2. Standortwahl und Aufstellung
WELCHE STANDORTE BIETEN SICH AN?
Städtische Gegend
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Balkone, Dächer, Gärten, öffentliche Grundstücke, Parkanlagen, Stadtränder mit Kontakt zur Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Windschutzgürtel
Ländliche Gegend
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Ackerränder, Berggebiete mit Almrosenbewuchs, Kahlschläge im Wald, Streuobstflächen, Waldränder, Windschutzgürtel
Bienen suchen sich in der freien Natur ihren Unterschlupf selbst. Meist sind das hohle Bäume oder Felsnischen. Erst als der Mensch sich ihrer annahm, um sich der süßen Beute zu bemächtigen, wurden sie in ein wenig erreichbarere Gebilde einquartiert. Um es gleich vorwegzunehmen: Wenn den Bienen eine angebotene Behausung nicht gefällt, sind sie wieder draußen, so schnell kann man gar nicht schauen. Manchmal beginnen sie zu bauen und trotzdem kommt es dann zum Auszug, weil eine Kundschafterin etwas Besseres gefunden hat.
Die angebotenen Behausungen waren gekürzte hohle Baumstücke, Körbe oder auch Röhren, bis es dann zu den heute bei uns dominierenden Holzkisten, Bienenbeuten genannt, kam. In Israel hat man bei Ausgrabungen Tonröhren einer uralten Imkerei gefunden, Tonröhren, wie sie etwa heute noch in Sizilien Tradition sind.
Im Mittelalter war das Ernten des Honigs die Arbeit des Zeidlers, der dafür zu den künstlich angelegten Baumhöhlen in sechs Meter Höhe hinaufklettern musste. Die Waldimkerei erlebt gegenwärtig eine Belebung, Zeidlerwälder gibt es in Polen und am Ural.
Wir werden uns sicherheitshalber nicht in luftige Höhen begeben, sondern uns Plätze für die Bienenhaltung suchen, die sowohl für die Biene eine gute Umgebung bieten, als auch uns Menschen die Arbeit erleichtern und Freude machen.
Ausrichtung der Bienenstände
Am Land und am Waldrand sind Orte, an denen der Schnee im Frühjahr am schnellsten schmilzt, ideale Aufstellplätze. Sonnige Lagen im Gebirge sind auch Plätze, wo Bienen sich wohlfühlen.
Ein Kübel als Bienentränke
Nordseiten und Senken sind für Bienen ein Graus, dort ist es kalt und liegen Kaltluftseen. Die Völker werden euch nur herumkränkeln. Ein Standort auf einer leichten Anhöhe kommt dem natürlichen Bedürfnis nach Aussicht der Bienen sehr entgegen.
Dadurch wird auch die Abfuhr der feuchten Stockluft aus dem Inneren des Volkes bei der Honigtrocknung durch die Bienen erleichtert. Herrlicher Honig in bester Qualität wird euch dies bestätigen.
Die Ausflugrichtung sollte immer zwischen Osten und Südwesten liegen, die frühe Sonne lockt die Bienen am Morgen bereits ins Freie. Im Sommer ist eine leichte Beschattung nicht von Nachteil. Vergesst nicht auf die Bienentränke.
So bastelt ihr euch eine Kübeltränke: Ihr bohrt zwei kleine Löcher im Bereich des oberen Kübelrandes. Anschließend füllt ihr den Kübel mit Wasser, verschließt ihn gut und dreht ihn um. Das Wasser steht nun im Kübelrand und wird gespeist aus den beiden Löchern, die unterhalb des Kübelrandes in den Kübel gebohrt wurden. Die Versteifungen im Kübelrand sind zu beseitigen, damit das Wasser rundherum fließen kann. Die Löcher dürfen nicht zu hoch gesetzt sein, sonst rinnt der Kübel aus. Vergesst nicht auf die Reinigung der Tränke. Der beste Standort dieser ist abseits des Bienenfluges, damit das Wasser nicht verunreinigt wird.
WAS IHR ABER AUCH NICHT VERGESSEN DÜRFT
Was ihr aber auch nicht vergessen dürft: Die Arbeit mit Bienen macht Freude, und es ist eine Freude, ihnen beim Flug und bei ihrem geschäftigen Treiben vor den Fluglöchern zuzusehen. Vergönnt euch einen Platz mit einem Liegestuhl, von wo aus ihr gut beobachten könnt. Mit der Zeit werdet ihr lernen aus dem Flugverhalten auf den Zustand und das Befinden des Bienenvolkes zu schließen.
Reihenaufstellung
Die gesetzlichen Regelungen zur Aufstellung
Durch Gesetze ist ganz genau bestimmt, wo und wie man Bienen aufstellen darf. Darin sind unter anderem die Abstände zur Nachbarschaft und zu öffentlichen Flächen genau geregelt. Das Arbeiten mit friedlichen Bienen ist eine Selbstverständlichkeit im besiedelten Gebiet.
Die gesetzlichen Regelungen zum Standort und zur Aufstellung sind in Österreich in den Bienenzuchtgesetzen der Bundesländer und in Deutschland im Bienenrecht festgehalten. Informiert euch genau darüber!
Verkleinerter Eingang einer Klotzbeute
Meldepflicht der Bienenstände
In Österreich wie in Deutschland sind ImkerInnen zur Meldung ihrer Bienenstände und zur laufenden Aktualisierung der Daten verpflichtet. Diese Meldepflicht besteht unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft und erfolgt separat.
In Österreich werden diese Informationen an das „Veterinärinformationssystem“ (VIS), eine Einrichtung der Statistik Austria, gemeldet. Dazu ist eine Registrierung beim VIS nötig. Imkervereine oder die Biene Österreich helfen euch sicher dabei.
Auch in Deutschland ist eine verpflichtende Meldung aller Bienenstände an das zuständige Veterinäramt notwendig. Dieses vergibt nach der Registrierung eine zwölfstellige Registriernummer, die bundesweit gilt. Auskünfte darüber erteilen die Imkerverbände, wie der Dachverband Deutscher Imkerverbund e.V. (www.deutscherimkerbund.de) oder der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund DBIB e.V. (www.berufsimker.de)
Welchen Sinn hat diese Meldepflicht? In erster Linie geht es um die Erfassung der Bienenstände und Völkerzahlen. In Zusammenhang mit der Krankheitsbekämpfung bei hochansteckenden Brutkrankheiten, wie etwa der Amerikanischen Faulbrut, ist eine lückenlose Sanierung aller in der Umgebung befindlichen Bienenstöcke unumgänglich. Durch die Meldepflicht ist es möglich alle Bienenstöcke eines Gebietes genau zu erfassen. Auch die Höhe der EU-Förderungen hängt von der Anzahl der gemeldeten Bienenvölker eines Staates ab.
„BIENE ÖSTERREICH“
... ist der Dachverband der Bienenzuchtverbände in Österreich. Seine Hauptaufgabe besteht in der Abwicklung von Fördervorhaben, er ist aber auch Ansprechpartner für Imkereiverbände.
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www.biene-oesterreich.at
DIE STANDORTE AUS BOTANISCHER SICHT
Stadtgebiete
Die Stadtimkerei hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt, der immer noch anhält. Die Bedenken, dass der Honig womöglich durch Abgase belastet sein könnte, wurden in zahlreichen Untersuchungen widerlegt. Großangelegter chemischer Pflanzenschutz fällt mehr oder weniger weg. Feinstaub ist kein Phänomen der Stadt, sondern ganzer Landstriche, schadet dem Honig aber nicht. So gesehen, kann man in der Stadt wunderbar mit Bienen arbeiten und sich an ihnen erfreuen.
Parks und Friedhöfe bieten fast ganzjährig ein Angebot an Blüten und Pollenpflanzen, man sieht es an den bunten Pollenhosen, die die Bienen selbst im Herbst noch heimbringen. Pflanzenvielfalt stärkt unsere Bienen, was wichtig für das Gedeihen des ganzen Volkes ist.
Unter dem Eiffelturm in Paris
Hoch oben am Hoteldach
Gemeinschaftsaufstellung im Wienerwald
Frühling in der Heckenlandschaft
Übergangsbereiche am Stadtrand
... sind meist recht vielfältig, aber auch hier muss das Hauptaugenmerk auf das Blütenangebot gerichtet werden. Reiner Wald bringt nicht viel, ich merke das zum Beispiel bei meinem Standort in Wien am Lainzer Tiergarten: Hier blüht es von März bis Anfang Juli. Im Juli reicht dann aber das geringe Angebot an Brombeerblüten nicht für die Versorgung der Bienen aus. Hier muss ich nach dem Abschleudern sofort Auffüttern oder ihnen gar den Honig lassen, sonst würden die Bienen verhungern. Also: Grün und Wald sind kein Garant für eine bienenfreundliche Umgebung!
Im Alpenvorland
Reines Grünland
... wie man es in den Voralpen findet, ist meist nur noch grün, wie es der Name schon sagt. Die Bewirtschaftungsintensität der Grünlandbauern erlaubt ihnen keine Spielerei mit bunten Wiesen, da geht es um die Maximierung der Futterqualität bezüglich Eiweißgehalt der Ration. „A Bleamal bringt mir koan Liter Milch“ (Eine Blume bringt mir keinen Liter Milch), so die Aussage eines Landwirtschaftsberaters vor Jahren. Sobald der Löwenzahn blüht, wird gemäht und siliert und die Bienen und andere blütenbesuchenden Insekten haben das Nachsehen. In diesen Gebieten können die meisten ImkerInnen nur noch auf die Waldhonigtracht hoffen.
Gewöhnliche Küchenschellen wachsen nur auf magerem Extensiv-Grünland.
Extensive Grünflächen
... sind hingegen ein Paradies für...