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E-Book

Coaching in der Praxis

Tipps, Übungen und Methoden für unterschiedliche Coaching-Anlässe

AutorSabine Prohaska
VerlagJunfermann
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783955711634
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Coaching-Anfänger suchen häufig nach Methoden, die sich in der Praxis schnell und einfach anwenden lassen. Sie brauchen Antworten auf Fragen wie: Was mache ich, wenn jemand mit einem Entscheidungsproblem zu mir kommt? Oder: Welche Methode kann ich anwenden, wenn das Thema meines Klienten 'Karriereberatung' lautet? Diesem Anliegen trägt Sabine Prohaska Rechnung und hat, unterstützt durch fünf Kolleginnen und Kollegen, ein Praxisbuch zusammengestellt, klar geordnet nach Themenbereichen, die einem Coach in seinem Alltag am häufigsten begegnen. In den einleitenden Texten zu jedem Themenbereich liefert die Autorin zudem grundlegende Informationen aus ihrer eigenen Coaching-Praxis sowie wertvolle Tipps im Umgang mit den entsprechenden Problemfeldern. Gedanken zur systemischen Fragetechnik und ein spezielles Kapitel zu Humor in der Beratung runden das Buch ab. Mit Beiträgen von Paul Bischofberger, Georg Breiner, Andrea Jindra, Verena Merkatz und Franziska Schmalzl.

<strong>Sabine Prohaska</strong>, Wirtschaftspsychologin, Trainerin und systemisch lösungsorientierter Coach. Mit ihrer Firma seminar consult veranstaltet sie Coaching- und Trainerausbildungen. <a href="http://www.seminarconsult.at">www.seminarconsult.at</a>.

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Leseprobe

1. Karrierecoaching


In diesem Kapitel lernen Sie effiziente Methoden für das Karriere- und Outplacement-Coaching kennen.

Sichworte: Stärken und Ressourcen finden, neue Wege gehen

1.1 Einleitende Gedanken


Der Beruf ist in der heutigen Zeit ein zentraler Lebensbereich, der bei den meisten Menschen stark mit dem eigenen Selbstwert verbunden ist. Wir verbringen wahrscheinlich mehr Zeit mit der Arbeit, mit Kollegen und Kunden als mit unserer Familie. Eine berufliche Tätigkeit sollte deshalb, wenn möglich, gut zu einer Person und ihren Talenten passen.

Vieles weist darauf hin, dass die Bedeutung von Coaching im Bereich der „Karriereberatung“ weiter zunehmen wird – allein schon, weil die Berufswahl sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark verändert hat. Waren es früher Eltern oder Lehrer, die uns den Berufsweg vorzeichneten, so haben wir heute unendlich viele Möglichkeiten, selbst unsere Wahl zu treffen. Auch die Berufe haben sich verändert, genauso wie die Ausbildungen und der Zugang zu Ausbildungswegen. Wir haben jetzt die Qual der Wahl.

Aber auch der Arbeitsmarkt hat sich stark gewandelt. Soziologen schätzen, junge Arbeitnehmer von heute werden bis zu ihrer Rente elfmal den Arbeitgeber wechseln.

Folgende drei Situationen sind im Karrierecoaching am häufigsten anzutreffen:

  1. Jemand beendet eine Ausbildung / ein Studium und ist auf der Suche nach dem „richtigen“ Beruf bzw. der richtigen Position oder Branche.
  2. Jemand mit konkreten Berufsvorstellungen möchte bzw. wird innerhalb des eigenen Unternehmens oder innerhalb der eigenen Branche den nächsten Karriereschritt gehen.
  3. Der Coachee ist ohne Arbeit, hat also einen Jobverlust hinter sich und steht jetzt (unerwartet) vor der Frage, wie es weitergehen soll. Hier kann es sich auch um Outplacement-Coaching im Auftrag des vorherigen Arbeitgebers handeln.

Allen drei Bereichen gemeinsam ist das Thema der eigenen Stärken-/Schwächen-analyse. „Was kann ich eigentlich besonders gut?“, „Was geht mir leicht von der Hand und ist somit eine meiner Stärken, die ich auch im (nächsten) Job einsetzen möchte?“ Bei den Schul- und Universitätsabgängern ist dieser Bereich oft besonders schwierig, da noch wenig Praxiserprobung vorhanden ist. Außerdem hat es in diesen Fällen häufig den Anschein, als gäbe es keine konkreten Beispiele oder Situationen, um Stärken herauszufinden.

Der zweite zentrale Punkt in allen drei Situationen ist das Thema der eigenen Wünsche: „Was will ich eigentlich?“ „Welcher Beruf / welche Position macht mich glücklich?“ Für diese Fragen fehlt im Alltag oft die Zeit. Deshalb ist das Coaching ein guter Ort, um sich dieser Themen bewusst zu werden.

So einfach beides hier klingt, die Praxis zeigt, dass die Arbeit an den eigenen Wünschen und Stärken eine sehr schwierige ist. Oftmals steht die Ratio im Weg, denn hier geht es um ein mehr intuitives Wissen. Das erfordert im Coaching aber andere Zugänge als bloßes Fragenstellen. Wir müssen unsere Coachees auf anderen Wegen zu ihren eigenen Ressourcen führen, denn rein kognitive Überlegungen haben die meisten bereits angestellt. – Mit dem Ergebnis: „Ich kann einiges, aber nichts wirklich gut.“ Oder: „Ich glaube, ich habe gar kein besonderes Talent“ o. Ä.

 Beispiel: Was würde Johnny Depp über Sie sagen?

Ich erinnere mich an ein Karrierecoaching mit einem jungen Mann von 18 Jahren. Er hatte die Schule kurz vor der Matura abgebrochen und kam ratlos ins Coaching. Seine Eltern hatten ihn geschickt. Die Aufgabe war, einen passenden Beruf oder Ausbildungsweg für ihn zu finden. Die Suche nach seinen Stärken und Wünschen lief sehr zäh, er vermittelte verbal wie nonverbal Ratlosigkeit, „Null Bock“, Verzweiflung. Fast wäre ich ins selbe Fahrwasser gekippt und hätte die Situation ebenfalls für aussichtslos gehalten. Da fragte ich ihn spontan, ob er ein Idol habe, jemanden, den er bewundere. Und wie aus der Pistole geschossen nannte er Johnny Depp. Er erzählte mir kurz, was ihn an diesem Schauspieler so faszinierte.

Darauf meinte ich: „Wenn wir davon ausgehen, dass Johnny Depp Sie genauso gut kennt wie Sie ihn; und wenn Johnny Depp jetzt bei mir sitzen würde: Welche Stärken würde er Ihnen zuschreiben?“ Bei dieser Frage musste mein Klient das erste Mal schmunzeln und seine Stimmung hellte sich etwas auf. Die Vorstellung, dass Johnny Depp bei mir sitzen und über ihn sprechen könnte, war wohl zu eigenartig. Aber erstaunlicherweise sprudelten plötzlich Stärken und Wünsche nur so aus ihm heraus. Fachlich gesprochen erleichterte ihm die Dissoziation, also das Abstandnehmen von seinem Problem, die Sicht auf seine eigenen Stärken. Natürlich gelingt es nicht immer so leicht, mit einer etwas anderen Perspektive einen Berufswunsch zu formulieren, aber es kann ein erster wichtiger Schritt sein.

Im Situationsbereich 3 (Kündigung) muss in der Regel mit dem Coachee vorab die Situation des Arbeitsplatzverlustes bearbeitet werden. Erst ein Abschiednehmen vom alten Arbeitsplatz macht es möglich, sich auf die Suche nach einer neuen Herausforderung einzulassen. Außerdem geht der Arbeitsplatzverlust zumeist mit einem verringerten Selbstwert einher. In dieser Situation ist es noch schwieriger, die eigenen Stärken und Wünsche zu erkennen.

Handelt es sich im Feld des Karrierecoachings um eine gänzliche Neuorientierung, ist eine Portion Geduld erforderlich. Wenn die Stärken / Ressourcen oder eigenen Wünsche klar wären, bräuchten unsere Coachees dafür kein Coaching. Also begeben wir uns gemeinsam auf die Suche nach den verschütteten oder versteckten Schätzen. Und dieser Weg kann schon einige Coachingeinheiten in Anspruch nehmen. Neben Geduld sollten wir aber auch den Glauben daran haben, dass jeder Mensch seine ganz individuellen Stärken hat und diese auch in einem entsprechenden Berufsfeld einsetzen kann.

Sind die Wünsche schon recht klar, geht es um die konkreten weiteren Schritte, um das Ziel zu erreichen.

 Auf den Punkt gebracht !

  • Der Beruf ist ein zentraler Punkt in unserem Leben und hat daher einen großen Einfluss auf unseren Selbstwert.
  • Stärken- und Schwächenanalysen brauchen Zeit.
  • Kreative Zugänge können den Weg zum intuitiven Wissen bahnen.
  • Manchmal braucht es vor der eigentlichen Arbeit an den Stärken Vorarbeiten wie „Abschiednehmen vom alten Arbeitsplatz“.
  • Wünsche müssen im Coaching erlaubt sein.
  • Als Coach brauchen Sie Geduld.
  • Glauben Sie daran, dass jeder Mensch individuelle Stärken hat!

1.2 Methoden


1.2.1 Zirkusübung (Sabine Prohaska)


 Übung

Ziel der Übung: eigene Berufswünsche abklären, Stärken-/Schwächenanalyse, Nutzen des unbewussten Wissens

Dauer: ca. 25 Min.


Beschreibung:

Vorbemerkung: Diese Methode wirkt besonders stark, wenn sie relativ rasch zu Beginn des Coachingprozesses eingesetzt wird. Ein Überraschungsmoment erleichtert den Weg zum Unbewussten.

Ablauf:

Der Coachee soll sich vorstellen, dass er sich einen Job im Zirkus aussuchen kann. Er kann jede nur erdenkliche Aufgabe in diesem Rahmen wählen. Geben Sie jedoch keine Positionen vor, sondern lassen Sie mit Ihren Worten ein möglichst genaues Bild eines Zirkus entstehen. Muntern Sie den Coachee auf, sich in die Welt eines Zirkus hineinzuversetzen und dann den Bereich zu wählen, in dem er besonders gerne arbeiten möchte bzw. für den er meint, geeignete Stärken mitzubringen.

  1. Lassen Sie sich die gewählte Position gut beschreiben. Wie stellt sich Ihr Coachee diese Aufgabe vor? Welche Stärken braucht er dazu? Was würde ihm daran besonders gefallen? Etc. Es geht hier nicht darum, ob diese Vorstellungen realistisch sind, vielmehr geht es um die Einschätzung Ihres Coachees.
  2. Analysieren Sie dann gemeinsam, ob es sich um eine Rolle handelt, die ihn im Scheinwerferlicht oder im Hintergrund agieren lässt. Hat sie mit Menschen, Tieren oder Dingen zu tun? Übernimmt man Führungsaufgaben oder ist die Aufgabe kreativer Natur? Geht es um Dienstleistungen oder um handwerkliche Dinge?
  3. Notieren Sie die Ausführungen des Coachees, um sie anschließend noch einmal gemeinsam durchzugehen und daraus Erkenntnisse abzuleiten. Die Übung fördert auf lustige Art und Weise oft neue Aspekte der Berufswahl zutage, an die vorher nicht gedacht wurde.

Weitere Einsatzmöglichkeiten / Varianten:

Diese Methode eignet sich auch zur Verbesserung des eigenen Verkaufstalents, zum Beispiel als Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche. Dann nämlich geht es darum, die eigenen Stärken gut zu verkaufen. Das lässt sich mithilfe der Zirkusübung auf spielerische Art und Weise ausprobieren.

Der Coachee soll sich um die vorher gewählte Position im Zirkus bewerben und dabei seiner Fantasie freien Lauf lassen: Er soll ein paar Minuten lang etwas über sich und seine Erfahrungen in dieser Rolle erzählen, und das in den schillerndsten Farben und mit den tollsten Geschichten.

Quelle / Inspiration für die Übung:

Abwandlung des „Zirkusspiels“ nach Sabine Asgodom.

Fallbeispiel zur „Zirkusübung“

Ein junger Mann, 26 Jahre, kommt ins Coaching, weil er nach seinem Studienabschluss und einem...

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Cover1
Inhalt6
Vorwort8
Einleitung: Gut gefragt ist schnell gelöst10
1. Karrierecoaching20
1.1 Einleitende Gedanken20
1.2 Methoden23
1.2.1 Zirkusu?bung (Sabine Prohaska)23
1.2.2 Übergangsbru?cke (Verena Merkatz)26
1.2.3 Picture Workout (Sabine Prohaska)29
2. Entscheidungsfindung32
2.1 Einleitende Gedanken32
2.2 Methoden35
2.2.1 Mein neues Leben (Sabine Prohaska)35
2.2.2 Multiple Perspektiven (Andrea Jindra)38
2.2.3 Ausflug in die Zukunft (Franziska Schmalzl)40
3. Konfliktcoaching44
3.1 Einleitende Gedanken44
3.2 Methoden47
3.2.1 Menschen akzeptieren (Verena Merkatz)47
3.2.2 Musterunterbrechung (Verena Merkatz)51
3.2.3 „Wenn ich ein Löwe wär …“ (Franziska Schmalzl)55
4. Stressbewältigung und Burnout60
4.1 Einleitende Gedanken60
4.2 Methoden64
4.2.1 Rucksack meines inneren Antreibers (Franziska Schmalzl)64
4.2.2 Meine Energieräuber (Franziska Schmalzl)67
4.2.3 Talisman-Technik (Sabine Prohaska)70
5. Reflexion der eigenen Situation74
5.1 Einleitende Gedanken74
5.2 Methoden77
5.2.1 Hands-on (Sabine Prohaska)77
5.2.2 Soll-Ist-Vergleich (Andrea Jindra)79
5.2.3 Fähigkeitstransformation (Verena Merkatz)82
6. „Ganz schön verwirrend!“86
6.1 Einleitende Gedanken86
6.2 Methoden89
6.2.1 Meine Schlagzeile (Sabine Prohaska)89
6.2.2 Der Expertenstuhl (Franziska Schmalzl)92
6.2.3 Visualisierung mit Alltagsgegenständen (Georg Breiner)95
7. Starke Betroffenheit100
7.1 Einleitende Gedanken100
7.2 Methoden103
7.2.1 Mein Drehschalter zur Beruhigung (Franziska Schmalzl)103
7.2.2 Externalisierung (Paul Bischofberger)105
7.2.3 Die Ressourcen-Waage (Franziska Schmalzl)109
Zu guter Letzt: Keine Lösung in Sicht? Wäre doch gelacht! – Humorvolle Techniken im Coaching112
1. Einleitende Gedanken112
2. Methoden115
2.1 Das Welt- oder Selbstbild liebevoll karikieren115
2.2 Negatives Umdeuten – humorvolles Reframing116
2.3 Das Problem verschlimmern – paradoxes Arbeiten117
2.4 Dem Gummibaum lauschen – Dissoziation zum Perspektivenwechsel117
Autoren der Methoden und Fallbeispiele118
Die Methoden und ihre Themen / Einsatzmöglichkeiten119
Literatur122

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