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E-Book

Corporate Social Responsibility und ihre Bedeutung für die betrieblichen Anspruchsgruppen

AutorThomas Schrott
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2004
Seitenanzahl141 Seiten
ISBN9783638325714
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Note: Sehr gut, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, 159 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die CSR-Diskussion, welche in den USA ihren Ausgang genommen hat, findet seit kurzer Zeit auch in Europa relativ intensiv statt. Und das, obwohl bis vor wenigen Jahren niemand die traditionelle Arbeitsteilung - der Staat kümmert sich um Soziales, die Wirtschaft um den Profit - in Frage gestellt hätte. Kritiker weisen darauf hin, dass soziales Bewusstsein in europäischen Unternehmen im Gegensatz zu den USA immer schon vorhanden gewesen sei. Aber das wachsende soziale Engagement der Betriebe in Europa legt die Vermutung nahe, dass doch ein gewisser Nachholbedarf in puncto gesellschaftlicher Verantwortung besteht. In der wissenschaftlichen Literatur finden sich gegenwärtig zahlreiche Ansätze zur Theorie von CSR. Sehr beliebt sind auch Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen sozialem Engagement und der Produktivität des Unternehmens. Im Gegensatz dazu existieren nur wenig konkrete Arbeiten über den Stellenwert, welchen CSR bei den einzelnen Anspruchsgruppen hat. Andeutungen über die Relevanz von CSR sind zwar quer durch die Literatur verstreut, Publikationen, die gezielte Aussagen über die Bedeutung für die Anspruchsgruppen machen, sind allerdings rar. Die vorliegende Arbeit soll helfen, diese Forschungslücke zu schließen. Die hier vorgestellten Erkenntnisse dürften besonders für die Unternehmen wertvoll sein. Sie sind bei Umsetzung von CSR am meisten gefordert, da die Interessen aller Anspruchsgruppen gewahrt werden sollen. Das Ziel dieser Arbeit ist demnach, Antworten auf folgende fünf Fragen zu geben, wobei die zweite Frage im Mittelpunkt steht: •Was sind die theoretischen Grundlagen für CSR? •Welche Bedeutung hat CSR für die betrieblichen Anspruchsgruppen? •Wird CSR den Ansprüchen und Forderungen der Stakeholder gerecht? •Welche allgemeinen Gefahren und negativen Aspekte verbergen sich hinter CSR? •Welche Rolle wird CSR in Zukunft spielen? Der Leser soll die Standpunkte der einzelnen Anspruchsgruppen näher kennen und verstehen lernen. Darüber hinaus soll er einen umfassenden Einblick in die laufende CSR-Diskussion erhalten und neben der Theorie auch etwas über die Grundlagen der Nachhaltigkeit und des Stakeholder-Modells erfahren.

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Leseprobe

2 Nachhaltigkeit


 

2.1 Pessimistische und optimistische Sichtweise der Zukunft


 

Spekulationen über die Zukunft sind mit Unsicherheiten verbunden. Dennoch gibt es zwei Szenarien, welche versuchen, die künftige Entwicklung unseres Planeten vorwegzunehmen. Die pessimistische und die optimistische Sichtweise stellen zwei Extrempositionen der möglichen Entwicklung dar. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen.[48]

 

Meadows et al. liefern in ihrer Arbeit „The Limits to Growth“ eine pessimistische Sichtweise der Zukunft. Ihren Überlegungen liegt die Tatsache zu Grunde, dass die Ressourcen der Erde, welche die Basis unseres modernen Wirtschaftssystems darstellen, nicht erneuerbar und somit begrenzt sind. Mit Hilfe eines auf exponentiellem Wachstum begründeten Computer-Modells, simulieren sie die Auswirkungen heutiger Verhaltensweisen und geben Prognosen für die zukünftigen Entwicklungen ab. Daraus ergeben sich folgende essentielle Erkenntnisse: Innerhalb der nächsten 100 Jahre werden, ohne rechtzeitiges Einlenken, die nichterneuerbaren Ressourcen aufgebraucht sein. Dies kommt einem totalen Zusammenbruch unserer modernen Zivilisation gleich, weil die Wirtschaft von diesen Ressourcen abhängig ist. Selbst wenn es keine Ressourcenbeschränkungen gäbe, würde unser System früher oder später, z.B. infolge extremer Umweltverschmutzung oder Nahrungsknappheit, an seine Grenzen stoßen. Nur durch rasches Handeln und einer freiwilligen Beschränkung des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums kann das Schlimmste verhindert werden. Egal wozu sich die Menschheit entscheidet, zur sofortigen Mäßigung des bisherigen Lebensstils oder zum abrupten Zusammenbruch später, das Wirtschaftswachstum kommt in der pessimistischen Sichtweise so oder so zum Erliegen.[49]

 

Unter dem Titel „The Ultimate Ressource“ publizierte Simon eine alternative, optimistische Zukunftssichtweise. Er sieht langfristig einen positiven Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Lebensstandards und dem Bevölkerungswachstum. Mit zunehmendem Einkommen und wachsender Bevölkerung gäbe es weniger ernstzunehmende Knappheiten, geringere Kosten und allgemein größere Verfügbarkeit von Ressourcen. Gleichzeitig bestehe kein ernsthafter Grund, weshalb sich die bisherigen Trends hin zu günstigeren Preisen und einem höheren Lebensstandard nicht auch in Zukunft unendlich fortsetzen sollten. Simons Vision beruht auf der Feststellung, dass es der Menschheit schon in der Vergangenheit erfolgreich gelungen ist, mit schwierigen Situationen fertig zu werden. Es ist daher unwahrscheinlich, dass dies nicht auch in Zukunft gelingen sollte. Kurzfristig sind alle Ressourcen begrenzt, langfristig aber reagiert die Wirtschaft auf Knappheiten mit höheren Preisen, weshalb alternative Ressourcen gesucht und erschlossen werden. Ferner nimmt mit steigendem Einkommen der Menschen der Bedarf an sauberer Umwelt zu und auch die Bereitschaft, Geld dafür auszugeben, wächst. Da sowohl das Wirtschaftssystem als auch die Menschen angemessen auf ihr Umfeld reagieren, seien Meadows „Grenzen des Wachstums“ unrealistisch und reine Panikmache. Dort werde nämlich auf den Menschen als unbegrenzte „ultimative Ressource“ vergessen. Der Mensch sei aufgrund seines Wissens und seiner Kreativität der Garant für eine aussichtsreiche Zukunft.[50]

 

Ohne näher darauf eingehen zu wollen, welche Sichtweise der Zukunft realistischer ist, wird deutlich, dass beide Ansätze von den Menschen verlangen, aktiv zu werden. Bei Meadows, indem sich die Erdenbürger durch Selbstbeschränkung für die Zukunft genügend Ressourcen erhalten und bei Simon, indem die Menschen kraft ihres geistigen Potentials die Zukunft trotz knapper Ressourcen meistern. Ein Ansatz, der beiden Forderungen, Selbstbeschränkung und menschlichem Einfallsreichtum, gerecht wird, ist das Konzept der Nachhaltigkeit. So erachtet Meadows nachhaltiges Handeln im weiteren Verlauf seiner Arbeit als notwendig, um die bisherige zerstörerische Entwicklung zu stoppen und die materiellen Grundbedürfnisse des Menschen zu sichern. Es ist anzunehmen, dass auch Simon diesem Konzept positiv gegenübersteht, da es menschlichen Einfallsreichtum und Aktionismus braucht, um Nachhaltigkeit umzusetzen.[51]

 

2.2 Begriffsgeschichte


 

Der Begriff Nachhaltigkeit wurde zum ersten Mal im Jahre 1713 vom sächsischen Oberberghauptmann von Carlowitz in der Schrift „Sylvicultura Oeconomica“ verwendet. Darin liegt die Erkenntnis, dass die Ressourcen des Waldes nur dann fortdauernd bewirtschaftet werden können, wenn pro Jahr nicht mehr Bäume gefällt werden, wie in derselben Zeit nachwachsen. Es ist zielführend, von den „Früchten“ des Waldes zu leben und den Kapitalstock in seiner Substanz nicht zu gefährden.[52] Die kahlen Hügel der Mittelmeerländer bezeugen allerdings, dass dieses Prinzip nicht allerorts eingehalten worden ist. Dort fielen, ohne auf die Regenerationsfähigkeit der Natur Rücksicht zu nehmen, großräumige Waldflächen dem Haus- und Schiffsbau zum Opfer. Infolge der Erosion der Waldböden ist eine Wiederaufforstung dieser Gebiete heute so gut wie unmöglich.[53] Aber aus den Fehlern der Vergangenheit wurde nicht wirklich viel gelernt, denn überall auf der Welt sind die Menschen nach wie vor auf dem besten Wege, die Grundsätze einer nachhaltigen Bewirtschaftung zu missachten. Die besorgniserregende Zunahme des Energieverbrauchs, die steigenden Schadstoffemissionen und die wachsenden Müllberge bringen dies mehr als deutlich zum Ausdruck.[54]

 

1972 folgte mit Meadows „The Limits to Growth“ der Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Wie bereits angesprochen, wurden darin, anknüpfend an die bisherige Entwicklung der Erde, die möglichen Auswirkungen eines exponentiellen Wachstums der Bevölkerung, der Nahrungsmittelproduktion, der Industrie, der Umweltverschmutzung und des Rohstoffabbaus untersucht. Der Erkenntnis, dass ohne sofortiges Einlenken die Wachstumsgrenzen innerhalb der nächsten hundert Jahre erreicht sein werden, wurde in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit geschenkt. Dies besonders im Jahr 1973, wo die 1. Erdölkrise die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen mehr als verdeutlichte.[55]

 

Ebenfalls im Jahr 1972 fand in Stockholm die erste weltweite Umweltkonferenz statt. Sie markiert den Beginn der internationalen Umweltpolitik. Die daraus hervorgegangene Stockholmer Deklaration enthält 26 Prinzipien für Umwelt und Entwicklung. Weiters wurde das Erdbeobachtungssystem „Earthwatch“ ins Leben gerufen. Es hat die Aufgabe, globale Probleme frühzeitig zu erkennen und Warnungen auszusprechen. Bis heute ist der erste Tag der Stockholmer Konferenz, der 5. Juli, der internationale Tag der Umwelt.[56]

 

Doch erst als sich 1983 eine Arbeitsgruppe der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung mit der gerechten Verteilung der Rohstoffe der Erde und der Frage nach dem Erbe, welches künftigen Generationen hinterlassen werden soll, auseinanderzusetzen begann, gelang dem Nachhaltigkeitsbegriff der endgültige Durchbruch. Er wurde nun nicht nur in wissenschaftlichen Fachkreisen, sondern auch auf breiter politischer und gesellschaftlicher Ebene bekannt und diskutiert. Im abschließenden Bericht „Our Common Future“ oder auch „Brundtland-Bericht“ aus dem Jahr 1987 wird nachhaltige Entwicklung als Grundlage für eine gemeinsame Zukunft beschrieben.[57] Nachhaltigkeit ist dort wie folgt definiert: “Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.”[58] In der deutschen Übersetzung von Hauff heißt es entsprechend: “Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“[59]

 

Um die Forderungen und Empfehlungen des Brundtland-Berichts international bekannt zu machen, wurde 1992 der Umweltgipfel von Rio einberufen. In dieser Konferenz trafen etwa 10.000 Gesandte von 178 Ländern zusammen, um gemeinsam Lösungen für eine nachhaltige Zukunft zu finden. Es wurde besonders auf den globalen Kontext aufmerksam gemacht. Kein Land ist für sich selbst in der Lage etwas zu bewirken, es bedarf vielmehr der Zusammenarbeit aller Völker. So konnten trotz unterschiedlicher Interessenslagen der Länder die Deklaration von Rio über Umwelt und Entwicklung, die Klimaschutz-Konvention, die Artenschutz-Konvention, die Walddeklaration und die Agenda 21 (siehe 2.4.4) verabschiedet werden. Die Konferenz war somit mehr als erfolgreich.[60]

 

Seit dem Umweltgipfel in Rio gab es sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene zahlreiche Bemühungen, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Es wurden Gremien gegründet, Konferenzen (z.B. Menschenrechtskonferenz 1992 in Wien, Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo, Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking, Weltwüstenkonferenz 1997 in Rom, …) abgehalten und weitere...

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