Magisterarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Soziologie - Individuum, Gruppe, Gesellschaft, Note: 1,0, Georg-August-Universität Göttingen, 81 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Individualisierung ', 'Biographisierung der Lebensführung', 'De-Institutionalisierung des Lebenslaufs' oder dramatischer: 'der flexible Mensch'. Das sind nun schon seit zwei Dekaden zentrale Begriffe des soziologischen Outputs zur Frage, wie das Verhältnis zwischen Mensch und Gesellschaft in der späten Moderne zu denken sei. Es geht um die Frage, wie sich Personen in komplexer gewordenen Institutionenlagen zurechtfinden (müssen) - mangels verlässlicher sozialer Orientierungsleistungen, die ein Leben im Spannungsfeld diffuser sozialer Anforderungen als Lebenszeit sinnvoll steuernde 'Ablaufskripte' zu 'leiten' in der Lage wären.
Biographie- und lebenslauftheoretische Fragen gewinnen vor diesem Hintergrund an gesellschaftstheoretischem Interesse. Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass in Gesellschaften der späten Moderne Konzepten vom 'Individuum' oder 'Subjekt' besondere Bedeutung zukomme. Beim Versuch, dies gesellschaftstheoretisch genauer zu fassen, zerfließt dieser Konsens allerdings in eine Vielzahl unterschiedlicher und unterschiedlich präziser theoretischer Ansätze. Neben der sicherlich populärsten These von der 'Individualisierung' stehen weitere Ansätze aus den Feldern der Biographieforschung, der Systemtheorie, von den Theoretikern der 'Post-Moderne' und nicht zuletzt figurationssoziologische Ansätze.
Die Arbeit gibt einen kurzen sensibilisierenden Überblick über dieses Themenfeld, um dann einen eigenen Entwurf vorzuschlagen, der im Kern biographietheoretische Überlegungen mit den Mitteln der Theorie autopoietischer Systeme reformuliert. Im Zentrum steht so gewissermaßen der Versuch einer systemtheoretisch inspirierten Phänomenologie biographischer Selbstvergegenwärtigung. Biographie wird dabei als 'Schnittstelle' gedacht, die einerseits als Form und Grammatik sozial forciert wird, andererseits aber konsequent als eine elaborierte Form der Selbstbeschreibung selbstreferentieller Bewusstseine zu denken ist.
Ein weiteres Thema sind die trügerischen Freiheiten in spätmodernen Gesellschaften, die aus der Umstellung von sozialstruktureller Kontrolle auf biographische Selbstkontrolle der Bewusstseine als 'soziales' Medium der Integration (in sozialwissenschaftlichen wie lebensweltlichen Diskursen) kommuniziert werden. Gibt es - um freilich ohne habermassche Theorie, aber in seinen Worten zu fragen - Sphären zur Formierung einer kommunikativen, 'vernünftigen' Identität?
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