEHÖLZE


An Zäunen, Weg- und Waldrändern blühen im Frühjahr Weiden, Zier- und Wildobstarten. In Wäldern ist an geeigneten Standorten wildwachsend der Himbeerstrauch anzutreffen und bietet den Bienen im Juni Tracht. Besonders in Gebieten mit leichteren Böden ist die Robinie verbreitet. Sie ist Bestandteil mancher Mischwälder und kommt an Waldrändern auch in nahezu reinen Beständen vor. Die Blüte dauert nur wenige Tage an, kann den Bienen aber bei starkem Blütenbehang und günstiger Witterung eine unübertroffen reiche Nektartracht bieten. Auf Grund der Spätfrostempfindlichkeit der Blütenknospen ist die Robinientracht nicht zuverlässig. In feuchten Wäldern ist neben Erlen als Unterholz der Faulbaum verbreitet. Auf Grund seiner längeren Blütezeit kann dieses Gehölz den Bienen eine zufriedenstellende Frühsommertracht bieten. Auf den armen Böden oder in Heidegebieten ist an Waldrändern, Truppenübungsplätzen und anderen freien Standorten das Heidekraut verbreitet. Infolge von Maßnahmen zur Erhöhung der Fruchtbarkeit des Waldbodens gehen die Heidebestände allerdings zurück.

© Günter Pritsch

Eine Rosskastanien-Allee - Augenweide für den Menschen, Bienenweide für die Bienen.

BIENENWEIDE IN SIEDLUNGEN

In Städten und Dörfern, auch an Landstraßen, sind vor allem Rosskastanien, Ahorn- und Lindenarten als Einzel- oder Alleebäume anzutreffen. Ahorn und Rosskastanien bieten, besonders bei Vorkommen mehrerer Arten, gute Entwicklungstracht. Die Linden bieten bei Vorhandensein mehrerer nacheinander blühender Arten besonders in den Ortslagen eine mehrere Wochen anhaltende und daher risikoarme Sommertracht.

In den Städten kommt ein umfangreiches Sortiment baum- oder strauchartig wachsender Ziergehölze zur Gestaltung von Parks, Kinderspiel- und Erholungsplätzen sowie als Wohngrün zur Verwendung. Viele Arten haben Bedeutung als Bienenweide. Auch in Hausgärten befinden sich Laubgehölze und...

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