Die Canon EOS 6D Mark II kennenlernen
Mit der EOS 6D Mark II schickt Canon die erfolgreiche 6D-Serie in ein neue Runde und liefert damit einen großen Vollformatsensor sowie viele aktualisierte und neue Funktionen in einem handlichen und leicht zu bedienenden Gehäuse zum vernünftigen Preis ab. Lernen Sie Ihre neue fotografische Begleiterin im Laufe dieses Buches ganz genau kennen und nutzen Sie das erworbene Wissen, um anschließend eigene Projekte umzusetzen und neue Herausforderungen zu meistern. Dabei wünschen wir Ihnen jede Menge Spaß!
1.1Die zentralen Merkmale im Überblick
Knapp viereinhalb Jahre hat es gedauert, bis Canon mit der EOS 6D Mark II eine würdige Nachfolgerin der beliebten EOS 6D auf den Markt gebracht hat. Etwas tiefer, aber nur 10g schwerer ist das Gehäuse geworden, und die Kamera liegt ergonomisch betrachtet nach wie vor sehr griffig in der Hand.
Das Gehäuse aus Aluminium und glasfaserverstärktem Polykarbonat liegt gut in der Hand und ist gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Das gab uns die nötige Sicherheit, auch unter widrigen Bedingungen bei Nebel und Nieselregen mit der EOS 6D Mark II auf Motivjagd zu gehen.
Toll fanden wir gleich beim ersten Auspacken den schwenkbaren Monitor, den wir bei den höher angesiedelten Vollformatkameras von Canon schon öfter schmerzlich vermisst haben. Damit erleichtert die EOS 6D Mark II die Kameraführung beim Filmen genauso wie das Aufnehmen von Makromotiven auf Bodenhöhe oder Über-Kopf-Aufnahmen bei Konzerten.
Das AF-Modul wurde von der EOS 80D (1,6× Cropfaktor) übernommen, daher liegen die AF-Messfelder alle recht eng in der Bildmitte.
Was hat sich sonst noch so unter der dunklen Haube getan? Nun, vor allem wurde die Auflösung des Sensors auf 26,2 Megapixel erhöht, die Reihenaufnahmegeschwindigkeit auf maximal 6,5 Bilder pro Sekunde angehoben und die Anzahl an Autofokusfeldern von 11 auf 45 gesteigert, was die EOS 6D Mark II unter anderem auch für Sportaufnahmen bestens präpariert. Davon konnten wir uns selbst bei verschiedenen Veranstaltungen überzeugen.
Wobei zu bemerken ist, dass sich die AF-Messfelder allesamt ziemlich eng in der Bildmitte tummeln. Es wird also bei statischen Motiven des Öfteren notwendig sein, die Schärfe über die Bildmitte einzustellen, sie mit halb gedrücktem Auslöser zu speichern, die Kamera auf den gewünschten Bildausschnitt zu schwenken und dann erst auszulösen – was, nach ein wenig Eingewöhnen, aber auch zügig von der Hand geht. Dazu erfahren Sie im Laufe dieses Buches noch mehr. Bei Motiven in Bewegung muss der Bildausschnitt nachträglich gegebenenfalls etwas beschnitten werden, um das Hauptmotiv aus bildgestalterischer Sicht aus der Mitte zu holen. Bei Livebildaufnahmen sorgt hingegen der schnelle Dual Pixel CMOS AF dafür, dass Motive bis fast an den Bildrand zügig scharf gestellt werden können.
Dual Pixel CMOS AF
Auf 80% der Sensorfläche setzen sich die Sensorpixel der EOS 6D Mark II aus je zwei Fotodioden zusammen. Diese nutzt der Dual Pixel CMOS Autofokus, um die Schärfe aus zwei unterschiedlichen Messwinkeln zu ermitteln. Damit lässt sich der richtige Autofokusabstand in nur einem Einstellvorgang ultraschnell ermitteln und dem Objektiv zwecks Scharfstellung mitteilen. Der Vorgang ähnelt der Schärfemessung, die beim Fotografieren mit dem optischen Sucher zum Einsatz kommt (Phasenerkennungs-AF), findet aber im Livebildmodus auf Ebene des Sensors statt. Unabhängig von der Schärfemessung liefert jedes Fotodiodenpaar nur einen Bildpunkt.
Bei hochgeklapptem Spiegel ist der Vollformatsensor der EOS 6D Mark II zu sehen (35,9× 24 mm, 26,2 Megapixel, 6240 × 4160 Bildpixel).
Positiv fällt zudem die gute Signalverarbeitung bei hoher Lichtempfindlichkeit auf, sprich, bis ISO 6400 sind die Bilder erfreulich rauscharm und darüber hinaus können Sie bis ISO 25600 immer noch Bilder erwarten, die sich rein technisch betrachtet nicht zu verstecken brauchen. Nur die ganz hohen Empfindlichkeitsstufen bis ISO 104200 sind dann im Hinblick auf Bildrauschen mit Vorsicht zu genießen. Schlechte Lichtbedingungen schrecken die EOS 6D Mark II somit auch nicht davon ab, Ihnen gute Ergebnisse zu liefern.
Mit von der Partie sind zudem der intuitiv zu bedienende Touchscreen, der Dual Pixel AF zum schnellen Scharfstellen im Livebild und einer leisen und präzisen Schärfenachführung beim Filmen, Funktionen für Mehrfachbelichtungen und Intervallaufnahmen sowie für Zeitraffer- und HDR-Videos. Die Konnektivität umspannt das GPS-Datenlogging zum direkten Einspeichern von Ortsdaten, und die Bluetooth-, NFC- und WLAN-Funktionen, mit denen der Bildaustausch oder die Fernbedienung mit Smartgeräten oder Computern ermöglicht wird.
Da bleiben kaum noch Wünsche offen, oder doch? Einen zweiten Speicherkartensteckplatz hätten wir uns gewünscht, um bei wichtigen Shootings mehr Datensicherheit zu haben. Auch hätte Canon der EOS 6D Mark II ruhig eine 4K-Videofunktion verpassen können. Zwar reicht das Full-HD-Format heute noch für die meisten Anwendungen aus, aber die Zukunft wird sicherlich immer weiter in Richtung höherer Auflösung tendieren.
Insgesamt hat sich die EOS 6D Mark II bei unseren Tests in den unterschiedlichsten Aufnahmesituationen bravourös geschlagen. Wir konnten uns stets auf die zuverlässige Spiegelreflexkamera verlassen, die sich uns als vielseitiges, flexibles und angenehm zu bedienendes Arbeitsgerät präsentiert hat.
1.2Die EOS 6D Mark II stellt sich vor
Um Ihnen einen systematischen Überblick über das Gehäuse und die darauf angeordneten Bedienelemente zu verschaffen, werden wir die EOS 6D Mark II im Folgenden von allen Seiten vorstellen.
Bedienelemente auf der Vorderseite
Wenn Sie sich die EOS 6D Mark II von vorne ohne angesetztes Objektiv anschauen, springt Ihnen sicherlich der Auslöser als eines der wichtigsten Bedienelemente gleich ins Auge. Er wird zum Fokussieren bis auf den ersten Druckpunkt und für die Bildaufnahme ganz heruntergedrückt. Rechts daneben befindet sich die Selbstauslöser-Lampe , die die verstreichende Vorlaufzeit bei Aufnahmen mit Selbstauslöser visualisiert. Hinter den beiden kleinen Öffnungen links und rechts des Sucherkastens verbirgt sich das integrierte Stereomikrofon , das den Ton beim Filmen in Stereo aufzeichnet.
Canon EOS 6D Mark II von vorne.
Im Zentrum der Kamera ist der silberne Bajonettring lokalisiert. Er trägt eine rote EF-Objektiv-Ansetzmarkierung , um das Objektiv an der richtigen Stelle anzusetzen und mit einer Drehung im Uhrzeigersinn an der Kamera zu befestigen. Zum Lösen des Objektivs drücken Sie die Objektiventriegelungstaste und drehen das Objektiv gegen den Uhrzeigersinn. An der Fernbedienungsbuchse können Kabelfernauslöser mit N3-Anschluss (zum Beispiel Canon RS-80N3, TC-80N3) angeschlossen werden. Die elektrischen Kontakte am Bajonett sorgen für eine einwandfreie Kommunikation zwischen Kamerabody und Objektiv. Darüber sehen Sie im Innern des Spiegelkastens den schräg angeordneten Spiegel . Dieser leitet das meiste Licht vom Objektiv zum Sucher weiter und schickt einen kleinen Teil nach unten, damit die Autofokussensoren scharf stellen können. Er schwingt zudem bei der Belichtung nach oben und gibt den Sensor für die Bildaufnahme frei. Den Sensor selbst bekommen Sie daher nur zu Gesicht, wenn Sie im Zuge der Sensorreinigung den Spiegel manuell hochklappen.
Unten, dicht neben dem Bajonettrahmen, befindet sich die Schärfentiefe-Prüftaste . Mit ihr können Sie die zu erwartende Schärfentiefe vor der Aufnahme im Sucher oder Livebild verfolgen, was für die kreative Bildgestaltung enorm wichtig ist. Sollten Sie Ihre EOS 6D Mark II über den optionalen Netzadapter AC-E6N mit Steckdosenstrom betreiben, können Sie das Kabel des dazugehörigen DC-Kupplers DR-E6 aus dem Akkufach heraus durch die DC-Kuppler-Kabelöffnung leiten, was das Schließen des Akkufachs dann wieder möglich macht. Mit dem Sensor für die Fernbedienung (zum Beispiel Canon RC-6) schließen wir den Rundgang durch die frontalen Bedienelemente ab.
Bedienelemente der Kamerarückseite
Von hinten betrachtet präsentiert sich die EOS 6D Mark II zwar mit vielen Tasten, aber dennoch übersichtlich gestaltet. Das...