Die ersten Versuche ein Boot zu beherrschen
Da ich ja nun mit dem Boot zurecht kommen musste, meine damalige Bekannte hatte auch keine Ahnung vom „Bootfahren“, war „Üben, üben, üben“ angesagt. Wenn der Motor erst lief, und die Leinen los waren, konnte keiner mehr helfen. Hat aber alles so leidlich geklappt.
Vorausfahrt war ja noch ganz einfach, Getriebehebel nach vorne, den kleinen Gashebel auch nach vorne, wunderbar!! Das Schiff hatte einen sehr schlanken Bug, und lief sehr gut. Beim Anlegen passierte es dann des öfteren, das die Maschine einfach stehen blieb. Getriebehebel zum abstoppen nach hinten, Gashebel instinktmäßig auch nach hinten, dadurch zu wenig Gas, und Maschine stopp, Sch……!! Bedurfte also längerer Übung!! Gefiel mir überhaupt nicht!!! Habe mir bei Freunden auf ihren Schiffen die Sache mal angesehen, und siehe da, es gibt ja auch „Einhebelschaltungen“. Also musste ich die gesamte Gashebel- und Getriebeschaltung umbauen. War Arbeit für den nächsten Winter, wenn das Boot an Land steht. Was mir als nächstes nicht gefiel war, das Boot hatte keinen Wassertank. Da ich ja mittlerweile so langsam dahinter kam, was es so alles im Sektor „Sportboot“ gibt, taten sich natürlich so allerhand Wünsche und Vorstellungen auf. Auf meiner >ORION< war jedenfalls lediglich ein 35 Liter Wasserkanister mit Wasserhahn im Waschraum an die Wand aufgehängt. Wie gesagt, ich hatte von Sportbooten keine Ahnung, damals!!!! Also, Arbeit für`s Winterlager!!! Im Cockpit waren lose aufgelegte Bretter verlegt, musste auch geändert werden. Der Vorbesitzer ist nur auf Weser und Hunte gefahren, auf See war der mit Sicherheit nicht.
Na ja, nun kam der Herbst, und meine >ORION< musste ja auch an Land. Der SWE hatte damals noch den Hauptanleger beim Elsflether Bahnhof, und auch Winterlagerflächen, aber da war kein Platz mehr. Ich habe dann bei einem Bauern in Elsfleth-Lienen, in einer leeren Scheune, einen wundeschönen, praktischen Liegeplatz bekommen, mit Strom und Wasser. Einen Bootswagen hatte ich für das Boot. Ich habe das Boot in den Industriehafen von Elsfleth gefahren. Dort mit einem Hafenkran das 4 Tonnen schwere Boot auf den Bootswagen gesetzt, und mit einem Unimog 3 Km weiter nach Elsfleth-Lienen gefahren, und in die Scheune geschoben, und die Änderungs- und Überholungsarbeiten konnten beginnen. Inzwischen hatte ich mich auf den Schiffen meiner Freunde umgesehen, und mir jede Menge Tipps geholt. Ich konnte mein Wissen über Sportboote gewaltig ausbauen, und meine Phantasie fing auch schon an „Blasen“ zu schlagen.
Das größte Problem war, die Getriebeschaltung mit dem gewaltigen Schalthebel auf Einhebelschaltung umzubauen. Die Bowdenzüge für die Schaltung haben ja nur einen Schaltweg von ca. 6 cm. Der Gaszug war kein Problem. Der Getriebehebel musste also soweit gekürzt werden, das ich auf einen Schaltweg von Voraus, über Null bis Zurück auf ca. 6 cm kam. Das Problem war nun, das sich dieses mechanische Getriebe mit einem dermaßen eingekürzten Schalthebel mit einem normalen Bowdenzug nicht mehr bewegen lässt. Außerdem macht eine normale Einhebelschaltung diesen Kraftaufwand nicht mit. Die erforderliche Einhebelschaltung habe ich dann selbst angefertigt, natürlich aus Edelstahl. Als Bowdenzug musste ein Kugelgelagerter Zug aus einem P&H-Bagger herhalten. Hat funktioniert!! Nun hatte meine >ORION< auch eine Einhebelschaltung.
Einen größeren Wassertank konnte ich im Vorschiff einbauen, mit Füllstutzen an Deck, und einer Pumpe, die mit dem Wasserhahn bedient wurde.
Der Cockpitboden wurde mit Wasserfesten dicken Sperrholzplatten ausgelegt, mit entsprechenden Luken für die erforderlichen Bedienungselemente, die unter den Flurplatten lagen.
Im laufe der Winterlagerarbeiten hatte ich festgestellt, das im Kielbereich, vom Vorbesitzer, durch Rechnungen nachgewiesen, von einer Werft gepflegt, diverse Durchrostungen waren. Neue Stahlplatten wurden im Kielbereich aufgeschweißt, und das Schiff war wider dicht. Die neue Saison konnte beginnen.
Meine >ORION< schwamm wieder und alles war OK. Die ganze Arbeit war „Schnee von gestern“, und alles funktionierte. Konnte ich ja nun vernünftige Manöver fahren!!!
Im laufe der Saison fuhren wir des öfteren nach Bremen und ankerten vor dem Weserwehr, oder wir fuhren nach Oldenburg zum Oldenburger Yachtclub. Auch nach Bremerhaven haben wir uns getraut, und haben an der Geeste festgemacht, oder auch durch die Schleuse in den Fischereihafen.
Aber wie das bei mir so ist, im laufe der Saison habe ich dann doch so einige Mängel festgestellt, die, der Bequemlichkeit zu dienen, doch sicherlich geändert werden können. Da war zum Beispiel die sehr bequeme Sitzecke, die zum Schlafen in eine „Liegewiese“ umgebaut werden musste. Da ließ sich doch sicher was ändern. Das nächste Winterlager kommt bestimmt!!!
Der Volvo Benziner lief eigentlich wie ein Uhrwerk. Keinerlei Probleme, bis auf die Tatsache, das ich unmittelbar nach dem starten der Maschine nicht losfahren konnte, da dann beim Einlegen des Getriebes der Motor einfach stehen blieb. Nach ca. 10 Minuten Warmlaufzeit war alles OK. Wenn ich mal schnell ablegen musste, ging das nur mit erhöhter Drehzahl, aber das tut dem Getriebe überhaupt nicht gut. Das war aber ein kleines Übel, damit konnte ich leben. Das größere Übel war das Getriebe. Bei Getriebestellung „NULL“ machte das Schiff noch weiterhin Fahrt voraus. Die Vorauslamellen im Getriebe waren dann zwar gelöst, wurden aber durch das Getriebeöl noch immer mitgenommen, die Welle drehte also noch immer voraus, nicht Kraftschlüssig, aber immerhin konnte ich nicht auf der Stelle stehen bleiben. Dünneres Öl brachte auch nicht die Lösung. Also wieder mal die Gehirnzellen mobilisieren!!! Na ja, unser Schiff ist eben ein Loch im Wasser, in welches wir unser ganzes Geld werfen!!! Außerdem brauchte ich mir über Arbeitsmangel während des nächsten Winterlagers keine Gedanken machen.
Und das nächste Winterlager kam, und meine >ORION< fand wieder einen Platz bei „meinem Bauern“ in Elsfleth-Lienen. Außerdem konnten drei meiner Mitstreiter mit ihren Booten auch dort unterkommen. War toll, war ich doch auch im Winter nicht alleine bei der Arbeit. Da konnte man sich viel besser austauschen und gegenseitig auch mal helfen.
Wie schon angedeutet, der Salon wurde umgebaut. Das Vorschiff bekam eine feste Koje für zwei Personen. Im Salon habe ich eine Pantry mit ausziehbarem Tisch eingebaut, der Waschraum wurde vergrößert, und das Waschbecken bekam einen Unterflur 5 Liter-Boiler .und eine Einhebel-Mischarmatur. Zu tun hatte ich, wie man sieht, immer genug.
Meine Freunde haben schon immer gelacht, und gefragt wie oft ich noch das Schiff umbauen wolle, und jedes Jahr war meine Antwort, das sei das letzte mal!! Wie man sich doch täuschen kann!!!!
Im Sommer haben wir das Boot sehr viel genutzt, aber auch sehr oft ich alleine. Habe sehr viel mit dem Boot geübt. Beim „Rückwärtsfahren“ hatte ich sehr viele Probleme mit dem „Radlaufeffekt“. Durch die „Rechtsdrehende Schraube“ drehte beim Aufstoppen und beim Rückwärtsfahren das Heck sehr stark nach links. Durch die Bauart lag das Heck nur wenige Zentimeter im Wasser. Hatte dem Radlaufeffekt also nicht viel entgegenzusetzen. Durch Einschweißen eines Bleches vom Kiel bis zur Ruderhacke konnte ich dieses Problem weitestgehend beseitigen. Das Boot wurde immer besser und vor allen Dingen auch praktischer.
Ich weiß nicht mehr so genau in welchem Jahr ich was umgebaut habe, aber im Sommer 1979 kam mir die Idee, da die Persenning für das doch recht große Cockpit so ziemlich hinüber war, und mit den Reißverschlüssen und Fenstern doch so einiges kosten würde, das ganze Achterschiff umzubauen. Ich wollte einen geschlossenen Salon aufbauen. Aber wie??? Wie würde das aussehen??? Was macht die Stabilität??? Welche Materialien??? Jetzt sitzen wir, wenn Gäste an Bord sind, alle gemeinsam im Cockpit. Was ist nach dem Umbau??? Eventuelle Gäste sonnen sich während der Fahrt vorne an Deck, und ich sitze im geschlossenen Salon am Fahrstand und schwitze mir die Badehose durch!!! Nee, geht überhaupt nicht!!! Das entgültige Ergebnis meiner Überlegung war, auf dem Salon musste noch eine „Flybridge“ mit zweitem Steuerstand. Eine äußerst gewagte Vorstellung, aber machbar??? Es folgten so einige schlafarme Nächte. Wie sieht das denn aus, eine „Flybridge“ oben auf dem Salondach??
Na, mal sehen. Ich habe mir ein Modell gebaut, und siehe da, gar nicht so schlecht!! Musste ich „nur“ noch das Gewicht, und die Verteilung in den „Griff“ bekommen.
Musste ich doch meine schlummernden Kenntnisse vom Schiffbau aus meinem Studium in meinem Gehirn aktivieren, und dann ging die Rechnerei und Zeichnerei los, mit dem Ergebnis, das es funktioniert, auch auf See!!!
Das Gerippe für den Salon habe ich aus Vierkant-Stahlrohr gebaut und mit dem Stahlrumpf verschweißt. Die Verkleidung wurde aus 3 mm starkem Seewasserfestem Aluminium angefertigt und verschweißt. Die Fenster habe ich aus 6 mm Röhm-Plexiglas, in Alurahmen gefertigt. Die...