Abb. 2: Blutgefäß mit Ablagerungen, sogenannten Plaques, aufgrund von Bluthochdruck, ungünstigen Blutfettwerten oder Diabetes mellitus
In diesem Kapitel wird darauf eingegangen, was generell unter „Blutdruck“ verstanden wird und ab wann man von Bluthochdruck spricht. Es werden Einflussfaktoren vorgestellt, die die Entstehung von Bluthochdruck begünstigen. Weiters wird diskutiert, ob ein erhöhter Blutdruck bereits eine Krankheit ist und warum es wichtig ist, dass der Blutdruck niedrige Werte annimmt.
Einige Mechanismen, die bei der Entstehung von Bluthochdruck eine wichtige Rolle spielen, werden detaillierter betrachtet. Das ist deshalb wichtig, da das Ausschalten dieser Faktoren helfen kann, der Entstehung von Bluthochdruck vorzubeugen, und bei bereits bestehendem Bluthochdruck eine wesentliche Rolle in der Blutdrucksenkung spielt.
Besonderes Augenmerk wird in diesem Kapitel auf die primäre Hypertonie (Bluthochdruck ohne spezifische ursächliche Vorerkrankung) gelegt, da diese Form die weitaus häufigste, ihre Entstehung komplex und die gänzliche Verhinderung der Entstehung daher nur sehr eingeschränkt möglich ist. Vielmehr erhöht das Vorhandensein eines oder mehrerer Risikofaktoren die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer primären Hypertonie.
Bluthochdruck tritt selten als alleiniges Gesundheitsproblem auf. Meist ist er mit anderen Faktoren des sogenannten metabolischen Syndroms verbunden und erst das gemeinsame Auftreten dieser Faktoren bedingt die Schädlichkeit des Bluthochdrucks und seine Rolle bei der Entstehung von Folgeerkrankungen wie Nierenerkrankungen und insbesondere von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzversagen und arterieller Verschlusskrankheit. Auch auf diese Zusammenhänge wird in diesem Kapitel näher eingegangen.
BLUTDRUCK – BLUTHOCHDRUCK
Druck definiert sich als Kraft pro Fläche. Der Blutdruck ist jene Kraft, den das Blut auf die Gefäßwand (Fläche) ausübt. Im ärztlichen Sprachgebrauch meint man damit üblicherweise den Blutdruck in den vom Herzen wegführenden großen Gefäßen, den Arterien. Der Blutdruck wird in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) gemessen. Es werden immer zwei Werte, ein erster, hoher Wert (systolischer Blutdruck) und ein zweiter, niedriger Wert (diastolischer Blutdruck), angegeben. Der systolische Blutdruck ist der Druck in den Blutgefäßen, während sich das Herz kontrahiert und das Blut wegpumpt (Systole), der diastolische Blutdruck ist der Druck in den Gefäßen, während sich das Herz wieder entspannt und mit Blut füllt (Diastole).
Abb. 3: Blutdruckmessen – ein wichtiges Kontrollinstrument
Grundsätzlich wird der arterielle Blutdruck durch zwei Faktoren bestimmt: Das eine ist das Herzminutenvolumen – also jene Menge Blut, die das Herz pro Minute in den Körper pumpt – und dient als Ausdruck der Herzkraft. Das Herzminutenvolumen ist von vielen Faktoren abhängig, die größtenteils durch das Herz und dessen Funktionalität und den Widerstand im Kreislauf bedingt sind. Das Herzminutenvolumen ist aber auch vom gesamten zirkulierenden Blutvolumen abhängig. Das Blutvolumen steht wiederum mit der Regulation des Wasser- und des Salzhaushaltes (vor allem Natrium) in Zusammenhang. Deshalb kann der Blutdruck auch durch Veränderung des Körperwassers oder der Körpersalze beeinflusst werden. Die zweite wichtige Größe, von welcher der Blutdruck abhängt, ist der Widerstand, den die Blutgefäße dem Blutvolumen entgegensetzen: Die Blutgefäßwände bestehen aus glatten Muskelzellen. Wenn sich diese zusammenziehen (kontrahieren), verengt sich das Blutgefäß und der Widerstand für den Blutfluss steigt. Das Herz überwindet diesen Widerstand, indem es das Blut mit einem höheren Druck (Blutdruck) in den Körper pumpt.
Abb. 4: Der Blutdruck in den Gefäßen, während das Herz Blut auswirft, nennt sich systolischer (oberer) Blutdruck. Jenen, der in den Gefäßen herrscht, während das Herz sich wieder mit Blut füllt, bezeichnet man als diastolischen (unteren) Blutdruck.
Alle Faktoren, die also dazu führen, dass sich die Blutgefäße verengen, führen zu einem höherem, alle Faktoren, die dazu führen, dass sich die Blutgefäße erweitern, zu einem niedrigeren Blutdruck.
Bei gesunden Menschen wird der Blutdruck sehr genau geregelt, da sowohl ein zu hoher als auch ein zu niedriger Druck die Organe schädigen würde. In die Regulation des Blutdrucks sind verschiedene Systeme des Körpers involviert. Eine besondere Bedeutung dabei haben verschiedene Botenstoffe des Körpers (Hormone). Dazu gehören beispielsweise Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin, die einerseits Auswirkungen auf die Schlagkraft des Herzens haben und andererseits den Gefäßtonus und somit die Enge und Weite der Blutgefäße regulieren. Beide Mechanismen tragen zur Blutdruckregulation bei.
Andere Hormone wie das Renin-Angiotensin-Aldosteronsystem, das Antidiuretische Hormon oder das Natriuretische Peptid wirken vor allem auf die Niere und regulieren dort die Ausscheidung von Salzen (vor allem Natrium) und Wasser. Auch das hat einen regelnden Effekt auf den Blutdruck. Die letztgenannten Hormone haben zusätzlich, ähnlich wie die zuvor genannten Stresshormone, einen Einfluss auf die Kontraktion der Muskulatur der Blutgefäße und wirken so zusätzlich blutdruckregulierend. Bei Bluthochdruck ist diese Selbstregulation des Blutdrucks beeinträchtigt. Medikamente gegen Bluthochdruck nützen diese Vorgänge und greifen über die genannten Hormonsysteme in die Blutdruckregulation ein.
Ab einem Alter von etwa 50 Jahren ist der systolische Blutdruck ein wichtigerer Wert als der diastolische, um das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erfassen. Bei älteren Personen scheint auch die Blutdruckamplitude – so bezeichnet man die Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck – eine Rolle zu spielen (siehe Abb. 4).
Die krankhafte Erhöhung des Blutdrucks auf Werte, die zu einer Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems führen, wird als (arterielle) Hypertonie oder Bluthochdruck bezeichnet. Einen Grenzwert anzugeben, ab wann der Blutdruck krankhaft zu hoch ist, ist schwierig, da die Wahrscheinlichkeit für schwere Gesundheitsbeeinträchtigungen bereits bei relativ niedrigen Blutdruckwerten zu steigen beginnt und darüber hinaus von vielen verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, zusätzlichen Krankheiten, bereits eingetretenen Schäden oder weiteren Risikofaktoren abhängt.
Das Risiko für die Entwicklung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung beginnt bereits bei Blutdruckwerten ab 110 bis 115 mmHg systolisch bzw. ab 70 bis 75 mmHg diastolisch zu steigen. Für jede Steigerung des Blutdrucks um zusätzliche 20 mmHg kann mit einer Verdoppelung des Risikos für die Entwicklung einer schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankung gerechnet werden. Das gilt für alle Altersgruppen (siehe Abb. 5).
Abb. 5: Zusammenhang zwischen systolischem Blutdruck und schwerwiegender Herz-Kreislauf-Erkrankung in verschiedenen Altersgruppen
Von Bluthochdruck spricht man gemäß gültiger Definition dann, wenn eine Senkung des Blutdrucks einen größeren Gesundheitsnutzen erwarten lässt als mögliche Gesundheitsgefahren durch Nebenwirkungen einer Blutdrucksenkung. Da die blutdrucksenkende Therapie in den letzten Jahrzehnten immer besser und sicherer geworden ist, ist in den vergangenen Jahrzehnten auch die Grenze für Bluthochdruck immer weiter nach unten korrigiert worden. Gemäß derzeit gültigen Definitionen liegt hoher Blutdruck dann vor, wenn der Blutdruck dauerhaft über 140/90 mmHg liegt. Wenn von den beiden Blutdruckwerten (systolischer und diastolischer) einer zu hoch und einer normal ist, gilt auch das bereits als Bluthochdruck. Diese Definition gilt für Personen, die keine Medikamente gegen Bluthochdruck nehmen und die im Moment keine akute Krankheit haben (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1: Einteilung des Blutdrucks in Kategorien
Von Bluthochdruck (Hypertonie) spricht man, wenn entweder der systolische Blutdruck größer als 140 mmHg oder der diastolische größer als 90 mmHg ist.
Im Gegensatz zu den europäischen Klassifikationen teilen US-amerikanische Fachgesellschaften den Blutdruck in etwas andere Kategorien ein (siehe Tabelle 2).
Tabelle 2: Einteilung des Blutdrucks in Kategorien entsprechend amerikanischen Fachgesellschaften
SYMPTOME BEI BLUTHOCHDRUCK
Üblicherweise verursacht Bluthochdruck keinerlei Symptome. Deshalb gibt es viele Menschen, die zwar von Bluthochdruck betroffen sind, es aber gar nicht wissen. Bluthochdruck wird daher auch als „stille Krankheit“ bezeichnet. Auch wenn hoher Blutdruck keine Beschwerden verursacht, ist es dennoch wichtig, Patienten mit Hypertonie frühzeitig zu...